Vater Rhein/ Märchen/ 190131 Bronzemädchen

Wer da glaubt, Märchen müssen immer alt, verstaubt und unwahr sein, sollte sich an den Niederrhein begeben.

An der, meines Erachtens schönsten Rheinpromenade überhaupt, in Rees am unteren Niederrhein sitzen zwei Bronzemädchen schweigend ins Gespräch vertieft. Es sind die Skulpturen des Bildhauers [[w:Jürgen Ebert (Bildhauer)|Jürgen Ebert]], die 2003 hier unter dem Namen "Zwiegespräch" aufgestellt wurden. In Rees kann man viele Plastiken, sei es im Stadtzentrum oder im Skulpturenpark bewundern - mit diesen zwei Mädchen hat es jedoch eine besondere Bewandtnis.

2004 machte der Autor H.D. von der Strauchburg diese zwei Figuren zu Haupt-Akteuren in seinem Märchen "Die Bronzemädchen"

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Sehr viele von euch werden glauben, daß es sich um ein Märchen oder eine Lügengeschichte handeln würde. Dem ist aber nicht so, weil jeder, der damals dabei war, bezeugen wird, daß diese Geschichte wahr ist.

Eben diese Geschichte spielt in der Nachkriegszeit im [Haus Aspel], einer alten Burganlage drei Kilometer entfernt von der Kleinstadt Rees (Stadtteil Haldern). Schwestern vom heiligen Kreuz haben diese Burganlage übernommen und zu einem Mädchenpensionat ausgebaut. Hier lernen nun auch zwei Mädchen mit Namen Laura und Yasmin. Heute würde man sagen, sie sind "[[w:Das Pubertier – Der Film|Pubertiere]]", mit allem was diese Spezies ausmacht. Sie sind aber auch feste Freundinnen - und um die besondere Bedeutung einer solchen Freundschaft geht es in dieser liebenswerten Geschichte.

Eines hat dieses Märchen aber mit denen anderer Erzähler gemein: Märchen enden nicht zwangsläufig immer nur gut.

Heute stehen und sitzen Yasmin und Laura als Bronzemädchen an und auf dem Geländer der Rheinpromenade. Sehr oft gehe ich zu ihnen hin und schaue die beiden an. Sie haben bis heute nichts von ihrer Schönheit, ihrer Freude und der Freundschaft zueinander verloren. Ich beobachte auch, wie freundlich und vorsichtig die Reeser mit den beiden umgehen.- An kalten Tagen legt ihnen auch schon mal jemand einen Mantel um, damit sie in ihren Sommerkleidern nicht frieren müssen.

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Neulich fragte ich die beiden, ob ich gehen solle, weil ich sie eventuelle stören würde. Yasmin lief dabei eine Träne über ihre linke Wange. - Es kann natürlich auch ein Tautropfen gewesen sein, weil ich sehr früh morgens an der Promenade war.

Wer mehr erfahren möchte, sollte an den Rhein fahren und mit dem Buch (antiquarisch ist es noch erhältlich) in der Hand vor den Mädchen Platz nehmen ...

Die Bronzemädchen, H.D. von der Strauchburg, 2004;nachgegangen-verlag gbr, ISBN 3-00-013639-8

Ludki 15:23, 31. Jan. 2019 (CET)