Varianten der klassischen Mechanik/ D'Alembert'sches Prinzip der virtuellen Arbeit
In den beiden vorangegangenen Kapiteln haben wir gesehen, dass sowohl Erhaltungssätze als auch Koordinatentransformationen die Lösungssuche bei Bewegungsgleichungen erleichtern können. Wenn wir also weiterhin z.B. vom sehr praktischen Energieansatz ausgehen wollen, um Bewegungsgleichungen herzuleiten, müssen wir uns jedoch im allgemeinen Fall, in dem nicht alle äußeren Kräfte Potentialkräfte sind, mit Folgendem begnügen:
Multipliziert man dies mit dt und führt die sog. "totale
Ableitung" ein, so wird
daraus:
Evtl. können aber die Bewegungsgleichungen durch eine geschickte Wahl
des Koordinatensystems einfacher gelöst werden. Hierzu ist also eine
Transformation notwendig, die die alten Koordinaten x auf die
neuen Koordinaten q abbildet (und umgekehrt):
Das totale Differential dx nähme dann folgende Form an:
Wir können letztere Gleichung auch dazu verwenden, um zu erfahren,
wie sich die Koordinate x unter einer kleinen Veränderung der
neuen Koordinate q (nämlich unter dq) und der Zeit t
(nämlich unter dt) verhält: sie ändert sich dann ihrerseits
um dx. Interessieren wir uns hingegen nicht für eine Veränderung
von x unter einer Variation der Zeit, dann müssen wir dt
gleich Null setzen. Aus der betrachteten Gleichung wird dann eine,
die die Variation der neuen Koordinate q
mit jener der alten (nämlich ) verknüpft:
Die Variation der Zeit ist also hingegen gleich Null: .
wird auch "virtuelle Verschiebung"
genannt, die auf folgende Gleichung für die sog. "virtuelle
Arbeit" führt:
Der Name ergibt sich, weil beide Seiten der ersten Gleichung die Dimension
einer Energie bzw. Arbeit besitzen und darin die virtuelle Verschiebung
erscheint. Das hier zitierte "d'Alembert'sche
Prinzip der virtuellen Arbeit" erscheint zunächst eher
trivial, da uns bereits nach Newton bekannt war, dass
gilt. Der Charme dieses Prinzips wird erst so richtig in mehreren
Dimensionen deutlich (was in späteren Kapiteln aber noch gezeigt werden
muss). Doch bereits im nächsten Kapitel wird es uns, wie hier bereits
angedeutet, bei Koordinatentransformationen sehr gute Dienste leisten.