Traktorenlexikon: Lindner S14

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Der S14 war der erste Traktor, der bei Lindner gebaut wurde. Der Schlepper ist auf einem stabilen U-Eisen-Rahmen aufgebaut. Als Antrieb wurde ein 14 PS-Warchalowski-4-Takt-Verdampfer-Motor verbaut. Der Antrieb auf das Getriebe erfolgt über Keilriemen. Eine angeflanschte Seilwinde wird mit dem Getriebe bedient.

Lindner S14
Linder S14 Baujahr 1949
Linder S14 Baujahr 1949
Basisdaten
Hersteller/Marke: Lindner
Modellreihe:
Modell: S14
Bauweise: Rahmenbauweise
Produktionszeitraum: 1948–1950
Maße
Eigengewicht: 1.095 kg
Länge: 2.400 mm
Breite: 1.380 mm
Höhe: 1.600 mm
Spurweite: vorne: 1.200 mm
hinten: 1.150 mm
Wenderadius ohne Lenkbremse: 5.500 mm
Standardbereifung: vorne: 5.00-16
hinten: 8.00-20 AL
Motor
Nennleistung: 10 kW, 14 PS
Nenndrehzahl: 1.200/min
Zylinderanzahl: 1
Hubraum: 1.300 cm³
Kraftstoff: Diesel
Kühlsystem: Verdampfer
Antrieb
Antriebstyp: Hinterrad
Getriebe: 4/1
Höchstgeschwindigkeit: 15 km/h

Warchalowski H 130, liegender 4-Takt-Dieselmotor

  • Bohrung: 110 mm

Einspritzpumpe

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Friedmann & Maier - Austria: Baugleich mit Einspritzpumpe Steyr 80
Der Pumpenkolben der Pumpe sollte sich in ausgebauter Lage (wie im Bild) ca. 10 mm mit 2 Daumen hineindrücken lassen. Auch die Gasregelung (Querstange) sollte sich ohne Mühe bewegen lassen.
Einspritzzeitpunkts-Einstellung nicht nicht erforderlich, da die Nockenwelle in synchroner Lage mit der Kurbelwelle werksmäßig verbunden wurde.
Der Nockenstößel sollte sich in der hinteren Totpunkt-Lage ganz leicht vom Kolben der Einspritzpumpe abheben. Somit ist die Rückstellfeder der Einspritzpumpe im Ruhezustand nicht weiter belastet.

Kühlsystem / Verdampfer

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Der S14 verfügt über einen Kühlwasserüberlauf, welcher sich in Fahrtrichtung rechts vor dem Schwungrad versteckt.

  • Füllmenge: Wasser kann eingefüllt werden bis aus dem Überlauf Wasser fließt (ca.10-15 Liter ausreichend für 6-8 h Betriebsdauer)

Der Traktor verfügt außerdem über einen Frostschutzstopfen (∅ ca. 60 mm), welcher auf der rechten Seite im Zylinderkopf durch Hammerschläge so verformt wird, dass er sich der Bohrung im Zylinderkopf anpasst. Zusätzliches Aufbringen von temperaturbeständiger Dicht-Klebemasse hilft bei der Abdichtung. Dieser wird vor einem Frostschaden des Motors aus dem Zylinderkopf gedrückt.

Startvorgang

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  • Kühlwasser und Diesel füllen
  • Treibstoffleitungen entlüften
  • Die Kurbel in die Bohrung der linken Schwungscheibe stecken
  • Am Zylinderkopf den Dekompressionshebel in die waagerechte Position stellen (keine Kompression, folglich lässt sich der Motor nun mehrere Umdrehungen frei drehen).
  • Handgashebel auf Vollgas stellen (ganz nach oben ziehen)
  • Mit der Kurbel die Schwungmasse so schnell es geht antreiben, bei max. möglicher Drehzahl nun (am besten durch eine zweite Person) den Dekompressionshebel nach unten drücken und noch so lange weiter kurbeln (ca.1-2sec) bis der Motor läuft.
  • Handgas nun etwas verringern.
  • Drehzahlsteuerung ist beim S14 nur durch einen Handgashebel möglich.

Der Motor ist in der verbauten Konfiguration an einen geschlossenen Steuerkreis gebunden, was bedeutet, dass der Motor ohne Änderung der Handgasstellung entweder beschleunigt oder verzögert. Eine "ideale" neutral-Position des Motors ist mit dem Handgashebel nur sehr schwierig zu erreichen.
Ein Problem, das dadurch entstehen kann (eigene Erfahrung) ist, dass die Rückstellung des Gaszugs ausfällt bzw. bricht, dann dreht der Motor immer höher, was schlussendlich unweigerlich zum Zerstören des Motors führen würde.
Mögliche Lösungsansätze zur Prävention:

  • Die Rückstellfeder mit einem Splint gegen "herunterhüpfen" sichern.
  • Alle relevanten Komponenten doppelt checken!

Sollte der Motor sich dennoch dazu entscheiden, sich selbst zu zerstören, einfach durch dauerhaftes Betätigen des Einspritzhebels an der Einspritzpumpe den Kontakt zwischen Nockenstößel und Einspritzpumpe unterbrechen (kein Diesel -> keine Drehzahlerhöhung).

Kupplung

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Die Rückstellfeder des Kupplungspedals hat folgende Abmaße;

  • Außendurchmesser: 20 mm
  • Drahtdurchmesser: 3,0 mm
  • Länge: 100 mm

Getriebe

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4 Vorwärtsgänge und ein Rückwärtsgang

  • Füllmenge: unbekannt

Einfüllschraube für Getriebeöl mit Vierkant; dieser ist in Fahrtrichtung links unter dem Fahrersitz zu finden.
Es ist keine Ablassschraube für das Getriebeöl vorgesehen.
Auf dem Bild zu sehen:
Schalt-Getriebeeinheit eines Lindner S14: Einfüllschraube, Ganghebel, Handgashebel, Getriebegehäuse

Geschwindigkeiten vor- und rückwärts

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Zapfwelle

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Zapfwellenschutz, und dauerhafte Antriebsverbindung durch Keilriemenantrieb zum Mähwerksantrieb.

Trommelbremsen links und rechts in der Hinterachse. Die Trommelbremsbeläge drücken durch Bremsnocken, die direkt mit dem Bremspedal und der Handbremse verbunden sind, auf die Innenseite der Bremstrommel. Die Rückstellung des Bremspedals erfolgt durch eine große, offen zugängliche Feder, am Unterboden des Traktors. Die Bremsbeläge werden durch 4 Federn je Seite in der Trommelbremse zurückgestellt.

  • Außendurchmesser: 15 mm
  • Drahtdurchmesser: 1,5 mm
  • Länge zwischen den Aufhängepunkten: 85 mm
  • Stückzahl: 4

Wurden mit diesen Maßen bereits bestellt und verbaut... hat einwandfrei geklappt. Diese Federn hatten sich bei unserem S14 in der Bremse verfangen und sind zu einem Drahtnest geworden, indem sie sich um die Radnabe gewickelt haben...

Handbremse einstellen

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Die Start- und Endlage des Handbremshebels kann durch eine Längenveränderung der Stahlseil- oder Kettenverbindung unter dem Traktor recht schnell eingestellt werden.

Handbremse rastet nicht ein

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Abhilfe kann durch eine Generalreinigung der beteiligten Komponenten alleine meist nicht geschaffen werden. Dies ist jedoch ist vor einem Austausch verdächtiger Teile sicher ein guter Anfang.

Bremswirkung zu gering

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Tritt Getriebeöl durch den Simmerring der Achse in die Bremstrommel ein, laufen die Bremsbeläge im Öl und können keine Bremswirkung mehr erzielen. Abhilfe kann durch einen neuen Simmerring und am besten zusätzlich durch ein abgedichtetes und auf Lebensdauer geschmiertes Lager geschaffen werden.

Im S14 befinden sich beidseitig sogenannte Steckachsen, d.h. nach dem Lösen des Lagerflansches kann die Achse einfach mit einem Flughammer samt dem Lager und dem Radialwellendichtring aus dem Gehäuse gezogen werden.
Auf der Hinterachse verbaut sind je Seite:

  • Ein einreihiges Rillenkugellager gr. 6309-2RS Bohrung 45 mm, Außendurchmesser 100 mm, Breite 25 mm
  • Ein RWD-Ring / Simmerring gr. Innen x Außen x Breite: 55 x 80 x 10 mm

Die Drehmomenten-übertragung von der Radnabe zum Rad erfolgt über eine nur eingelegte Passfeder (diese ist nicht verschraubt oder irgendwie befestigt)

Lenkung & Steuerung

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Gasregelung nur durch Handgas. Klemmung des Gaszuges erfolgt durch je eine M5 Schraube mit Scheibe und Seegering.
Orginal-Gaszug:

  • Durchmesser 1,5 mm
  • Länge 1,600 mm

Gasregler-Rückstellfeder: (frei zugänglich)

  • Außendurchmesser: 11 mm
  • Drahtdurchmesser: 1,2 mm
  • Länge: 65 mm

Elektrische Ausrüstung

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  • Lichtmaschine: Angetrieben durch einen Keilriemen
  • Nenndrehzahl: ca. 2.500 U/min (Berechnet aus der Motordrehzahl und der Riemenübersetzung)
  • Nennspannung: 6 V (bei uns leider nur 0,6 V bei Nenndrehzahl, Problem unbekannt)
  • Sicherungskasten: befindet sich links neben dem Handgashebel
  • Verbaute Sicherungen:
  • Frontscheinwerfer, Rücklichter mit Bremsleuchte

Maße und Gewichte

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  • Achslast vorne: 400 kg
  • Achslast hinten: 800 kg
  • Gewicht: 1.200 kg

Bereifung

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Originalbereifung

  • vorne: 5.00-16
  • hinten: 8.00-20, Felge ohne Zentrierschrauben

Reifendruck:

  • vorne:
  • hinten:

Füllmengen

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  • Motoröl: 2,8 Liter HD 30
  • Getriebeöl:
  • Kühlwasser: ca. 10 Liter
  • Kraftstoff: ca. 20 Liter Diesel

Verbrauch

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Sonderausrüstung

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  • Zapfwelle
  • Mähwerk
  • Seilwinde
  • Ackerschiene

Literatur

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  • Lindner-Einzylinder-Traktoren. In: Oldtimer Traktor. Nr. 04/2015, VF Verlagsgesellschaft mbH, Mainz, S. 10 ff..
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