Topographische Anatomie: Obere Extremität: Unterarm

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Die Haut des Unterarms wird ventral von zwei, dorsal von einem Hautnerven versorgt

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Die Haut des Unterarms wird nahezu analog zur Haut des Oberarms innerviert. Das mediale Gebiet wird vom Nervus cutaneus antebrachii medialis versorgt, das hintere von einem Nervus-radialis-Ast; nur das laterale Gebiet weicht vom Muster des Oberarms ab, denn es wird vom Endast des Nervus musculocutaneus versorgt.

Die Haut des Unterarms wird fast genauso wie die Oberarm-Haut von entsprechenden Hautnerven innerviert:

  • Das mediale Gebiet wird vom Nervus cutaneus antebrachii medialis versorgt, der wie sein Gegenstück für den Oberarm aus dem Fasciculus medialis hervorgeht und ein Stück weit im Nerven-Gefäß-Strang verläuft. Etwa auf der Hälfte Oberarms verlässt er den Strang und durchbohrt in Begleitung der Vena basilica die Oberarmfaszie; anschließend spaltet er sich in zwei Äste auf (Rami anterior und ulnaris), die zu ihren Arealen ziehen.
  • Das laterale Gebiet versorgt nicht der Nervus radialis, sondern der Endast des Nervus musculocutaneus. Dieser Nerv zieht zwischen den Musculi brachialis und biceps brachii zur Seite und gelangt lateral der Bizepssehne als Nervus cutaneus antebrachii lateralis an die Oberfläche.
  • Für das hintere Gebiet, das wie bei Oberarm nur recht schmal ist, ist der Nervus cutaneus antebrachii posterior zuständig, der wie sein Gegenstück für den Oberarm vom Nervus radialis abstammt; dabei zweigt er nach verlassen des Sulcus nervi radialis von ihm ab.

Lymphgefäß-Bündel, die Membrana interossea und Pro- und Supination sind besondere Charakteristika des Unterarms

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Die Bündel der oberflächlichen Lymphgefäße am Unterarm laufen zu einem Kollektorenbündel zusammen

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Man erinnere sich, dass aus dem distalen dorsalen Venennetz die Venae cephalica und basilica hervorgehen und auf ihrem Weg nach proximal von oberflächlichen Lymphgefäßen begleitet werden. Diese Lymphgefäße teilt man in Bündel (oder Territorien) ein. Am Unterarm unterscheidet man dabei ein radiales, ein mediales und ein ulnares Bündel, die zu einem medialen Kollektorenbündel um die Vena basilica zusammenlaufen. Dieses Bündel zieht dann zu den Lymphknoten der Axilla. Am Oberarm gibt es zusätzlich ein dorsolaterales Bündel, das gemeinsam mit der Vena cephalica verläuft.

Die Membrana interossea ist eine wichtige Stützeinrichtung

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Die Membrana interossea ist eine Faserplatte, die aus straffem Bindegewebe besteht und sich zwischen Radius und Ulna ausspannt. Proximal besitzt sie eine Aussparung, in die die Tuberositas radii während der Pronation ausweichen kann; im Anschluss daran findet sich die Corda obliqua, ein Faserstrang, dessen Fasern entgegengesetzt zu denen der Membrana interossea verlaufen. Die Membrana interossea hat drei zentrale Funktionen. Indem sie Radius und Ulna miteinander verbindet, koppelt sie erstens die beiden Radioulnargelenke und verhindert dabei, dass sich die beiden Unterarmknochen gegeneinander verschieben; zweitens verteilt sie die bei Pronation und Supination auftretende Kräfte auf beide Knochen und drittens trennt sie Streckmuskeln des Unterarms von Beugemuskeln.

Pronation und Supination sind die besonderen Bewegungen am Unterarm

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Das distale und das proximale Radioulnargelenk gewährleisten am Unterarm eine besondere Bewegungsform: die Einwärtswendung (Pronation), woran verschiedene Muskeln beteiligt sind. Bei dieser Bewegung überkreuzt der Radius die Ulna, wobei die entsprechenden Gelenkflächen im Ellenbogengelenk um etwa fünf Grad nach medial und lateral gekippt werden. Zudem vollführt die Hand eine halbe Drehung, so dass die Handfläche nicht mehr nach ventral, sondern nach dorsal weist. Bewegt man die Hand zurück in die Ausgangsstellung, dann vollzieht man eine sogenannte Supination, so dass die beiden Unterarmknochen schließlich wieder parallel zueinander stehen. Bei Frakturen gipst man den Unterarm in dieser Stellung ein, weil die Radius und Ulna dabei so weit voneinander entfernt sind, dass sich praktisch keine Knochenbrücken zwischen ihnen ausbilden können. Eselsbrücke: Hält man eine Schale Suppe in den Händen, ist der Unterarm supiniert. Schneidet man mit einem Messer Brot, so ist der Unterarm proniert.

Am Unterarm gibt es Streck- und Beugemuskeln

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Die Ursprünge der Unterarmmuskeln folgen meist einer einfachen Systematik: Flexoren entspringen vom medialen, Extensoren vom lateralen Epicondylus

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Die Muskeln des Unterarms sind in drei Logen gegliedert. Wir blicken von distal auf einen schematisierten Schnitt durch den Unterarm. Ventral befindet sich die Beugerloge (grün), die sich in eine oberflächliche (hell) und eine tiefe Schicht (dunkel) untergliedern lässt. Dorsal befindet sich sowohl die Streckerloge (magenta) als auch die Radialisgruppe (blau).

Der Unterarm enthält eine Vielzahl von Muskeln, die in drei Logen unterteilt werden: in eine ventrale Beugerloge und in eine Strecker- sowie in eine Radialisloge, die sich beide auf der dorsalen Seite befinden. Wie es auch bei anderen Muskelgruppen der Fall ist, besitzen sowohl die einzelnen Muskeln als auch die gesamte Gruppe Faszien. Die Gesamtfaszie wird am Unterarm jedoch zusätzlich verstärkt, und zwar von Retinacula, die distal lokalisiert sind, und zwar sowohl auf der ventralen Seite (Retinaculum musculorum flexorum) als auch auf der dorsalen Seite (Retinaculum musculorum extensorum). Die Muskeln selbst werden weitgehend nach ihrer Funktion benannt; zur besseren Charakterisierung enthalten sie oftmals auch noch Angaben zur Lage und, wenn nötig, zu ihrer Länge oder ihrer Form. Der Musculus extensor carpi radialis brevis beispielsweise ist ein Streckmuskel ("Musculus extensor carpi"), der an der radialen Seite liegt ("radialis") und kurz ist ("brevis"); demgegenüber wirkt der Musculus pronator teres als Einwärtswender ("Pronator") und ist rund ("teres").

 
Schema der Handknochen. An den Karpus schließen sich die Metakarpalknochen an, ihnen folgen die Digiti, die sich in Phalangen untergliedern: Phalanx proximalis und distalis sowie medialis (nicht am Daumen).

Hinsichtlich ihres Ursprungs folgen die meisten Muskeln einer einfachen Systematik: die meisten Flexoren entspringen am medialen Epicondylus, die meisten Extensoren am lateralen Epicondylus. Ihre Sehnen setzen in der Regel an Knochen der Hand an. Zwar werden wir die Hand im folgenden Kapitel genau untersuchen, dennoch sei an dieser Stelle erwähnt, dass man die Handknochen unterteilt in einen Karpus (Handwurzel, bestehend aus zwei Reihen individueller Knochen), einen daran anschließenden Metacarpus (Mittelhand) und in wiederum daran folgende Digiti (Finger). Diese Digiti gliedern sich in eine proximale und eine distale Phalanx mit einer medialen dazwischen; am Daumen fehlt die mediale Phalanx. Mit den Unterarmknochen steht die Hand in gelenkiger Verbindung, und zwar über das proximale Handgelenk; wie wir sehen werden, wird das entsprechende distale Handgelenk von den Karpalknochen gebildet.

Die Beugerloge gliedert sich in eine oberflächliche Schicht mit fünf Muskeln und eine tiefe Schicht mit drei Muskeln

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Die Beugerloge an der ventralen Seite des Unterarms untergliedert man in eine oberflächliche und eine tiefe Schicht.

 
Man unterscheidet fünf oberflächliche Flexoren. Der Pronator teres und der Flexor carpi ulnaris rahmen den Palmaris longus und den Flexor carpi radialis ein; darunter liegt der oberflächliche Fingerbeuger. Der Brachioradialis wirkt zwar auch als Beuger, wird jedoch aus Gründen der Systematik zur Radialisgruppe gezählt.
 
Es gibt drei tiefe Flexoren. Wenn man die oberflächlichen Beuger entfernt, hat man Blick auf die Muskeln der tiefen Schicht. Man erkennt den tiefen Fingerbeuger mit seinem unmittelbaren Nachbarn Flexor pollicis longus. Darunter befindet sich am distalen Unterarm der Pronator quadratus. Der Supinator, der hier ebenfalls zu sehen ist, wird zur tiefen Extensorenschicht gezählt, wenngleich er in seinem Verlauf am ventralen Unterarm erscheint.
  • Zur oberflächlichen Schicht gehören fünf Muskeln:
    • Der Musculus pronator teres (runder Einwärtswender) hat zwei Köpfe. Während das Caput humerale vom Epicondylus medialis ausgeht, entspringt das Caput ulnare vom Processus coronoideus der Ulna, beide Köpfe vereinigen sich und inserieren am Radius. Dieser Muskel ist einer der Muskeln, die die Ellenbeuge begrenzen.
    • Auch der Musculus flexor carpi ulnaris besitzt zwei Köpfe, und zwar ebenfalls ein Caput humerale und ein Caput ulnare. Der humerale Kopf entspringt wie beim Pronator teres vom medialen Epicondylus, der ulnare Kopf geht dagegen vom Olecranon ab. Beide Köpfe vereinigen sich zu einem gemeinsamen Bauch, der in eine kurze Sehne ausläuft. Diese zieht schließlich zum Hamulus ossis hamati (die Erhebung eines der Handwurzelknochen) und zur Basis des Os metacarpale V; in diese Sehne ist als Sesambein das Os pisiforme ("Erbsenbein") eingelagert, das ebenfalls zu den Handwurzelknochen gerechnet wird. Da der Musculus flexor carpi ulnaris der am medialsten gelegene Flexor des Unterarms ist, wird er nicht wie die meisten anderen Beuger vom Nervus medianus innerviert, sondern vom Nervus ulnaris, der den Muskel als Leitstruktur verwendet. Die Musculi pronator teres und flexor carpi ulnaris rahmen zwei Muskeln ein:
    • Der erste ist der Musculus flexor carpi radialis, der ebenfalls am Epicondylus medialis entspringt. Seine Sehne zieht seitlich in den Karpaltunnel ein, d. h. in den osteofibrösen Kanal, der aus einer knöchernen Rinne (Handwurzelknochen) und dem darüber hinwegziehenden Retinaculum flexorum besteht; dabei verursacht die Sehne eine Rinne im Os trapezium (einer der Handwurzelknochen). Schließlich gelangt die Sehne zur Basis des Os metacarpale II. Der Muskel wirkt zum einen auf das proximale Handgelenk ein, zum anderen ist er ein wirksamer Pronator.
    • Der zweite Muskel ist der Musculus palmaris longus, der große Variabilität aufweist oder sogar vollständig fehlen kann. Wenn er vorhanden ist, dann entspringt er ebenfalls vom medialen Epicondylus. Seine schmale lange Sehne zieht über das Retinaculum flexorum hinweg und endet in der Palmaraponeurose (eine stabile Faserplatte auf der Handfläche).
    • Unterhalb der eben genannten Muskeln verläuft der Musculus flexor digitorum superficialis; man kann ihn am Unterarm gut spüren, wenn man die Finger beugt. Der Muskel hat zwei Köpfe, das Caput humero-ulnare (Ursprung: medialer Epicondylus) und das Caput radiale (Ursprung: Radius), die in vier unterscheidbare und je einzeln von Ästen des Nervus medianus innervierte Muskelbäuche übergehen. Die Sehnen dieser Bäuche durchqueren den Karpaltunnel und inserieren an den medialen Phalangen II bis V. Dabei teilen sich die Sehnen kurz vor ihrem Ansatz, um die Sehnen des tiefen Fingerbeugers passieren zu lassen - aus diesem Grund wird der Musculus flexor digitorum superficialis auch als "Perforatus" bezeichnet.
  • Die tiefe Schicht der Beugerloge besteht aus drei Muskeln:
    • Der am tiefsten gelegene Muskel ist der platte Musculus pronator quadratus (quadratischer Einwärtswender), der sich am distalen Unterarm zwischen Radius und Ulna ausspannt und in eine obeflächliche und eine tiefe Portion unterteilt wird. Neben der Pronation hat er die Aufgabe, das distale Radioulnargelenk zu sichern. Man beachte, dass dieser Muskel von einem besonderen Ast des Nervus medianus innerviert wird, und zwar vom Nervus interosseus antebrachii anterior.
    • Der Musculus flexor digitorum profundus hat ein großes Ursprungsgebiet, das sich von der Ulna bis auf die Membrana interossea erstreckt. Im Gegensatz zu seinem oberflächlichen "Bruder" teilt er sich nicht in vier Bäuche auf, sondern nur in zwei, von denen einer für den Zeigefinger reserviert ist; außerdem ziehen seine Sehnen nicht zur medialen, sondern zur distalen Phalanx, wobei sie die geteilten Sehnen des oberflächlichen Fingerbeugers durchqueren - daher bezeichnet man den tiefe Fingerbeuger auch als "Perforans". Wegen seiner medialen Lage wird dieser Muskel nicht nur vom Nervus medianus, sondern auch vom Nervus ulnaris innerviert.
    • Den Musculus flexor pollicis longus kann man als Teil des Musculus flexor digitorum profundus betrachten. Er entspringt von einem großen Bereich des Radius und der Membrana interossea. Seine Sehne zieht analog zu den Sehnen des tiefen Fingerbeugers zur distalen Phalanx des Daumens; dabei geht sie zwischen den beiden Köpfen des kurzen Daumenbeugers hindurch. Wie der Musculus pronator quadratus wird dieser Muskel vom Nervus interosseus antebrachii anterior innerviert, einem besonderen Ast des Nervus medianus.
Muskel Ursprung Ansatz Innervation Anmerkungen
Musculus flexor carpi ulnaris Humerus: Epicondylus medialis Hand: Hamulus ossis hamati, Os metacarpale V Nervus ulnaris Zwei Köpfe
Musculus pronator teres Radius Nervus medianus Zwei Köpfe
Musculus flexor carpi radialis Hand: Os metacarpale II
Musculus palmaris longus Palmaraponeurose Sehr variabel
Musculus flexor digitorum superficialis Hand: Phalanges mediales II bis V Zwei Köpfe, vier Bäuche
Musculus pronator quadratus Distale Ulna Distaler Radius
Musculus flexor pollicis longus Radius und Membrana interossea Hand: Phalanx distalis des Daumens Teil des tiefen Fingerbeugers
Musulus flexor digitorum profundus Ulna und Membrana interossea Hand: Phalanges distales II bis V Nervus medianus und Nervus ulnaris (Finger IV und V) Zwei Bäuche

Die Muskeln der Rückseite werden in zwei Gruppen untergliedert: in die Radialisgruppe (drei Muskeln) und in die Extensorenloge (drei oberflächliche, fünf tiefe Muskeln)

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Die dorsalen Muskeln werden in zwei Gruppen eingeteilt, und zwar in die Radialis- und in die Extensorengruppe. Die meisten dieser Muskeln ziehen dabei unter dem Retinaculum extensorum hindurch, und zwar durch insgesamt sechs Sehnenfächer, osteofibröse Kanäle für die Sehnen. Alle Muskeln werden dabei vom Nervus radialis versorgt.

 
Radialisgruppe und oberflächliche Extensorenloge. An der radialen Seite kann man die drei Muskeln der Radialisgruppe erkennen, die ihren Ursprung kontinuierlich immer weiter distal haben. Außerdem sind sämtliche Muskeln der oberflächlichen Streckerloge erkennbar: der Fingerstrecker, der Kleinfingerstrecker und der Extensor carpi ulnaris.
 
Die tiefe Extensorenloge beherbergt fünf Muskeln. Am proximalsten liegt der Supinator, der dann auf die Beugerseite zieht. Weiter distal befinden sich die drei langen Daumenmuskeln sowie der Zeigefingerstrecker (Extensor indicis).

Radialisgruppe

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Die Radialisgruppe des Unterarms umfasst drei Muskeln, nämlich den Musculus brachioradialis und die beiden radial gelegenen Karpalextensoren. Sie entspringen von lateralen Anteilen des Humerus - wie die Muskeln der Extensorenloge.

  • Der Musculus brachioradialis nimmt eine Sonderstellung ein, denn er liegt auf der ventralen Seite des Unterarms und wirkt unter bestimmten Umständen als Beuger. Er entspringt am seitlichen Humerus sowie am Septum intermusculare laterale und zieht zum Processus styloideus des Radius; aufgrund seiner besonderen Lage zieht er dabei durch kein Sehnenfach hindurch. Je nach Stellung der Unterarmknochen wirkt er als Pronator oder Supinator; als Beuger wird er nur in der sogenannten Neutral-Null-Stellung (Semipronationsstellung) wirksam, d. h. in der Zwischenstellung zwischen Pronation und Supination. Dabei lässt sich die Funktionsfähigkeit des Nervus radialis testen: dehnt man die Sehne des Musculus brachioradialis kurz vor seiner Ansatzstelle, so wird bei intaktem Nervus radialis der Unterarm gebeugt (Radiusperiostreflex).
  • Der Musculus extensor carpi radialis longus entspringt vom Humerus, etwas weiter distal als der Musculus brachioradialis, und zieht durch das zweite Sehnenfach zur Basis des Os metacarpale II.
  • Sein kurzer "Bruder", der Musculus extensor carpi radialis brevis, entspringt noch weiter distal. Auf seinem Weg zur Ansatzstelle wird er weitgehend von jenem überdeckt, die Sehnen der beiden radialen Extensoren ziehen dagegen nebeneinander nach distal. Der Musculus extensor carpi radialis brevis durchquert ebenfalls das zweite Sehnenfach, zieht aber nicht zur Basis des zweiten, sondern des dritten Metakarpalknochens. Die beiden radialen Extensoren wirken nicht nur als Strecker, sondern auch als Radialabduktoren, d. h. sie bewirken eine Kippung der Hand zur Seite hin.
Muskel Ursprung Ansatz Innervation Anmerkungen
Musculus brachioradialis Lateraler Humerus Radius: Processus styloideus Nervus radialis Wirkt bei Semipronationsstellung als Beuger
Musculus extensor carpi radialis longus Hand: Os metacarpale II Zieht durchs 2. Sehnenfach; bedeckt den Brevis
Musculus extensor carpi radialis brevis Hand: Os metacarpale III Zieht durchs 2. Sehnenfach; entspringt vom lateralen Epicondylus

Extensorenloge

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Die Extensorenloge wird analog zur Beugerloge in zwei Schichten unterteilt.

 
Die Muskeln der Unterarm-Rückseite ziehen durch Sehnenfächer. Die Muskeln des dorsalen Unterarms ziehen - von Sehnenscheiden umhüllt - unter dem Retinaculum extensorum hindurch, und zwar an genau definierten Stellen. Schließlich enden sie meist in der Dorsalaponeurose. Man beachte die Querverbindungen des Fingerstreckers.
  • Die oberflächliche Schicht enthält drei Muskeln:
    • Der Fingerstrecker, Musculus extensor digitorum, entspringt vom Epikondylus lateralis, und zwar von einer etwas distaler gelegenen Stelle, und teilt sich distal in vier Sehnen auf, die gemeinsam durch das vierte Sehnenfach ziehen und in die Dorsalaponeurose der Finger II bis V einstrahlen. Weil zwischen den Sehnen Querverbindungen bestehen (Connexus intertendinei), haben die einzelnen Finger nur eine recht geringe Selbsständigkeit. Dies wird beispielsweise dann deutlich, wenn man den Mittelfinger beugen und dabei den Ringfinger gestreckt halten möchte.
    • Der Kleinfinger-Strecker, Musculus extensor digiti minimi, ist vom Fingerstrecker durch ein Sehnenblatt getrennt. Er entspringt vom Epicondylus lateralis und von diesem Sehnenblatt und liegt distal neben dem Fingerstrecker. Die Sehne zieht durch das fünfte Sehnenfach hindurch und läuft in die Dorsalaponeurose des kleinen Fingers ein.
    • Der Musculus extensor carpi ulnaris ist der medialste Muskel dieser Schicht und besitzt zwei Köpfe. Der eine Kopf (Caput humerale) entspringt vom Epicondylus lateralis, der andere Kopf (Caput ulnare) von der Ulna; beide Köpfe vereinigen sich bald. Die Sehne passiert das sechste Sehnenfach und setzt - analog zu seinem Gegenstück an der Vorderseite - an der Basis des Os metacarpale V an. Der Musculus extensor carpi ulnaris wird bei Abduktion des Daumens reflektorisch angespannt und verhindert so die Abduktion der ganzen Hand.
  • Die tiefe Schicht enthält fünf besondere Muskeln. So gibt es einen Supinator, einen Muskel für den Zeigefinger und drei Muskeln für den Daumen.
    • Der Musculus supinator entspringt vom lateralen Epikondylus und von einem eigenen Kamm an der proximalen Ulna (Crista musculi supinatoris), umgreift den Radius und setzt an der Beugerseite an, und zwar zwischen der Tuberositas radii und dem Ansatz des Musculus pronator teres. Er wird vom tiefen Ast des Nervus radialis durchbohrt ("Supinatorkanal").
    • Die Musculi abductor pollicis longus und extensor pollicis brevis kann man zu einer Einheit zusammenfassen, weil beide Muskeln fast völlig gleichartig verlaufen und oftmals sogar miteinander verwachsen sind. Sie entspringen von einem ausgedehnten Bereich, der sich von der Ulna über die Membrana interossea bis zum Radius erstreckt. Ihre Sehnen ziehen durch das erste Sehnenfach und enden an Gliedern des Daumens, und zwar an der Basis des Os metacarpale I (Musculus abductor pollicis longus) und an der Basis der proximalen Daumen-Phalanx (Musculus extensor pollicis brevis).
    • Der Musculus extensor pollicis longus hat zwar ebenfalls ein ausgedehntes Ursprungsgebiet, das sich über Bereiche beider Unterarmknochen und der Membrana interossea erstreckt, aber er liegt zum einen distal des Musculus abductor pollicis longus und zum anderen zieht seine Sehne nicht durch das erste, sondern durch das dritte Sehnenfach, um an der distalen Daumen-Phalanx anzusetzen. Wenn man den Daumen abspreizt, kann man die Sehnen der drei eben betrachteten Daumenmuskeln gut erkennen. Außerdem sieht man, dass sie aufgrund des Verlaufs durch unterschiedliche Sehnenfächer eine Rinne bilden, die sogenannte Tabatière ("Schnupftabakdose"), in der man den Puls der Arteria radialis fühlen kann.
    • Der Zeigefinger-Strecker, Musculus extensor indicis, ist der medialste Muskel der tiefen Schicht. Er entspringt von der distalen Ulna, zieht durch das vierte Sehnenfach und strahlt schließlich in die Dorsalaponeurose des Zeigefingers ein.

Sehnenfächer

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Wir haben gesehen, dass die Extensoren des Unterarms durch Sehnenfächer ziehen. Das erste und das dritte Sehnenfach sind dabei für Daumenmuskeln reserviert, durch das zweite und das sechste Sehnenfach ziehen die Musculi extensores carpi radiales und ulnaris, und das vierte und das fünfte Sehnenfach sind Durchtrittsstellen für die "Einzelfingermuskeln", d. h. für den Musculus extensor indicis und den Musculus extensor digiti minimi.

Muskel Ursprung Ansatz Innervation Anmerkungen
Musculus extensor digitorum Humerus: Epicondylus lateralis Hand: Dorsalaponeurose der Digiti II bis V Nervus radialis Zieht durchs 4. Sehnenfach
Musculus extensor digiti minimi Hand: Dorsalaponeurose des Digitus V Zieht durchs 5. Sehnenfach; entspringt auch von einem trennenden Sehnenblatt
Musculus extensor carpi ulnaris Hand: Basis des Os metacarpale V Zieht durchs 6. Sehnenfach; zwei Köpfe
Musculus supinator Radius Entspringt auch von der Ulna; gelangt auf die Beugerseite
Musculus abductor pollicis longus Hand: Basis des Os metacarpale I Zieht durchs 1. Sehnenfach
Musculus extensor pollicis brevis Hand: Basis der Phalanx proximalis I
Musculus extensor pollicis longus Hand: Basis der Phalanx distalis I Zieht durchs 3. Sehnenfach
Musculus extensor indicis Hand: Dorsalaponeurose des Digitus II Zieht durchs 4. Sehnenfach

Blutgefäße und Nerven ziehen auf fünf Straßen nach distal

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Am Unterarm ziehen die Nervi radialis, ulnaris und medianus nach distal

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Es gibt eine Reihe von Nerven und Gefäßen, die am Unterarm entlanglaufen und dabei bestimmte Muskeln oder die Membrana interossea als Leitobjekte verwenden.

 
Die Arteria brachialis teilt sich in zwei Arterien auf. Die Arteria radialis zieht unter dem Brachioradialis nach distal, während die Arteria ulnaris sich - die Muskeln der oberflächlichen Beugerloge unterquerend - zum Flexor carpi ulnaris begibt und mit dem Nervus ulnaris zur Hand zieht. Schließlich geht sie in den oberflächlichen Hohlhandbogen über, der Arterien zu den Fingern entlässt (Arteriae digitales palmares communes). Die Arteria radialis steht mit ihm über eine dünne Arterie in Verbindung.
 
Die Arteria ulnaris entlässt die Arteria interossea. Die Arteria ulnaris gibt zunächst eine Arteria recurrens ab, dann eine Arteria interossea communis, die sich anschließend hauptsächlich in einen vorderen und einen hinteren Anteil aufspaltet. Man erkennt außerdem, dass die Arteria radialis zusammen mit dem Nervus radialis verläuft und schließlich im tiefen Hohlhandbogen endet. Analog zu seinem oberflächlichem Pendant gibt dieser Arteriae metacarpales palmares ab und steht mit der anderen großen Unterarmarterie (Arteria ulnaris) in Verbindung.

Arteria und Nervus radialis

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Die Arteria radialis geht zusammen mit der Arteria ulnaris aus der Arteria brachialis hervor, lässt sich aber als direkte Fortsetzung von jener auffassen. Zunächst verläuft sie mit dem Musculus pronator teres, entlässt dabei die Arteria recurrens radialis nach proximal und begibt sich schließlich unter den Musculus brachioradialis, unter dem sie nach distal zieht. Dabei gibt sie einige dünne Rami carpales palmares ab, die zusammen mit entsprechenden Ästen aus der Arteria ulnaris zu einem Arteriennetz ziehen, das das proximale Handgelenk umgibt. Weiter distal entlässt die Arteria radialis meist einen Ramus palmaris superficialis (zum oberflächlichen Hohlhandbogen) und begibt sich dann in die Tabatière auf der Dorsalseite, wo ebenfalls einige Äste abzweigen (Ramus carpalis dorsalis zum dorsalen Arteriennetz). Hier umgeht sie gewissermaßen das Os metacarpale I, zieht zurück in die Hohlhand und läuft im tiefen Hohlhandbogen (Arcus palmaris profundus) aus, der mit der Arteria ulnaris in Verbindung steht und Arteriae metacarpales palmares entlässt. Den Puls der Arteria radialis kann man gut am breiten distalen Ende des Radius fühlen, und zwar lateral der Sehne des Musculus flexor carpi radialis; außerdem ist er in der Tabatière tastbar.

Zusammen mit der Arteria radialis zieht der Nervus radialis, der sich vor Erreichen des Radiuskopfes in zwei Äste aufgespalten hat. Der eine Ast ist sensibel, der andere hauptsächlich motorisch:

  • Der oberflächliche Ast ("Handradialis") wendet sich distal auf die Streckerseite, um einen Teil des dorsalen Unterarms und den halben Handrücken und zweieinhalb Finger (vom Daumen bis zur Hälfte des Mittelfingers) zu versorgen. Aufgrund ausgeprägter Anastomosen mit dem Nervus ulnaris ist das Autonomiegebiet des Nervus radialis aber relativ klein.
  • Der tiefe Ast durchbohrt den Musculus supinator ("Supinatorkanal") und wendet sich anschließend auf die Streckerseite. Hier gibt er Äste an die Muskeln der Radialis- und Streckerloge ab und endet als Nervus interosseus antebrachii posterior, der die Gelenkkapsel der Hand- und Fingergrund-Gelenke sensibel versorgt.

Arteria und Nervus ulnaris

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Die Arteria ulnaris stammt wie die Arteria radialis von der Arteria brachialis ab und zieht unter den Musculi pronator teres und flexor digitorum superficialis zur ulnaren Seite. Dabei gibt sie zwei Arterien ab, und zwar zum einen die Arteria recurrens ulnaris, die zum Arteriennetz des Ellenbogens (Rete articulare cubiti) zieht, und zum anderen die Arteria interossea communis. Diese spaltet sich nach kurzem Verlauf in drei Äste auf, nämlich erstens in die Arteria interossea anterior, die ventral der Membrana interossea nach distal zieht und sie vor Erreichen des Musculus pronator quadratus durchsticht und ins dorsale Arteriennetz eingeht, zweitens in die Arteria comitans nervi mediani, die entsprechend ihrem Namen den Nervus medianus begleitet; der dritte Ast ist die Arteria interossea posterior, die proximal der Chorda obliqua durch die Membrana interossea tritt, auf der Rückseite des Unterarms am distalen Rand des Musculus supinator erscheint, einen rückläufigen Ast abgibt (Arteria interossea recurrens, zieht zum Rete articulare cubiti) und schließlich zwischen oberflächlicher und tiefer Streckerloge nach distal zieht. Die Arteria ulnaris selbst verläuft zusammen mit dem Nervus ulnaris unter dem Musculus flexor carpi ulnaris nach distal und gibt dabei wie die Arteria radialis mehrere Rami carpales palmares ab. Anschließend zeiht sie über das Retinaculum flexorum hinweg und tritt in eine von Bindegewebe umgrenzte Höhle ein, die Guyon-Loge, wo sie einen Ramus palmaris profundus abgibt, der unter den kurzen Kleinfingermuskeln in den tiefen Hohlhandbogen (Arcus palmaris profundus) eintritt. Der Hauptstamm der Arteria ulnaris endet jedoch im oberflächlichen Hohlhandbogen (Arcus palmaris superficialis) unter der Palmaraponeurose; dieser entsendet an die Finger mehrere Arteriae digitales palmares communes, die sich dann aufspalten.

Der Nervus ulnaris verläuft zwar an der Rückseite des medialen Epicondylus in einem eigenen Kanal, tritt dann aber auf die Beugerseite zurück und läuft zusammen mit der Arteria ulnaris unter dem Leitmuskel Musculus flexor carpi ulnaris distalwärts. Dabei gibt er motorische Äste an seinen Leitmuskel und an einen Teil des tiefen Fingerbeugers ab. Außerdem entlässt er zwei sensible Äste, und zwar den Ramus dorsalis, der auf die Streckerseite gelangt und die halbe ulnare Hand auf der Dorsalseite (d. h. die Rückseite der medialen 2 1/2 Finger) innerviert, und den Ramus palmaris, der den distalen medialen Unterarm auf der Vorderseite versorgt. Der Hauptstamm des Nervus ulnaris tritt in die Guyon-Loge ein und spaltet sich hier analog zur Arteria ulnaris in zwei Endäste auf:

  • Der rein motorische Ramus profundus begleitet den entsprechenden Ast der Arteria ulnaris zwischen den Kleinfingermuskeln in die Tiefe, verläuft dann parallel zum tiefen Hohlhandbogen und gibt dabei Äste an verschiedene Muskeln ab.
  • Der Ramus superficialis ist hauptsächlich sensibel, hat aber auch einen motorischen Anteil. Noch über dem Retinaculum flexorum entlässt er einen Nervus digitalis proprius und den Nervus digitalis palmaris communis IV, der sich hierauf spaltet. Diese Nerven versorgen die palmare Haut der ulnaren Handfläche sowie des kleinen Fingers und des halben Ringfingers; dabei existiert eine Anastomose mit dem angrenzenden Ast des Nervus medianus. Außerdem versorgt der Ramus superficialis den Musculus palmaris brevis, einen kleinen oberflächlichen Muskel, der wie sein "großer Bruder" in die Palmaraponeurose einstrahlt.

Nervus medianus

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Der Nervus medianus zieht zwischen den beiden Köpfen des Musculus pronator teres hindurch und gibt dann den Nervus interosseus antebrachii anterior ab, der zusammen mit der Arteria interossea anterior verläuft und die Muskeln der tiefen Beugerloge versorgt. Der Hauptstamm des Nervus medianus verläuft zwischen den Musculi flexores digitorum superficialis und profundus nach distal und gibt dabei Äste an die ventralen Unterarmmuskeln ab. Zwischen den Musculi flexor carpi radialis und palmaris longus tritt er etwas weiter an die Oberfläche und erreicht das Retinaculum flexorum. Hier entlässt er einen sensiblen Ast (Ramus palmaris), der ein kleines Hautstück am distalen Unterarm versorgt. Anschließend durchquert der Nervus medianus den Karpaltunnel und teilt sich dann insgesamt vier Teile auf: in drei Nervi digitales palmares communes, die die Haut der lateralen 3 1/2 Finger sensibel versorgen und zwei kurze Fingermuskeln (Musculi lumbricales I und II) innervieren, und in einen Ramus thenaris für die Muskeln des Daumenballens (Thenar).

Man unterscheidet vier palmare Straßen und eine dorsale Straße

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Wie wir gesehen haben, verlaufen viele entscheidende Nerven und Gefäße auf charakteristische Weise entlang bestimmter Muskeln oder auf der Membrana interossea, und zwar entweder einzeln oder in Gruppen. Diese Gefäße und Nerven und ihre entsprechenden Leitstrukturen fasst man daher zu "Nerven-Gefäß-Straßen" zusammen. Es gibt fünf solcher Straßen:

  • Die erste Straße liegt radial. Unter dem Musculus brachioradialis verlaufen die Arteria radialis und der Ramus superficialis des Nervus radialis.
  • Die zweite Straße liegt an der Ulna. Unter dem Musculus flexor carpi ulnaris verlaufen die Arteria und der Nervus ulnaris.
  • Der Nervus medianus verläuft in der dritten Straße, und zwar zwischen oberflächlichen und tiefen Fingerbeugern.
  • Die Membrana interossea ist Leitstruktur für zwei Straßen:
    • Auf ihrer Vorderseite (vierte Straße) ziehen die Arteria interossea anterior und der Nervus interosseus antebrachii anterior (aus dem Nervus medianus) nach distal,
    • und auf ihrer Rückseite (fünfte Straße), unter dem Musculus extensor digitorum, verlaufen die Arteria interossea posterior und der Ramus profundus des Nervus radialis.