Topographische Anatomie: Nacken und Hinterwand: Oberfläche

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Einige Objekte lassen sich ertasten

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Am Rücken lassen sich mehrere Punkte palpieren.

 
 

Dazu gehören die Dornfortsätze der Wirbel (v. a. CVII, Vertebra prominens). Kaudal sind die beiden Spinae iliacae posteriores superiores zu tasten, außerdem die Cristae iliacae, die das Planum supracristale definieren. Eine rautenförmige Hauteinziehung (Michaelisraute) markiert die beiden Spinae iliacae posteriores superiores, den fünften Lendenwirbel und den Beginn der Crena ani.

Im kranialen Bereich ist die Scapula mitsamt Spina und Acromion tastbar.

Zu den Muskeln des Rückens zählen autochthone und eingewanderte Muskeln

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Entwicklungsgeschichtlichen Kriterien folgend unterteilt man die Rückenmuskulatur in eingewanderte und autochthone Muskeln:

  • Autochthone (eingeborene, ursprüngliche) Muskeln liegen an dem Ort, an dem die Skelettmuskulatur während der Ontogenese als Myotome angelegt worden ist.
  • Eingewanderte Muskeln haben dagegen den Ort der ursprünglichen Anlage verlassen und sich in andere Körperregionen verlagert.

Eingewanderte (oberflächliche) Muskulatur

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Die eingewanderte Muskulatur liegt oberflächlich und gliedert sich in spinohumerale und spinokostale Muskulatur.

 

Spinohumerale Muskulatur

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Zur spinohumeralen Muskulatur zählen vier Muskeln: Musculus latissmus dorsi, Musculus trapezius, Musculi rhomboidei und Musculus levator scapulae.

  • Der Musculus latissimus dorsi ist der größte Muskel des Körpers und wird vom Nervus thoracodorsalis versorgt. Seiner Größe entsprechend hat er ein weites Ursprungsgebiet, und zwar von kaudal nach kranial
    • Crista iliaca und Os sacrum,
    • Fascia thoracolumbalis,
    • Rippen 12 bis 9,
    • Processus spinosi ab Th VII,
    • Angulus inferior der Scapula;
Er setzt an der Crista tuberculi minoris des Humerus an, wobei er seine Fasern verdreht; somit bildet er die Grundlage für die hintere Achselfalte.
  • Der Musculus trapezius bedeckt den kranialen Anteil des Musculus latissimus dorsi teilweise und wird hauptsächlich vom Nervus accessorius (XI. Hirnnerv) innerviert. Seine Fasern entspringen von einem großen Gebiet, weshalb man den Ursprungsbereich in drei Teile untergliedert (von kaudal nach kranial):
    • Pars ascendens: Processus spinosi der Wirbel ThXII bis CV,
    • Pars transversa: Processus spinosi der Wirbel CIV bis CI,
    • Pars descendens: Linea nuchalis suprema und Protuberantia occipitalis externa sowie Ligamentum nuchae;
die Fasern bündeln sich und ziehen sowohl zur Spina scapulae mit Acromion als auch zum lateralen Drittel der Clavicula.
Die verschiedenen Teile des Musculus trapezius ziehen die Scapula in entsprechende Richtungen und ermöglichen es somit, den Humerus über die Horizontale hinaus zu abduzieren. Denn wenn sich die Scapula in Grundstellung befindet, wird der Aktionsradius des Humerus von der durch die Scapula gebildete Gelenkpfanne begrenzt; erst nach Drehung der Scapula nach schräg aufwärts, was durch den Musculus trapezius geleistet wird, lässt sich der Humerus weiter abduzieren.

Die beiden folgenden Muskelgruppen werden vom Nervus dorsalis scapulae innerviert und ähneln sich im Verlauf.

  • Die Musculi rhomboidei minores und majores befinden sich unterhalb des Musculus trapezius. Sie entspringen von den Processus spinosi der Wirbel CVII und CVI (Musculi rhomboidei minores) bzw. von den Wirbeln ThIV bis ThI (Musculi rhomboidei majores) und verlaufen schräg abwärts zur Margo medialis der Scapula.
  • Der Musculus levator scapulae bildet den Boden des lateralen Halsdreiecks. Er entspringt von den Processus transversi Wirbel CVI bis CI und zieht schräg abwärts zum Angulus superior der Scapula.

Spinokostale Muskulatur

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Die spinokostale Muskulatur besteht aus zwei hinteren "Sägeblatt"-Muskeln (Musculi serrati posteriores), die von entsprechenden Nervi intercostales versorgt werden.

  • Der Musculus serratus posterior superior wird von den Musculi rhomboidei fast vollständig bedeckt. Er zieht von den Processus spinosi der Wirbel ThII bis CVI zu den Rippen 2 bis 5 und wird von den unter den jeweiligen Rippen verlaufenden Interkostalnerven versorgt, also von den Nervi intercostales 2 bis 5.
  • Der Musculus serratus posterior inferior liegt unter dem Musculus latissimus dorsi. Er zieht von den Processus spinosi der Wirbel LII bis ThXI zu den Rippen 9 bis 12 und wird dementsprechend von den Nervi intercostales 9 bis 12 versorgt.

Autochthone (tiefe) Muskulatur und Fascia thoracolumbalis

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Fascia thoracolumbalis

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Die autochthone Muskulatur liegt in der Tiefe und besteht aus einer Vielzahl von kleinen und großen Muskeln, die in ihrer Gesamtheit den Musculus erector spinae bilden. Dieser reicht vom Os sacrum bis zum Hinterhaupt und ist im lumbalen Bereich von einer derben Hülle umgeben, der Fascia thoracolumbalis. Diese unterteilt sich in ein tiefes und ein oberflächliches Blatt.

  • Das tiefe Blatt entspringt von den Cristae iliacae beider Seiten, den Processus costales der Lendenwirbel sowie von der untersten Rippe und zieht nach lateral,
  • das oberflächliche Blatt entspringt von den Processus spinosi der Lendenwirbel und zieht ebenfalls nach lateral.

Beide Blätter vereinigen sich lateral und bilden dadurch einen osteofibrösen Kanal für den Musculus erector spinae; kaudal ist die Fascia thoracolumbalis dabei mit der Aponeurose des Musculus latissimus dorsi verwachsen. Verschiedene eingewanderte Muskeln (vordere Bauchwandmuskeln, Musculus latissimus dorsi) nutzen sie zudem als Ursprung. Ein Analogon zur Fascia thoracolumbalis findet sich im Halsbereich (Fascia nuchae).

Autochthone Muskulatur

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Die autochthonen Rückenmuskeln gliedern sich in einen medialen und einen lateralen Strang. Sie werden von den Rami dorsales der Spinalnerven versorgt, und zwar von deren Rami mediales und laterales.

Medialer Strang
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Der mediale Strang besteht aus dem transversospinalen und dem spinalen System.

  • Das transversospinale System besteht aus Muskeln, die von den Processus transversi bestimmter Wirbel zu Processus spinosi anderer Wirbel ziehen. Es handelt sich um die Musculi semispinales, multifidi und rotatores.
    • Musculi semispinales (von Brustwirbelsäule bis Hinterhaupt) ziehen von den Processus transversi zu Processus spinosi der mindestens viertnächsten Wirbel.
    • Musculi multifidi (von Kreuzbein bis Halswirbelsäule) sind besonders ausgeprägt im Lendenbereich; sie überspringen maximal vier Wirbel, meist aber weniger.
    • Musculi rotatores (nur an der Brustwirbelsäule) ziehen von den Processus transversi der einen Wirbel zu den Processus spinosi der nächst- oder übernächst-höheren Wirbel.
  • Das spinale System besteht aus Muskeln, die von Processus spinosi bestimmter Wirbel zu ebensolchen Fortsätzen anderer Wirbel ziehen, und zwar aus den Musculi spinales und interspinales.
    • Musculi spinales existieren im Lenden- und Brustwirbelbereich (Musculi spinales thoracis) sowie im Halsbereich (Musculi spinales cervicis).
      • Musculi spinales thoracis ziehen von den Processus spinosi der Wirbel LIII bis ThX zu den Processus spinosi der Wirbel ThIX bis ThIII; die Symmetrieebene liegt dabei auf Höhe der Wirbel ThIX und ThX.
      • Musculi spinales cervicis sind prinzipiell wie die Musculi spinales thoracis angeordnet, jedoch breiten sie sich zwischen ThII und CIV aus.
    • Musculi interspinales (nur an Lendenwirbelsäule und Halswirbelsäule) verbinden benachbarte Dornfortsätze.
Lateraler Strang
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Der laterale Strang besteht aus dem sakrospinalen, dem spinotransversalen und dem intertransversalen System.

  • Das sakrospinale System besteht aus Muskeln, die vom Kreuzbein oder Darmbein aus nach kranial ziehen. Es handelt sich dabei um die Musculi iliocostalis und longissimus.
    • Der Musculus iliocostalis verläuft am weitesten lateral und gliedert sich in drei Teilstücke: Pars lumbalis, Pars thoracica und Pars cervicalis.
    • Der Musculus longissimus verläuft mehr medial (dabei teilweise vom Musculus iliocostalis bedeckt) und teilt sich ebenfalls in drei Teile: Pars thoracica, Pars cervicalis und Pars occipitalis.
  • Das spinotransversale System (nur an der oberen Brustwirbelsäule und der Halswirbelsäule) besteht aus den Musculi splenii cervicis und capitis. Sie ziehen von Processus spinosi zu Querfortsätzen höherer Wirbel (Musculi splenii cervicis) oder zum Processus mastoideus des Os temporale sowie zur Linea nuchalis superior des Os occipitale (Musculi splenii capitis).
  • Die Muskeln des intertransversalen Systems verbinden entweder die Processus transversi benachbarter Wirbel miteinander oder aber Rippen mit Wirbeln.
    • Die Musculi intertransversarii (Lenden- und Halswirbelsäule) verbinden im Lendenbereich die Processus costales bzw. Processus mamillares der Lendenwirbel miteinander, im Halsbereich die Tubercula anteriora der Halswirbel.
    • Die Musculi levatores costarum verbinden Rippen mit den Processus transversi der jeweils nächsthöheren Wirbel.

Muskulatur des Nackens

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Die Muskelkonfiguration im Nackenbereich ist besonders komplex. Die Muskeln lassen sich gruppieren in

  • eine oberflächliche Schicht und
  • eine tiefe Schicht.

Oberflächliche Schicht

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Zur oberflächlichen Schicht zählen sowohl eingewanderte als auch autochthone Rückenmuskeln, und zwar von oberflächlich nach tief:

  1. Musculus trapezius
  2. Musculi splenii (seitlich vom Musculus sternocleidomastoideus bedeckt)
  3. Musculus longissimus (mehr lateral)
  4. Musculus semispinalis (mehr medial)

Tiefe Schicht

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Die tiefen Nackenmuskeln bilden eine Gruppe aus vier Muskeln, die allesamt vom Nervus suboccipitalis (= Ramus dorsalis von C1) innerviert werden. Man unterscheidet gerade und schräge Muskeln:

  • Gerade Muskeln sind die Musculi recti capitis posteriores minor und major; sie ziehen parallel von dorsalen Fortsätzen zum Hinterhaupt.
    • Der Musculus rectus capitis posterior minor entspringt vom Tuberculum posterius atlantis und zieht zur Linea nuchalis inferior des Os occipitale,
    • Der Musculus rectus capitis posterior major entspringt vom Processus spinosus axis und zieht ebenfalls zur Linea nuchalis inferior.
  • Schräge Muskeln sind die Musculi obliqui capitis superior und inferior.
    • Der Musculus obliquus capitis superior zieht vom Processus transversus atlantis zum Hinterhaupt (Ansatz über dem Musculus rectus captitis major).
    • Der Musculus obliquus capitis inferior zieht vom Processus spinosus axis zum Processus transversus atlantis. Dementsprechend kann man ihn zum spinotransversalen System des lateralen Strangs zählen.

Auf jeder Seite bilden die beiden Musculi obliqui capitis sowie der Musculus rectus capitis posterior major die Seiten eines Dreiecks (Trigonum arteriae vertebralis), durch das die Arteria vertebralis zur Membrana atlantooccipitalis posterior zieht, um diese zu durchstechen. Außerdem verläuft hier der Nervus suboccipitalis.

Musculi recti capitis finden sich auch ventral (Musculi recti capitis anterior und lateralis); diese werden aber vom Ramus ventralis von C1 innerviert.

Die Nerven für den dorsalen Hals besitzen spezielle Namen

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Die Spinalnerven im Halsbereich tragen Sonderbezeichnungen. Von lateral nach medial handelt es sich um folgende Nerven:

  • Ramus dorsalis von C1: Nervus suboccipitalis (motorisch). Er tritt im Trigonum arteriae vertebralis aus und versorgt die tiefen Nackenmuskeln.
  • Ramus dorsalis von C2: Nervus occipitalis major (motorisch und sensibel). Er tritt medial des Nervus suboccipitalis unter dem Musculus obliquus capitis inferior aus und versorgt die Kopfteile des Musculus longissimus und des Musculus semispinalis; außerdem innerviert er die Haut des Hinterkopfs. Sein Namensvetter Nervus occipitalis minor ist als ventraler Spinalnervenast Teil des Plexus cervicalis, beteiligt sich aber ebenfalls an der Innervation des Nackenbereichs.
  • Ramus dorsalis von C3: Nervus occipitalis tertius (sensibel). Er versorgt die Haut des medialen Nackens.

Mehrere Arterien versorgen den Nackenbereich

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Arterien

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Die arterielle Versorgung des Nackens erfolgt über mehrere Gefäße:

  • Die Arteria vertebralis ist ein Ast der Arteria subclavia und verläuft auf jeder Seite in den Foramina transversaria der Halswirbel CVI bis CI, biegt nach dorsal um und zieht in das Trigonum arteriae vertebralis. Anschließend durchsticht sie die Membrana atlantooccipitalis und zieht dann durch das Foramen magnum in den Schädel ein, wo sie sich mit ihrem kontralateralen Pendant zur Arteria basilaris vereinigt. Diese zieht zieht zur Hirnbasis empor und beteiligt sich am Circulus arteriosus cerebri (Willisi).
  • Die Arteria cervicalis profunda ist einer der beiden Äste des Truncus costocervicalis (der andere Ast ist die Arteria intercostalis suprema) und verläuft unter dem Musculus semispinalis nach kranial.
  • Die Arteria transversa cervicis aus dem Truncus thyrocervicalis durchquert das laterale Halsdreieck und teilt sich auf dem Musculus levator scapulae in einen Ramus superficialis und einen Ramus profundus. Der Hauptteil des Ramus superficialis zieht nach kranial; der Ramus profundus durchbricht dagegen den Musculus levator scapulae und zieht als Arteria dorsalis scapulae am medialen Rand der Scapula entlang.
  • Die Arteria occipitalis aus der Arteria carotis externa zieht zusammen mit dem Nervus occipitalis major (C2) medial am Processus mastoideus des Os temporale vorbei und durchsticht den Musculus trapezius.

Die Versorgung des Rückens erfolgt über dorsale Äste der Arteriae intercostales und lumbales.

Das venöse Blut der Rückenmuskeln gelangt über entsprechende Venen in die Venae azygos und hemiazygos. Im Nackenbereich existiert ein Plexus (Plexus venosus suboccipitalis), der in die Venae vertebralis und cervicalis profunda drainiert.

An Lymphknoten finden sich im Nackenbereich die Nodi occipitales und die Nodi mastoidei.