Topographische Anatomie: Kopf: Gesicht

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Übersicht Bearbeiten

Das Gesicht reicht vom vorderen Unterkieferrand bis zu den Ohren und bis zu den Augenbrauen bzw. bis zur Stirn.

Drei Endäste des Nervus maxillaris treten aus dem Schädel auf charakteristische Weise aus Bearbeiten

 
 

Das Gesicht entwickelt sich aus den Schlundbögen, und zwar aus den ersten beiden, was die Gesichts-Innervation durch den Trigeminus und den Fazialis erklärt. Der Trigeminus hat drei Druckpunkte die auf einer Linie liegen, und zwar oberhalb der Orbita im Foramen supraorbitale, durch das der gleichnamige Nerv als Endast des N. frontalis hindurchzieht, unter der Orbita im Foramen infraorbitale, durch das ebenfalls ein gleichbenannter Nerv nach außen tritt (ein direkter Endast des Maxillaris), und am Kinn durch das Foramen mentale mit dem N. mentalis (Endast des N. alveolaris inferior).

Die mimischen Muskeln besitzen keine Faszie Bearbeiten

 

Die mimische Muskulatur liegt vor allem um Mund, Nase und Augen. Es handelt sich bei ihnen um Hautmuskeln, die als solche keine Muskelfaszie besitzen. In der Klinik bezeichnet man den Komplex aus Muskulatur, die an dem subkutanen Bindegewebe sowie an der Fascia parotidea und der Fascia masseterica hängt, als „superficial musculo-aponeurotic system“ (SMAS).

Die mimische Muskulatur wird vom Facialis innerviert. Er verflechtet sich in der Gl. parotidea, teilt sie dabei in einen medialen und einen lateralen Lappen, und zieht dann fächerförmig (wie die Finger einer Hand, welche man ans Ohr legt, so dass die Finger nach außen zeigen) zur Schläfenregion, zur Zygomatikus- und Wangenregion sowie zum Unterkeifer und schließlich zum Hals. Außerdem gibt es einen Ast, der zur Ohrmuschel zieht. Bei der peripheren Fazialislähmung sind alle mimischen Muskeln betroffen.

Die Arterien des Gesichts stammen aus verschiedenen Quellen Bearbeiten

 

Am Gesicht befinden sich Endäste von Arterien, die völlig unterschiedliche Ursprungsorte haben. So kommt die A. facialis als eigenständiger Ast aus der A. carotis externa (die V. facialis verläuft weiter dorsal!), die A. ophthalmica, mit der sie über die A. angularis anastomosiert, und die medial aus der Orbita austritt, stammt dagegen aus der A. carotis interna. Die A. infraorbitalis (Pars pterygopalatina) und die A. mentalis (Pars mandibularis) kommen beide aus der A. maxillaris, und die A. temporalis superficialis, die das seitliche Gesicht versorgt, ist ein Endast der A. carotis externa.

Es existieren viele Anastomosen zwischen extra- und intrakraniellen Arterien sowie mit der A. vertebralis. Die beiden Aa. carotides externae anastomosieren über den Lippenring (Aa. labiales superior und inferior) und über das Schädeldach (A. temporalis superficialis!) außen und über die A. occipitalis und A. meningea posterior (aus der A. pharyngea ascendens!) innerhalb des Schädels miteinander; mit der A. carotis interna anastomosiert sie über die A. facialis, die mit der A. dorsalis nasi und über die A. angularis mit der A. ophthalmica eine Anastomose bildet; mit der A. vertebralis ist die A. occipitalis über die A. cervicalis ascendens verbunden (aus dem Truncus thyrocervicalis). Die Vena facialis verläuft hinter der A. facialis und mündet in die V. jugularis interna. Infektionen können sich durch die V. angularis, die an der Nase sitzt, und die die Anastomose von V. facialis mit der V. ophthalmica superior darstellt, bis in die Hirnhäute hinein ausbreiten. Lymphknoten liegen unter der Mandibula und unter dem Kinn, und außerdem gibt es Nll. faciales.

Unterkiefer und Kiefergelenk Bearbeiten

In den Ast des Unterkiefers tritt ein Nerv ein und verläuft nach ventral Bearbeiten

 

Das Unterkiefer gliedert sich in Corpus und Ramus mandibulae, die beide über den Angulus mandibulae in Verbindung stehen.

  • Der Ramus mandibulae jeder Seite endet kranial sowohl im Processus coronoideus (ventral, Ansatzort des Musculus temporalis) als auch im Processus condylaris (dorsal), dessen Caput mandibulae Bestandteil des Kiefergelenks ist. An der Innenseite liegt das Foramen mandibulae, das die Eingangspforte des Canalis mandibulae bildet. In situ wird der Ramus bedeckt von Musculus masseter (ventral) und Glandula parotidea (dorsal).
  • Das Corpus mandibulae entsteht aus zwei Anlagen, die median miteinander verwachsen (Synostose) und dadurch den Kinnvorsprung (Protuberantia mentalis) bilden. An der Oberseite befinden sich die Alveolen für die Zähne (Pars alveolaris mandibulae). An der Innenseite zieht der Canalis mandibulae durch die Knochensubstanz und nimmt medial ventral über je ein Foramen mentale Kontakt zur Außenwelt auf. Zudem zeichnet sich der Verlauf des Nervus mandibularis an der Innenseite ab (Linea mylohyoidea).

Durch den Canalis mandibulae zieht der Nervus alveolaris inferior mit begleitenden Gefäßen (Arteria und Vena alveolaris inferior). Der Nerv bildet innerhalb des Kanals den Plexus dentalis mit Ästen für die Zähne und tritt am Foramen mentale nach außen (unterer Trigeminus-Druckpunkt). Zur Leitungsanästhesie des Nervus alveolaris inferior injiziert man 1 Zentimeter oberhalb des Foramen mandibulae (Orientierungspunkt ist der hinterste Molare ("Weisheitszahn"): 2 Zentimeter hinter und 1 Zentimeter über dessen Krone liegt das Foramen mandibulae).

Das Kiefergelenk hat einen komplexen Bandapparat Bearbeiten

 
 
 

Im Kiefergelenk artikulieren Caput mandibulae und Processus zygomaticus des Os temporale (Fossa mandibularis (dorsal) bzw. Tuberculum articulare (ventral)). Der Discus articularis innerhalb des Gelenkspalts teilt das Gelenk in eine discomandibulare Kammer (unten) und eine discotemporale Kammer (oben). Das Gelenk ist ein Drehgleitgelenk und kann dank seiner drei Freiheitsgrade folgende Bewegungen ausführen:

  • Rotationsbewegungen (Öffnen und Schließen des Mundes, wobei das Caput mandibulae mitsamt Discus articularis von der Fossa mandibularis auf das Tuberculum articulare gezogen wird),
  • Translationsbewegungen (Pro- und Retrotrusion sowie Medio- und Laterotrusion)
  • Mahlbewegungen (Kombination aus Rotation auf der einen Seite und Transversalbewegung auf der anderen Seite)

Die recht schlaffe Gelenkkapsel wird von einem äußeren und drei inneren Bändern verstärkt:

  • Das äußere Band ist das Ligamentum laterale (zieht vom Processus zygomaticus zum Processus condylaris).
  • Innere Bänder sind
    • Ligamentum mediale (inneres Pendant zum Ligamentum laterale),
    • Ligamentum stylomandibulare (zieht vom Processus styloideus zum Angulus mandibulae),
    • Ligamentum sphenomandibulare (zieht vom Os sphenoidale zum Ramus mandibulae, Ansatz oberhalb des Foramen mandibulae).

Zudem beteiligt sich die Raphe pterygomandibularis an der Sicherung dieses Gelenks.

Das Caput mandibulae liegt in Nachbarschaft zu wichtigen Objekten:

  • Dorsal des Caput befindet sich der Meatus acusticus externus, Nervus auriculotemporalis (aus dem Nervus mandibularis) und Arteria und Vena temporalis superficialis.
  • Medial des Caput tritt die Chorda tympani aus der Fissura petrotympanica aus.

Die vier Kiefermuskeln können den Unterkiefer auf verschiedene Weise bewegen Bearbeiten

 
 

Die Kaumuskeln können den Unterkiefer in unterschiedliche Richtungen ziehen.

  • Der Musculus temporalis bewegt den Unterkiefer sowohl zurück als auch nach oben (Kieferschluss).
  • Musculus masseter (außen; Ursprung am Arcus zygomaticus) und Musculus pterygoideus medialis (innen; Ursprung: Processus pterygoideus) bilden eine funktionelle Einheit; aufgrund ihres schrägen Verlaufs (von hinten unten nach vorne oben) ziehen sie den Unterkiefer nach vorne und heben ihn an.
  • Die zwei Bäuche des Musculus pterygoideus lateralis (Pars superior, Pars inferior) setzen am Discus articularis des Kiefergelenks und am Processus condylaris der Mandibula an. Sie rotieren den Unterkiefer, bewegen ihn nach vorne (Einleitung der Kieferöffnung) und bremsen beim Kieferschluss die Dorsalbewegung des Gelenkkopfes (dabei unterstützt von einem retroartikulären Venenpolster).

Als Derivate des 1. Schlundbogens werden die vier Muskeln vom Nervus trigeminus (Nervus mandibularis) innerviert.