Topographische Anatomie: Hals: Seitliche Regionen

< Topographische Anatomie | Hals Die seitliche Halsregion besteht aus dem M. sternocleidomastoideus, der die vordere und die dorsalen Regionen voneinander trennt. Neben der Regio sternocleidomastoidea gibt es die seitliche Halsregion im engeren Sinn und das Omo-Klavikulardreieck, in dem sich auch die Pleurakuppeln befinden.

Die Regio cervicalis lateralis beherbergt viele Nerven

Bearbeiten

Die seitliche Halsregion ist der Bereich zwischen M. sternocleidomastoideus und M. trapezius. In dieser Region befindet sich unterhalb des M. omohyoideus das Trigonum omoclaviculare (= Fossa supraclavicularis major), lateral öffnet sich die Achselhöhle. In dieser Region finden sich einige wichtige Nerven. Die Nn. supraclaviculares, die mit drei anderen Nerven aus dem Punctum nervosum kommen, innervieren die Schultergegend und Brustwand sensibel. Der N. accessorius läuft vom M. sternocleidomastoideus auf dem M. levator scapulae zum M. trapezius. Der N. dorsalis scapulae geht unter dem Schulterblattheber zu den Rhomboidei. Der N. suprascapularis geht unter dem Lig. transversum superius zu den supra- und infraspinatalen Muskeln. Der N. thoracicus longus geht durch den M. scalenus medius zum M. serratus anterior. Er ist empfindlich, und sein Ausfall kann zur sogenannten Rucksacklähmung führen.

In das Trigonum omoclaviculare dringen die Pleurakuppeln vor

Bearbeiten
 

Das Trigonum omoclaviculare wird in eine obere und eine tiefe Schicht gegliedert. Trennungsfläche ist die Lamina pretrachealis. In der tiefen Schicht sitzen die Mm. scaleni und die Strukturen, die durch die Skalenuslücken ziehen (Arteria subclavia, Vena subclavia und Plexus brachialis). Das Omohyoideus-Dreieck enthält einige Lymphknoten, und zwar über dem M. omohyoideus und über der Klavikula, zudem enthält es die oberflächlichen Halslymphknoten.

Die Pleurakuppel ist der Teil der von Pleura bedeckten Lunge, der über die Klavikula hinausragt und der in manchen Fällen von einem unter dem Skalenusdach sitzenden M. scalenus minimus gespannt wird. Die A. subclavia hinterlässt eine tiefe Furche auf der Spitze der Kuppel. Rudimentäre Halsrippen, die mitunter an den Wirbeln fünf bis sieben sitzen, können die Leitungsbahnen einengen und somit motorische, sensible oder Blutgefäßstörungen verursachen (Skalenussyndrom).

Regio sternocleidomastoidea

Bearbeiten

In der Regio sternocleidomastoidea befinden sich viele Nerven

Bearbeiten

Es gibt einige wichtige Leitungsbahnen und Austrittstellen in der Regio sternocleidomastoidea.

 
 
 

Das Punctum nervosum (Erb-Punkt) besteht aus vier Nerven, die am Hinterrand des M. sternocleidomastoideus austreten und ventrale Äste aus dem Plexus cervicalis darstellen: N. occipitalis minor, N. auricularis magnus (verläuft zur Außenseite des Ohres), N. transversus colli (zieht nach ventral) und die Nn. supraclaviculares (strahlen nach kaudal aus). Der N. accessorius kommt von medial und zieht über den M. sternocleidomastoideus zum M. trapezius; er innerviert ebendiese Muskeln. Der N. vagus läuft in der Vagina carotica. Der Truncus sympathicus liegt in der Lamina prevertebralis, und zwischen den tiefen Halsmuskeln befinden sich die Austrittsorte von N. phrenicus (aus C3, 4, 5; "3, 4, 5 keep the zwerchfell alive"), der wie der Plexus brachialis und die Nerven des Plexus cervicalis durch die hintere Skalenuslücke tritt, und auf dem vorderen Skalenusmuskel hinab vor dem Lungenhilus zum Zwerchfell läuft, und die untere Wurzel der Ansa cervicalis profunda.

Die Haupt-Lymphgefäße münden hier in die Venenwinkel ein

Bearbeiten
 
 

In den Venenwinkeln münden die großen Lymphgefäße, der Ductus lymphaticus dexter bzw. der Ductus thoracicus. Beide erhalten ihre Lymphe erstens aus dem Truncus jugularis, der die Lymphe aus dem Kopf und Hals von den tiefen Halslymphknoten erhält, zweitens aus dem Truncus subclavius, der die aus dem Arm und der Brustvorderwand stammende Lymphe von den Achsel-Lymphknoten bekommen hat, und drittens aus dem Truncus bronchomediastinalis, der die Lymphe aus Lunge und Mediastinum transportiert.

Lymphknoten finden sich im Sternocleidomastoideus-Gebiet zahlreich. Es gibt oberflächliche und tiefe vordere Lymphknoten, wobei die oberflächlichen der V. jugularis anterior folgen, oberflächliche und tiefe seitliche Lymphknoten, wobei sich die oberflächlichen Knoten wieder einer V. jugularis anlagern, und zwar diesmal der äußeren, und auch die tiefen Lymphknoten venöse Begleitung haben, nämlich die interne Jugularis-Vene.

Das Trigonum scalenovertebrale beherbergt Muskeln und viele Nerven und Gefäße

Bearbeiten

Wie es der Name schon andeutet, liegt das Trigonum scalenovertebrale zwischen Wirbelsäule und den Mm. scaleni; es wird ventral von der Klavikula begrenzt. Hier verlaufen viele Nerven und wichtige Arterien, die zum Teil schon im Extremitäten-Teil behandelt worden sind.

Die Nerven des Skalenovertebral-Dreiecks

Bearbeiten
 

Der N. accessorius läuft innen am M. sternocleidomastoideus entlang und zieht zum M. trapezius. Der N. vagus läuft zusammen mit der V. jugularis interna und der A. carotis communis in der Karotisscheide nach unten. Er gibt kaudal den N. laryngeus recurrens ab, der links unter der Aorta und rechts unter der A. subclavia zwischen Ösophagus und Trachea nach kranial zurückläuft. Dieser N. laryngeus recurrens kreuzt eine Arterie, wie wir später noch sehen werden. Der N. vagus läuft anschließend zwischen A. und V. subclavia nach kaudal. Der N. phrenicus läuft auf dem M. scalenus anterior nach unten und zwischen A. und V. subclavia in das obere Mediastinum.

Der Sympathikus-Grenzstrang wird im Trigonum scalenovertebrale vom tiefen Blatt der Halsfaszie eingehüllt (Lamina prevertebralis) und besitzt im Halsbereich nur drei Ganglien, von denen zudem das unterste (Ganglion cervicale inferius) oft mit dem ersten Ganglion aus dem Thorax-Grenzstrang zum Ganglion cervicothoracicum (= Ganglio stellatum) verschmolzen ist. Alle diese Ganglien geben sympathische Nerven ab, die sich am Herzen zum Plexus cardiacus verflechten. Das oberste Halsganglion gibt zudem noch mehrere Nerven an Ganglien und Gefäß-Plexus ab (er strahlt beispielsweise in den Plexus caroticus externus, der seinerseits Fasern in das Ganglion submandibulare schickt).

Die Arteria subclavia gibt bis zu ihrem Durchtritt durch die hintere Skalenuslücke zwei Arterien und zwei Arterien-Stämme ab

Bearbeiten
 

Durch die hintere Skalenuslücke treten der Plexus brachialis und die A. subclavia (und durch die vordere Skalenuslücke kommt die V. subclavia). Bis zu ihrem Durchtritt hier hat die A. subclavia meistens schon alle ihre Äste abgegeben: Es gibt zwei direkte Arterien und zwei Arterienstämme, aus denen mehrere Arterien auszweigen. Die direkten Arterien sind die A. thoracica interna und die A. vertebralis.

  • Die A. vertebralis läuft nach kranial, tritt in das Foramen transversarium des sechsten Halswirbels ein und läuft fortan in den Foramina transversaria nach kranial; nach CI läuft sie nach dorsal und tritt im Trigonum suboccipitale durch die Membrana atlantooccipitalis posterior hindurch.
  • Die A. thoracica interna läuft nach kaudal, gibt auf ihrem Weg Aa. pericardiacophrenicae ab und spaltet sich in eine A. musculophrenica und eine A. epigastrica superior auf.

Die beiden Stämme sind zum einen der Truncus thyrocervicalis, zum anderen der Truncus costocervicalis.

  • Vom Truncus thyrocervicalis geht aus erstens die A. thyroidea inferior, die zur Schilddrüse und mit einem Ast zum Larynx zieht, jedoch auch andere Dinge wie etwa den Ösophagus innerviert; sie kreuzt auf ihrem Weg den N. laryngeus recurrens. Zweitens geht aus dem Truncus die A. cervicalis ascendens aus (zieht auf dem vorderen Treppenmuskel zur Schädelbasis und entlässt auf ihrem Weg nach oben Äste zum Rückenmark), drittens die A. transversa cervicis (zum M. trapezius) und viertens die A. suprascapularis, die an der Skapula über dem Lig. transversum superius verläuft.
  • Der Truncus costocervicalis schließlich entlässt die A. cervicalis profunda (zur Nackenmuskulatur) und die A. intercostalis suprema, die die hinteren (!) Abschnitte der ersten beiden Interkostalräume versorgt.

Die V. subclavia bildet mit der V. jugularis interna zur V. brachiocephalica einen Venenwinkel aus, in den rechts der Ductus lymphaticus dexter und links der Ductus thoracicus einmündet.

Die Muskeln der Wirbelsäule teilt man in einen lateralen und einen medialen Strang ein

Bearbeiten
 

Wichtig sind die Muskeln, die vorne an der Wirbelsäule liegen. Sie teilen sich auf in einen medialen und einen lateralen Strang. Der laterale Strang besteht zum einen aus den Mm. scaleni. Alle entspringen von den Querfortsätzen einiger Halswirbel. Die beiden vorderen Skalenusmuskeln, also der M. scalenus anterior und medialis setzen dabei an der ersten Rippe an, der M. scalenus posterior endet dagegen an der zweiten Rippe. Zum anderen besteht der laterale Strang aus dem M. rectus capitis lateralis. Er zieht vom Querfortsatz des Atlas senkrecht nach oben zur Pars basilaris des Hinterhaupts. Außerdem kann man den M. longus capitis zum lateralen Strang rechnen. Er entspringt von den Querfortsätzen der Halswirbel drei bis fünf und zieht ebenfalls zum Hinterhaupt.

Der mediale Strang besteht dagegen aus dem M. rectus capitis anterior, der von der Massa atlantis lateralis zur Pars basilaris zieht, und aus dem M. longus colli, der von Wirbelkörper zu Wirbelkörper zieht, allerdings auch Ursprünge von den Querfortsätzen der Wirbel hat. Er reicht von ThIII bis CI.