Stolpersteine der deutschen Sprache: Pantheon

Stolpersteine der deutschen Sprache

Wortkunde

Pantheon





  • Das Wort "Pantheon" ist ein Fremdwort aus der griechischen Sprache. Es wurde ursprünglich für ein allen Göttern gewidmetes Heiligtum verwendet. Im Laufe der Zeit erweiterte sich die Wortbedeutung in mehrfacher Hinsicht. Heute steht das Wort "Pantheon" für alle Gottheiten einer Mythologie oder einer Religion, im übertragenen Sinne auch für die Kapazitäten eines Fachgebiets. Ferner bezeichnet es einen allen Göttern gewidmeten Tempel, im übertragenen Sinne einen Ehrentempel für bedeutende Persönlichkeiten einer Nation. Darüber hinaus war "Pantheon" der Name einer Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst, herausgegeben in Leipzig im Jahre 1810. Seit 1928 gibt es eine Zeitschrift mit dem Titel "Pantheon - Internationale Zeitschrift für Kunst" und seit 1987 ein "Pantheon-Theater" in Bonn. Im schweizerischen Muttenz gibt es ein Pantheon genanntes Museum zu den Themen Auto und Mobilität auf der Strasse. In einigen Fällen haben auch Unternehmen das Wort "Pantheon" als Namen gewählt, beispielsweise ein Verlag in München.
  • Grammatische Angaben:
    • Geschlecht:
      • sächlich (s.)
    • Beugung:
      • Singular: das Pantheon, des Pantheons, dem Pantheon, das Pantheon
      • Plural: die Pantheons, der Pantheons, den Pantheons, die Pantheons
  • Herkunft des Wortes:
    • Das Wort "Pantheon" ist aus der griechischen Sprache entlehnt, zusammengestellt aus "pan" (alle) und "theon" (deklinierte Form von theos = Gott). Es wurde von mehreren anderen Sprachen übernommen.
  • Übersetzungen:
    • Englisch: pantheon
    • Finnisch: panteon
    • Französisch: panthéon
    • Norwegisch (Bokmål): panteon
    • Norwegisch (Nynorsk): panteon
    • Schwedisch: panteon
  • Literaturhinweise:
  1. Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann, Stichwort "Pantheon"
  2. Spiegel online Wissenschaft - Hirnforschung - Michael Hagner: Das Pantheon der Gehirne in Moskau

Pantheon (Mythologie, Religion)

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  • Die ursprünglichen Bedeutung als ein den Göttern gewidmetes Heiligtum erweiterte sich mit der Zeit, so dass auch die Gesamtheit der Götter einer Mythologie oder einer Religion darunter verstanden wurde, sofern in dieser Religion mehrere Götter vorkommen (polytheistische Religion).
  • Anwendungsbeispiel:
Von den griechischen Göttern her ist man gewohnt, daß jedem einzelnen Gott eine spezifische Funktion im Pantheon zugeordnet ist. So ist Ares der Gott des Krieges.

Pantheon (Fachgebiet)

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  • Die Bedeutung des Wortes "Pantheon" als Begriff für die Götterwelt einer Mythologie oder Religion wurde im Laufe der Zeit weiter verallgemeinert und auch auf die herausragenden Persönlichkeiten (Koryphäen, Kapazitäten) eines Fachgebiets, zum Beispiel Literatur, Musik, Kunst, Medizin oder Philosophie, übertragen.
  • Anwendungsbeispiel:
Mit einer Handvoll unsterblicher Stücke beherrscht Giacomo Puccini bis heute die Spielpläne. Die Aufnahme ins Pantheon der Musik wurde ihm indes lange Zeit hartnäckig verwehrt.
 
Abb. 1 Das Pantheon in Rom, erbaut zwischen 118 und 125 n. Chr.

Pantheon (Tempel)

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  • Ursprünglich bezog sich das Wort "Pantheon" auf ein allen Göttern der Mythologie gewidmetes Heiligtum, was sich begrifflich schnell in einem Tempel konkrtisierte.
  • Das älteste erhaltene Pantheon der Antike ist das Pantheon in Rom (siehe Abb. 1). Im Jahre 27 - 25 v. Chr. wurde auf Veranlassung des römischen Feldherrn und Politikers Marcus Vipsanius Agrippa im Rahmen einer Neugestaltung des Marsfeldes (Campus Martius), einem 250 Hektar großen Bereich des alten Rom in öffentlichem Besitz, zu Ehre von Familienangehörigen ein Pantheon errichtet, das im Jahre 80 n. Chr. aufgrund eines verheerenden Brandes völlig zerstört wurde. Domitian ließ einen Neubau errichten, der 110 n. Chr. nach einem Blitzeinschlag ebenfalls dem Feuer zum Opfer fiel. Unter Kaiser Hadrian entstand zwischen 118 und 125 n. Chr. das heute noch existente Pantheon. Im Jahre 608 schenkte der oströmische Kaiser Phokas das Pantheon dem Papst Bonifatius IV, der es 609 als Kirche dem Gedenken aller Märtyrer weihte und der Sancta Maria ad Martyres (Santa Maria Rotonda) widmete. Er ließ dort die Gebeine vieler Märtyrer beisetzen. Dort wurde 1520 auf eigenen Wunsch hin der Maler Raffael beigesetzt. Weitere Persönlichkeiten Italiens und einige Angehörige des italienischen Königshauses haben ebenfalls im Pantheon ihre letzte Ruhe gefunden. [1]
  • Beispiel aus der Literatur:
Wie jeder Kaiser, so hat auch Hadrian Monumente Roms hergestellt; dazu gehörten außer mehreren von Spartian nicht bezeichneten Tempeln die Septa, die Basilika des Neptun, das Forum des Augustus, das Pantheon, welches zur Zeit Trajans von einem Blitz beschädigt worden war, und die mit ihm zusammenhängenden Thermen Agrippas. Wahrscheinlich hat er auch das Innere des Pantheon verschönert. [2]
  • Quellenangaben:
  1. Wikipedia: Panthéon (Rom)
  2. Ferdinand Gregorovius, Der Kaiser Hadrian, Kapitel 51 "25. Capitel Römische Bauten des Kaisers"
  • Literaturhinweise:
  1. Roma antiqua: Pantheon (S. Maria ad Martyres / Rotonda)
 
Abb. 2 Das Pantheon in Paris, erbaut zwischen 1764 und 1790

Pantheon (Ruhmeshalle)

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  • Wie sich aus der Geschichte des Pantheons in Rom ergibt, wandelte sich dessen Bedeutung durch Schenkung an den Papst vom Göttertempel zur Gedächtniskirche für christliche Märtyrer und zur Grabeskirche für bedeutende Persönlichkeiten Italiens. Damit war der Weg in der sprachlichen Entwicklung nicht mehr weit, auch eine nationale Gedenkstätte für berühmte Persönlichkeiten einer Nation "Pantheon" zu nennen. Der deutsche Begriff "Ruhmeshalle" trifft die Bedeutung des Wortes "Pantheon" einigermaßen gut, sofern es sich bei dem Pantheon um ein Gebäude handelt.
  • Das bekannteste Pantheon dieser Art ist das auf Veranlassung von König Ludwig XV. von 1764 bis 1790 erbaute Pantheon in Paris (siehe Abb. 2), das ursprünglich als Kirche konzipiert war, in der Zeit der Französischen Revolution jedoch in eine nichtkirchliche nationalen Gedenkstätte umgewidmet wurde. Dort sind eine Reihe berühmter französischer Persönlichkeiten beigesetzt, wie Voltaire, Victor Hugo, Émile Zola, Marie und Pierre Curie und andere. [1]
  • Weitere Pantheons gibt es auch in anderen Staaten, beispielsweise in San Lorenzo de El Escorial nahe Madrid für verstorbene spanische Herrscher und weitere Mitglieder der spanischen Königsfamilie, dann im bulgarischen Burgas für in den Kriegen gefallene bulgarische Soldaten und Freiwillige des Widerstands gegen den Faschismus oder als Friedhof in Tiflis, der georgischen Hauptstadt, als offizielle Begräbnisstätte für bekannte Dichter und Staatsmänner Georgiens.
  • Beispiel aus der Literatur ( Pantheon in Paris):
Gilbert trat ans Bett, betrachtete ihn, griff an den Puls und legte ihm die Hand aufs Herz. Dann wandte er sich zu den Anwesenden:
»Meine Herren, Mirabeau hat aufgehört zu leiden!«
Der Schmerz war allgemein, der Verlust ward in allen Schichten der Gesellschaft tief gefühlt.
Mit ungeheurem Pomp und allen Ehren wurde Mirabeaus Leichnam im Pantheon beigesetzt. –
Der Tod Mirabeaus hatte über die öffentlichen Angelegenheiten plötzlich tiefes Dunkel verbreitet. Man wußte nicht mehr, wohin man sich wenden, welche Bahn man betreten sollte. Der starke, gewandte Bändiger des Ehrgeizes und Hasses war vom Schauplätze abgetreten; man fühlte, daß er etwas mitgenommen hatte, was der Nationalversammlung von nun an fehlen würde: den Geist des Friedens, der mitten im Kriege wacht, die unter dem heftig arbeitenden Geiste verborgene Herzensgüte. Jedermann hatte durch Mirabeaus Tod verloren: die Royalisten hatten keine Sporen, die Revolutionäre keinen Zügel mehr. Der Wagen mußte nun schneller den langen, jähen Abhang hinunterrollen ... Wer konnte sagen, wohin er rollte? –
Kaum drei Jahre später verbannte man Mirabeaus leibliche Reste aus dem Pantheon und setzte sie auf dem Friedhofe bei, auf dem die Hingerichteten bestattet wurden. [2]
  • Anwendungsbeispiel (Pantheon in Tiflis):
Auf halber Höhe des Mtazminda öffnet sich die Pforte zum Pantheon der georgischen Dichter und Denker. 1915 wurde hier der bedeutende georgische Dichter Akaki Zereteli beigesetzt. Sein Begräbnis wurde Anlass zur Tradition, dass berühmte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte im Pantheon auf dem Berg Mtazminda finden.


  • Quellenangaben:
  1. Wikipedia: Panthéon (Paris)
  2. Alexandre Dumas (der Ältere): Die Gräfin Charny, Kapitel 24




Stand: 27. April 2011