Soziologische Klassiker/ Thomas, William I.
Grundstruktur des Kapitels:
Biographie in Daten
BearbeitenThomas William Isaac
- geboren am 13. August 1863 in Russell County, Virginia
- gestorben am 05. Dezember 1947 in Berkeley, Kalifornien
Eltern:
- Vater Thaddeus Peter Thomas (Landwirt und Methodistenprediger)
- Mutter Sarah Thomas
6 Geschwister
Ehen:
- 1888 mit Harriet Park - geschieden
- 1935 mit Dorothy Swaine
Kinder: keine
Biographie:
13.08.1963 | geboren im Russell County in Virgina, später Umzug nach Knoxville, Tennessee |
1880-1884 | Literature and Classics-Studium an der University of Tennessee in Knoxville, Tennessee |
1884 | Abschluss des Studiums, B.A. |
1884-1888 | Thomas arbeitet als Adjunct Professor in English and Modern Languages an der University of Tennessee |
1888-1889 | Studien klassischer und neuerer Sprachen (unter anderem in Berlin und Göttingen), Hinwendung zur Ethnographie |
1889-1894 | Professor für Englisch am Oberlin College in Oberlin, Ohio Hinwendung zur Soziologie |
Sommer 1894 | hält seinen ersten Kurs in Soziologie an der Universität von Chicago in Chicago,Illinois |
1895 | Professor für Soziologie am Oberlin College;Umzug nach Chicago, Illinois ab diesem Jahr Mitglied der Universität von Chicago und Mitherausgeber des "American Journal of Sociology" (bis 1917) |
1895-1896 | Studium der Soziologie und Anthropologie am neu gegründeten Department of Sociology der Universität von Chicago; Instructor in Soziologie an der Universität |
1896 | Abschluss des Studiums, Ph.D. |
1896-1900 | Assistant Professor an der Universität |
1900-1910 | Associate Professor |
1910-1918 | Full Professor in Soziologie an der Universität von Chicago |
1908-1918 | Verwaltung des Helen Culver Fund for race Psychology zur Erforschung des Problems der Immigration- dadurch zahlreiche Europareisen (u.a. 1913 nach Warschau, wo William I. Thomas Florian W. Znaniecki kennenlernt) |
1914 | Thomas lädt Znaniecki nach Chicago ein- gemeinsame Arbeit an der Studie "The Polish Peasant in Europe and America" |
1918 | William I. Thomas und seine Frau werden Opfer einer Zeitungsintrige, in der Folge verliert Thomas seine Anstellung an der Universität von Chicago.
Umzug nach New York City. |
1923-1928 | Lecturer an der New School of Social Research in New York City |
Bekanntschaft mit Alva Myrdal
1936-1937 | Visiting Lecturer an der Universität Harvard in Cambridge, Massachusetts |
ab 1937 | Privatgelehrter in New York, Staff Member des Social Science Research Council
enge Kontakte zum Social Science Institute der Universität von Stockholm die letzten jahre seines Lebens verbringt William I. Thomas als Privatgelehrter in New Haven, Connecticut und in Berkeley, Kalifornien |
05.12.1947 | William I. Thomas stirbt in Berkeley, Kalifornien |
Theoriegeschichtlicher Kontext
BearbeitenWilliam I. Thomas, George H. Mead und Robert E. Park waren die Begründer der Chicagoer Schule der Soziologie. Sie entwickelten den Pragmatismus weiter und machten das Individuum, seine Identität und seine Beziehungen in seiner unmittelbaren Umgebung (Familie, Nachbarschaft, etc.) zum Objekt ihrer Untersuchungen. Sie entwickelten also einen eigenständigen mikrosoziologischen Ansatz.
Werke
Bearbeiten1907: Sex and Society (Behandelt Sexualdifferenzen und Sexualrollen und die damit gesellschaftlich und kulturell bestimmten Wandlungen)
1908: Source Book of Social Origins (Eine Sammlung verschiedener Beiträge zur Ethnologie)
1918 - 1921: The Polish Peasant in Europe und America (5 Bände - mit Florian Znaiecki)
1923: The Unadjusted Girl (Eine Untersuchung über Jugendkriminalität unter Frauen)
1923: The Child in America (Ein Kompendium der Kinderpsychologie und der Kindersoziologie - mit Dorothy S.)
1937: Primitive Behavior (Eine kulturhistorische Studie vom sozialpsychologischen Standpunkt)
Das Werk in Themen und Thesen
BearbeitenWilliam I. Thomas`s Hauptinteresse galt der Soziologie der Anpassung, Assimilation und Akkulturation - beobachtet an der Einwanderungswelle der Vereinigten Staaten.
Zusammen mit Florian Znaniecki (Philosoph und damaliger Direktor der "Gesellschaft für die Wohlfahrt") arbeitete William I. Thomas an einem Forschungsprojekt, welches das Verhalten polnischer, russischer, ungarischer, italienischer und jüdischer Migrant/inn/en in deren Herkunftsländern untersuchte und schließlich mit dem Verhalten in ihrem Immigrationsland verglich. Es wurde dabei festgehalten, wie sich das Loslösen aus engen Bindungen und traditionellen, sozialen Ordnungen in Verbindung mit völlig neuen Lebensbedingungen auf das Verhalten der Menschen auswirkte, welche freiwillig ihre Heimat verließen, um durch Arbeit in den USA die Existenz ihrer notleidenden Familie in ihrer Heimat zu sichern.
Das Projekt lief unter dem Namen: "The Polish Peasant" und William I. Thomas und Znaniecki schrieben ein Buch darüber (5-teilig). In diesem Buch wurde das empirische Primärmaterial der Untersuchung dokumentiert und interpretiert. Der Grundsatz dieses Buches war eine voluntaristische Handlungstheorie, wobei der deutliche Einfluss von J. Dewey, W. James und G.H. Mead den amerikanischen Pragmatismus erkennen lässt.
William I. Thomas beschäftigte sich unter anderem auch mit der Erklärung von sozialem Handeln, welches laut William I. Thomas sowohl objektive als auch subjektive Faktoren berücksichtigen muss. - Dieses Prinzip konkretisiert sich durch die Analyse der Situation, auf deren Bewältigung problemlösendes Handeln immer bezogen ist.
Mit diesem Konzept der Definition der Situation liegt Thomas`s erste Formulierung des bekannten "Thomas - Theorems" vor (dem zufolge sind Situationen, die als real definiert werden in ihren Konsequenzen tatsächlich real).
Rezeption und Wirkung
BearbeitenWilliam I. Thomas war mit seinem Werk "The Polish Peasant" ein Vorläufer des Symbolischen Interaktionismus und hatte einen beträchtlichen Einfluss auf andere Typologien, unter anderem auf jene von D. Riesman "The lonely crowd".
William I. Thomas ist für die soziologische und historische Migrationsforschung noch immer ein sehr wichtiger Bezugspunkt, u.a. für die Analyse der Entstehung und Entwicklung ethnischer Kolonien und transnationaler Netzwerke.
Literatur
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