Soziologische Klassiker/ Ogburn, William F.

Grundstruktur des Kapitels:

Biographie in Daten

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William Fielding Ogburn

  • geboren am 29. Juni 1886
  • gestorben am 27. April 1959


  • Eltern
    • Vater: Charlton Greenwood Ogburn, Plantagenbesitzer und Händler
    • Mutter: Name nicht bekannt
  • Ehe: 1910-1959 Rubyn Reynolds
  • Kinder:
    • Howard Reynolds
    • William Fielding Reynolds


Biographie

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  • 1886: am 29 Juni in Butler im amerikanischen Bundesstaat Georgia geboren
  • 1905: Bachelor Abschluss am Mercer College
  • 1905-1908: Professor am Mercer College
  • 1908: Wechsel zur Columbia University
  • 1909: nach seinem Bachelor Abschluss am Mercer College, folgte an der Columbia University ein Magister Abschluss in Philosophie
  • 1911: Lehrender für Politik und Geschichte in Princeton
  • 1912-1917: Professor für Soziologie und Volkswirtschaft am neu errichteten Reed College in Portland im Bundesstaat Oregon.
  • 1917-1918: Professor an der University of Washington. Weiters arbeitete er während dieser Zeit für das National War Labor Board (Organisation um zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu vermitteln) und das Bureau of Labor Statistics (Abteilung der US Regierung)
  • 1919-1927: Rückkehr zur Columbia University wo er als Professor für Soziologie tätig war
  • 1927: Professor für Soziologie an der University of Chicago
  • 1951: Ruhestand, wo er sehr intensiv die Welt bereiste (Asien, süd-west Pazifik, Europa, Latein Amerika, England, Frankreich)
  • 1959: am 27. April stirbt Ogburn in Tallahassee im Bundesstaat Florida


Gastprofessuren

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  • 1953-1959: Gastprofessor für Soziologie an der Florida State University
  • 1952-1953: Gastprofessor am Nuttfield College in Oxford
  • 1952: Vorträge an der University of Calcutta
  • 1956-1957: Professor an der University of Delhi


Mitgliedschaften

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  • Präsident der American Sociology Society
  • und der American Statistical Association
  • Vize- Präsident der American Association for the Advancement of Science
  • Vorsitzender des Social Science Research Council
  • Mitglied des National War Labor Boards
  • und des United States Bureau of Labor Statistics
  • Direktorposten an Präsident Herbert Hoover's Committee on Social Trends
  • kurz vor seinem Tod, wurde als erster Präsident der Society for the History of Technology gewählt


Historischer Kontext

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Im 19. Jahrhundert wird der Positivismus, der mit dem Liberalismus einhergeht, durch die Soziologie als eine Wissenschaft des geregelten und für die Menschen fruchtbaren Zusammenlebens begründet. Auguste Comte, begründer des Positivismus, entwickelt einen Siegeszug der Wissenschaften, welcher schlussendlich das menschliche Zusammenleben erneuern und revolutionieren soll. Hier wird die Soziologie als eine Wissenschaft aufgebaut, die das Zusammenleben der Menschen erforschen und Modelle eines guten Zusammenlebens entwickeln soll.

Allgemein behalten die Sozialwissenschaften bis Ende des 19.Jahrhunderts jedoch eine Außenseiterposition. Die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft in Europa wie auch die fortschreitende Industrialisierung, sind mit der Entstehungsgeschichte der Soziologie eng verbunden. Anfang des 20. Jahrhunderts, entwickelte sich Ogburn als einflussreicher und geschätzter Soziologe, vor allem in Amerika. Ogburn sah Erfindungen und Technologien als eine wichtige Machtquelle des 20. Jahrhunderts an, die Veränderungen in der wirtschaftlichen Organisation, Familien- und Regierungsstrukturen und mitunter auch in den Köpfen der Menschen hervorrief.

Beeinflusst wurde Ogburn durch die Auslöser, Konsequenzen und Resultate des Ersten Weltkrieges (1914-1918) unter Präsident Wilson Woodrow. Zwischen 1917-1918 war Ogburn Mitglied des Department for the National War Labor Board.

Theoriegeschichtlicher Kontext

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William Ogburn wechselte zur University of Chicago, weil er ein angesehener und bekannter Soziologe in den Bereichen Statistik und quantitative Methoden war. Auf der Culumbia University waren unter anderem Franklin H. Giddings in Soziologie, Edward L. Thorndike in Pädagogik, Henry L. Moore in Volkswirtschaft und Franz Boas in Anthropologie seine lehrenden Professoren. Ogburn´s Ziele und Orientierungen in seinen Werken waren dennoch sehr unterschiedlich zu der damals sehr populären "Chicagoer Schule". Noch zu Lebzeiten Ogburns gab es Debatten zwischen ihm Thomas C. McCormick, Samuel Stouffer und den Befürwortern der Fallmethode, Robert Park, Herbert Blumer und Louis Wirth. Ogburns Einfluss im Bereich der Fallmethode ist heute noch unbestreitbar.

Das Social Science Research Building wurde 1929 fertiggestellt. Ogburn gab hier den Anstoß, die unterschiedlichen Sozialwissenschaften in einem Gebäude zu vereinigen und Platz für Labore (für statistische und demographische Untersuchungen) zu schaffen.


  • Ogburn, William F. (1912): Progress and Uniformity in Child-Labor Legislation: A Study in Statistical Measurement
  • Ogburn, William F. (1922): Social Change with Respect to Culture and Original Nature
  • Ogburn, William F. (1933): Recent Social Trends
  • Ogburn, William F. (1933): Living with Machines
  • Ogburn, William F. (1934): You and Machines
  • Ogburn, William F. (1937): Social Characteristics of Cities: A Basis for New Interpretations of the Role of the City in American Life
  • Ogburn, William F. (1937): Technological Trends and National Policy
  • Ogburn, William F. (1938): Machines and Tomorrow's World
  • Ogburn, William F. (1943): War, Babies and the Future
  • Ogburn, William F. (1944): American Society in Wartime
  • Ogburn, William F. (1946): The Politics of Atomic Energy
  • Ogburn, William F. (1946): The Social Effects of Aviation

Weiters war Ogburn einer der produktivsten Soziologen seiner Zeit. 175 Artikel wurden unter seinem Namen veröffentlicht.

Werke in Kollaboration

  • Ogburn, William F./Goldenweiser, Alexander (1927): The Social Sciences and Their Inter-relations
  • Ogburn, William F./Groves, E.R. (1928): American Marriage and Family Relationships
  • Ogburn, William F./Joffé, William (1929): The Economic Development of Post-War France: A Survey of Production
  • Ogburn, William F./Nimkoff, Meyer F. (1940): Sociology — a textbook


Das Werk in Themen und Thesen

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  • cultural lag

Ein Großteil seiner Arbeiten beschäftigte sich mit dem sozialen Wandel und im speziellen mit der Idee des cultural lag. Die Theorie des cultural lag besagt, dass einige Bereiche/Teile der Gesellschaft sich langsamer auf Veränderungen (vor allem auf technologischer Basis) einstellen können als andere. Dies hat zur Folge, dass ein Ungleichgewicht, eine Unausgewogenheit innerhalb der Gesellschaft entsteht. Auf Grund dieses Ungleichgewichts, kommt es zu sozialen Problemen und Konflikten. Den Begriff des cultural lag hat Ogburn maßgeblich in seinem Werk On Culture and Social Change (1964) geprägt. Die Idee des cultural lag hat Einfluss auf den technologischen Determinismus, welcher erfordert, dass die Technologie unabhängige Auswirkungen auf die Gesellschaft hat.


  • technology assessment

William Fielding Ogburn gilt als Pionier des technology assessment (Technikfolgenanschätzung). Dieses Forschungsgebiet beschäftigt sich intensiv mit der Analyse und Beobachtung von Trends in Technik und Wissenschaft. In diesem Zusammenhang werden gesellschaftliche Entwicklungen, besonders die Abschätzung von Risiken und Chancen beobachtet und analysiert. Weiters soll die Technikfolgenabschätzung dazu dienen, um Richtlinien zum Schutz vor Risiken zu bieten und um eine bessere Nutzung von Chancen zu ermöglichen. Der Hintergrund dieses Forschungsgebietes liegt darin, dass die Technik niemals nur ihr gesetztes Arbeitsziel erreicht, sondern auch gewisse Nebenwirkungen mit sich bringt. Diese Nebenwirkungen wirken sich auf die natürliche und auch auf die soziale Umwelt aus (verlgeichbar auch mit dem Restrisiko und Grenzrisiko). Beim technology assessment gibt es zwei voneinander unabhängig zu betrachtende Gebiete:

    • Technikfolgenforschung: befasst sich mit der wertfreien Erfassung der Nebenwirkungen und Folgen
    • Technikfolgenbewertung: hierbei handelt es sich um die Bewertung der zu erwartenden Nebenwirkungen


Rezeption und Wirkung

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William Ogburn war ein wertvoller und unverzichtbarer Pionier seiner Zeit. Seine Theorien über den sozialen Wandel, cultural lag und dem technological assesment sind für die heutige Soziologie noch immer unverzichtbare Grundsteine für eine Weiterentwicklung in diesen Bereichen. Cultural lag und technological assesment stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang.

William Ogburn wurde maßgeblich von seinen Professoren Franklin H. Giddings, Edward L. Thorndike, Henry L.Moore und Franz Boas beeinflusst. Trotzdem distanzierte sich Ogburn von dieser, ihm gelehrten, "Chicagoer Schule".

Auch heute noch ist Ogburn´s Einfluss im Bereich der Fallmethode unbestreitbar. Weiters war und ist William Ogburn unverzichtbar für die Fertigstellung des Social Science Research Building gewesen. Weiters wird seine Idee, die Sozialwissenschaften in einem Gebäude zu vereinigen und Platz für Labore (für statistische und demographische Untersuchungen) zu schaffen, weitergeführt.


Internetquellen

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