Soziologische Klassiker/ Migrationssoziologie/ Gründe für Migration

Gründe für Migration

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Der Migrationsvorgang kann als ein komplexer Prozess angesehen werden, welcher in den seltensten Fällen einen monokausalen Ursprung hat. Entstehung und Ablauf der Migration bestimmt sich ausnahmslos multikausal und multifaktorial. Das hat zur Folge, dass eine strikte Identifizierung der einzelnen Bestimmungsgründe für eine Migration kaum heraus zu kristallisieren sind. Des Weiteren lassen die historischen Zusammenhänge, welche für die jeweiligen Migrationsbewegungen ausschlaggebend waren, kaum allgemeingültige Aussagen einer einzelnen Analyse zu. Eine weitere Problematik hinsichtlich der Motive muss und darf nicht außen vor gelassen werden. Migrationsbeweggründe lassen sich oftmals nicht rational determinieren. Häufig entwickelte sich eine Migration zu einer wahren Massenbewegung, durch die sich die Menschen auch ohne triftige individuelle Gründe, nur durch die allgemeine bestehende Stimmung, mitreißen ließen. (vgl. Han 2005 )
Als Bespiel ist hierfür die transatlantische Massenauswanderung zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu nennen, „die anfänglich in kleinen Familienverbänden begonnen hatte“(Han 2005 S.22). Auslöser der damaligen Massenauswanderung war die damals vorherrschende belastende Armut und Not der gesamten bäuerlichen und handwerklichen Bevölkerung (vgl. Han 2005).


Migration entsteht aus einer Vielzahl von zusammenhängenden Motiven und Zwängen. Sie bildet den „Endpunkt eines Zusammenspiels von
  • demographischen (Bevölkerungswachstum, Überbevölkerung)
  • soziokulturellen (z.B. Vorurteile und Stereotypen gegenüber Angehörigen von Minderheiten und ihre soziale und institutionelle Ausgrenzung)
  • politischen (z.B. Verfolgung und gesetzlich verankerte Diskriminierung)
  • wirtschaftlichen (z.B. niedriger materieller Lebensstandard, Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, fehlende soziale Sicherung)
  • ökologischen (z.B. Naturkatastrophen)
  • religiösen (z.B. Verbot freier Religionsausübung und religiöse Verfolgung)
  • ethnischen (z.B. Spannungen zwischen ethnischen Gruppen, ethnische Homogenisierung wie ethnische Säuberung)
  • kriegerischen (z.B. Bürgerkriege, zwischenstaatliche Kriege) Bedingungen“(Han 2005 S.25).
Ursachen für eine Migration lassen sich demnach zum einen auf der persönlich individuellen, wie auch auf der gesellschaftlichen Ebene ausmachen.


Zu beachten ist, dass keine exakte Trennung von unfreiwilliger und freiwilliger Migration besteht. Vielmehr kann von einer wechselseitigen Push-Pull-Beziehung zwischen den eben genannten Ursachenbündel ausgegangen werden (vgl. Eichener/ Ceylan S.26):
Push-Faktoren
sog. Druckfaktoren, zeichnen sich dahingegen aus, als dass sie alle Bedingungen der Herkunftslandes bzw. –ortes der Migration, wie politische und religiöse Verfolgung, zwischenstaatliche Kriege usw. berücksichtigen und diese als Ursache für eine Migration zum Anlass nehmen
Pull-Faktoren
sog. Sogfaktoren beziehen sich auf die Bedingungen des Aufnahmelandes bzw. –ortes. So spielt zum Bsp. eine vorherrschende politische Stabilität, religiöse Glaubensfreiheit sowie gute Ausbildungs- und Verdienstmöglichkeiten usw. für die Entscheidung einer Migration eine ausschlaggebende Rolle

Quellenverzeichnis

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  • EICHENER, Volker/ CEYLAN, Rauf:
    "Migration, sozialräumliche Segregation und interkulturelle soziale Arbeit. Studienbereich: Menschliche Entwicklung im sozialen Umfeld"
    FH-Düsseldorf.
  • HAN, Petrus (2005):
    "Soziologie der Migration"
    Stuttgart