Soziologische Klassiker/ Migrationssoziologie/ Baumann

Modernity and the Holocaust

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(Die Moderne und der Holocaust)

In seinem Buch "Modernity and the Holocaust“ erläutert er, dass der Holocaust „ als Folge einer ungewöhnlichen Häufung von Fakten, die einzeln gesehen ganz gewöhnlich und normal sind - doch die Verantwortung für eine derartige Häufung muss dem modernen Staat zugeschrieben werden“entstanden sei. Andererseits kritisert Zygmunt Bauman die Moderne und distanziert sich auch klar von der Postmoderne. Auf Seite 5 des Buches „ "Modernity and the Holocaust“ schreibt er unter anderem: “Postmoderne ist die erregende Freiheit, jedes beliebige Ziel zu verfolgen und die verwirrende Unsicherheit darüber, welche Ziele es wert sind, verfolgt zu werden, und in wessen Namen man sie verfolgen sollte.” “Die Postmoderne gibt der Welt zurück, was die Moderne ihr in ihrer Anmaßung genommen hat; sie verzaubert die Welt wieder, die die Moderne mit aller Kraft zu entzaubern suchte”, ist Baumans Ansicht. Seine Werke haben einen klaren Fokus auf die Mehrdeutigkeit der Moderne, die man in verschiedenen Beispielen findet – wie zum Beispiel auch an der Assimilation der Juden in Europa. In seinem Buch „Verworfenes Leben“ behandelt er das Thema der Mittellosigkeit in der heutigen globalisierten Gesellschaft. Zygmunt Bauman sagte selbst über das Buch: „In verschiedenen Stadien des postmodernen Diskurses, entstandene Ansichten und Einblicke – im Bewußtsein, jeweils nur ein Teil betrachtet zu haben und auch nur von einem von vielen Standpunkten – zusammen ergeben sie doch grundlegende Einsichten.“

In dem Werk werden zwei grundlegende Aspekte betrachtet: Die Soziologie als Wissenschaft, die von der Moderne beeinflusst und entwickelt wurde. Er findet eine neue Qualität in der Gesellschaft, die er von unterschiedlichen Ausgangspunkten heraus untersucht und klarerweise ständig mit der Moderne vergleicht. In dem Kapitel „Gesetzgeber und Interpreten“ beschreibt Baumann, die Haltung in der Moderne als „Gesetzgeber“ und bringt damit klar zum Ausdruck, dass man der postmodernen pluralistischen, toleranten Gesellschaft, eine interpretierende Einstellung zuordnet. Heutzutage verstehen sich Gestalter nicht mehr als Lehrer und Erzieher, die eine Formung der Menschen mit dem Blick auf die Zukunft heranstreben. Stattdessen legen sie andere Kulturen und deren Einflüsse für das Hier und Jetzt aus. Seine Bewiese für die neue Wirklichkeit der Gesellschaft sind nicht empirische Untersuchungen, jedoch versucht er sie, abstrakt zu erklären. Damit verbessert er auch das Verständnis für die derzeitige Gesellschaft. Er beleuchtet den systemimmanenten Kontext, der den Kommunismus vernichtet. Dies beschreibt er mit dem Exempel, dass der Staat sein Universalitätsbestreben sogar auf das Gebiet des Persönlichen, Privaten ausgeweitet hat (Totalitarismus). Dadurch werden umgekehrt „persönliche Probleme“ auf den Staat umgewälzt. Dadurch entsteht klarerweise eine Emotionalität, die Unberechenbares und Gefährliches mit sich bringt. Dies ist natürlich lediglich ein geringer Aspekt, aus einem von vielen Themenbereichen.


Wasted Lives. Modernity and its Outcasts

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(Verworfenes Leben)

Baumans These trifft den Kern der neuzeitlichen Rationalität: Ein - wenn nicht sogar das zentrale - Ergebnis von Modernisierungsprozessen besteht in der Exklusion von Menschen aus den sozialen, nationalstaatlichen und kulturellen Zusammenhängen. Ortlose Migranten, Flüchtlinge und für "überflüssig" gehaltene Menschen - in ihrem Schicksal manifestiert sich die Tatsache, dass die Entwicklung der modernen Gesellschaften in ökonomischer und politischer Hinsicht nicht etwa in der Integration aller besteht. Ganz im Gegenteil: Die Moderne wirkt sich höchst selektiv aus; Deprivation ist ihr besonderes Kennzeichen. Bauman zeigt auf, wie Exklusion mit der Modernisierung und Globalisierung einhergeht. (Klappentext)

Modernity and Ambivalence

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(Moderne und Ambivalenz)

Die Moderne hat sich eine unlösbare Aufgabe gestellt. Ihr Anspruch, die Welt durchschaubar zu machen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil er die grundsätzliche Ambivalenz der Welt und die Zufälligkeit unserer Existenz, unserer Gesellschaft und unserer Kultur leugnete. Jeder Versuch, diese Tatsache aus der Welt zu schaffen, hat immer nur neue Ambivalenz erzeugt - ein Teufelskreis, der schließlich mit dem Nationalsozialismus in den Versuch mündete, alles Ambivalente zu vernichten. Erst die Postmoderne verabschiedet sich von dem Versprechen, eine übersichtliche Welt zu schaffen. Sie erkennt, dass der Wille, die unabänderliche Zweideutigkeit menschlicher Existenz zu beheben, gleichbedeutend ist mit dem Willen, den Menschen seiner Freiheit zu berauben. (Klappentext)


Die gesellschaftliche Konstruktion der Ambivalenz

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Bauman beschäftigt sich in dem Text mit der sozialen Schließung, sprich der Inklusion und Exklusion von Fremden. Er bezieht sich darin vor allem auf das Beispiel der Juden. Der Versuch von Juden, sich anzupassen, endete in seinem Text nach Marthe Roberts sarkastischer Zusammenfassung so: „Bei sich zu Haus leben, denken, fühlen und schreiben die jungen Leute aus Prag wie Deutsche, äußerlich den anderen gleich, doch außerhalb ihrer Viertel täuscht sich niemand, die anderen erkennen sie sofort an ihrem Gesicht, ihrem Benehmen, ihrem Akzent. Gewiss sind sie assimiliert, doch nur in dem geschlossenen Raum ihres geborgten Deutschtums, oder anders gesagt, sie sind an ihre eigene Entwurzelung ´assimiliert´.“Für Bauman waren die Juden die prototypischen Fremden in Europa. Er nannte sie die „sich selbst vermehrenden Unkräuter in der Welt, die aus sorgfältig gepflegten Gärten bestand, Nomaden unter den Sesshaften – nur Zigeuner teilten diese Eigenschaft mit den europäischen Juden – und also mussten sie, für Hitler, auch deren letztes Schicksal teilen.“ Sie waren universale Fremde, denn ihre Fremdheit war nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt. Sie waren auch keine Besucher aus einem anderen Land, denn dieses „andere Land“ existierte nicht, und es gab eigentlich gar kein Land, in dem sie das Recht beanspruchen konnten, keine Besucher oder Fremde zu sein. Juden waren „die „verkörperte Fremdheit, die ewigen Wanderer, der Inbegriff der Nicht-Territorialität, das Wesen der Heimatlosigkeit, ein nicht exorzierbares Gespenst der Konventionalität im Haus des Absoluten, eine nomadische Vergangenheit in der Ära der Sesshaftigkeit.“ Franz Kafka schrieb in einem Brief an Max Brod über die Generation der zu Deutschen gemachten Juden (zu denen er selbst gehörte) folgende Selbstdiagnose: „Mit den Hinterbeinchen klebten sie noch am Judentum des Vaters und mit den Vorderbeinchen fanden sie noch keinen neuen Boden. Die Verzweiflung darüber war ihre Inspiration.“ Bauman war der Ansicht, dass „ein Fremder zu sein bedeutet, fähig zu sein, ständige Ambivalenz zu leben, ein Ersatzleben der Verstellung.“(Zitat Bauman, 1993, S.45 ff)

Literaturverzeichnis

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  • BAUMAN, Zygmunt (1993):
    "Moderne und Ambivalenz: Das Ende der Eindeutigkeit"
    Hamburg:Junius Verlag GmbH.


Hauptartikel zu Zygmunt Bauman in den Soziologischen Klassikern mit zusätzlichen biographischen Daten