Soziologische Klassiker/ Das soziologische Dorf/ Normatives Paradigma


Das normative Paradigma

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Das normative Paradigma ist das dominante Paradigma der Nachkriegszeit. Man identifiziert vor allem Talcott Parsons‘ makrosoziologischen Strukturfunktionalismus damit,
der jedoch am Ende in eine Theorie des allgemeinen Handlungssystems mündet.
Der Höhepunkt des Strukturfunktionalismus ist die Modellierung des Sozialen als normative Ordnung [1] - es handelt sich dabei um eine Struktur, bestehend aus Sollnormen.
Die Akteure produzieren in diesem Fall die Strukturen selbst. Das Normsystem ist nicht Ergebnis, sondern Voraussetzung des Handelns [2].

Das normative Paradigma nimmt laut Wilson die Naturwissenschaften zum Vorbild der Sozialwissenschaften. Soziales Handeln wird im normativen Paradigma dadurch erklärt,
dass die normativen Dispositionen (Einstellungen, Motive, …) der Handelnden und die normativen Erwartungen (Normen, Werte, …) der Interaktionspartner/Innen durch einen gemeinsamen, kulturell und gesellschaftlich abgesicherten, kognitiven Konsens abgestimmt sind [3].
Die Akteure befinden sich in einer sanktionsfähigen Umgebung, daher muss auch angenommen werden, dass die Akteure ein gemeinsames System an Symbolen teilen, das als allgemein zugängliches kommunikatives Medium der Interaktion dient [4].
Dem normative Paradigma liegen die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft zugrunde [5]. Diese Annahme wird häufig als unproblematisch angesehen und wird im Gegenzug vom interpretativen Paradigma verstärkt problematisiert (z.B. Symbolischer Interaktionismus) [6].

Als wichtiger Vorläufer des normativen Paradigmas gilt Emile Durkheim [7].

Literatur

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  • Gabriel, Manfred/Gratzl, Norbert (2008):
    "Paradigmen in der Soziologie - Explikation, Unterscheidungen und Unterschiede. In: Balog, Andreas/Schülein, Johann, August [Hrsg.]: Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft. Erkenntnisnotwendigkeit oder Übergangsstadium?"
    Wiesbaden: VS Verlag.
  • Goldschmidt, Nils (2004):
    "Die Zukunft der sozialen Marktwirtschaft: Sozialethisch und ordnungsökonomische Grundlagen"
    Tübingen: Mohr Siebeck.
  • Schnell, Rainer/Hill, Paul Bernhard/Esser, Elke (2005):
    "Methoden der empirischen Sozialforschung"
    München: Oldenbourg.
  • Weymann, Ansgar (1998):
    "Sozialer Wandel: Theorien zur Dynamik der modernen Gesellschaft"
    Weinheim u.a.: Juventa.

Einzelnachweise

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  1. Gabriel/Gratzl 2008: 93
  2. vgl. Gabriel/Gratzl 2008: 93
  3. vgl. Weymann 1998: 36; Schnell/Hill/Esser 2005: 91
  4. vgl. Wilson 1973: 56, zit. n. Weymann 1998: 91
  5. vgl. Goldschmidt 2004: 5
  6. vgl. Weymann 1998: 91
  7. vgl. Gabriel/Gratzl 2008: 93