Schachendspiele/ Qualität gegen Bauern/ Turm gegen Läufer und Bauer(n)
In den Endspielbüchern findet man für das Endspiel Turm gegen Läufer und Bauer keine Beispiele, der Grund ist einfach:
- Opfert sich der Turm gegen den Bauern dann kann die Läuferpartei mit dem einzelnen Läufer nicht mehr Mattsetzen, die Partei endet Remis.
- Gelingt es der Turmpartei, den Bauern zu gewinnen, entsteht ein Endspiel Turm gegen Läufer, das ebenfalls Remis ist.
Von Interesse sind deshalb erst die Fälle, in denen die Läuferpartei mindestens zwei Bauern besitzt. In diesem Fall muss der Turmbesitzer bereits hart um das Remis kämpfen. Ohne Unterstützung durch den eigenen König läuft er Gefahr zu verlieren. Zwei Beispiele:
1.Ka1-b1 h5-h4 2.Kb1-c2 h4-h3 3.Kc2-d3 h3-h2 4.Ta6-h6 Le5-g3
Das ist bereits der entscheidende Zug, denn es droht Lg3-h4. Dann kann Weiß die Umwandlung des Bauern nicht mehr verhindern. Spielt Weiß jetzt Th6-h3, dann folgt natürlich Kf5-g4, ebenfalls mit Gewinn.
Diese Stellung entspricht der vorhergehenden, mit der Ausnahme, dass alle Figuren ein Feld weiter von der 1. Reihe entfernt sind, auf der Schwarz versuchen will, eine Dame zu erhalten. Weiß fällt die Verteidung recht leicht, da er mit seinem König rechtzeitig am anderen Flügel eintrifft.
1.Ka2-b2 h6-h5 2.Kb2-c2 h5-h4 3.Kc2-d2 h4-h3 4.Kd2-e2 Kf6-g5 5.Ke2-f2 Kg5-g4 6.Kf2-g1 g6-g5 7.Kg1-h2
Für Weiß gab es viele verschiedene Möglichkeiten, sich zu verteidigen. Die vorgestellte ist meiner Meinung nach am einfachsten. Man kann die Untersuchung bereits hier abbrechen. Weiß hat auf den schwarzen Feldern h2 und g3 eine Blockade errichtet, die Schwarz nicht durchbrechen kann. Wenn Schwarz jetzt zum Beispiel Kg4-h4 spielt, um seinen g-Bauern vorzurücken, verliert er nach Ta7-h7+ den h-Bauern (was natürlich nichts am Remisausgang ändert).
Die weiße Stellung ist sehr gefährdet. Scharz am Zug gewinnt:
1...d4-d3+ 2.Ke2-e3 Ld6-c5+ 3.Ke3-d2 Kd5-d4 4.Te8-d8+ Kd4-c4 5.Td8-c8 e4-e3+
Man kann die Analyse hier bereits beenden, weil das weitere Vorgehen klar ist. Weiß kann in der Folge e3-e2+ und ein nachfolgendes Schach des Schwarzen auf den Ke1 nicht mehr verhindern.
Deshalb ist mit Weiß am Zug klar, was es zu verhindern gilt. Weiß am Zug hält Remis. Die folgende Lösung stammt aus den Endspielbüchern, die diese Zugfolge als die einzig mögliche bezeichnen. Mit Hilfe der Tablebases findet man jedoch weitere Möglichkeiten, die etwas schwieriger zu verstehen sind.
1.Te8-d8 Jetzt wäre nach d3-d2+ kein nachfolgendes Läuferschach möglich.
1...Kd5-c6 2.Ke2-d2 Ld6-b4+ 3.Kd2-e2 Lb4-c5 4.Ke2-d2 Kc6-b5 Der einzige Versuch, Terrain gutzumachen Td8-e8 Remis.
Rückt Schwarz den e-Bauern vor, wird sein Läufer auf Dauer an die Diagonale a7-g1 gefesselt, denn Weiß würde natürlich gern seinen Turm gegen beide Bauern tauschen.
Die Verteidigungsressourcen des Weißen sind jedoch viel größer, als es in den den Endspielbücher suggeriert wird. Selbst die Stellung 3b ist immer noch Remis. Weiß hat die Wahl zwischen den Turmzügen Tc8, Tb8, Ta8, Te8, Tf8, Tg8, Td7 und Td5. Nur Td8-h8 verliert natürlich wegen dem Abzugsschach d4-d3+.
Der Grund für die Verteidiungsfähigkeit der Stellung ist auch leicht gefunden: Der Turm kann rechtzeitig auf die d-LInie zurückkehren, um den d-Bauern spätestens bei der Umwandlung zu schlagen. Den e-Bauern gewinnt der weiße König, weil der schwarze König von ihm abgeschnitten ist.