Schachendspiele/ Läuferendspiele/ Ungleichfarbige Läufer/ Praktische Beispiele
Diese Stellung illustriert die Besonderheiten eines Endspiels mit ungleichfarbigen Läufern sehr gut. Im Unterschied zu einem Endspiel mit gleichfarbigen Läufern, bei der man seine eigenen Bauern vorzugsweise auf Feldern mit der Nichtläuferfarbe postiert, werden sie bei ungleichfarbigen Läufern auf Felder mit der eigenen Läuferfabe gestellt. Meist muss man dies nicht einmal bewusst tun, sondern sie lassen sich anders gar nicht verteidigen. In der vorliegenden Stellung gibt es für Weiß trotz Mehrbauer keine Gewinnidee. Der Bauer d6 wird vom schwarzen König auf d7 zuverlässig blockiert, einem Feld, von dem er nicht mehr vertrieben werden kann. Greift der weiße König den Bauern g6 an, zieht der schwarze Läufer auf der Diagonale b1-f5 hin und her. Begibt sich der weiße König zum Bauern b5, dann verteidigt der schwarze Läufer von der Diagonale c4-f1. No pasaran.
Vergleicht man diese Stellung mit der vorhergehenden, dann fällt neben dem eher unwesentlichen Unterschied b2/b4 die bessere weiße Königsstellung ins Auge. Aber auf den plausiblen Zug
1.Kc7-b6 hält 1...Lf5-d7 leicht Remis.
Die Verteidigung 1...Lf5-d3 verliert hingegen wegen 2.Kb6-c6!, weil Weiß das Vorrücken des Bauern d6 droht.
Diese Stellung entstammt der Partei von Awerbach-Ljublinski aus dem Jahr 1950. Unschwer erkennt man die große Ähnlichkeit zu den vorangegangenen Beispielen. Juri Lwowitsch Awerbach gilt als der größte Endspielexperte aller Zeiten, vermutlich hat er wegen seiner Partie diesen Stellungstyp so ausführlich analysiert. Im Vergleich zu den beiden Remisbeispielen fällt die schlechte schwarze Bauernstellung am Königsflügel auf, die Bauern f6 und g7 stehen auf Feldern der gegnerischen Läuferfarbe. Außerdem verstellt der König auf e6 dem Läufer auf d7 die Diagonale c8-h3. Stünde der König auf e8, wäre das Endspiel wahrscheinlich Remis. So aber folgte:
1.Kb6-c7 Ld7-e8 2.h2-h4 Le8-d7 3.g3-g4! Dieser Zug ist nur möglich, weil der König auf e6 die Läuferdiagonale verstellt.
3...h5xg4 4.f3xg4 Ld7-e8 5.h4-h5! Hier gab Ljublinski auf. Für Normalsterbliche noch der Grund für die Partieaufgabe:
5...Le8-d7 6.Lc3xf6 g7xf6 7.h5-h6 Und der Bauer geht zur Dame.
In dieser Stellung hat Weiß zwei verbundene Frei- und Mehrbauern am Damenflügel, wovon einer der beiden bereits auf der 7. Reihe steht. Aber gerade das erweist sich als Nachteil, weil es die Zahl der vom eigenen König betretbaren Felder verringert.
1.Kd4-c5 Kf5-e6 2.Kc5-b6 Ke6-d7 3.b4-b5 Kd7-c8! Remis.
Dieser Zug sichert das Remis, weil Weiß nicht weiterkommt. Spielt Schwarz hingegen Lf3, verliert er:
3...La8-f3?? 4.a8D!! Lf3xa8 5.Kb6-a7 La8-f3 6.Ka7-b8 Schwarz muss seinen Läufer gegen den b-Bauern geben und verliert das Endspiel.