Schachendspiele/ Läuferendspiele/ Läufer und Bauer gegen Läufer
Im Unterschied zum Springer, der mit jedem Zug die Feldfarbe wechselt, kann der Läufer niemals Felder der anderen Farbe bedrohen. Die nebenstehende Stellung ist Remis, weil Weiß keine Möglichkeit hat, den gegnerischen König zu vertreiben. Im Folgenden müssen deshalb nur Stellungen untersucht werden, in denen Schwarz die Blockade eines der andersfarbigen Felder vor dem Bauern nicht gelingt.
Andererseits darf der Bauer nicht vorrücken, wenn er durch den gegnerischen Läufer geschlagen werden könnte. Diese beiden Strategeme bestimmen deshalb den Charakter dieses Endspiels.
1.Lf4-h6 Dieser Zug verhindert, dass der schwarze König nach e8 durchbricht, was Remis ergeben würde.
1...Le7-h4 2.Kg6-f5 Lh4-e7 3.Kf5-e5 Le7-b4 4.Ke5-d5 Lb4-e7 5.Kd5-c6 Le7-b4 6.Kc6-d7 Lb4-c5 7.Lh6-f4
Weiß gewinnt, da er mit Lf4-d6 dem schwarzen Läufer die Diagonale zum Bauern versperren kann. Jetzt Kg8-f8 führt nach Lf4-d6+ zu einem verlorenen Bauernendspiel.
In dieser Stellung steht der schwarze König wesentlich aktiver. Seine Position auf d5 verhindert, dass Weiß die Diagonale durch Lf4-d6 absperren kann, deshalb erfolgt ein anderer Versuch:
1.Lf4-g5 Lb4-c5 2.Lg5-e7 Lc5-e3!
So sichert Schwarz das Remis. Steht der weiße Läufer auf e7, kann der Bauer nicht vorrücken. Zieht der Läufer von dort ab, kann er nur eine der beiden Diagonalen a3-f8 und d8-h4 kontrollieren. Die zweite nimmt dann Schwarz unter Beschuss, entweder durch Le3-g5 oder durch Le3-c5. Deshalb: Remis!
Bei einem Rand- oder Springerbauern funktioniert dieses Verteidungsverfahren nicht, weil eine der beiden Diagonalen zu wenig Felder enthält. Die nebenstehende Stellung zeigt das Problem: Die Diagonale a6-c8 enthält nur drei Felder. Zwei davon kontrolliert der König, das dritte der Läufer. Mit dem Zug
1.Lf5-d7
gewinnt Weiß. Schwarz kann den König nicht ziehen, weil das den Läufer einstellt. Zieht er aber den Läufer weg, kann der Bauer vorrücken. Im Übrigen gehen auch andere Abwartezüge wie z.B. Lf5-e6. Zieht Schwarz dann Ka5-b5, antwortet Weiß einfach Le6-c4+.
In dieser Stellung würde Weiß, wie in der vorhergehenden Stellung gezeigt, leicht gewinnen, wenn sein König auf a8 steht. So ist der Gewinnweg schwieriger und benötigt ein zusätzliches Stellungsmotiv.
1.Ld8-h4 Kc6-b6 2.Lh4-f2+ Kb6-a6 3.Lf2-c5 Weiß versucht, mit dem Läufer nach a7 zu gelangen, um mit Lb8 die Kontrolle über die Diagonale b8-h2 zu übernehmen. Die schwarze Königswanderung soll das verhindern. Nach dem letzten weißen Läuferzug kann Schwarz seinen König nicht ziehen, weil der weiße Läufer sonst nach a7 geht.
3...Lh2-f4 4.Lc5-e7 Ka6-b6 5.Le7-d8+ Kb6-c6 Der schwarze König musste zurückkehren, weil Weiß mit Lc7 die Übernahme der Kontrolle über die Diagonale gedroht hat.
6.Ld8-g5! Das ist das angekündigte neue Stellungsmotiv: Ablenkung! Der weiße Läufer ist tabu, aber nach dem Wegzug des schwarzen Läufers ist die Übernahme der KOntrolle über die lange Diagonale nicht mehr zu verhindern.
6...Lf4-h2 7.Lg5-e3 Kc6-b5 8.Le3-a7 Kb5-a6 9.La7-b8 Lh2-g1 10.Lb8-f4 Lg1-a7 11.Lf4-e3! Diese zweite Ablenkung entscheidet, Weiß gewinnt.