Reisen in das Alte Dresden/ Coselscher Garten
Vom 13. April 1820 an bewohnte Carl Maria von Weber (18. oder 19. November 1786 bis 5. Juni 1826) das Landhaus auf dem „Cosel'schen Garten“ als Sommerwohnung, der ihn „durch reizende Aussicht und angenehme Anlagen“ überzeugt hat. Er blieb dort bis zu seiner Abreise aus Dresden am 25. Juli 1820, komponierte das Lied „Der Sänger und der Maler“ und die Schauspielmusik zu „Preciosa“ und nahm die Arbeit an der unvollendet gebliebenen Oper „Die drei Pintos“ auf. In dieser Zeit vollendete er auch den Freischütz, wobei es unter Experten strittig ist, ob in der Sommerwohnung oder noch in der Stadtwohnung. Carl Maria von Weber befand sich im „Cosel'schen Garten“ auch strategisch in einer sehr günstigen Lage. Von 1816/17 bis 1858 pachtete das Königliche Hoftheater bzw. König Friedrich August I. als zusätzlichen Spielort, neben dem Morettischen Opernhaus, für die Sommermonate das „Theater auf dem Linckeschen Bade“. Das Linckesche Bad lag dem Coselgarten gegenüber auf der anderen Seite der Prießnitz.
Das Ehepaar Weber wohnte am Altmarkt 9 und nahm seit 1818 zusätzlich zur Stadtwohnung ein ruhiges Sommerquartier, 1818 und 1819 in Hosterwitz. Weber war seit 1817 mit der Sängerin und Schauspielerin Caroline Weber (geb. Brandt) verheiratet. 1821 war der längere Aufenthalt Webers in Berlin (vom 4. Mai bis 30. Juni) ausschlaggebend dafür, dass man im Sommer in der Dresdner Stadtwohnung blieb. 1822, 1823 und 1824 wählten Webers wieder die Zimmer in der oberen Etage des kleinen, 1725 errichteten Winzerhäuschens von Johann Gottlieb Felsner in Klein-Hosterwitz (damals Äpfelallee, heute das Carl-Maria-von-Weber-Museum, Dresdner Straße 44). Das lange vor 1645 errichtete Landhaus im „Cosel'schen Garten“ war baufällig geworden.
Im Dresdner Adressbuch von 1824 (S. 148) ist der Berliner Fabrikant C. F. Lietzmann als Besitzer des Grundstücks angegeben; Adressenangabe: „NA. [= Neuer Ausbau] alte Bud. Str. 146“. Charlotte Gräfin von Bünau hatte um 1821 infolge des wirtschaftlichen Niederganges ihrer Familie sich auch von diesem Eigentum trennen müssen. Der Berliner Fabrikant sah das Land lediglich als eine gewinnbringende Anlage und ließ als erstes das damals bereits rund 200 Jahre alte Landhaus im Jahre 1824 abreißen und unter Benutzung des alten Baumaterials durch das sogenannte „Pavillonhaus“ ersetzt. Baumeister Woldemar Hermann (1807–1878) wählte hierfür einen leicht veränderten Standort. Hierdurch wurde das Grundstück erheblich aufgewertet. Offenbar bestand schon vor dem Neubau das Interesse der Familie Weber, hier wieder ihre Gartenwohnung zu nehmen, weil sie damit in unmittelbarer Nähe zum Theater auf dem Linckeschen Bad wohnte, wo sommers die Theateraufführungen des Hoftheaters stattfanden.
Carl Maria von Weber schloss am 18. März 1825 für den Neubau einen Mietvertrag mit dem Berliner Kaufmann Carl Wilhelm Lietzmann ab und bezog dieses Sommerdomizil am 28. April 1825. Laut Vertrag umfasste das Gartenquartier zwei Zimmer, zwei Kammern, Küche und Keller sowie einen Stall für die Pferde und eine Remise für den Wagen. Der Rückzug in die Stadtwohnung erfolgte am 30. September 1825. Weber besaß ein braunes Pferdepaar, Wallach und Stute, mit den Namen Hans und Gretel. So konnte Weber seine Reisen mit eigener Kutsche und Gespann bestreiten, 1825 nach Ems, 1826 sogar bis nach London zur Uraufführung des Oberon, wo er am 5. Juni starb. Damit endete die Geschichte der Webers auf dem „Cosel'schen Garten“.
Den östlichen Gartenteil mit der Kuppelvilla und dem Weber-„Pavillon“ (Holzhofgasse 10a) erwarb nach dem Tode von de Villers 1846 der Fabrikant und Autographensammler G. A. Heinrich, der in dem 1825 von Weber bewohnten Häuschen ein kleines Museum einrichtete und mit einer Vielzahl an Weberautographen und Weber-Devotionalien ausstattete. In dem Gartenrondel vor dem Weber-„Pavillon“ ließ er sogar eine Weberbüste errichten. Damit wurde der Coselsche Garten als letzte Gartenwohnung Carl Maria von Webers zur ersten Weber-Gedenkstätte, ein Jahrhundert vor dem 1948 eingeweihten Carl-Maria-von-Weber-Museum in Webers Sommerwohnung in Hosterwitz.
Um den Jahreswechsel 1873/74 übernahm der Nähmaschinen-Fabrikanten Clemens Müller (1828–1902) das östliche Gartenteilstück. Er verpflichtete sich mit dem Kauf, die Weber-Gedenkstätte weiterzuführen und ließ für diesen Zweck sogar den Weber-„Pavillon“ durch einen Anbau erweitern. Hierdurch wurde das Weber-Museum wesentlich vergrößert.
Es sind lediglich historische Fotografien von diesem Haus überliefert, u. a. eine Fotografie mit einer Widmung von Max Maria von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns vom 15. Oktober 1868. Zu diesem Zeitpunkt bestand der Anbau noch nicht, der aber auf einer Fotografie zu sehen ist, die Wilhelm Kleefeld 1926 publiziert hatte. Hier steht im Gartenrondell statt der Weberbüste eine der barocken großen Vasen, die Weberbüste wurde vermutlich in den Museumsanbau übertragen.
Der Weber-„Pavillon“ einschließlich des Anbaus und der weiteren Umgebung wie das Wasserpalais auf Cosel wurden 1945 zerbombt. Das Schicksal des Webermuseums einschließlich der Ausstellungsstücke wie Weber-Autographen, Weber-Devotionalien und der Weberbüste ist ungeklärt.