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Der unmögliche Regress des ARISTOTELES

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Ein Beitrag zur Naturphilosophie des ARISTOTELES (384-322 v.Chr.). Da über den ‚kosmologischen Existenzbeweis‘ des ARISTOTELES für den ‚unbewegten Beweger‘ irreführende Narrative kursieren, soll mit diesem Lehrwerk eine Richtigstellung vorgelegt werden, verbunden mit einer theologischen Erklärmöglichkeit.


Das Ergebnis

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»Alles, was in Bewegung ist, wird von etwas bewegt«. Die Phänomene der Bewegungen und Veränderungen am Himmel und auf der Erde führen ARISTOTELES zur Frage nach ihren Ursachen. Er stellt hier zunächst fest : alles, was sich bewegt, wird von etwas bewegt, d.h. verursacht. Es gibt Ketten von Bewegungs-Ursachen.

Danach kommt die Frage nach dem Ursprung bzw. Anfang dieser Bewegungen. Unter der Voraussetzung, dass alles, was sich bewegt, immer von etwas bewegt wird, und man nicht »ins Unendliche fortschreiten« kann, und daher »notwendig einmal ein Stillstand eintreten« muss, wird diese Frage mit der Ablehnung einer vielleicht möglichen Kette von Bewegungs-Ursachen, die keinen (zeitlichen) Anfang hat und daher ‚unendlich‘ wäre, entschieden. Diesen sog. ‚unendlichen Regress‘ kann es nicht geben, weil es metaphysisch „unmöglich“ ist, dass die einzelnen Ursachen in diesem angenommenen ‚unendlichen Regress‘ sich selbst verursachen könnten. Denn, um sich selbst mit ihrer eigenen ‚Schöpfungskraft‘ allein erschaffen zu können, d.h. um sich selbst zur ‚Existenz‘ zu bringen, müsste eine Ursache schon ‚da‘ sein, bevor sie ‚da‘ ist, was „unmöglich“ ist. (Ein Vater kann nicht sein eigener Vater sein.) Keine Ursache kann sich selbst verursachen. Wenn alles, was sich bewegt, immer von etwas bewegt werden muss, und wenn kein einziges Glied in dieser unendlichen Kette von Bewegungs-Ursachen sich selbst zur ‚Existenz‘ bringen kann, dann war diese Annahme eines ‚unendlichen Regresses‘ ohne Anfang falsch. Denn die ‚Existenz‘ einer solchen Abfolge von Bewegungen und Veränderungen ohne einen (zeitlichen) Anfang hängt dann einzig und allein nur von der ‚Existenz‘ jeder einzelnen Bewegung ab, die sich jedoch nicht selbst zur ‚Existenz‘ bringen können. (Es gibt daher auch keine unendliche, zeitlich-ewig-bewegte Welt.)

Also gibt es einen (zeitlichen) Anfang der Welt-Bewegungen : das Prinzip der metaphysischen „Unmöglichkeit“ für den ‚unendlichen Regress‘ bei den „realen“ Bewegungen und Veränderungen am Himmel (Astronomie) und auf der Erde (Biologie) ist eine „zwingend notwendige“ Annahme, mit der logischen Konsequenz für ARISTOTELES, dass ein ‚unbewegtes Erstbewegendes‘, das „prôton kinoûn akinêton“, das (unentstanden), den (zeitlichen) Anfang der Bewegungen in der Welt verursacht, dann auch „real“ ‚existieren‘ muss !

(Bewegung ist immer Zeit-abhängig. Eine Bewegungs-Ursachen-Kette ohne einen zeitlichen ‚Anfang‘ gibt es für ARISTOTELES nicht. Sein ‚Aufweis‘ der metaphysischen „Unmöglichkeit“ für einen unendlichen, zeitlich-ewigen Regress von Bewegungs-Ursachen am Himmel und auf der Erde ist zugleich implizit auch der ‚Aufweis‘ für die „Unmöglichkeit“ einer zeitlich-ewig-bewegten Welt. Damit widerlegt ARISTOTELES ungewollt sein eigenes Theorem von der ‚zeitlichen Ewigkeit‘ der Welt ! – Siehe ‚Abschluss und Ausblick‘. — Eine ‚zeitliche Ewigkeit‘ ist ein ‚hölzernes Eisen‘ !! —)

(‚Grüne‘ Textpassagen in Klammern sind Erklärungen zum Haupttext oder weiterführende Exkurse zum Thema. „Orange“ kodiert sind ‚Schlüsselwörter‘ zum Thema. Zitate werden ‚kursiv‘ und farbkodiert dargestellt. Dogmatische Fachtermini sind ‚blau‘ kodiert.)

Der Weg zum Ergebnis

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Die Forderung nach Widerspruchsfreiheit für das „Erste Bewegende“ in der ‚Metaphysik‘ des ARISTOTELES führt zur Erkenntnis, dass der ‚infinite Regress‘ von Bewegungs-Ursachen ohne einen (zeitlichen) ‚Anfang‘ (d.h. eine unendliche, zeitlich-ewig-bewegte Welt) metaphysisch „unmöglich“ ist. (Bewegung ist immer Zeit-abhängig.)

Hier die Problemlage nach Prof. SCHUPP :

»Besonders problematisch ist für Aristoteles die Frage nach der Ursache der Bewegung. Bei der Materie legten die Phänomene die Annahme nahe, dass sich die materiellen Dinge zwar verändern, während die Materie selbst als letztes Substrat [πρῶτη ὕλη | „prôte hÿle“ | ‚materia prima‘] bleibend sei. Bei der Bewegung hingegen legten wiederum die Phänomene die Annahme nahe, dass alles, was in Bewegung ist, von etwas bewegt wurde; hier schien es geboten, zu fragen, wo die „Bewegung überhaupt“ herkomme. … Fragt man auf diese Weise, dann muss logisch postuliert werden, dass es ein „erstes Bewegendes“ gibt (πρῶτον κινοῦν | „prôton kinoûn“). Um dieses logische Postulat eines ‚ersten‘ Bewegenden widerspruchsfrei zu halten, darf dieses ‚erste‘ Bewegende nicht wieder von etwas anderem bewegt sein, sonst wäre es schließlich kein „erstes“.« (Franz SCHUPP, ‚Geschichte der Philosophie im Überblick‘ Band 1 ‚Antike‘, Hamburg 2003, Seite 293)

Das Postulat eines „unbewegten Erstbewegenden“ als (zeitlichen) ‚Anfang‘ der Bewegung steht offensichtlich im Widerspruch zur Annahme eines ‚unendlichen Regresses‘ d.h. einer unendlichen Reihe von Bewegungs-Ursachen ohne einen (zeitlichen) ‚Anfang‘. Dieser ‚infinite Regress‘ ist auch in sich ‚widersprüchlich‘, weil keine Ursache in der Regresskette von Bewegungs-Ursachen sich selbst ‚verursachen‘ kann. (MÜNCHHAUSEN kann sich ‚unmöglich‘ selbst an seinem eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen ! ) Daher führt die Behauptung eines ‚unendlichen Regresses‘ für Bewegungs-Ursachen ohne einen (zeitlichen) ‚Anfang‘ zu einem Widerspruch in Form einer metaphysischen „Unmöglichkeit“.

Der Weg zum „unbewegten Beweger“ ist für ARISTOTELES mit zwei Voraussetzungen vorgezeichnet :

»Die Erfordernis eines unbewegten Bewegers [das „prôton kinoûn akinêton“ als Prinzip für die Welt] ergibt sich bei Aristoteles in der Physik ganz einfach aus zwei Postulaten : (1) Alles was sich bewegt, wird von etwas bewegt‘, [d.h. verursacht; eine Selbstverursachung der Bewegungs-Ursachen ist metaphysisch „unmöglich“], und (2) einregressus in infinitum[eine Kette von unendlich vielen Bewegungs-Ursachen ohne einen zeitlichen Anfang, d.h. eine unendliche, zeitlich-ewig-bewegte Welt] ist nicht möglich. « (Franz SCHUPP, ,Geschichte der Philosophie im Überblick, Band 2 ‚Christliche Antike, Mittelalter‘, Hamburg 2003, Seite 375) [Kommentierende Ergänzungen zum Zitat stehen in eckiger grüner Klammer.]

Entgegen dem verbreiteten falschen Narrativ über den ‚kosmologischen Existenzbeweis‘ (des ARISTOTELES) ist es daher, (wenn man die beiden Postulate beachtet), keineswegs »notwendig«, die ‚Existenz‘ eines „unbewegten Bewegers“ (z. B. ‚Gott‘) im Vorhinein schon »annehmen« zu müssen, um einen ‚infiniten Regress‘ der Ursachen nachträglich »vermeiden« zu können. Im deutschen Wikipedia-Artikel über den ‚infiniten Regress‘[1] z. B. wird irreführend — mit Verweis auf drei englische Autoren — konstatiert :

»So funktioniert das kosmologische Argument für die Existenz Gottes: Es behauptet, dass es notwendig ist, die Existenz Gottes anzunehmen, um einen infiniten Regress der Ursachen zu vermeiden«; (vgl. auch Clinton Richard DAWKINS, ‚Der Gotteswahn: DAWKINS lehnt den Versuch ab, einen ‚Erstbeweger-Gott‘ — schon im Voraus — als ‚Ausweg‘ aus einem ‚infiniten Regress‘ zu akzeptieren.)

Es gilt vielmehr umgekehrt : die Vorstellung eines ‚infiniten Regresses‘ der Bewegungs-Ursachen am Himmel und auf der Erde führt zwangsläufig zu einem Widerspruch in Form einer metaphysischen „Unmöglichkeit“. Die Annahme eines ‚infiniten Regresses‘ von Bewegungs-Ursachen ohne einen (zeitlichen) ‚Anfang‘ hat sich schon ‚im Vorhinein‘ als „unmöglich“ erwiesen, (es gibt ihn nicht), daher ist es „zwingend notwendig“ und konsequent, einen kosmisch erstmaligen ‚Anstoß‘ durch einen ‚Erstbeweger‘ als Prinzip für die tatsächlichen Bewegungen und Veränderungen am Himmel und auf der Erde anzunehmen. Darum schließt ARISTOTELES im kosmologischen Beweis induktiv auf die ‚Existenz‘ eines ‚realen‘, „unbewegten Erstbewegenden“, das „prôton kinoûn akinêton“, da die Bewegungen und Veränderungen am Himmel und auf der Erde auch ‚real‘ sind.

(Der ‚infinite Regress‘ von Bewegungs-Ursachen ohne einen zeitlichen ‚Anfang‘ ist „unmöglich“ — also muss ein zeitlicher ‚Anfang‘ der Bewegung ‚existieren‘. Die Identifikation des „unbewegten Erstbewegers“ mit ‚Gott‘, wie z. B. bei ARISTOTELES, ist eine nachträgliche Folgerung im Kontext einer persönlichen religiösen Überzeugung — und kein ‚Ausweg‘ aus einem ‚unendlich-ewigen Regress‘ ohne zeitlichen ‚Anfang‘. Von diesem Regress ist definitiv festgestellt worden, dass er nicht ‚existiert‘. Darum muss ein zeitlicher ‚Anfang‘ existieren, der mit ‚Gott‘ identifiziert werden kann. Die Identifizierung des „prôton kinoûn“ mit GOTT ist jedoch problematisch, wie sich später noch zeigen wird.)

Es wäre falsch, sich den ‚infiniten Regress‘ als eine statische, ‚unendliche‘ Reihe aufgestellter Dominosteine in einem ‚unendlichen‘ Raum vorzustellen, die einen Spieler-Gott brauchen, der sie anstupst, damit sie umfallen; (was nach DAWKINS vorstellbar wäre). Der Regress der (Zeit-abhängigen) Bewegungs-Ursachen im Kosmos ist auch nicht vergleichbar mit dem ‚mathematischen Regress‘ einer Ziffernfolge, in der jede Zahl, (Zeit-unabhängig), immer einen Nachfolger hat; und das ohne Ende. Der metaphysisch „unmögliche“ ‚infinite Regress‘ der Bewegungs-Ursachen im Kosmos ist vielmehr eine Gedankenkonstruktion, die zu jeder Wirkung eine Ursache dazu denkt, die wiederum Wirkung einer Ursache ist. Daraus wird eine unendliche Kette von ‚realen‘ Wirk-Ursachen gedanklich konstruiert, die theoretisch keinen (zeitlichen) ‚Anfang‘ haben. (Bewegung ist immer Zeit-abhängig.) Jede Ursache in dieser Kette ist immer die Wirkung einer vorherigen Ursache. Jede Wirkung wird zur Ursache einer weiteren Wirkung. Diese unendliche Kette von Wirk-Ursachen ohne einen (zeitlichen) ‚Anfang‘ ‚existiert‘ einzig und allein nur dann, wenn auch jedes einzelne Glied in der Kette real ‚existiert‘. Alle Ursachen sind numerisch von einander verschieden.

Keine Ursache in dieser Kette kann sich selbst verursachen, d.h. sie kann nicht Ursache für sich selbst sein. Hier ist nun der Punkt, an dem die ganze ‚Gedankenkonstruktion‘ zusammenbricht : Um sich ‚selbst‘ zu verursachen, d.h. um sich selbst zur ‚Existenz‘ zu bringen, müssten diese Ursachen »früher als sie selbst« ‚da‘ sein, wie ARISTOTELES sagt, was aber „unmöglich“ ist. Da alles, was sich bewegt, immer von etwas bewegt werden muss, und da keine einzige Bewegung in der unendlichen Kette der Wirk-Ursachen sich selbst verursachen kann, kann diese vorgestellte Kette von Bewegungen ohne einen ‚Anfang‘, (eine unendliche, zeitlich-ewig-bewegte Welt), auch nicht ‚existieren‘. Darum ist der unendliche Regress von Wirk-Ursachen ohne einen (zeitlichen) ‚Anfang‘ metaphysisch „unmöglich“, d.h. dieser unendliche, zeitlich-ewige Regress ‚existiert‘ definitiv nicht. Die Bewegungen und Veränderungen in der Welt haben also einen (zeitlichen) ‚Anfang‘. Es gibt daher Reihen von Ursachen in der Welt, die alle von einer unverursachten Erst-Ursache verursacht worden sein müssen, die jedoch nicht nur numerisch sondern ‚wesentlich‘ verschieden zu jeder anderen Ursache ist — die ‚Mutter‘ aller Ursachen : das „prôton kinoûn“, die ‚letzte‘ Bewegungs-Ursache, die schon ‚etwas‘ vorfindet, das sie ‚anstößt‘.

Ähnlich wie im Postulat (1) von der „Unmöglichkeit“ der Selbstverursachung einer Bewegungs-Ursache, (die Begründung für Postulat (2) ), argumentiert ARISTOTELES auch bei den anderen Ursachen.

Zunächst die Materie-Ursache : Aus der Erkenntnis, dass die Materie sich nicht selbst verursachen kann, zieht ARISTOTELES die Folgerung, dass die Materie ‚zeitlich-ewig‘ immer schon ‚da‘ gewesen sein muss :

»Dass die Materie selbst unentstanden und unvergänglich ist, wird dann mit Hilfe der Definition bewiesen in ‚Physik‘ I 9, 192a 31-32, wonach „die Materie das erste Substrat [ πρῶτη ὕλη | „prôte hÿle“ | ‚materia prima‘ ] für jedes Ding ist, aus welchem als immanentes (bleibendes Prinzip) etwas nicht akzidentell entsteht. Und wenn es vergeht, wird es in dieses (erste Substrat) kommen (d.h. zurückkehren).“ Daraus folgt, dass die Materie [ selbst ] nur wieder aus einer Materie entstehen und in sie vergehen könnte, also „früher als sie selbst“ und „später als sie selbst“ [ ‚da‘ ] sein müsste, was unmöglich ist. « (Horst SEIDL, ‚Beiträge zu Aristoteles‘ Naturphilosophie‘, Amsterdam 1995, Seite 7)

Das heißt, es ist metaphysisch „unmöglich“, dass die Materie-Ursache sich selbst verursachen könnte (sie müsste sonst »früher als sie selbst« ‚da‘ sein), analog zu Postulat (1), aus dem dann Postulat (2) folgt. Darum ist die Materie für ARISTOTELES unentstanden und unvergänglich. Aus diesen Überlegungen ergibt sich für ihn auch die ‚zeitliche Ewigkeit‘ der Materie, und damit der Welt.

(Aus der Definition der Materie-Ursache in ‚Physik‘ I 9 folgt nach ARISTOTELES der erste ontologische Bestand-Erhaltungssatz : die Materie als „letztes Substrat“ — „prôte hÿle“ | ‚materia prima‘ — entsteht und vergeht nicht. Sie ist unentstanden ‚da‘, denn als ‚letzte‘ Entstehungs-Ursache für alle realen Dinge kann sie sich nicht auch noch selbst verursachen.)

Wie die ‚letzte‘ Materie-Ursache sich nicht selbst verursachen kann, und daher unentstanden immer schon ‚da‘ sein muss, so kann auch die ‚letzte‘ Form-Ursache sich nicht selbst verursachen. Sie ist ‚letztlich‘ nicht ‚entstanden‘, sondern für ARISTOTELES auch schon immer ‚da‘.

Dazu ein [ kommentiertes ] Zitat aus ‚Metaphysik‘ XII 3 :

»Weder die Materie[-Ursache ] entsteht noch die Form[-Ursache ], ich meine nämlich die letzte Materie[-Ursache ] und die letzte Form[-Ursache ]. Denn bei jeder Veränderung verändert sich etwas, durch etwas, in etwas. Dasjenige, wodurch es sich verändert, ist das Erste Bewegende; das, was sich verändert, ist der Stoff; das, worin es sich verändert, ist die Form. Man müsste also ins Apeiron/Unendliche fortschreiten, wenn nicht nur ein ‚gerundetes‘ Erzstück entsteht, sondern wenn auch noch [ die ‚letzte‘ Form-Ursache für ] das ‚Runde‘ und [ die ‚letzte‘ Materie-Ursache für ] das Erz entstehen sollten. Also muss notwendig einmal ein Stillstand eintreten« (‚Metaphysik‘ XII 3, 1069b 35–1070a 4).

Ein ‚rundes‘ Werkstück aus Metall ‚entsteht‘ durch das Zusammenwirken einer Material-Ursache und einer Form-Ursache für das ‚Runde‘, mit dafür angepassten Bewegungs-Ursachen. Dieser Vorgang dient dem immanenten Zweck des ‚Rundens‘, zum transzendenten Zweck einer weitern Verwendung des ‚runden‘ Werkstücks. Das geschieht real z. B. durch einen ‚Zerspanungstechniker‘. (Form-, Bewegungs- und Zweck-Ursachen bedingen einander.)

Und wenn dann gleichfalls die ‚letzte‘ Form-Ursache für das ‚Runde‘ als solche auch noch ‚entstehen‘ sollte : so müsste diese »früher als sie selbst« ‚da‘ sein, was metaphysisch „unmöglich“ ist, denn es ‚existiert‘ keine zweite ‚letzte‘ Form-Ursache. Die ‚letzte‘ Form-Ursache ist unentstanden ‚da‘, wie es auch die ‚letzte‘ Bewegungs-Ursache, das ‚Erste Bewegende‘, das „prôton kinoûn“, ist. Und wenn in Konsequenz auch die ‚letzte‘ Materie-Ursache für das Erz als solche ‚entstehen‘ sollte; (das sind nach heutigem Wissensstand, in dem Standard-Modell der Teilchenphysik, die elementaren ‚Fermionen‘ und ‚Bosonen‘ — „prôte hÿle“ | ‚materia prima‘ — ) : so müssten diese »früher als sie selbst« ‚da‘ sein, was metaphysisch „unmöglich“ ist, denn es ‚existiert‘ keine zweite ‚letzte‘ Materie-Ursache; (es sind bisher noch keine ‚Substrukturen‘ in den elementaren Fermionen und Bosonen nachgewiesen worden; nach dem theoretischen Teilchenmodell müssen sie daher ‚punktförmig‘ sein. Sie sind ‚atomos‘ — unteilbar und unentstanden ‚da‘). Man kann nicht (zeitlich-ewig) »ins Unendliche fortschreiten«, zurück, über die ‚letzte‘ Form-Bewegungs-Zweck-Ursache, bzw. ‚letzte‘ Materie-Ursache hinaus. Es »muss notwendig einmal ein Stillstand eintreten«.

Keine der Ursachen — sei es nun die ‚letzte‘ Materie-Ursache, oder die ‚letzte‘ Form-Ursache, die Final-Ursache, oder die ‚letzte‘ Bewegungs-Ursache — kann sich selbst verursachen. Die vier Ursachen des ARISTOTELES sind „unentstanden“ ‚da‘. Ein ‚unendlicher Regress‘ ist sowohl (A) für die ‚letzte‘ Materie-Ursache metaphysisch „unmöglich“, als auch (B) für die ‚letzte‘ Form-Wirk-Zweck-Ursache.

(Daraus folgt der zweite ontologische Bestand-Erhaltungssatz : die ‚letzte‘ Form-Bewegungs-Zweck-Ursache der Welt, also das »Erste Bewegende«„prôton kinoûn“ — ist nach ARISTOTELES unentstanden immer schon ‚da‘. Es kann sich nicht selbst verursachen. Form-, Bewegungs- und Zweck-Ursachen bedingen einander. Diese drei nicht-materiellen Ursachen bilden im „prôton kinoûn“ eine ‚reale‘ operative Einheit.)

Die Welt, mit den vier ‚letzten‘ Ursachen : die ‚Erste Materie‘ („prôte hÿle“) und das die Materie formende und Ziel-bestimmende ‚Erste Bewegende‘ („prôton kinoûn“), ist für ARISTOTELES ‚zeitlich-ewig‘. D.h. die Welt ist immer schon »über eine unendliche [ d.h. ewige ] Zeit« ‚da‘, unentstanden und unvergänglich.

Die Materie in der Welt wird durch das »Erste Bewegende« ‚zeitlich-ewig‘, formend und Ziel-bestimmend, in Bewegung gesetzt :

»Das Erste Bewegende setzt aber nun doch die immerwährende Bewegung [ der Materie ] in Gang und (erhält sie) über eine unendliche Zeit. Somit ist einsichtig: Nicht auseinandernehmbar ist es [ das Erste Bewegende ], teillos und hat keine Ausdehnungsgröße« (‚Physik‘ VIII 10, 267b 24–26).

Das Erste Bewegende hat nicht noch ein ‚Erstes Bewegendes‘. Es ist »nicht auseinandernehmbar«. (Analog dazu sind die elementaren Fermionen und Bosonen auch nicht weiter »auseinandernehmbar«.) Das Erste Bewegende ist ‚real’, wie die von ihm bewegte ‚reale‘ Materie der Welt.

(Das „prôton kinoûn“ ist für ARISTOTELES kein ‚abstraktes‘ Prinzip, auf das er ‚anthropomorphe‘ Eigenschaften projizieren würde, sondern ein ‚reales‘ Prinzip. Außerdem : Eine ‚logische Abstraktion‘ kann nichts Reales ‚bewegen‘ ! )

Dieses ‚Prinzip‘ der Welt ist nach ARISTOTELES ‚immateriell‘, denn Materie an sich ist ‚teilbar‘ (bis hinunter zu den elementaren Fermionen und Bosonen); das ‚Erste Bewegende‘ ist dagegen »teillos«. Materie hat eine ‚Ausdehnungsgröße‘ (schon in ihrer atomaren Orbitalstruktur); das ‚Erste Bewegende‘ hat dagegen »keine Ausdehnungsgröße«. Mit anderen Worten, dieses ‚Prinzip‘ der Welt ist nicht von ‚materieller‘ Natur, sondern ‚geistiger‘ Natur — ist also ‚Geist‘ | νοῦς | „noûs“.

Dieser νοῦς | „noûs“ steht in der Nachfolge des ‚Weltenerbauers‘ bei PLATO, wie er im ‚Timaios‘ dargestellt wird : Er ist die erste ewige ‚Substanz‘, also etwas ‚Reales‘, das »unbewegt [ unentstanden ] alles Übrige wie ein Geliebtes bewegt [entstehen lässt]« (‚Metaphysik‘ XII 7,1072b 3), und das als ‚Prinzip‘ die immanente Final-Ursache des gesamten Kosmos darstellt. Von diesem »Prinzip hängt der Himmel und [ alles Leben in der ] Natur ab« (1072b 14), das verlangt und gesucht wird; an dessen (zeitliche) Ewigkeit »alles [ Leben ] nach Kräften [ mit der Generationenfolge ] teilzuhaben strebt« (‚De Anima‘ II 4, 415b 2), um ihm (dem Geliebten) gleichförmig zu werden. Der νοῦς | „noûs“ des ARISTOTELES ist die ‚letzte‘ Bewegungs-, Form- und Ziel-Ursache, das πρῶτον κινοῦν | „prôton kinoûn“, und der letzte Erklärungs-Grund für die bewegte und sich ‚für uns‘ in einem ständigen Kreislauf verändernde, aktuelle Kosmos-Ordnung.

(Nach ANAXAGORAS ist ‚Geist‘, der ‚Noûs‘, die feinstoffliche Ursache, der Anstoß für die immer schneller werdenden Umdrehungen des kosmischen ‚Urwirbels‘, in dem die bekannten ‚Elemente‘ durch Verdichtung und Verdünnung entstanden sind. ARISTOTELES war von diesen Vorstellungen fasziniert und inspiriert. Sein Spitzname in der Schule des PLATON war der νοῦς | „noûs“.)

Abschluss und Ausblick

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Aus diesen Verweisen ist ersichtlich, dass die metaphysische „Unmöglichkeit“ des regressus in infinitum für Bewegungs-Ursachen ohne zeitlichen ‚Anfang‘, und als Konsequenz daraus : das Theorem eines „ersten Bewegers“, der „Geist“ ist, sich für ARISTOTELES aus seiner Vier-Ursachen-Lehre und der Überzeugung ergibt, dass die Welt und der Geist unentstanden und unvergänglich seien.

(ARISTOTELES war ein Gott-gläubiger Grieche. Deswegen war für ihn die Identifikation des ‚Erstbewegenden‘ mit ‚Gott‘ kein Problem. In ‚Physik‘ I 9, 192a 16f spricht er indirekt vom obersten ‚Prinzip‘ des Kosmos, das für ihn »etwas Göttliches« | τινος θείου | ‚tinos theiou‘ ist; und in der ‚Metaphysik‘ XII 7, 1072b 30 nennt er es explizit : »denn dieses ist der Gott« | τοῦτο γὰρ ὁ θεός | ‚tuto gar ho theos‘. Jedoch dieses »göttliche« ‚Prinzip‘, dieser »Gott«, ist nicht transzendent zur Welt, wie der Schöpfer-GOTT der Juden, Christen und Muslime, sondern Welt-immanent — dieser ‚Gott‘ ist ein ‚Bestandteil‘ der Welt, Raum- und Zeit-abhängig, wie alle Götter der Griechen ! ARISTOTELES kennt keinen Welt-transzendenten GOTT, der als GOTT unabhängig von Raum und Zeit ist.)

Aporetisch und inkonsistent ist jedoch die Annahme des ARISTOTELES, dass dieses »göttliche« ‚Prinzip‘, dieser ‚Gott‘ eine »immerwährende Bewegung in Gang setzt« (‚Physik‘ VIII 10, 267b 24), der dadurch einen ‚zeitlichen‘ Anfang der Bewegung im Kosmos verursacht, die aber, seiner Ansicht nach, ‚zeitlich-ewig‘ schon »immer war« !?

»Unmöglich aber kann die Bewegung entstehen oder vergehen; denn sie war immer.« (‚Metaphysik‘ XII 6, 1071b 6). (Das sagt er mit ‚Blick‘ auf die anscheinend ‚zeitlich-ewig‘ bewegten Himmels-Sphären.)

Der ‚Erstbeweger‘, das „prôton kinoûn“, wurde von ARISTOTELES eingeführt wegen der metaphysischen „Unmöglichkeit“ eines ‚infiniten‘ Regresses ‚ohne Zeitlimit‘. Ein ‚unendlich-ewiger Regress‘ von Bewegungs-Ursachen, ohne einen zeitlichen Anfang, ist für ARISTOTELES „unmöglich“. Man kann nicht zeitlich-ewig »ins Unendliche fortschreiten«. Daher verursacht das „prôton kinoûn“ den ‚zeitlichen‘ Anfang der Bewegungen im Kosmos, von dem ARISTOTELES aber behauptet, dass er »über eine unendliche Zeit« (‚Physik‘ VIII 10, 267b 24), also ‚zeitlich-ewig‘, ohne Anfang und Ende, ohne Entstehen und Vergehen, in Bewegung sei !?

Wenn die Bewegung ‚zeitlich-ewig‘ ist, hat sie keinen ‚Anfang‘. Wenn die Bewegung einen ‚Anfang‘ hat, ist sie nicht ‚zeitlich-ewig‘. Eine Bewegung, die schon »immer war«, ohne Anfang und Ende, die also ‚zeitlich-ewig‘, »immerwährend« abläuft, braucht eigentlich gar keinen ‚Erstbeweger‘. Bewegung ist jedoch immer Zeit-abhängig. Alles, was Zeit-abhängig ist, vom Stern bis zur Mikrobe, hat einen ‚Anfang‘ und ein ‚Ende‘. Mit der Ablehnung des ‚infiniten Regresses‘ für die realen Bewegungs-Ursachen am Himmel und auf der Erde, und der Einführung des „prôton kinoûn“ steht aber für ARISTOTELES definitiv fest : Es gibt keine Bewegung ohne ‚Anfang‘ ! Damit ist unsere Welt, die Zeit-abhängig durch Bewegung und andauernden Veränderungen bestimmt ist, logischerweise dann auch nicht ‚zeitlich-ewig‘. Sie muss einen ‚Anfang‘ haben. Das ist die logische Konsequenz aus der Ablehnung des unendlichen, zeitlich-ewig-bewegten Regresses. Diese Schlussfolgerung steht jedoch im Gegensatz zur fixen Annahme des ARISTOTELES, einer ‚zeitlich-ewigen‘ Welt, ohne Entstehen und Vergehen. Fix für ihn ist aber auch, dass es ein „prôton kinoûn“ gibt.

Der ‚unendlich-ewige Regress‘ mit realen Bewegungs-Ursachen ohne einen ‚zeitlichen‘ Anfang kann theoretisch nur in einer unendlichen, unentstandenen, ewig-bewegten Welt real ‚existieren‘, die ja auch keinen ‚zeitlichen‘ Anfang hat. Da aber — wegen der „Unmöglichkeit“ einer Selbstverursachung bzw. ‚Selbstorganisation‘ der Bewegungs-Ursachen — dieser ‚unendlich-ewige Regress‘ nicht ‚existiert‘, ist für ARISTOTELES per ‚Induktion‘ klar, dass ein ‚Erstbewegendes‘, ein „prôton kinoûn“, als (zeitlicher) Anstoß für die Bewegungen in der Welt real ‚existieren‘ muss. Das ‚Erstbewegende‘ hat kein zweites ‚Erstbewegendes‘, es ist »nicht auseinandernehmbar«. Man kann nicht (zeitlich-ewig) »ins Unendliche fortschreiten«. Es »muss [ zwingend ] notwendig einmal ein Stillstand eintreten«. Wenn alles Bewegte immer von etwas bewegt wird, und keine Bewegung sich selbst verursachen kann, dann muss es zu einem bestimmten Zeitpunkt (am ‚Anfang‘ der Zeit) einmal eine Erste Bewegungs-Ursache gegeben haben, die selbst „nicht bewegt“, (d.h. die unverursacht) war. So ‚existiert‘ dieses „prôton kinoûn akinêton“ eigentlich nur deswegen, weil die Welt sich nicht selbst (mit der Zeit) in Bewegung setzen (verursachen) konnte. Nach ARISTOTELES ist dieses ‚letzte‘ Welt-Prinzip aber „unentstanden“, da es sich auch nicht selbst verursachen kann. Ungeklärt bleibt hierbei, wer oder was dieses Prinzip dann eigentlich sein soll.

Damit ist für uns ‚klar‘ : Das „prôton kinoûn“, als ‚erstbewegendes‘ Prinzip widerspricht der Vorstellung einer ‚zeitlich-ewigen‘ Welt; jedoch als ‚unentstandenes‘ Prinzip verlangt es Ewigkeit. Eine unlösbare Aporie !

Diese Aporie wird vermieden, wenn man einfach ‚induktiv‘ annimmt, dass nicht ein immanente ‚Gott‘ (als „prôton kinoûn“), sondern ein Welt-transzendenter GOTT, (der nicht das „prôton kinoûn“ ist ! ) einen raum-zeitlichen ‚Anfang‘ für die Welt setzt. In seiner potentia absoluta als Schöpfer, bringt GOTT, der Herr, die konstituierenden ‚Prinzipien‘ unseres Universums, aus nichts Vorgegebenem, „entstehungslos“ ‚im Nu‘, zur ‚Existenz‘, die (als „prôte hÿle“) die Schöpfung materiell konstituieren, und (als „prôton kinoûn“) sinnvoll strukturiert und weiterentwickelt haben. (Das ist ein ‚Induktions-Ergebnis‘.)

Wir wissen heute, was ARISTOTELES nicht wissen konnte, nämlich dass unser Universum nicht schon immer ‚da‘ gewesen ist, sondern erst seit 13,81±0,04 Milliarden Jahren (seit dem sog. ‚Urknall‘) ‚existiert‘. Das ist ein schwerwiegendes Indiz dafür, dass der Glaube an den biblischen GOTT, der die Welt erschaffen hat, eher den Tatsachen entspricht, als die Annahme einer ‚zeitlich-ewig‘ immer schon existierenden Welt, wovon ARISTOTELES überzeugt war.

(Der Irrtum des ARISTOTELES über die ‚zeitliche Ewigkeit‘ ist meines Erachtens dadurch entstanden, dass er das Phänomen der ‚Zeitlichkeit‘ der Bewegungen nicht genug beachtet hat. Jede Bewegung in unserer Welt hat einen ‚zeitlichen Anfang‘ und ein ‚zeitliches Ende‘. „Zeit vergeht“. Und mit ihr ‚vergeht‘, d.h. „endet“ alles in der Welt, was einen ‚Anfang‘ hat : und so auch die ‚Welt‘ selbst. Das gilt immer und überall; und ‚jederzeit‘, ohne Ausnahme. Seine ‚Ewigkeit‘ der Welt leitet er jedoch von den anscheinend ‚zeitlich-ewigen‘ kosmischen Kreisbewegungen der Himmels-Sphären ab. Dass diese einmal ‚enden‘ würden, war für jeden Griechen, und so auch für ARISTOTELES, undenkbar.)

Die materia prima, die πρῶτη ὕλη | „prôte hÿle“ des ARISTOTELES sind offenbar jetzt die elementaren ‚Fermionen‘ und ‚Bosonen‘. Der Welt-immanente νοῦς | „noûs“ des ARISTOTELES, das πρῶτον κινοῦν | „prôton kinoûn“, von dem »der Himmel und die ‚Natur‘ abhängt«, kann als genuiner ‚Bestandteil‘ der Welt jedoch nicht durch den biblischen GOTT eins zu eins ersetzt werden. Wer oder was ist dann dieses ‚Erstbewegende‘ ? Soviel zum „unmöglichen Regress“ in der Naturphilosophie des ARISTOTELES.

Eine theologische Erklärmöglichkeit für das ‚prôton kinoûn‘

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Das „prôton kinoûn“ wurde von ARISTOTELES als immanenter ‚Bestandteil‘ der Welt konzipiert, und kann daher nicht mit dem transzendenten biblischen GOTT einfach identifiziert werden. Ab hier ist „Theologie“ gefragt, d.h. GOTT und seine Selbstoffenbarung in der „Bibel“ sind die ungefragten Voraussetzungen für die folgenden Darlegungen. Es gibt eine theologische Erklärmöglichkeit für das „prôton kinoûn“, wenn man das theologische Theorem von der „Erbsünde und der Erlösung von ihr“ akzeptiert. — (Dieses Theorem ist für das christliche Selbstverständnis essenziéll.) — :

ARISTOTELES nennt das „prôton kinoûn“, das ‚Erstbewegende‘, „theion“ — »göttlich«. Damit wird im griechischen Denken allgemein eine ‚Gottähnlichkeit‘ angedeutet. Im christlichen Denken ist die ‚Natur‘ des Menschen (die Natura humana) ursprünglich ‚gottähnlich‘. Nach den Aussagen der Bibel ist der Mensch im Paradies/Himmel als Unschuldiger, d.h. »ohne Sünde«, in Heiligkeit und Gerechtigkeit »GOTT ähnlich«, »als GOTTES Ebenbild« (vgl. Genesis 1,27) erschaffen worden; »erwählt vor der Grundlegung der Welt« (Epheserbrief 1,4). Im christlichen Denken wird die ‚Gottähnlichkeit‘ des Menschen nicht in seiner materiellen Körperlichkeit als Mann und Frau gesehen, sondern in seiner Geiststruktur, d.h. in seiner Intelligenz, mit der er alles Materielle, Sinnfällige ‚erkennt‘, und in der Autarkie seines freien Willens mit Selbstbewusstsein.

Der νοῦς | „noûs“ des ARISTOTELES hat eine ähnliche Struktur. Seine, von jeder Beschränkung freie, geistige Tätigkeit ist das »[ selbstbewusste ] Erkennen seiner Erkenntnis[-Tätigkeit ]« | νοήσεως νόησις | „noêseôs noêsis“ (‚Metaphysik‘ XII 9, 1074b34). »Er bewegt [ den Kosmos ] wie ein Geliebtes«  | κινεῖ δὲ ὡς ἐρώμενον | „kinei de hôs erômenon“ (XII 7, 1072a3); »ohne bewegt zu sein, bewegt er« | οὐ κινούμενον κινεῖ | „u kinúmenon kinei“ (1072a25). In seiner νόησις | „noêsis“ ‚erkennt‘ er den materiellen Kosmos ‚performativ‘ in sich selbst; (im Vollzug seiner ‚Tätigkeit‘ als bewegendes ‚Prinzip‘ der Welt). Er macht den ‚Anfang‘ einer »immerwährenden Bewegung« (der fortwährenden Entwicklung) im Kosmos, bzw. »setzt« dessen Evolution »in Gang (und erhält sie)« (Physik VIII 10, 267b 24). Denn dafür wurde er konzipiert ! Er ist nicht der ‚Schöpfer‘ des Kosmos, den er schon vorfindet, sondern sein vom ‚Anfang‘ an wirksamer ‚Ausgestalter‘. Der νοῦς | „noûs“ ‚erkennt‘ sich selbst als Form-Wirk-Zweck-Prinzip der Welt, als „prôton kinoûn“, im Vollzug seiner zielgerichteten Wirksamkeit als formender ‚Gestalter‘ des Kosmos.

Der Kosmos ist jedoch im gegenwärtigen Zustand (‚per statu isto‘) durch die »Sünde der Welt«[2] (durch die „Erbsünde“ ) korrumpiert/beschädigt, und mit einem Konzilswort : »missgestaltet« (Vaticanum II)[3]. Er ist, der »Sünde« wegen, der ‚Vergänglichkeit‘ bzw. dem Diktat der „vergehenden Zeit“ unterworfen, entgegen dem ursprünglichen »Plan und Willen« GOTTES. Erst »durch die Sünde [des Menschen] kam der Tod [die Vergänglichkeit und die Zeit] in die Welt...« (vgl. Römerbrief 5,12 (EU)). Die evolutive Bewegung und Entwicklung unserer ‚endlichen‘ Welt beruht auf ‚Vergänglichkeit‘ und ‚Zeit‘.

Die unwiederbringlich vergehende ‚Zeit‘ und der auf drei Dimensionen beschränkte ‚Raum‘ sind die bestimmenden Konstitutiva unseres ‚endlichen‘ Universums. Beides gilt jedoch nicht für GOTT und auch nicht für seinen ‚Himmel‘, (die ‚erste‘ Schöpfung). GOTT ist »unabhängig« von Zeit und Raum. Die ‚Endlichkeiten‘ von Zeit und Raum unseres Universums verweisen auf eine Ursache, die nicht in GOTT liegt. Für GOTT ist die ‚Unendlichkeit‘ konstitutiv.

Für den Menschen ist die ‚Endlichkeit‘ zum Konstitutivum geworden, nachdem er sich vom ‚unendlichen‘ GOTT bewusst abgewendet hat, um ohne und gegen den Willen GOTTES — im ungehorsamen Essen der ‚verbotenen‘ Frucht — aus sich selbst — ‚selbstbestimmt‘ — wie GOTT zu sein, obwohl er wusste, dass er ohne GOTT „sterben“ (‚enden‘) würde. Erst durch diese „Ursünde“ des Menschen im Paradies »kam der Tod in die Welt« und damit wurde die unwiederbringliche, alles ‚beendende‘ Raum-Zeit und die Vergänglichkeit ‚Realität‘. — Die „Ursünde“ wurde zur „Erbsünde“ —.

Das zeitlose Paradies des Menschen mit GOTT, von dem die Bibel als dem ersten, außerordentlichen Anfangszustand der Schöpfung spricht, ist nicht von dieser Welt, (ist kein Teilbereich im Kosmos, bzw. ist nicht in unserem Universum), ist „außerhalb“ von Zeit und Raum :

»Dann gebot GOTT, der Herr, dem Menschen : Du darfst von allen Bäumen des [ Paradies-]Gartens essen, [ in dem es die ,Vergänglichkeit‘ und den ,Tod‘ nicht gibt ], nur nicht vom Baum der Erkenntnis, [ um ohne GOTT, und gegen GOTT, im ,Erkennen‘ — selbstbestimmt — wie GOTT zu werden ]. Sonst musst du sterben.« (Genesis 2,16-17 (GNB)) »Die Frau sah den Baum an : Seine Früchte mussten köstlich schmecken, sie anzusehen war eine Augenweide und es war verlockend, dass man davon klug, [ d.h. im Erkennen GOTT, dem Höchsten, tatsächlich ,gleich‘ ] werden sollte ! Sie nahm von den Früchten und aß. Dann gab sie auch ihrem Mann davon und er aß ebenso (Genesis 3,6 (GNB))

,Vergänglichkeit‘ und ‚Tod‘ repräsentieren jetzt den gegenwärtigen „erbsündigen“ Status unserer Welt; und der Mensch ist ‚schuld‘ daran.

Dazu sagt der Apostel PAULUS im [kommentierten] Römerbrief, Kapitel 8 :

» … die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, aber nicht aus eigener Schuld, sondern durch den, der sie [ wegen des unsinnigen „Ursündenfall“ des Menschen im Paradies/Himmel der Vergänglichkeit und damit auch der ‚Knochenmühle‘ der Evolution ] unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung : Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei der Vergänglichkeit [ und des unausweichlichen Todes, und von der Verlorenheit einer unwiederbringlich vergehenden Zeit ] befreit werden zur [ ursprünglichen und auch wieder zukünftigen ] Freiheit und Herrlichkeit der Kinder GOTTES, [ zum wiederhergestellten, zeitlosen Paradies, der ursprünglichen Intension GOTTES ]« (vgl. Römerbrief 8,20f (EU)).[4]

Unsere Welt ist nicht statisch, sondern verändert sich dauernd. Die allmähliche Veränderung und Aufspaltung der biologischen Arten nennt man ‚Evolutión‘. Das eigentliche Ziel dieser — von GOTT gewollten — biologischen Evolutión ist das Entstehen eines sterblichen Leibes für den in »Sünde« gefallenen Menschen in einem Kosmos, der speziell dafür vorbereitet wird : für die sog. „zweite Erschaffung des Menschen“. Die „Ursünde“ des vormals unsterblichen ‚Adam‘ im zeitlosen, außerweltlichen Paradies/Himmel ist die Ur-Katastrophe und der Anstoß für die raum-zeitliche Schöpfung mit bleibenden Auswirkungen : ‚Vergänglichkeit‘ und Sterben-Müssen; das ist die „Erbsünde“.

Der von der „Erbsünde“ gezeichnete, jetzt sterbliche Mensch, ist das prägende Wirk-, Form- und Final-Prinzip des ganzen Universums, das „prôton kinoûn“, das »vom [ zweiten ] Anfang an« die Evolution in ihren Grundzügen steuert. Diese, auf die biologische Entstehung eines Menschenleibes hin ausgerichtete „Knochenmühle“ der Evolutión wird vorangetrieben von einem Kreislauf ständigen Werdens und Vergehens. Dieser Kreislauf des Todes ist durch die „Ursünde“ des Menschen in ‚Bewegung‘ gesetzt worden, denn die „Ursünde“ trägt die ‚Schuld‘, dass die Schöpfung, unser Universum, der andauernden Veränderungen und der Vergänglichkeit — (und damit auch der Zeit) — unterworfen ist.

Durch den unsinnigen „Ursündenfall“ im Paradies/Himmel ist die unausweichlich vom Tod bestimmte Evolutión des gegenwärtigen Kosmos, bzw. Universums, mit der unaufhaltsam verrinnenden Zeit, ins Rollen gekommen, und (in der sog. „zweiten Erschaffung des Menschen“) zum Schicksal für uns Menschen geworden; (das ist die „Erbsünde“). Damit aber haben wir das zeitlose Paradies bei GOTT und den ersten, außerordentlichen Anfangszustand der Schöpfung verloren. (Dem Menschen war wohl nicht ‚bewusst‘, was er mit seiner Sünde anrichtete.)

Das Theorem von der „doppelten Erschaffung des Menschen“ stammt von dem früh-mittelalterlichen Theologen Johannes Scottus ERIUGENA, (†877). (ERIUGENA wurde dazu vom Kappadokier GREGOR (†394), Bischof von Nyssa, heute Nevşehir in Anatolien, angeregt, den er gelesen und übersetzt hat.).

Er sagt in seinem Hauptwerk ‚Periphyseon‘ II 6 :

»Hätte der erste Mensch nicht gesündigt, dann hätte er nicht die Zerteilung seiner ‚Natur‘ in das zweifache Geschlecht erlitten. Vielmehr wäre er unwandelbar in seinen ursprünglichen Bestimmungen [ im Ursprungs-Zustand ] verharrt, in denen er auf das Bild Gottes hin geschaffen ist.«

Dazu der Kommentar von Dirk ANSORGE :

»Eriugena nimmt also eine doppelte Erschaffung des Menschen an — eine erste als Erschaffung ‚Adams‘, der idealenNatura humana‘, eine zweite als die Differenzierung der menschlichen ‚Natur‘ in Mann und Frau. In dieser Deutung erscheint die Sünde ‚Adams‘ als der Anlass für die Existenz einer [ ‚zweiten‘ ] Schöpfung in Raum und Zeit, ... das Woraufhin seiner Abwendung [ von GOTT ] ... Dieses Woraufhin ist die Welt der in Raum und Zeit zerdehnten Körperdinge, [ der expandierende Kosmos ]. In dieser Welt, [ in welcher der individuelle Tod alles dominiert und nur durch die Sexualität das Überleben der Spezies gewährleistet ist ], existiert der Mensch, [ das Zielprodukt der kosmischen Evolution ] als Mann und Frau ... [ERIUGENA] setzt sie, [ die „Ursünde“ ], als ein Faktum voraus, das am Anfang der Existenz einer raum-zeitlichen Welt steht.« (Dirk ANSORGE, ‚Johannes Scottus Eriugena: Wahrheit als Prozeß‘, Tyrolia 1996, 168-169)

Der ‚Anfang‘ der Existenz einer raum-zeitlichen Welt wird ‚Urknall‘ genannt.

Dieses Theorem von der „doppelten Erschaffung des Menschen“, verbunden mit unserem gegenwärtigen Wissen um die Jahrmilliarden der Evolutión, (was weder ERIUGENA noch GREGOR in ihrer Zeit wissen konnten) und unter Berücksichtigung der klassischen Vier-Prinzipien-Lehre, ergibt ein stimmiges und konsistentes Gesamtbild für „die Stellung des Menschen zur Wirklichkeit“, das sowohl der Schöpfungs-Theologie als auch der Evolutións-Biologie bzw. der Kosmologie gerecht wird.

(Um dem damaligen Bibelverständnis gerecht zu werden, behalfen sich GREGOR von Nyssa und ERIUGENA mit dem sog. ,Vorherwissen’ GOTTES : Weil GOTT ,voraus’ wusste, dass ,Adam’ sündigen werde, habe GOTT in einem zweiten Schöpfungsakt, nach der Erschaffung der menschlichen ,Natur’ »auf das Bild GOTTES hin«, diese in Mann und Frau differenziert, um ‚vorausschauend‘ den Weiterbestand der Menschheit auch dann zu gewährleisten, wenn die Folge der Sünde, der Tod für jeden Menschen wirksam werden wird. Sexuelle Zeugung von Nachkommen verhindert dann langfristig den Tod der Spezies Mensch. Nach heutigen Erkenntnissen liegen zwischen der ersten Erschaffung des Menschen, »auf das Bild GOTTES hin«, und der zweiten Erschaffung des heutigen Menschen, dem Homo sapiensund seiner Vorgänger — mit einer unsterblichen Geist-Seele, Milliarden Jahre.)

Das „Ziel“ jedes kreativen Entwicklungs-Prozesses (jeder Bewegung und Veränderung) in der ‚Natur‘ lässt sich für uns erst von seinem (aktuell beobachtbaren) Ende her erkennen und bestimmen. Die molekulare und biologische Evolutión in der ‚Natur‘, mit sehr sinnvollen Ergebnissen, setzt außer der Materie-Ursache eine immanente, organisierende „Ziel“-Ursache voraus, (die zugleich Wirk- und kreative Form-Ursache ist), die zu den entstandenen, erstaunlichen End-Ergebnissen geführt hat. (Die Materie-Ursache, allein und für sich, wäre dazu nicht im Stande gewesen. Als Ursache kann sie sich nicht selbst verursachen, bzw. ‚organisieren‘.) Das alles vorantreibende Final-Prinzip ist „das Letzte“ in der Ordnung der Entstehung und „das Erste“ in der Ordnung der Ursachen. Die „Zweck“-Ursache muss also schon von ‚Anfang‘ an im sich entwickelnden Kosmos ‚da‘ sein, welche die Evolutión in der ‚Natur‘ schließlich zur Verwirklichung des Zweckes hinführt, der am Ende erreicht werden soll : das Leben, (speziell das menschliche Leben).

So ist der Mensch wohl „der Letzte“ in der Ordnung der Entstehung der Lebewesen, doch als in die »Sünde« Gefallener und damit dem Tod Verfallener, ist er „der Erste“ in der Ordnung der Ursachen und vom ‚Anfang‘ an (ihm selbst heute nicht mehr bewusst) das treibende Final (Wirk-, Form-)Prinzip, das „prôton kinoûn“, der molekularen und biologischen Evolutión in der ‚Natur‘.

Der Mensch ist der metaphysische und Welt-immanente, kreative Wirk-, Form- und Final-Grund des Universums im gegenwärtigen Zustand, in dem die Vergänglichkeit und der Tod alles beherrscht. Damit ist die kosmologische „Stellung des Menschen zur Wirklichkeit“, als das „prôton kinoûn akinêton“, das von GOTT erschaffen worden ist, philosophisch-theologisch geklärt : (auf Basis des christlichen Theorems von der „Erbsünde und der Erlösung von ihr“ und des Theorems von der „doppelten Erschaffung des Menschen“, als plausible ‚induktive‘ Erklärungsgründe für die raum-zeitliche Endlichkeit unseres Universums.)

(Einen wesentlichen Beitrag zu diesen Erkenntnissen über die „Stellung des Menschen“ im Universum liefert auch das Theorem vom „Urknall“ und das Theorem der molekularen und biologischen „Evolutión“. ‚Theoreme‘ sind das Ergebnis der Anwendung der wissenschaftlich-logischen „Methode der Induktion“ | ἐπαγωγή | ‚epagôgế‘ | „Hinführung“, die uns über bestimmte Fakten als Indizien — nach ARISTOTELES — zur Erkenntnis über deren „Ursache“ ‚hinführt‘. Dadurch wird uns unsere Wirklichkeit und unser Leben in dieser Welt besser verständlich und zufriedenstellender ‚erklärbar‘.)

Der unendlich liebende GOTT, in seiner zeitlosen Ewigkeit, ist der Grund, dass das Universum und wir ‚da‘ sind. Die gefallene Natura humana ist jedoch die Ursache, dass unser Universum ‚so‘ ist, wie es ist : „endlich“ — auf einen dreidimensionalen Raum beschränkt und der unwiederbringlich ‚endenden‘ Zeit unterworfen. Der in die »Sünde« gefallene und dem Tod verfallene Mensch — die korrumpierte Natura humana — ist die Welt-immanente, kreative Wirk-Form-Final-Ursache, das „prôton kinoûn akinêton“ der ‚Natur‘, ‚geleitet‘ von der Welt-transzendenten Final-Ursache : GOTT.

In der ‚Natur‘ hat sich der zielgerichtete Prozess hin zur biologischen „Menschwerdung“ in den großen, kosmischen Zeiträumen ihrer (GOTT gewollten) Entwicklung vollzogen, bis GOTT den Zeitpunkt gekommen sah, »da die Zeit erfüllt war« (Galaterbrief 4,4), an dem GOTT dem biologischen Zielprodukt dieser kreativen Evolutión (hochentwickelte Primaten als Materie-Prinzip, »Staub vom Erdboden« ), lokalisiert auf unserer Erde, im ‚Hinblick‘ auf seinen Sohn JESUS CHRISTUS, (der »in allem uns [biologisch] ‚gleich’ ist, außer der Sünde«), zum ersten Mal (und dann immer wieder) seine unsterbliche Geist-Seele als menschliches Lebens-Prinzip »einhauchte«; (als Wirk-, Form- und Zweck-Prinzip mit Intelligenz und Selbstbewusstsein). Das ist die Natura humana, der νοῦς | „noûs“ des ARISTOTELES, das „prôton kinoûn akinêton“, (die Natura quae et creatur et creat nach ERIUGENA), das ‚Erstbewegende‘, das von GOTT erschaffen wurde und das erst in den hochentwickelten Primaten endgültig zum — GOTT gewollten und gewirkten — menschlich ‚selbstbewussten‘ Durchbruch kommt, mit der Option auf ‚Unsterblichkeit‘ : die „zweite Erschaffung des Menschen“. Jeder Mensch ist eine „Neuschöpfung“ GOTTES.

So hat unsere Geschichte als sterbliche Menschen mit einer unsterblichen Geist-Seele für die „Dialogpartnerschaft“ mit dem einen, ‚zeitlos ewigen‘ Gott begonnen.

Die Bibel sieht das so :

»Da formte GOTT, der Herr, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen (Genesis 2,7)

Eine theologisch-philosophische Zusammenfassung

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Die πρῶτη ὕλη | „prôte hÿle“ des ARISTOTELES ist kein ‚abstraktes‘ Prinzip, sondern ein ‚reales‘ Prinzip : die ‚letzte‘ Materie-Ursache des Universums. Das sind die elementaren ‚Fermionen‘ und ‚Bosonen‘, nach dem Theorem des Standard-Modells der Teilchenphysik. (Die elementaren Fermionen der ‚ersten‘ und wichtigsten ‚Generation‘ sind die ‚Up- und Down-Quarks‘, die ‚Elektronen‘, die ‚Neutrinos‘ und deren Antiteilchen. Die sog. ‚Vektorbosonen‘ sind die ‚Gluonen‘, die ‚Photonen‘ und die ‚W- und Z-Bosonen‘. Ein sog. ‚Skalar-Boson‘ ist das zuletzt nachgewiesene ‚Higgs Teilchen‘. Die bis jetzt vorgeschlagenen ‚Stringtheorien‘ als Begründung für das Standard-Modell sind alle experimentell unbestätigt geblieben, und sind damit, — nach dem Entscheidungskriterium der Naturwissenschaften —, auch nicht ‚falsifizierbar‘.)

Das πρῶτον κινοῦν | „prôton kinoûn“ des ARISTOTELES ist kein ‚abstraktes‘ Prinzip, sondern ein ‚reales‘ Prinzip : die ‚letzte‘ Form-Wirk-Ziel Ursache des Kosmos. Das ist die in »Sünde« gefallene Natura humana; (wenn man das Theorem der christlichen „Erbsünden- und Erlösungslehre“ akzeptiert).

Diese beiden Prinzipien sind die vom biblischen GOTT „entstehungslos“ zur Existenz gebrachten Konstitutions-Gründe unseres endlichen Universums. Ursprünglich und zuerst hat GOTT den Menschen im Paradies/Himmel »ohne Sünde«, unsterblich, »GOTT ähnlich« erschaffen. Der Anlass aber für den zweiten Schöpfungsakt GOTTES ist der unsinnige „Ursündenfall“ des Menschen im zeitlosen Paradies/Himmel : Der Mensch versucht ohne und gegen den Willen GOTTES, aus sich heraus, dem unendlichen GOTT gleich zu werden, — im ‚selbstbestimmten‘ Essen der verbotenen Frucht —, obwohl er wusste, dass er ohne GOTT sterben und vergehen würde, (es aber nicht ‚wahr‘ haben wollte). So hat der vormals unsterbliche Mensch, aus eigener Schuld, mit seinem Ungehorsam die existenzielle Nähe zum ‚zeitlos-ewigen‘ GOTT verloren und ist ohne GOTT ein sterblicher und endlicher Mensch geworden; und mit ihm wurde auch seine ‚Welt‘ endlich, die GOTT auf seine Endlichkeit und Vergänglichkeit hin raum-zeitlich abgestimmt hat.

Aus Liebe und aus Mitleid mit den Menschen hat GOTT die Initiative ergriffen und ist selbst in seinem Sohn ein sterblicher Mensch geworden, der zur Sühne für die »Sünde der Welt« — ‚gehorsam‘ — am Kreuz gestorben ist, der hinabgestiegen ist in das Reich des Todes, aber am dritten Tag wieder auferstanden ist aus dem Tod. (Was Menschen fehlten, sühnt ein Mensch.) Mit seinem Kreuz hat er eine ,Brücke‘ zwischen Erde und Himmel aufgespannt, über die jeder Mensch in den Himmel kommen kann, wenn er JESUS nachfolgen will.

Jeder Mensch, der auf JESUS CHRISTUS hört und ihm nachfolgt in Tod und Auferstehung, kann »ihm gleich« werden in Herrlichkeit, und so mit CHRISTUS, dem Gottessohn, das erlangen, was der Mensch einmal ohne GOTT erreichen wollte : »sein« wie GOTT :

»Meine Lieben, wir sind schon [durch die Taufe] GOTTES Kinder, es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen : Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.« (1. Johannesbrief 3,2 LUT)



Fußnoten
  1. Version vom 27.2.2022
  2. JOHANNES der Täufer bezeichnet JESUS als »das Lamm GOTTES, das die Sünde der Welt wegnimmt.« (Ἴδε ὁ ἀγνὸς τοῦ θεοῦ ὁ αἴρων τὴν ἁμαρτίαν τοῦ κόσμου | ... ten harmatían tu kósmu.) (Johannes Evangelium 1,29)
  3. 2. Vatikanisches Konzil; pastorale Konstitution, Gaudium et Spes, Abschnitt 39,1 : »Es vergeht zwar die Gestalt dieser Welt, die durch die Sünde missgestaltet ist, aber wir werden belehrt, dass Gott eine neue Wohnstätte und eine neue Erde bereitet, auf der die Gerechtigkeit wohnt, deren Seligkeit jede Sehnsucht nach Frieden in den Herzen der Menschen erfüllt und übertrifft.«
  4. „20τῇ γὰρ ματαιότητι ἡ κτίσις ὑπετάγη, οὐχ ἑκοῦσα [‚ohne es zu wollen‘ d.h.: ‚nicht aus eigener Schuld‘ ! ] ἀλλὰ διὰ τὸν ὑποτάξαντα, ἐφ᾽ ἑλπίδι 21ὅτι καὶ αὐτὴ ἡ κτίσις ἐλευθερωθήσεται ἀπὸ τῆς δουλείας τῆς φθορᾶς εἰς τὴν ἐλευθερίαν τῆς δόξης τῶν τέκνων τοῦ θεοῦ.“ (Römerbrief 8,20-21)