Rechtsextremismus heute: Schlusskapitel
Bei Wahlveranstaltungen in Heilshoop am 21. Januar 2005 meint Wulff, dass „etwa 15 bis 20 Prozent der Deutschen rechtem Gedankengut“ anhängen würden. [1] Laut der SINUS-Studie von 1984 sind von den 18- bis 21-Jährigen 4 Prozent rechtsextrem eingestellt. Dabei stieg die Zahl mit zunehmendem Alter und lag bei 60- bis 69-Jährigen bei 20 Prozent. [2] Damit hätte sich laut Aussage von Wulff die Zahl nicht wirklich verändert. Ich vermute aber, dass es mittlerweile eine Verschiebung gegeben haben muss und nun die Jugendlichen einen höheren Prozentsatz bei der rechtsextremen Einstellungen haben. Ich bin der Meinung, die Studie ist überholt und deshalb sollte man eine neue SINUS-Studie ansetzen, die sich mit dem Thema der rechtsextremen Einstellungen bei Deutschen befasst, denn es wäre interessant zu erfahren, inwieweit sich die Prozentsätze verschoben haben. Allerdings gibt es auch das Ministerium für Verfassungsschutz, welches jährlich Angaben in seinem Verfassungsschutzbericht über die momentane Lage der Rechtsextremisten und Neonazis sowie deren Organisationen macht.
Ich denke nicht, dass rechtsextremistisches Gedankengut heute ein Randphänomen ist. Im Landgasthof Zur Linde in Klein Bünzow kamen in 2 Jahren mehrere tausend Besucher auf Rechtsrockkonzerte. [3] Diese Zahlen sprechen für sich. Zudem werden die Freien Kameradschaften und die NPD immer aktiver. Es gibt mittlerweile schon sogenannte „national befreite Zonen“, wobei „national befreit“ in diesem Zusammenhang wie folgt verstanden werden muss: ausländerfrei, judenfrei, frei von jeder Form der Demokratie.“ [4] Solche „Zonen“ gibt es erschreckender Weise schon in kleinen Dörfern in Ostdeutschland. Diese Entwicklung finde ich schockierend, und ich bin der Meinung, dass endlich Maßnahmen dagegen ergriffen werden müssen und man nicht wegschauen darf.
Die Tatsache, dass man Neonazis heutzutage nicht mehr auf der Straße erkennt, die NPD - offenbar durch einen Fehler des Verfassungsschutzes - nicht verboten werden konnte, und dass Internet und Musik als moderne Plattformen der Propaganda benutzt werden, ist ein Problem, dem es sich zu stellen gilt. Jeder kommt heute an rechtsextreme Musik heran und kann rechtsextreme Homepages finden, wenn er richtig sucht. Man braucht nur die passenden Schlagwörter.
Meiner Meinung nach ist es heute umso wichtiger, vor allem Kinder vor Rechtsextremismus zu schützen, denn auch sie können über rechtsextreme Musik stolpern oder in rechte Spieler-Clans geraten. Deshalb ist auch die frühe Aufklärung über Nationalsozialismus und Rechtsextremismus an Schulen äußerst wichtig, denn auch Freunde beeinflussen die Kinder und Jugendlichen.
Ich gehe davon aus, dass das Downloaden von rechtsextremer Musik für Jugendliche auch attraktiv ist, da man viele Liedtitel (wenn auch illegal) kostenlos herunterladen kann. Wenn man heute einen HipHop Song legal herunterladen will, muss man fast immer dafür zahlen. Nur über File-Sharing Programme bekommt man die Lieder dann kostenlos, und da ist es für Jugendliche schon einfacher und attraktiver, auf einen Link auf einer Homepage zu klicken, und der Download startet, so wie bei manchen neonazistischen Seiten. Es ist auch bestimmt für eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen interessant, etwas Verbotenes zu tun. Der Nervenkitzel beim Hören der rechten Musik spielt für viele eine wichtige Rolle und macht dieses „rechte Musik hören“ erst wirklich interessant. Das Herunterladen von Programmen oder Musik gibt eher den wenigen das Gefühl, etwas Aufregendes und Verbotenes zu tun, weil es mittlerweile fast jeder macht. Auch Neugierde wird des öfteren ein Beweggrund bei Jugendlichen sein, weil sie ja irgendwie schon wissen möchten, was beispielsweise auf der „Schulhof-CD“ drauf ist. Wenn ihnen die Musik gefällt, gibt das meiner Meinung nach einen Anstoß, sich weitere rechte Musik zu holen.
Wenn rechtsextreme Konzerte im umliegenden Ausland stattfinden und dabei „Sieg Heil“ gegrölt wird, muss man sich nicht wundern, wenn man als Deutscher mit dem Wort „Nazi“ beschimpft wird. Deshalb denke ich, dass man nicht nur in Deutschland gegen Rechtsextremismus vorgehen muss, sonder auch kooperativ mit den Nachbarländern gemeinsam Gesetzte verabschieden sollte, die solche Konzerte verbieten und das Handeln von Neonazis einschränken.
Da ich nicht denke, dass rechtsextremistisches Gedankengut heute ein Randphänomen ist, sollte der Staat und jeder Einzelne gegen Rechtsextremismus handeln, auch wenn das Parteiverbot kein geeignetes Mittel ist. Beim Parteiverbot besteht nämlich die Möglichkeit, dass die Rechtsradikalen in den Untergrund verschwinden und sich nur noch schwer überwachen lassen. Außerdem gründet sich unsere Demokratie auf die Vielfalt von Parteien, und es ist im Prinzip ein Widerspruch, Parteien verbieten lassen zu können.
Es gibt viele Möglichkeiten, etwas gegen Rechts zu unternehmen, beispielsweise Zivilcourage zeigen. Meiner Meinung nach müsste verstärkt in der Schule, in der Erziehung und in der Bildung auf Rechtsextremismus und ähnliche Phänomene eingegangen werden. Auch im Internet kann man sich in Diskussionsforen und Gästebüchern stark machen und gegen Rechtsextremismus argumentieren. Schon so setzt man ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, und das finde ich wichtig.
- ↑ vgl. Röpke / Speit 2005, S. 191
- ↑ Duve, Freimut (Hrsg.): „Wir sollten wieder einen Führer haben...“. Die SINUS-Studie über rechtsextremistische Einstellungen bei den Deutschen, Reinbek 1984, S. 114
- ↑ vgl. Röpke / Speit 2005, S. 152
- ↑ Lexikon IDGR: http://lexikon.idgr.de/b/b_e/befreite-zonen/befreite-zonen.php