Projekt Apollo: Geschichte und Technik der ersten Mondlandung/ Der Wettlauf ins All

1945 endet der Zweite Weltkrieg mit dem Sieg der Alliierten USA, Sowjetunion, Großbritanien und Frankreich. Die Achsenmächte Nazi-Deutschland und das kaiserliche Japans kapitulieren bedingungslos. Doch schon im Laufe des Krieges hat sich abgezeichnet, dass es zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion zu einem Wettstreit um die weltweite Vorherschaft kommen würde. Die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Großbritanien vertreten das westliche Modell mit Freiheit und Kapitalistismus. Die Sowjetunion und ihre Verbündeten den Kommunismus. Deutschland und die ehemalige Hauptstadt Berlin werden in jeweils vier Besatzungszonen aufgeteilt, die in Berlin Sektoren genannt werden. Die alte Hauptstadt liegt allerdings nicht zwischen den Besatzungszonen, sondern mitten in der sowjetischen Besatzungszone im Osten Deutschlands. Die Westmächte USA, Großbritanien und Frankreich gründen 1949 den Nordatlantikpakt (NATO) und die Sowjetunion und ihre osteuropäischen Verbündeten gründen daraufhin kurze Zeit später den Warschauer Pakt. Aus den drei westliche Zonen bildeten die West-Alliierten USA, Großbritanien und Frankreich die westlich orientierten Bundesrepublik Deutschland (BRD). Aus der sowjetischen Besatzungszone wird die östlich ausgerichteten Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Berlin bleibt aber weiter eine geteilte Stadt inmitten der DDR. Um das geteilte Berlin wird es im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte im Kalten Krieg immer wieder Konflikte zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt geben. Zum ersten mal kommt es 1949 zu einem Kräftemessen zwischen den Supermächten, als die Sowjetunion den Westmächten die Landzugänge nach Berlin verwehrt. Es kommt damit zur ersten Berlinkrise. Als die Westmächte Westberlin mit einer Luftbrücke versorgten gibt die Sowjetunion die Blockade nach mehreren Monaten auf. Ein Jahr später kommt es dann im geteilten Korea zu einem Krieg zwischen den vom Westen angeführten UNO-Truppen und der Sowjetunion und dem kommunistischen China. Dieser Krieg endete nach drei Jahren mehr oder weniger am Ausgangsort. 1953 kam es dann zum Arbeiteraufstand in der DDR, der von sowjetischen Truppen beendet wurde, 1956 zur Suezkrise zwischen Israel, Frankreich, Großbritanien, Ägypten, der Sowjetunion und den USA und 1957 zum Ungarnaufstand, der auch von sowjetischen Truppen beendet wurde.

Neben diesen "heißen" Kriegen gab es aber auch eine Reihe von Wettstreiten zwischen dem Westen und dem Osten und dazu gehört neben dem Wettlauf um die erste Atombombe, die erste Wasserstoffbombe, den ersten Überschalljet und das erste Düsenpassagierflugzeug auch der Wettlauf ins All. Der Wettlauf ins All begann 1957 mit dem Sputnikschock, als die Sowjetunion, für den Westen völlig überraschend, einen ersten Erdsatelliten ins All startete. Sputnik 1 startete am 04. Oktober 1957 mit einer R7-Trägerrakete ins All. Der Satellit bestand aus einer fussbalgroßen silbernen Kugel und vier Stabantennen von zwei Metern Länge, die am hinteren Teil des Satelliten angebracht waren. Der Satellit war 83,6 Kilogramm schwer, umkreiste die Erde alle 96 Minuten und hatte ein Thermometer und zwei UKW-Sender an Bord. Die Sender sendeten 21 Tage lang unablässig ein Pieps-Geräusch, das von Funkamateuren rund um die Erde empfangen werden konnte. In den USA waren die Menschen beunruhigt, da die USA als Supermacht nicht in der Lage war etwas gegen Sputnik 1 zu unternehmen. Außerdem hatten die US-Bürger Angst, daß die Sowjetunion nun auch die USA selbst mit atomaren Interkontinentalraketen erreichen könnten.

Gerade einmal einen Monat später, am 03. November 1957 kam es zu einem erneuten Paukenschlag, als sowjetische Wissenschaftler Sputnik 2 starteten. Dieser Satellit war nun 508 Kilogramm schwer und hatte sogar ein Lebewesen an Bord: die Hündin Laika. Sputnik 2 war zwar das erste Raumschiff aber es war von Anfang an klar, dass die Technik noch nicht weit genug entwickelt war um die Hündin auch wieder unbeschadet zur Erde zurück zu bringen. So starb Laika bereits nach wenigen Stunden an Stress und Hitze. Aber der Propagandaerfolg von Sputnik 2 war gewaltig. Mit einer Grundfläche von zwei und einer Höhe von vier Metern war Sputnik 2 viel größer als der US-Satellit "Vanguard", der die Größe einer Pampelmuse und ein Gewicht von 1,36 Kilogramm hatte.

Daher richtete sich jetzt das ganze Interesse der US-Öffentlichkeit auf den Start des ersten US-Satelliten "Vanguard", der für Ende 1957 geplant war. US-Präsident Eisenhower war es bei der Planung eines US-Satelliten sehr wichtig gewesen, dass der Satellit und die Trägerrakete zivil waren und nichts mit den US-Mililtärprogrammen jener Zeit zu tun haben sollten. Daher wurde die Vanguard-Rakete und der Satellit zwar von einem Team aus Zivilisten entwickelt - doch hatten diese sehr viel weniger Erfahrung mit Grossraketen als die US-Luftwaffe und die US-Army mit ihrem deutschstämmigen Raketenforscher Wernher von Braun.

Am 06. Dezember 1957 ist es dann soweit: In einer ersten Fernseh-Live-Übertragung von Cape Canaveral startet die Vanguard-Rakete mit dem Vanguard TV3-Satelliten von Startrampe LC18A. Nach zwei Sekunden explodiert die erste Stufe der Rakete und die Startrampe wird in einen Feuerball getaucht. Die US-Presse spricht danach nur nur vom "Flopnik" oder "Kaputtnik" und Wernher von Braun bekommt zähneknirschend die Erlaubnis mit seiner Redstone-Trägerrakete den nächsten Satellitenstart zu versuchen.

Am 01. Februar 1958 startet die Redstone RS-29 Trägerrakete der US-Army von Startrampe LC-26A in Cape Canaveral und bringt den ersten US-Satelliten "Explorer 1" in den Weltraum. Der Start gelingt und die Rakete bringt den zwei Meter langen und 16 Zentimeter breiten pfeilförmigen Satelliten von 13,9 Kilogramm Gewicht auf eine elliptische Umlaufbahn zwischen 550 und 2500 Kilometern Höhe. Der Satellit bleibt dort mehr als 12 Jahre und führt eine Reihe wissenschaftlicher Experimente mit, die auch dazu führen, dass der Wissenschaftler John van Allen einen bis dahin unbekannten Strahlungsgürtel um die Erde entdeckt, der auch nach ihm benannt wird.

Das nächste Ziele im Wettlauf ins All ist es nun eine Raumsonde zum Mond und einen Menschen ins Weltall und wieder zurück zur Erde zu bringen. Die sowjetischen Forscher um Sergej Koroljow gewinnen beide Herausforderungen, denn am 22. Oktober 1959 lieferte die sowjetische Mondsonde Lunik-3 die ersten Bilder von der Rückseite des Mondes, während Lunik 1 am Mond vorbeiflog und Lunik 2 gezielt auf dem Mond abstürzte. Den größten Erfolg lieferte aber Sergej Koroljow am 12. April 1961, als das Raumschiff Wostok-1 mit dem Kosmonauten Juri Gagarin den ersten Orbitalflug unternahm un das Raumschiff nach einer Erdumkreisung wieder wohlbehalten in der Sowjetunion landete. Damit hatten die sowjetischen Wissenschaftler ihre US-Kollegen erneut vor den Augen der ganzen Welt im Wettlauf ins All geschlagen. Am 05. Mai 1961 startete dann der US-Astronaut Alan E. Sheppard mit einer Mercury-Kapsel auf einer Redstone Rakete zu einem 15 Minütigen Raumflug, doch war dieser Flug nur ein suborbitaler Hüpfer. Die Amerikaner konnten erst ein Jahr später 20. Februar 1962 mit einer Mercury-Atlas mit John Glenn den Flug von Gagarin übertreffen.