Polnisch/ Grammatik/ Verben

Präsens

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In der Gegenwartsform gibt es zwei Beugungsschemata. Hauptmerkmal des ersten Schemas ist, dass die Endung in der 1. Person Singular '-am', seltener '-em', ist. Als Beispiel die Beugung von 'mieć' (haben)


1. (ja) mam – ich habe

2. (ty) masz – du hast

3. (on, ona, ono) ma – er, sie, es hat


1. (my) mamy – wir haben

2. (wy) macie – ihr habt

3. (oni, one) mają – sie haben


Der gleichen Beugung unterliegen z.B.

czytać - 'lesen' (czytam, czytasz, czyta, czytamy, czytacie, czytają),

trzymać – 'halten' (trzymam, trzymasz, trzyma, trzymamy, trzymacie, trzymają),

rozumieć - 'verstehen' (rozumiem, rozumiesz, rozumie, rozumiemy, rozumiecie, rozumieją)


Jede Person hat also ihre eigene spezifische Endung und ist damit unverwechselbar. Daher werden die Personalpronomen ('ja', 'ty' usw.) meist weggelassen. Es genügt völlig zu sagen „Mam rower.“ (Ich habe ein Fahrrad), „Rozumiesz mnie?“ (Verstehst du mich?) usw. Allgemein gilt es sogar als Anzeichen für einen niedrigen IQ, wenn jemand oft die Personalpronomen, insbesondere 'ja', benutzt (z.B. 'Ja mam rower'). Am häufigsten werden die Personalpronomen in der 3. Person gebraucht, da es hier meist noch um den Unterschied zwischen 'on', 'ona' und 'ono' bzw. 'oni' und 'one' geht.


Das zweite Beugungsschema bei Verben ist noch häufiger. Hier endet die 1. Person Singular auf '-ę'. Als Beispiel das Verb 'myć' (waschen):


1. (ja) myję (się) – ich wasche (mich)

2. (ty) myjesz (się) – du wäschst (dich)

3. (on, ona, ono) myje (się) – er, sie, es wäscht (sich)


1. (my) myjemy (się) – wir waschen (uns)

2. (wy) myjecie (się) – ihr wascht (euch)

3. (oni, one) myją (się) – sie waschen (sich)


Hier wird zugleich eine weitere Eigenart des Polnischen erkennbar: Bei rückbezüglichen Verben ist das Reflexivpronomen unveränderlich und lautet in allen Personen ' się' (sich).


Beim zweiten Beugungsschema ist zu beachten, dass es hier häufig zu Vokal- oder Konsonantenwechseln zwischen den einzelnen Personen kommt.


Beispiele:

'widzieć' (sehen): widzę – widzisz – widzi – widzimy – widzicie – widzą

'móc' (können) : mogę – możesz – może – możemy – możecie – mogą

'jechać' (fahren): jadę – jedziesz – jedzie – jedziemy – jedziecie – jadą


Drei- und mehrsilbige Verben, die auf ' -ować', '-ywać' oder '-iwać' enden, werden meist '-uję', '-ujesz' usw. gebeugt.


Beispiele:

'ryzykować' (riskieren): ryzykuję – ryzykujesz – ryzykuje – ryzykujemy – ryzykujecie – ryzykują

'zachowywać' ([be-]wahren , [aufrecht-]erhalten): zachowuję – zachowujesz – zachowuje usw.

'oszukiwać' (betrügen): oszukuję – oszukujesz – oszukuje usw.


Das Verb 'być' (sein) hat eine eigene, nicht ganz regelmäßige Beugung:


1. (ja) jestem – ich bin

2. (ty) jesteś – du bist

3. (on, ona, ono) jest – er, sie, es ist


1. (my) jesteśmy – wir sind

2. (wy) jesteście – ihr seid

3. (oni, one) są – sie sind

Präteritum

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Das Beugungsschema der Vergangenheit weist etliche Ähnlichkeiten zu jenem der Gegenwart auf. Etwas schwieriger macht es nur die Tatsache, dass hier in allen Personen zwischen männlich und weiblich unterschieden wird. Dazu noch einmal das Verb 'mieć' (haben) als Beispiel.


Männliche Beugung:

1. (ja) miałem – ich hatte

2. (ty) miałeś – du hattest

3. (on) miał – er hatte


1. (my) mieliśmy – wir hatten

2. (wy) mieliście – ihr hattet

3. (oni) mieli – sie hatten


Diese Beugung wird benutzt, wenn eine männliche Person spricht bzw. wenn von einer oder mehreren männlichen Personen die Rede ist, im Plural auch bei geschlechtlich gemischten Gruppen.


Weibliche Beugung:

1. (ja) miałam - ich hatte

2. (ty) miałaś – du hattest

3. (ona) miała – sie hatte


1. (my) miałyśmy – wir hatten

2. (wy) miałyście – ihr hattet

3. (one) miały – sie hatten


Diese Beugung gilt für Frauen und Mädchen, sowohl wenn sie selbst sprechen, als auch wenn von ihnen die Rede ist (und keine Männer mitgemeint sind).


Weitere Beispiele:

'szukać' (suchen): szukałem/-am – szukałeś/-aś – szukał/a – szukaliśmy/- łyśmy usw.

'pisać' (schreiben): pisałem/-am – pisałeś/-aś – pisał/a – pisaliśmy/-łyśmy usw.

'strzelać' (schießen): strzelałem/-am – strzelałeś/-aś – strzelał/a – strzelaliśmy/-łyśmy usw.


Das Beugungsschema des Verbs 'być' (sein) im Präteritum lautet:


Männlich:

1. (ja) byłem – ich war

2. (ty) byłeś – du warst

3. (on) był – er war


1. (my) byliśmy – wir waren

2. (wy) byliście – ihr wart

3. (oni) byli – sie waren


Weiblich:

1. (ja) byłam – ich war

2. (ty) byłaś – du warst

3. (ona) była - sie war


1. (my) byłyśmy – wir waren

2. (wy) byłyście – ihr wart

3. (one) były – sie waren


Die sächliche Beugung in der 3. Person Singular ist '(ono) było – es war'. Die Endung '-o' gilt für alle sächlich gebeugten Verben.

Um im Polnischen die Zukunft ausdrücken zu können, ist lediglich eine Kenntnis des Beugungsschemas des Verbs 'być' (sein) im Futur erforderlich:


1. (ja) będę – ich werde

2. (ty) będziesz - du wirst

3. (on, ona, ono) będzie - er, sie, es wird


1. (my) będziemy – wir werden

2. (wy) będziecie – ihr werdet

3. (oni, one) będą – sie werden


Daran wird wie im Deutschen das jeweilige Verb im Infinitiv angefügt, z.B. „Będę pisać“ (Ich werde schreiben), „Będziesz to ryzykować?“ (Wirst du das riskieren?), „Będziemy jechać nad morzem“ (Wir werden ans Meer fahren).

Ebenso legitim und verbreitet ist es jedoch, statt des Infinitivs die 3. Person der Vergangenheit des entsprechenden Verbs zu benutzen, statt „Będę pisać“ also „Będę pisał“ (Mann) bzw. „Będę pisała“ (Frau). Die Vergangenheit der Modalverben muss mit der Vergangenheitsform gebildet werden.

Konjunktiv

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Das Beugungsschema des Verbs 'być' im Konjunktiv lautet:


1. (ja) bym – ich würde

2. (ty) byś – du würdest

3. (on, ona, ono) by – er, sie, es würde


1. (my) byśmy – wir würden

2. (wy) byście – ihr würdet

3. (oni, one) by – sie würden


Die Verben, die diesen Formen zugeordnet werden, stehen in der Vergangenheit und werden geschlechtsspezifisch gebeugt. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten der Zuordnung.


a) die Konjunktivform steht als selbstständiges Wort vor dem Verb, z.B. 'bym pisał/a' (ich würde schreiben), 'byśmy jechali/jechały' (wir würden fahren) usw. oder


b) die Konjunktivform wird wie ein Suffix an das Verb angehängt, z.B. 'pisał/a/bym', 'jechalibyśmy/ jechałybyśmy' usw.


Die Vergangenheit des Konjunktivs (Konditional II) (hätte/wäre) wird durch Verknüpfung der Konjunktivform mit der Vergangenheit von 'być' gebildet: był/a/bym (ich hätte/wäre), był/a/byś (du hättest/wärst) usw.

Der Aspekt der Verben ist eine den slawischen und baltischen Sprachen eigene Besonderheit. In germanischen oder romanischen Sprachen gibt es ihn nicht. Trotzdem lässt er sich teilweise durch Vergleiche veranschaulichen. Fast alle polnischen Verben haben zwei Aspekte, einen vollendeten und einen unvollendeten. Diese Aspekte sagen etwas darüber aus,

a) ob eine Handlung dauerhaft bzw. wiederholt oder ob sie einmalig ist,

b) ob die Handlung vollendet wurde oder nicht.


Am besten lässt sich dies vielleicht anhand des Verbs 'pić' (trinken) aufzeigen.

a) 'Piję herbatę' ist ein einmaliger Akt. Dagegen 'Pijam herbatę' ein sich wiederholendes. Z.B. 'Do śniadania pijam herbatę' - 'Zum Frühstück trinke ich immer Tee'.

Weitere anschauliche Beispiele für sich wiederholende und einmalige Tätigkeiten sind: 'Idę do szkoły' - 'Ich gehe in die Schule' mit dem Sinn 'ich bin auf dem Weg dorthin'. Und 'Chodzę do szkoły' - 'Ich gehe in die Schule' mit dem Sinn 'ich bin ein(e) Schüler/in'.

b) 'Pić' ist die unvollendete Form, die vollendete dazu heißt 'wypić' (austrinken). „Piję herbatę“ lässt sich wörtlich übersetzen mit „Ich trinke Tee“. Das kann in beiden Sprachen zweierlei Bedeutung haben: entweder ich trinke jetzt gerade Tee, oder aber ich trinke überhaupt (gern) Tee. Anders ist es jedoch, wenn ich sage „Wypiję herbatę“. Die polnische Logik geht davon aus, dass im Moment des Austrinkens – also des völligen Leerens der Tasse - keine Zeit vergeht. (Entweder ich habe schon ausgetrunken oder eben nicht, da ich ja noch trinke.) Daher kann eine Aussage mit einem vollendeten Verb auch niemals die Gegenwart beschreiben, sondern immer nur die Zukunft oder die Vergangenheit. Der Satz „Wypiję herbatę“ lässt sich demnach korrekterweise nicht übersetzen mit „Ich trinke den Tee aus“, sondern allenfalls mit „Ich werde den Tee (gleich) ausgetrunken haben“. Das ändert das Wort 'teraz' (jetzt) in Verbindung mit einem vollendeten Verb nicht. “Ich trinke jetzt den Tee aus“ klingt auf Deutsch recht normal, aber entspricht polnischen „Wypijam teraz herbatę“. „Wypiję teraz herbatę“ bedeutet „Ich werde den Tee gleich austrinken“! Stehen die vollendeten Verben in der Vergangenheit, ist auch der Bedeutungsunterschied zu beachten. „Kiedy piłem (piłam) herbatę ...“ heißt so viel wie „Während ich Tee trank ...“. „Kiedy wypiłem (wypiłam) herbatę ...“ bedeutet dagegen „Nachdem ich den Tee ausgetrunken hatte ...“.

Weitere anschauliche Beispiele für unvollendete und vollendete Verben sind 'jeść – zjeść' (essen – aufessen) oder 'czytać – przeczytać' (lesen – durchlesen [im Sinne von 'zu Ende lesen']).


In den meisten Fällen unterscheiden sich die vollendeten von den unvollendeten Verben durch eine zusätzliche Vorsilbe wie in den obigen Beispielen (genauer gesagt durch ein Präfix, denn manchmal ist dies keine ganze Silbe sondern nur 'z-' oder 's-'). Weitere häufige Vorsilben, die auf ein vollendetes Verb hinweisen, sind 'po-', 'na-', 'od-', 'do-', 'za-' und noch einige andere.


Bei vielen Verben macht sich der vollendete Aspekt jedoch nicht durch eine Vorsilbe bemerkbar, sondern dadurch, dass sich die letzte Silbe oder sogar das ganze Wort ändert. Hier ein paar Beispiele (zuerst immer die unvollendete Form):


machać – machnąć (winken)

zachowywać – zachować ([be-]wahren, [aufrecht-]erhalten)

strzelać – strzelić (schießen)

wracać – wrócić (um-, zurückkehren)

brać - wziąć (nehmen)

Imperativ

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Für die Befehlsform werden meist vollendete Verben benutzt, da es hier in aller Regel um die Aufforderung zu einer einmaligen vollendeten Handlung geht.


In der 2. Person Singular enden viele Befehlsformen auf '-aj', z.B.

przeczytać (durchlesen) – Przeczytaj! (Lies!)

da(wa)ć (geben) – Da(wa)j (Gib!)

zagrać (spielen) – Zagraj (Spiel!)


Bei anderen wiederum bildet der Verbstamm den Imperativ (teilweise mit Konsonantenänderung am Ende), z.B.

napisać ([auf-]schreiben) – Napisz! (Schreib [auf]!)

chodzić (gehen) - Chodź! (Komm!)

zobaczyć (schauen, erblicken) – Zobacz! (Schau! Guck mal!)

powiedzieć (sagen) – Powiedz (Sag!)


Bei einigen wenigen Verben ändert sich im Imperativ aber auch der Stamm mehr oder weniger stark, z.B.

spać (schlafen) – Śpij! (Schlaf!)

zjeść (aufessen) – Zjedz! (Iss [auf]!)


In der zweiten Person Plural wird die oben beschriebene Singularform um '-cie' ergänzt:

Przeczytajcie! (Lest!)

Zagrajcie! (Spielt!)

Śpijcie! (Schlaft!)

usw.


Ferner gibt es im Polnischen einen Imperativ der 1. Person Plural. Dieser entspricht etwa dem deutschen „Lass(t) uns ...“. Hier wird statt '-cie' '-my' angefügt, z.B.

Przeczytajmy! (Lass uns lesen. Lesen wir!)

Zagrajmy! (Lass uns spielen. Spielen wir!)

Śpijmy (Lass uns schlafen. Schlafen wir!)


Von den Verben bedingte Fälle - Besonderheit

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Die meisten polnischen Verben antworten wie die deutschen auf den Akkusativ, also auf die Fragen Kogo? Co? (Wen? Was?), z.B.:

Co robisz? - Was machst du?

Co ona czyta? Was liest sie?

Kogo widzisz? - Wen siehst du?

Anders jedoch als im Deutschen antworten etwa 10-15 % der polnischen Verben nicht auf den Akkusativ, sondern auf den Genitiv mit den Fragen Kogo? Czego? (Wessen? „Wovon“?), z.B.:

Czego szukasz? - Was suchst du („Wovon“ suchst du?)

Uczę się polskiego (Also nicht: Uczę się polski!) – Ich lerne Polnisch (Ich lerne „des Polnischen“)

To dotyczy tej sprawy. – Das betrifft diese Sache (Das betrifft „dieser Sache“).


Eine Verneinung hingegen erfordert bei fast allen Verben den Genitiv, z.B.:

Mam rower [Akkusativ] (Ich habe ein Fahrrad) – Nie mam roweru [Genitiv] (Ich habe kein Fahrrad)

Widzę ten dom [Akkusativ] (Ich sehe dieses Haus) – Nie widzę tego domu [Genitiv] (Ich sehe dieses Haus nicht)


Hiervon ausgenommen ist lediglich das Verb 'być' (sein), z.B.:

To jest ten dom (Das ist dieses Haus) – To nie jest ten dom (Das ist nicht dieses Haus)