Neuroanatomie: Embryologie


Allgemein

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Die Entwicklung des Nervensystems ist ein sehr komplexes Thema und kann daher nicht in voller Breite besprochen werden. Ein Grundwissen bezüglich humaner Embryogenese wird daher vorausgesetzt. Der Leser möge sich daher zuerst allgemein über die Embryologie informieren, bevor er die Lektüre fortführt.

Die Entstehung des Nervensystems wird während der Embryogenese in drei Schritte eingeteilt:

  • Induktion
  • Neurulation
  • Bläschenformation.

Induktion

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In der dritten Entwicklungswoche des Embryos kommt es zur Gastrulation, der Entstehung der drei Keimblätter: Ektoderm, Mesoderm, Entoderm. Die Chorda dorsalis, die durch die Abfaltung des Entoderms entsteht, und das Mesoderm induzieren im Ektoderm die Entstehung des Neuroektoderms. Induktion meint hier eine Auslösung eines entwicklungsphysiologischen Vorgangs.

Aus dem Neuroektoderm bildet sich die Neuralplatte. Dieses wiederum ist der Ursprung des größten Teils des Nervensystems.

Neurulation

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Am 18. Entwicklungstag kommt es zu einer morphologischen Veränderung der Neuralplatte. Sie vertieft sich nach unten Richtung Chorda dorsalis, die sich innerhalb des Mesoderms befindet, wobei die Neuralrinne entsteht. Seitlich dieser Rinne falten sich die Neuralwülste, Übergänge der Neuralplatte zum übrigen Ektoderm, beidseitig auf. Die Vereinigung der Wülste führt zum Schluss der Neuralrinne und es entsteht das Neuralrohr. Diesen Vorgang bezeichnet man als Neurulation.

Oberhalb des Neuralrohrs spalten sich die zusammengewachsenen Neuralwülste als Neuralleiste vom Ektoderm ab. Die Reihenfolge der Embryonalbestandteile lauten nun wie folgt:

  • Ektoderm
  • Neuralleiste
  • Neuralrohr
  • Chorda dorsalis
  • Entoderm

Seitlich in Höhe der Neuralleiste, des Neuralrohrs und der Chorda dorsalis befindet sich das Mesoderm.

Das Neuralrohr ist bis zum 25. Entwicklungstag noch offen. Erst dann schließt sich das vordere Ende zum Neuroporus anterior und ein paar Tage später das hintere Ende zum Neuroporus caudalis. Ein Ausbleiben des Neuralrohrschlusses hat eine Fehlentwicklung des Embryos zur Folge. Mögliche Folgen sind beispielsweise ein Anenzephalus oder eine Spina bifida.

Bläschenformation

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Unter der Bläschenformation versteht man die Bildung der Hirnbläschen aus dem vorderen Bereich der Neuralrohrs. Nach dem Verschluss des Neuralrohrs bilden sich die primären Hirnbläschen: Prosencephalon, Mesencephalon und Rhombencephalon. Ab dem 32. Entwicklungstag teilen sich primären weiter zu den sekundären Hirnbläschen:

  • Prosencephalon: Telencephalon, Diencephalon
  • Mesencaphalon (unterliegt keiner weiteren Unterteilung)
  • Rhombencephalon: Myelencephalon, Metencephalon