Natur und Technik für den Pflichtschulabschluss: Das Experiment von Rutherford
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Struktur des Atoms noch nicht erforscht worden. Die vorherrschende Vorstellung war, dass die Masse und die positive Ladung gleichmäßig über das ganze Atom verteilt seien und die Elektronen darin wie Rosinen in einem Kuchen gleichmäßig verteilt wären, ein bisschen wie im Bild rechts oben. Der Wissenschaftler Ernest Rutherford hat ein Experiment geplant und durchgeführt, um diese Vorstellung zu überprüfen.
Um dieses Experiment zu verstehen, sollen wir erst ein einfacheres Experiment beschreiben. Stellen wir uns vor, dass irgendein Gegenstand auf einem Boden ohne Unregelmäßigkeiten liegt. Der Gegenstand ist allerdings unter einem undurchsichtige Platte versteckt. Wir wissen daher nicht, wie er aussieht. Um dies zu entdecken, können wir Murmeln benutzen. Wenn wir den Gegenstand auf dem Boden unterhalb der Platte mit den Murmeln "schießen", ändern diese ihre Bewegungsrichtung, je nachdem, ob sie den Gegenstand treffen und je nachdem welcher Form er hat. Wir können daher daraus schließen, wie groß der Gegenstand ist und welche Form er hat, ohne ihn überhaupt zu sehen.
In seinem Experiment hat Rutherford keine Murmel benutzt und es gab auch keine Platte. Er wollte die Atome beobachten. Diese sind sowieso so klein, dass sie nicht sichtbar sind, nicht mal mit dem stärksten Lichtmikroskop und damals gab es nichts anderes. Er hat also ein ganz dünnes Goldblatt benutzt und wollte die Atome in diesem Golblatt beobachten. Die Atome konnte er allerdings nicht mit Murmeln schießen. Murmeln sind weit zu groß dafür. Er müsste also etwas kleineres benutzen, zumindest in der Größe der Atome oder sogar kleiner.
Was Rutherford benutzt hat, war die sogenannte Alphastrahlung. Er wusste damals auch nicht, was diese Strahlung genau war. Er wusste nur, dass es etwas ganz klein war, das sich unglaublich schnell bewegte. Er wusste vielleicht, dass diese Strahlung Helium war und dass sie positiv geladen war. Später wurde entdeckt, dass es um Heliumkerne geht. Diese Heliumkerne stammten aus einer sogenannten "radioaktiven Quelle", genauer aus Radium Atome. Was Heliumkerne und Radium sind, ist sehr kompliziert und für das Verständnis des Experiments damals und hier nicht wichtig. Wir können uns einfach vorstellen, dass die Radium-Atome etwas wie ein Gewehr sind, die Heliumkerne etwas wie die Kugel, die das Gewehr schießt und das Goldblatt etwas wie ein Blatt Papier, das mit dem Gewehr geschossen wird.
Was wird erwartet, wenn ein Blatt Papier geschossen wird? Dass alle Kugel das Papier durchqueren und dass dadurch Löcher im Papierblatt entstehen. Rutherford und seine Kollegen waren von den Ergebnissen völlig verblüfft. Es gab absolut kein Loch und manche Kugel hatten ihre Richtung geändert! Manche wurden sogar fast völlig zurückgestoßen! Das war die absolute Überraschung.
Rutherford und seine Kollege haben das Experiment sehr geduldig wieder und wieder wiederholt und sind immer auf die gleichen Ergebnisse gekommen. Sie haben darüber ihre Köpfe zerbrochen und konnten am Ende ihre Beobachtungen nur durch die von ihnen vorgeschlagene Struktur des Atoms erklären (Rutherfordsches Atommodell).