Erzeugendensystem – Serlo „Mathe für Nicht-Freaks“

Ein Erzeugendensystem ist eine Teilmenge eines Vektorraum, die den kompletten Vektorraum aufspannt. So kann jeder Vektor des Vektorraums allein mit Vektoren des Erzeugendensystems dargestellt werden.

Herleitung und Definition Bearbeiten

 
Zerlegung eines 3D-Vektors in seine 3 Komponenten

Betrachten wir die drei Vektoren   des  . Jeden Vektor des   können wir als Linearkombination dieser drei Vektoren angeben, denn für alle   gilt:

 


Sei

 

Es gilt:  , das heißt,   erzeugt den gesamten Vektorraum. Man nennt Mengen mit dieser Eigenschaft Erzeugendensystem:

Definition (Erzeugendesystem eines Vektorraums)

Eine Teilmenge   eines Vektorraums   über den Körper   ist ein Erzeugendensystem von  , wenn der Spann von   den gesamten Vektorraum   ergibt, also  . In diesem Fall nennen wir   ein Erzeugendensystem von  .

  heißt endlich erzeugt, wenn eine endliche Menge   existiert mit  .

Ist   ein Erzeugendensystem von  , dann gibt es zu jedem   Elemente   und  , so dass  . Jeder Vektor   lässt sich also als Linearkombination von Elementen aus   schreiben.

Hinweis

Jeder Vektorraum besitzt ein Erzeugendensystem. Denn es gilt  , also ist   ein Erzeugendensystem für sich selbst.

Beispiele Bearbeiten

Erzeugendensystem der Ebene Bearbeiten

Die Vektoren   und   erzeugen die Ebene  . Für alle   gilt nämlich

 

Damit lässt sich jeder Vektor der Ebene als Linearkombination von   und   schreiben.

Vektorraum der Polynome Bearbeiten

Betrachten wir den Vektorraum   der Polynome vom Grad kleiner gleich zwei. Hier lässt sich jedes beliebige Polynom durch eine Linearkombination aus den Polynomen  ,   und   bilden. Jedes Polynom mit Grad kleiner gleich zwei hat nämlich die Form  . Damit ist   ein Erzeugendensystem von  .

Das können wir auch für Polynome mit beliebigem Grad formulieren:

Ist   ein Körper und   der Vektorraum der Polynome mit Koeffizienten in  , dann hat jedes Element darin die Form  , ist also eine (endliche!) Linearkombination von  .

Daher ist die (unendliche) Menge der Monome   ein Erzeugendensystem von  .

Erzeugendensysteme sind nicht eindeutig Bearbeiten

 
Die Zerlegung von Vektoren ist nicht eindeutig

Ein Vektorraum kann mehrere Erzeugendensysteme haben. Das Erzeugendensystem ist also nicht eindeutig bestimmt.

Nehmen wir als Beispiel die Ebene  . Die Menge   ist ein Erzeugendensystem der Ebene, da alle   sich als Linearkombination der beiden Vektoren   und   darstellen lassen:

 

Die Vektoren  ,  ,   erzeugen ebenfalls den  , denn   lässt sich auch folgendermaßen darstellen (siehe Bild):

 

Damit lässt sich der Vektor   durch zwei unterschiedliche Linearkombination von   und   darstellen. Dies zeigt, dass Vektorräume mehrere Erzeugendensysteme haben können.

Beweise zum Erzeugendensystem führen Bearbeiten

Wie beweist man, dass eine Menge ein Erzeugendensystem des   ist? Bearbeiten

Wir skizzieren in diesem Abschnitt, wie man zeigt, dass eine Menge ein Erzeugendensystem eines Vektorraums des Typs   ist (  ist ein Körper). Eine Teilmenge   eines Vektorraums   heißt Erzeugendensystem, wenn sich jeder Vektor   als Linearkombination der Vektoren aus   darstellen lässt.

Sei   die gegebene Menge der Vektoren. Dann muss man zeigen, dass für alle Vektoren   Koeffizienten   existieren, sodass

 

Diese Gleichung kann in der Regel in ein Gleichungsystem übersetzt werden, und die   sind die Lösung dieses Gleichungssystems. Wir können das allgemeine Vorgehen so zusammenfassen:

  1. Allgemeinen Vektor   des Vektorraums   wählen.
  2.   mit einer Linearkombination der Vektoren   mit unbekannten Koeffizienten   gleichsetzen.
  3. Gleichungssystem nach den Unbekannten   lösen. Wenn es stets mindestens eine Lösung gibt, so ist   ein Erzeugendensystem. Falls es für einen Vektor   keine Lösung gibt, so ist   kein Erzeugendensystem.

Beispielaufgabe Bearbeiten

Aufgabe (Erzeugnis des Raums  )

Seien  ,   und  . Zeige, dass   ein Erzeugendensystem des   ist.

Lösung (Erzeugnis des Raums  )

Sei   ein beliebiger Vektor des  . Wir suchen   mit

 

Daraus erhalten wir das Gleichungssystem

 

Aus der ersten Gleichung folgt:

 

Dies eingesetzt in die zweite Gleichung ergibt

 

Damit erhält man in der ersten Gleichung

 

Setzen wir nun   und   in die dritte Gleichung ein, dann erhalten wir:

 

Damit ist

 

Somit gilt:

 

Damit haben wir einen Weg gefunden, jeden Vektor des   als Linearkombination der drei gegebenen Vektoren  ,   und   darzustellen. Dies beweist, dass die Menge   den Raum   aufspannt.