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Im letzten Abschnitt haben wir den Isomorphiesatz kennengelernt. Dieser besagt, dass bei einer linearen Abbildung
zwischen zwei endlichdimensionalen
-Vektorräumen
und
das Bild
isomorph ist zu
.
Das bedeutet, es gibt eine bijektive lineare Abbildung zwischen den Vektorräumen
und
. Also sind diese Vektorräume in gewisser Weise ähnlich zueinander. Nun stellt sich die Frage, ob die Dimension von
mit der Dimension von
zusammenhängt. Wir werden sehen, dass
gilt.
Dimension von zwei zueinander isomorphen Vektorräumen
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Wie kommt man auf den Beweis?
Die Dimension eines endlich-dimensionalen Vektorraums entspricht der Anzahl seiner Basiselemente. Also müssen wir zeigen, dass zwei Basen der Vektorräume
und
gleich viele Elemente haben.
Wir wissen, dass eine lineare Abbildung
existiert. Mit Hilfe dieser Abbildung versuchen wir aus einer Basis von
, eine Basis von
zu konstruieren.
Nehmen wir an, dass
eine Basis von
ist. Wir können vermuten, dass auch
eine Basis von
ist. Hierzu müssen wir zwei Dinge überprüfen:
ist linear unabhängig
ist ein Erzeugendensystem von 
Beweis
Sei
eine Basis von
. Wir behaupten, dass
eine Basis von
ist. Dazu zeigen wir
ist linear unabhängig
ist ein Erzeugendensystem von 
Beweisschritt:
ist linear unabhängig
Seien
so, dass
.
Es gilt:
Die Abbildung
ist bijektiv und linear. Wegen
ist
. Da
linear unabhängig ist, gilt
für alle
.
Somit haben wir gezeigt, dass
linear unabhängig ist.
Beweisschritt:
ist ein Erzeugendensystem von 
Sei ein beliebiger Vektor
gegeben. Die Abbildung
ist bijektiv und somit gibt es ein
mit
.
Da
ein Erzeugendensystem von
ist, gibt es Koeffizienten
mit
.
Folglich ist
Also ist
eine Linearkombination von Elementen aus
. Da
beliebig gewählt war, ist
ein Erzeugendensystem von
.
Damit ist
eine Basis von
und es gilt
und folglich
Alternativer Beweis
Sei wie oben
eine Basis von
. Wir behaupten, dass
eine Basis von
ist. Dazu zeigen wir
ist linear unabhängig
ist ein Erzeugendensystem von 
Da
ein Isomorphismus ist, wissen wir insbesondere, dass
injektiv (also ein Monomorphismus) und surjektive (also ein Epimorphismus) ist.
Aber Monomorphismen bilden linear unabhängige Mengen (also insbesondere Basen) auf linear unabhängige Mengen ab, und Epimorphismen bilden Erzeugendensysteme (also insbesondere Basen) auf Erzeugendensysteme ab.
Damit ist
ein linear unabhängiges Erzeugendensystem, also eine Basis.
Sind
und
endlich-dimensional, so haben sie nach dem Satz die gleiche Dimension, das heißt
.
Im letzten Abschnitt haben wir den Vektorraum
kennengelernt. Inzwischen wissen wir auch, dass
gilt, falls dieser Vektorraum endlich-dimensional ist.
Die Dimension und Basis eines Vektorraums hängen eng zusammen:
Wissen wir, wie viele Elemente eine Basis des Vektorraums hat, so kennen wir auch seine Dimension.
Unser nächstes Ziel ist es, explizit eine Basis von
zu konstruieren.
Satz
Es seien
und
zwei endlich-dimensionale
-Vektorräume und
linear. Sei weiter
ein Untervektorraum von
mit Basis
und
eine Ergänzung dieser Basis zu einer Basis von
.
Dann ist
eine Basis von
.
Insbesondere gilt
.
Wie kommt man auf den Beweis?
Wir überprüfen zwei Dinge, um zu zeigen, dass
eine Basis von
ist:
ist linear unabhängig
ist ein Erzeugendensystem
Dabei können wir benutzen, dass
linear unabhängig und ein Erzeugendensystem von
ist. Außerdem ist
.
Um
zu zeigen, reicht es, die Anzahl der Basiselemente in
abzuzählen und mit der Anzahl der Basiselemente in
und
zu vergleichen.
Beweis
Um zu zeigen, dass
eine Basis von
ist, müssen wir folgendes überprüfen:
ist linear unabhängig
ist ein Erzeugendensystem
Beweisschritt:
ist linear unabhängig
Wir erinnern nochmals daran, dass
.
Seien
so gewählt, dass
.
Dann gilt
Wir wissen, dass
linear unabhängig ist. Folglich gilt
für alle
. Damit ist
linear unabhängig.
Beweisschritt:
ist ein Erzeugendensystem
Sei
. Dann gibt es
mit
.
Also ist
Also ist
ein Erzeugendensystem von
.
Damit haben wir gezeigt, dass
eine Basis von
ist.
Es bleibt lediglich zu zeigen, dass
.
Das gilt wegen
Daraus ergibt sich eine wichtige Folgerung:
Zusammenhang von Injektivität und Surjektivität von linearen Abbildungen
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Im Allgemeinen sind Injektivität und Surjektivität von Abbildungen nicht äquivalent, wie folgende Beispiele zeigen.
Beispiel
Die Funktion
ist injektiv, denn aus
folgt
. Damit ist
injektiv.
Sie ist aber nicht surjektiv, denn zu
gibt es keinen Vektor
für den gilt
. Damit ist
nicht surjektiv.
Bei linearen Abbildungen zwischen zwei endlich-dimensionalen Vektorräumen gleicher Dimension sind Injektivität und Surjektivität äquivalent.
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Beweis
Zum Beweis verwenden wir den Dimensionssatz und die Sätze zur Injektivität und Surjektivität von linearen Abbildungen.
Somit gilt auch:
ist surjektiv,
ist bijektiv.
Die Umkehrung gilt natürlich auch:
ist bijektiv
ist surjektiv und injektiv.
In den beiden vorherigen Abschnitten haben wir den Kern und das Bild einer linearen Abbildung als wichtige Untervektorräume kennengelernt.
Aufgabe
Sei
eine lineare Abbildung zwischen zwei endlich-dimensionalen
-Vektorräumen
und
. Sei weiter
eine Basis des Kerns von
und
eine Basis des Bilds von
, wobei
und
für alle
und alle
.
Zeige, dass
eine Basis von
ist.
Wie kommt man auf den Beweis?
Um zu zeigen, dass
eine Basis von
ist, müssen wir zuerst überprüfen, dass
linear unabhängig ist.
Frage: Welchen Ansatz müssen wir wählen?
Frage: Was müssen wir nun zeigen?
Der Trick besteht nun darin, auf beide Seiten der Gleichung die Abbildung
anzuwenden.
Die linke Seite ist klar:
.
Versuche bei der Umformung der rechten Seite zu verwenden, dass
linear ist und
sind. Schreibe das Ergebnis als eine Linearkombination von Elementen aus
.
Frage: Was das Ergebnis bei der rechten Seite?
Frage: Wie können wir nun anwenden, dass
eine Basis von
ist?
Schreibe nun
als Linearkombination von Elementen aus
und verwende unser Ergebnis des letzten Schritts und die lineare Unabhängigkeit von
.
Also haben wir gezeigt, dass
linear unabhängig ist.
Um zu zeigen, dass
eine Basis von
ist, würden wir normalerweise auch nachweisen, dass
ein Erzeugendensystem ist. Wie im Beweis zu dieser Aufgabe gezeigt wird, ist das eine Möglichkeit.
Wesentlich einfacher ist jedoch der Beweis der Dimensionsformel. Wir wissen bereits, dass
eine linear unabhängige Teilmenge von
ist. Gilt zudem, dass die Anzahl der Elemente gleich der Dimension von
ist, so ist
eine Basis von
.
Frage: Wie überprüfen wir, dass die Anzahl der Elemente in
gleich der Dimension von
ist?
Es gilt

.
Nach dem Dimensionssatz ist aber

und somit
Also ist
eine Basis von
und unser Beweis ist fertig.
Beweis
Wir zeigen folgende Punkte:
ist linear unabhängig.
ist aus Dimensionsgründen eine Basis von
.
Beweisschritt:
ist linear unabhängig.
Wir schreiben zunächst
für gewisse
. Wir wollen zeigen, dass alle Koeffizienten
und
Null sind.
Wir wenden
auf beide Seiten der Gleichung an:
und
Also:
.
Da
linear unabhängig ist, ist
für alle
.
Somit ist
.
Wegen der linearen Unabhängigkeit von
ist auch
für alle
.
Also ist
linear unabhängig.
Beweisschritt:
ist aus Dimensionsgründen eine Basis von
.
Alternativer Beweis (Direkter Beweis, dass B ein Erzeugendensystem ist)
Alternativ hätten wir auch zeigen können, dass
linear unabhängig und ein Erzeugendensystem ist. Die lineare Unabhängigkeit kann wie oben gezeigt werden.
Beweisschritt:
ist ein Erzeugendensystem
Sei
beliebig. Dann ist
und es gibt
mit
, so dass
Aufgrund der Linearität von
gilt
. Folglich ist
. Also gibt es geeignete
mit
und
.
Somit ist
und wir haben gezeigt, dass
ein Erzeugendensystem ist.