Martin Heidegger „Sein und Zeit“/ Zweites Kapitel §§ 12–13

Das In-der-Welt-sein
Das zweite Kapitel stellt eine Fundamentalstruktur des Daseins vor: das In-der-Welt-sein. Durch diesen Ausdruck möchte Heidegger grundsätzlich jegliche Subjekt-Objekt-Beziehung aufheben und überwinden. Die Schreibweise des Wortes soll zeigen, dass es sich um ein einheitliches Phänomen handelt. Trotzdem lassen sich drei konstitutive Strukturmomente abheben, die zwar für sich betrachtet werden können, nicht aber für sich allein bestehen. Diese drei Strukturmomente des Daseins sind nach Heidegger:[1]:

  • Welt
  • Selbst (das Wer? des In-der-Welt-seins)
  • In-sein

Heidegger behandelt zunächst das In-sein. Dies ist nicht einfach sein in, so wie ein Körper im Raum: Da das Dasein seiner Seinsart nach nicht einfach Vorhandenes ist, sondern nur als Vollzug verstanden werden kann, kann es nicht als Ding im Raum bestimmt werden, auch wenn natürlich der Körper des Menschen durchaus in der Welt ist. Das Konzept des In-Seins ist vor allem durch seine Abgrenzung zum Konzept des Subjekts zu verstehen: Geht der Subjektivismus davon aus, dass ein selbstgenügsames, also weltloses, Subjekt erst ‚nachträglich‘ einen Bezug zur Welt aufbaut, möchte Heidegger mit dem In-Sein betonen, dass Dasein und Welt immer schon verbunden sind. Dasein und Welt stehen nicht zunächst beziehungslos nebeneinander, was einem Beisammen-vorhanden-sein von vorkommenden Dingen gleichkäme. Nur wenn das Seiende die Seinsart des In-Seins hat, können ihm die Dinge begegnen, kann es bei den Dingen sein.[2] Die Welt ist der notwendige Horizont, auf dessen Hintergrund dem Dasein die Dinge begegnen. Für Heidegger ist es eine absurde und zugleich rein theoretische Konstruktion, ein weltloses Subjekt anzusetzen, welches dann – wie auch immer – die Welt erst erreichen muss.[3]

In der dem Dasein immer schon gegebenen Welt pflegt es bestimmte Weisen des Umgangs, nämlich zutunhaben mit, verwenden von etwas, erkunden, besprechen usw., welche Heidegger als besorgen fasst. Später wird Heidegger das Sein des Daseins selbst als Sorge sichtbar machen.[4] In § 13 geht Heidegger auf die durch Subjekt-Objekt-Trennung motivierte Erkenntnisproblematik ein, nicht so allerdings, dass er diese löst, sondern ontologisch ihre falschen Grundannahmen aufzeigt, nämlich die Setzung eines „inneren Subjekts“ und einer äußeren „Welt“ als erst nachträgliche Erklärung für das ursprünglichere Phänomen des In-der-Welt-Seins.[5]

Einzelnachweise

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  1. SZ, Seite 53
  2. SZ, Seite 55
  3. SZ, Seite 59
  4. SZ, Seite 57
  5. SZ, S. 59–62