Geschichte Bearbeiten

Seit tausenden von Jahren werden leichtathletische Disziplinen, zu denen auch das Laufen gehört, betrieben. Hier war jedoch die Fortbewegungsart eine Notwendigkeit, da andere Fortbewegungsarten wie Reiten, Kutschfahrten und das Getragenwerden in Sänften durch Sklaven nur der Oberklasse vorbehalten war. Laufen als Fortbewegungsart war indes in der Antike eine Notwendigkeit zum Zwecke des Informationstransportes, die von gut ausdauertrainierten Sklaven verrichtet wurde. Man bedenke, daß zu dieser Zeit ein quasi nicht vorhandenes Straßennetz, staubige und geröllgepflasterte Pfade und extreme Wetterbedingungen, besonders die Hitze, das Laufen für diese Boten zu einer sportlichen Höchstleistung, aber auch zu einer Qual machten.

Wettkämpfe im antiken Griechenland wurden im Rahmen von religiösen Festen (Agonen) auch schon vor den ersten belegten Olympischen Spielen (776 v. Chr.) ausgetragen. Bei den Olympischen Spielen wurde zunächst der Fünfkampf, also Diskus- und Speerwerfen, Laufen, Weitsprung und Ringen augetragen. Weitere Disziplinen kamen später hinzu. Neben Olympia als bedeutendstem Austragungsort wurden auch Spiele in Delphi (Pythische Spiele, zu Ehren Apollos), Korinth (Isthmische Spiele, zu Ehren Poseidons) und Nemea (Nemeische Spiele, wie die Olympischen Spiele zu Ehren von Zeus) ausgetragen. Schon zu dieser Zeit wurden diese Spiele alle 4 Jahre veranstaltet. Für die Athleten, ausnahmslos Männer, war es der größte Triumph, alle vier Spiele zu gewinnen.

Gelaufen wurde im Stadion, das eine Wendestrecke von insgesamt 192 Metern darstellte. Neben dem einfachen Stadionlauf gab es auch den Doppellauf (griechisch: diaulos), also zweimal die Stadionbahn und den Langlauf (griechisch: dolichos), bei dem die Stadionrunde 20 mal durchlaufen werden mußte, was einer Strecke von ca. 3800 Metern entspricht. Später wurden dann diese Langläufe nochmals unterteilt. Die Laufwettbewerbe der antiken Olympischen Spiele wurden am Nachmittag des dritten Tages ausgetragen und begannen mit den langen Distanzen. Gestartet wurde von einer genau gekennzeichneten Linie im Sand oder Stein aus. Fehlstarts waren eine Schande des Läufers und wurden mit Auspeitschen desselben bestraft. Bis zu 20 Läufer konnten gleichzeitig wettstreiten. Gelaufen wurde nackt, eine Zeitnahme gab es nicht. Den Siegern wurden viele Ehren und Vorteile zuteil: Steuererlässe, zahlreiche Geschenke, kostenlose Kost und Unterbringung sowie besondere Ehrungen der Heimatstädte. Kurioseste Ehrung ist wohl, daß ein Teil der Stadtmauern eingerissen wurde, denn eine Stadt mit so schnellen Läufern braucht keine Stadtmauer. Es wurde allerdings auch erwartet, daß die Athleten bei den folgenden Spielen wieder teilnehmen.

Beeindruckende Laufleistungen sind aus der Zeit des antiken Griechenlands überliefert: Polites aus Keramos gewann an einem Nachmittag alle drei Laufwettbewerbe. Leonidas aus Rhodos gelang dies sogar bei vier Olympischen Spielen. Ageos, Sieger der 113. Olympiade im Langlauf, soll nach dem Wettkampf noch in seine 100 km entfernte Heimatstadt Argos über die Berge gelaufen sein und persönlich die Nachricht vom Sieg überbracht haben. Von Philonides, einem Kreter, wird berichtet, er sei ohne Unterbrechung 200 km in 24 Stunden von Korinth nach Elis gelaufen. Der Athener Philippides soll im Jahre 490 vor der Schlacht von Marathon die Botschaft von der Landung der Perser nach Sparta überbracht haben und dabei diese 255 km lange Strecke über unwegsame Gebirgspfade in nur 24 Stunden zurückgelegt haben. Dann soll er ohne Erfolg mit den Spartanern verhandelt und die gleiche Distanz anschließend wieder ohne Pause in einem Tag zurück gelegt haben. Berühmt geworden ist in diesem Zusammenhang Plutarchs Legende des Ur-Marathonläufers: Ein Soldat soll als Bote von Marathon nach Athen gelaufen sein und die Nachricht vom Sieg über die Perser überbracht haben. Aber anschließend sei er auch vor Erschöpfung tot umgefallen.

Seit Griechenland 146 v. Chr. zum römischen Herrschaftsgebiet gehörte, führten die Römer die Tradition der Olympischen Spiele fort. Im Jahre 394 n. Chr. schaffte der römische Kaiser Theodosius I. die Spiele ab und danach fanden acht Jahrhunderte lang keine organisierten Wettkämpfe in der Leichtathletik statt.

Im Mittelalter war schnelles und weites Laufen eine Jahrmarktsattraktion. Erwähnenswert ist auch der norwegische Wunderläufer Mensen Ernst, der von 1795 bis 1843 lebte. Er legte u. a. die Strecke Paris - Moskau (2.500 km) in zwei Wochen zurück. Er wurde von verschiedenen Herrschern als Botenläufer engagiert und starb vermutlich am 22. Januar 1843 während eines Laufes auf der Suche nach den Quellen des Nil südlich von Syene an der Krankheit Ruhr.

In Großbritannien lebte die Idee des Wettlaufens in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder auf. Im Jahre 1864 wurden erstmals Wettkämpfe zwischen den Universitätsmannschaften von Oxford und Cambridge abgehalten. Die ersten englischen Meisterschaften folgten bald.

Am 23. Juni 1894 wurde bereits das Internationale Olympische Komitee durch den französischen Erzieher Baron Pierre de Coubertin gebildet, das seit 1915 in Lausanne (Schweiz) seinen festen Sitz hat. Erst 1896, zwei Jahre nach Bildung des IOC, fanden die ersten Olympischen Spiele wieder statt. Seitdem die ersten Olympischen Spiele in Athen wiederbelebt wurden, werden diese jetzt, wie schon im antiken Griechenland, alle vier Jahre mit Athleten aus aller Welt ausgetragen, jedoch in der Neuzeit immer in verschiedenen Ländern. Leider wurden die Olympischen Spiele auch immer wieder politisch zu Machtdemonstrationen missbraucht. Beispielhaft seien hier die Spiele 1936 in Berlin und diverse Spiele zu Zeiten des "Eisernen Vorhanges" erwähnt. Auch innerhalb des IOC's soll es immer wieder zu Machtgerangel, besonders um die Austragungsorte, gekommen sein. Vielerorts wird von Bestechlichkeit der Funktionäre berichtet.

Seit 1928 durften auch Frauen an einigen olympischen Disziplinen teilnehmen. Erst 1972 wurden Frauen endgültig offiziell zum Marathon zugelassen. Olympisch durften Frauen allerdings erst ab 1984 auf der Marathondistanz Wettkämpfe austragen. Seit 1934 finden Europameisterschaften statt, seit 1983 auch Weltmeisterschaften.

Internationaler Dachverband der Leichtathletik in Europa ist die European Athletic Association (EAA), die 1970 gegründet wurde und ihren Sitz in Paris hat. Der weltweit agierende Dachverband ist die International Amateur Athletic Federation (IAAF), die 1913 gegründet, ihren Sitz bis 1993 in London hatte, seitdem in Monaco residiert und das Reglement bestimmt und für die Anerkennung von Weltrekorden zuständig ist. Die höchste Leichtathletikorganisation in Deutschland ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV; gegründet 1898 in Berlin, heutiger Sitz in Darmstadt), in Österreich der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV; gegründet 1900, Sitz in Wien), in der Schweiz der Schweizer Leichtathletik-Verband (SLV; gegründet 1905, Sitz in Bern).

Viele verrückte Läufe wurden neben den Standarddisziplinen in der Neuzeit veranstaltet um Rekorde zu brechen. 1922 fand beispielsweise das "Great American Foot Race" statt, bei dem 199 Athleten versuchten die Vereinigten Staaten von Los Angeles bis New York entlang der Route 66 von West nach Ost auf 3.422 Meilen zu durchqueren. 55 Männer kamen nach 84 Tagen an der Ostküste Amerikas an. Gewinner des Laufes war der 19-jährige Cherokee Indianer Andy Payne. Viele Transkontinentale Läufe und andere Extremläufe folgten (siehe auch Kapitel Aufgestellte Rekorde).