LaTeX-Kompendium: Schnellkurs: Das erste Dokument
LaTeX-Dokumente haben eine genau festgelegte Struktur und bestehen im wesentlichen aus zwei Teilen: Der Präambel und dem eigentlichen Dokumentkörper. In der Präambel werden alle für das gesamte Dokument gültigen Einstellungen getroffen sowie zusätzlich benötigte Makropakete geladen. Im Dokumentkörper steht dann der zu setzende Text, angereichert mit den notwendigen Formatbefehlen, die im Durchschnitt etwa 3% der einzugebenden Textmenge ausmachen. Wer schon einmal eine HTML-Datei erstellt hat, wird das Konzept kennen.
Die Präambel
BearbeitenDas Dokument und damit auch die Präambel beginnt normalerweise mit der Angabe der Dokumentart (gekennzeichnet durch die verwendete Dokumentklasse) und deren Optionen:
\documentclass[Optionen]{Dokumentklasse}[Versionsdatum]
Die wichtigste Option ist die Papiergröße, bei der man meistens a4paper angibt, aber auch alle anderen DIN-konformen Angaben sind möglich. Die meistverwendeten Dokumentklassen sind article, report und book auf deren Eigenschaften wir im Laufe des Kurses noch zu sprechen kommen. Es gibt auch spezielle Dokumentklassen für Folien, Briefe usw. Auch die zugrunde liegende Schriftgröße des Dokuments und ob der Text einspaltig oder zweispaltig auf einer Seite gedruckt wird, werden über \documentclass angegeben.
Die Datumsangabe schließlich verhindert, dass das Dokument mit einer zu alten LaTeX-Version kompiliert wird. Es wird dann eine Warnung ausgegeben, die Übersetzung erfolgt aber trotzdem. Dies wird insbesondere bei wichtigen Dokumenten (Dissertationen usw.) angewendet, um sicherzustellen, dass die verwendete LaTeX-Version auch auf dem für das Dokument notwendigen Stand ist, und das Ergebnis dann auch den Wünschen des Autors entspricht. In "normalen" Dokumenten wird dieses nützliche Feature aber nur selten angewendet, daher ist es hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt und wird später nicht weiter betrachtet.
Ein weiterer wichtiger Befehl in der Präambel ist \usepackage, dessen Grundstruktur wie folgt aussieht:
\usepackage[Optionen]{Ergänzungspaket}[Versionsdatum]
Wichtige Ergänzungspakete sind babel.sty für die Anwahl des Sprachpaketes, inputenc.sty für die Auswahl des Zeichensatzes und fontenc.sty für die Auswahl des Schriftsatzes. Ergänzungspakete werden immer ohne ihre Erweiterung angegeben also z. B. german und a4. Eingegebene Optionen sind nur dann wirksam, wenn sie auch von den angegebenen Ergänzungspaketen unterstützt werden und bleiben ansonsten wirkungslos. Das Versionsdatum hat die gleiche Wirkung wie auch schon bei \documentclass.
Das erste Dokument
BearbeitenSchauen wir uns nun ein erstes kleines Beispieldokument an:
Ein minimales LaTeX-Dokument besteht aus dem Befehl „\begin{document}“ dem eigentlichen Text also sowie dem Befehl „\end{document}“ mit einer vorangestellten Präambel, LINK die mindestens die Dokumentenklasse LINK erläutert. Sonst weiß LaTeX ja nicht, dass und was es kompilieren soll.
\documentclass[ngerman]{scrartcl} %lädt die Dokumentklasse
%Artikel von Koma-Skript, als Option
%übergebe ich, dass ich die Trennung
%nach neuer deutscher Rechtschreibung
%wünsche
\begin{document}
\section{Überschrift 1} %erste Gliederungsebene
\label{sec:uberschrift-1} %label wenn wir später auf diese
%Überschrift verweisen wollen
\LaTeXe{} %\LaTeXe{} ist ein Befehl der das Logo
%für LaTeX2e ausgibt
\end{document}
Wenn man obigen Quelltext mit dem Editor seiner Wahl eingibt und es dann z. B. als „wiki.tex“ speichert, kann man es mit dem Befehl „latex wiki.tex“ kompilieren.
Es läuft fehlerfrei durch und als Resultat erhält man im selben Ordner unter anderem eine Datei namens „wiki.dvi“. Diese kann man sich mit einem DVI-Betrachter anschauen und stellt fest: Das Beispiel ist voll lauffähig nur fehlt da etwas.
Man muss in LaTeX also sogar etwas tun, um die Umlaute auch im Output vernünftig darzustellen. Es sei dabei noch einmal auf die Bedeutung der Wahl des Editors verwiesen, denn es gibt Editoren, die bei falscher Bedienung oder Voreinstellung sofort nach dem Öffnen in einer anderen Kodierung speichern, was zu Verlust der Umlaute führt.
Um auch die Umlaute vernünftig darzustellen, gibt es heute diverse Möglichkeiten. Eine ist die der richtigen Wahl der Inputkodierung. Siehe Lokalisation. Hier ein Beispiel, bei dem als Inputkodierung ansinew gewählt wurde:
\documentclass[10pt, a4paper]{article}
\usepackage[german,ngerman]{babel}
\usepackage[ansinew]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\begin{document}
Hier beginnt nun unser erstes wunderbares LaTeX-Dokument,
das die grundlegenden Eingaben zeigen soll \dots
\end{document}
Wie wir bereits im vorangegangenen Abschnitt gesehen haben, beginnen LaTeX-Befehle immer mit einem vorangestellten Backslash (\). Das einleitende \documentclass sagt aus, dass wir als Grundschriftgröße für unser Dokument eine 10pt-Schrift festlegen und den Text auf A4-Papier ausgegeben wollen. LaTeX passt automatisch die Zeilenhöhe und die Ränder des Dokuments aufgrund dieser Einstellungen an.
Mit dem Befehl \usepackage[german, ngerman]{babel} weisen wir LaTeX an, das Paket mit Anpassungen für deutschsprachige Dokumente mit der neuen deutschen Rechtschreibung zu laden. Dadurch werden Trennungsregeln angepasst und automatisch erzeugte Überschriften ins Deutsche übersetzt (z. B. "Kapitel" statt "Chapter"). Die beiden anderen \usepackage-Anweisungen laden als Zeichensatz den erweiterten ANSI-Zeichensatz, der auch Umlaute richtig darstellen kann sowie den Schriftsatz mit der Bezeichnung T1.
Der Textteil eines LaTeX-Dokuments beginnt mit der Anweisung \begin{document}. Alles von da ab bis hin zum schließenden \end{document} wird von LaTeX als Text behandelt. Innerhalb des Textteils können auch Formatanweisungen für Teile des Dokuments angegeben werden sowie spezielle Befehle zur Darstellung von Sonderzeichen und besonderen Umgebungen, wie z. B. zur Eingabe mathematischer Formeln. Mit \dots ist im obigen Beispieldokument ein solch spezieller Befehl enthalten -- er druckt drei Fortsetzungspunkte (...) aus.
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