Klettern/ Klemmgeräte
Klemmkeile
BearbeitenKlemmkeile dienen dem zusätzlichen Absichern von Kletterrouten. Durch sie wird eine wieder entfernbare temporäre Zwischensicherung in einer Route eingerichtet. Dabei versucht man, Risse in der Kletterroute so zu nutzen, dass der Klemmkeil sich mit seiner konischen Form auf Sturzzug (Zug auf den Sicherungspunkt im Falle eines Sturzes) in einem Riss festzieht. Das Sicherungsseil wird mittels Express-Set oder Karabiner mit der Schlaufe oder dem Ring des Drahtes eines gelegten Klemmkeils verbunden.
Passive Klemmkeile
BearbeitenModerne einfache Klemmkeile haben eine konvex-konkave Form. Die zwei seitlichen Flächen sind also gewölbt - eine Fläche nach innen, die andere gegenüberliegende Fläche des Klemmkeils nach außen.
Klemmkeile werden idealerweise in Risse gelegt, die sich zum Felsinneren hin verbreitern. Bei Zug durch Belastung auf den Klemmkeil zieht dieser sich im Riss fest. Die Grundidee der konvex-konkaven Form ist, dass hierbei die konkave Seite des Klemmkeils an ihren äußeren Punkten am Fels anliegt, also dann zwei Berührungspunkte mit dem Fels hat. Die gegenüberliegende konvexe Seite soll dabei einen Berührungspunkt mit dem Fels bekommen, der stabil zwischen den beiden anderen liegt. Das entstehende in der Abbildung eingezeichnete stabile Kräftedreieck hat im günstigsten Fall alle Winkel bei etwa 60°. Dies ist in der Abbildung nicht ganz der Fall. Auch kann es vorkommen, dass andere Punkte zusätzlich Felskontakt bekommen. Allgemein liegt die Stabilität dieser konvex-konkav-Form meist höher als bei glatten Seitenflächen des Klemmkeils. Natürlich ist die Haltekraft eines Klemmkeils auch von der Festigkeit des Felsmaterials abhängig.
Varianten von Klemmkeilen sind Rocks, Bolos, Hexentrics, Exentrics, Rockcentrics, Hexes.
Rocks entsprechen den einfachen konvex-konkav-Klemmkeilen. Dreht man sie jedoch um 90°, so erkennt man, dass die glatt gearbeiteten Flächen auch keilförmig zulaufen. In der Abbildung einfacher Klemmkeile oben ist dies bei dem grünen Klemmkeil nicht der Fall. Die gleich folgenden Bolos haben eine den Rocks sehr ähnliche Form des Klemmkörpers, also auch eine Keilform, wenn um 90° gedreht - bis auf die Querriffelung, aber dazu gleich mehr.
Bei den Bolos sind zwei unterschiedliche Klemmkeilgrößen in einem Klemmkeil vereinigt. An jedem der zwei Enden der Drahtschlinge ist ein Klemmkörper befestigt. Wird einer der beiden Klemmkeile gelegt, so ist daher der andere auch für den weiteren Verlauf der Kletterroute weg.
Bolos haben auf ihrer konvexen Seitenfläche eine Riffelung. Die Querrillen sollen hier eine Verbesserung des Halts herbeiführen.
Im Handel sind Hexentrics mit Drahtschlinge oder eingenähter Bandschlinge sowie als einzelner Klemmkörper erhältlich. Der Klemmkörper ist von seiner Grundfläche her als unregelmäßiges Sechseck gearbeitet. Die Idee der Bauform ist es, dass der Klemmkörper im Riss verkeilt wird und auf Zugbelastung eine Drehbewegung des Klemmkörpers diesen im Riss weiter festkeilt. Der Klemmkörper ist daher so im Riss anzubringen, dass eine solche klemmende Drehbewegung begünstigt wird. Die unregelmässige Form erlaubt verschiedene Klemmpositionen, bzw. Klemmen in verschiedenen Rissbreiten. Die Sprengwirkung eines Hexentrics kann kleiner im Vergleich zum Standard-Klemmkeil eingeschätzt werden.
Bei Kauf eines einzelnen Klemmkörpers ist Reepschnur mit passendem Durchmesser in den Klemmkörper einzubinden. Die Schlaufe wird aus der Reepschnur mittels doppelten Spierenstich geknüpft. Dabei muss die Reepschnur eine Schlinge ausbilden können, die mindestens der Größe eines handelsüblichen Drahtes eines kompletten Klemmkeils entspricht. Die aus dem festgezogenen doppelten Spierenstich herausragenden Reepschnurenden müssen mindestens 10 mal so lang wie der Schnurdurchmesser sein.
Rockcentrics versuchen die Vorteile der Hexentrics und der konkav-konvex-Form der Rocks in einem Klemmkeilsystem zu vereinen. Die Form ähnelt den Hexentrics, wobei einige der Ecken stark rundgefast sind, wodurch eine stark ausgeprägte konvexe Fläche entsteht. Diese vereinfacht wieder die Ausbildung eines stabilen Kräftedreiecks während des Klemmens, wobei eine klemmende Drehbewegung des Klemmkörpers wieder angestrebt ist.
Alle Klemmkeilarten bieten eine kostengünstige Möglichkeit Zwischensicherungen zu legen.
Weitergehende Informationen zum Legen von Klemmkeilen befinden sich im Abschnitt Sicherungstechnik unter Zwischensicherungen.
andere Formen
BearbeitenNeben den oben beschriebenen Formen gibt es auch noch andere passive Klemmgeräte, z.B. den Tri-Cam den Bigbro und etliche andere Formen mehr.
Klemmkeilentferner
BearbeitenWie der Name schon sagt, soll ein Klemmkeilentferner (Englisch: Nutkey) die Rückgewinnung eines Klemmkeils aus einem Riss deutlich erleichtern.
Oft ist das sogar der Fall. Leider gibt es bislang noch kein Patentrezept wie der Klemmkeilentferner zu benutzen ist. Und nicht immer dient er ausschließlich der Entfernung von Klemmkeilen.
Friends und co.
BearbeitenKlemmgeräte, die sich aktiv im Riss verklemmen, wurden in den 70er Jahren zur Absicherung paralleler Risse entwickelt. All diesen aktiven Klemmgeräte ist zu eigen, dass sie sich die Spannkraft einer Feder zu Nutze machen, um sich mit ihren Segment an die Risswand zu legen und sich dort unter Belastung auf Grund der Kniehebelwirkung zur verkeilen.
Das bekannteste Klemmgerät aus dieser Familie ist der "Friend". Über eine Zugkonstruktion kann seine Breite variiert werden.
Die Haltespangen ziehen sich auf Zug zusammen. Daraufhin kann der Friend in einen Riss der Kletterroute platziert werden. Bei Entlastung des Zugmechanismus dehnt sich der Friend in der Spalte, bzw. dem Riss aus und sitzt fest.
Beim Setzen eines Friends muss man darauf achten, dass der Riss sich nicht nach innen ausbreitet: der Friend könnte sich im unbelasteten Zustand komplett ausdehnen und damit seine Entfernung extrem erschweren oder ganz verhindern.
( Weiterführende Infos ala flexible Friends contra starrer Schaft, setzen eines Friends in Sicherungskapitel? )
Friends, Camalots als 2-Achsen-Friend, Friend mit asymmetrischen Haltespangen mit unterschiedlicher Größe, TCU (TriCamUnit)...
Physik hinter dem Friend
BearbeitenWie Laborversuche gezeigt haben, kann ein Friend in einem parallelen Riss nur eine begrenzte Kraft halten, da in diesem Fall der Effekt nur auf Reibung beruht. Es ist die Kombination des Reibungseffektes mit der variablen Positionierung des Friends, die ein wirkliches Verklemmen erlaubt.
Über die Physik hinter dem Friend gibt es einen Bericht auf *[1]
Weitere Informationen
BearbeitenIm Nuts Museum findet man zwei englische Artikel über die Entwicklung von Klemmkeilen [2] und Friends [3].