Internet: Cloud: Grundlagen

Cloud Bearbeiten

Was ist das? Bearbeiten

Eine „Cloud“ (sprich „Klaud“) ist ein digitaler Speicher, der sich in irgend einem Rechenzentrum im Internet befindet und auf den Sie nur über das Internet zugreifen können. „Cloud“ wird mit „Wolke“ übersetzt. Wie in einer undurchsichtigen Wolke ist nicht zu sehen, wo sich Ihre Daten befinden – in welchem Rechenzentrum und auf welchem Kontinent. Sie haben keine Kontrolle mehr über Ihre Daten.

Wie praktisch, wenn man überall auf der Welt Zugriff auf seine Daten, Fotos und Musik hat! Der Speicherplatz in der Wolke ist kostenlos oder billig. Ein kleines Stück einer Festplatte in einem Großrechenzentrum zu mieten ist ganz erheblich billiger als sich eine größere eigene Festplatte zu kaufen. Und für eine Firma ist es − rein finanziell betrachtet − günstiger, einen kleinen Teil eines Großrechenzentrums zu mieten als ein eigenes Rechenzentrum zu betreiben.

In vielen Bereichen wird man faktisch gezwungen, die Cloud zu nutzen. Das Büropaket Microsoft Office 365 speichert Dokumente per Voreinstellung in der Wolke. Die Anmeldung bei Windows 8 und 10 erfolgt standardmäßig in der Microsoft-Wolke „OneDrive“, die über einen Laufwerksbuchstaben erreichbar ist. Man wird für die Preisgabe seiner Daten mit 5 GByte kostenlosem Speicherplatz belohnt. Bei einem Preis von 60 Euro für eine 2000-GB-Festplatte entspricht das einem Wert von 15 Cent. 3.5.2. Nutzung der Cloud Die Telekom Magenta Cloud bietet 10 GB kostenlosen Speicher für jedermann, für Telekom-Kunden 25 GB. Web.de und GMX bieten je 2 GB, der auf 10 GB wächst, wenn man den Windows-Client und eine App auf dem Smartphone installiert. Dropbox bietet 2 GB gratis, der sich leicht auf mehr als 10 GB erweitern lässt. Kunden von Amazon Prime bekommen unbegrenzt Speicher für Fotos. Unbegrenzten Speicherplatz für Fotos und Videos gibt es auch bei Google, zudem werden die die Fotos dank künstlicher Intelligenz und Gesichtserkennung automatisch verschlagwortet. Ich bin mir sicher, die NSA (National Security Agency, der Auslandsgeheimdienst der USA) kennt durch Ihre Fotos Ihren Bekanntenkreis.

Beim Installieren einer „Kamera-Upload-App“ wird das Hochladen von Bildern meist automatisch angeboten. Achten Sie darauf, die Option „nur WLAN“ zu wählen, um das mobile Datenvolumen zu schonen.

Auf unterschiedliche Art und Weise kann man bei jedem Anbieter Teile seines Speichers zum Lesen oder zum gemeinsamen Bearbeiten von Dokumenten freigeben. Einfache Office-Anwendungen (Word, Excel, Powerpoint von Microsoft oder entsprechende Apps anderer Anbieter) und viele weitere Anwendungen stehen kostenlos zur Verfügung. Mit „Cloud Print with Drive“ können Sie von jedem Internetgerät Bilder und Dokumente zu Ihrem Drucker schicken.

Die E-Mail-Clients von Microsoft, Google, Apple und andere arbeiten mit der jeweiligen Cloud zusammen: Größere E-Mail-Anhänge (mehr als etwa 25 MB) werden automatisch in der Cloud abgelegt und der Empfänger erhält einen zeitlich begrenzten Link zum Anhang. Wer schon einmal einen umfangreichen Anhang „zerhacken“ und stückweise versenden musste, wird von dieser Funktion begeistert sein!

Datenverlust Bearbeiten

In den Rechenzentren der großen Cloud-Anbieter werden Reservesysteme eingesetzt, so dass auch bei Ausfall von Festplatten oder Computern keine Daten verloren gehen. Sogar Zweitrechenzentren gibt es, so dass auch bei Ausfall des ganzen Rechenzentrums Ihre Daten verfügbar bleiben. Außerdem werden regelmäßig Backups durchgeführt. Ihre Daten sind also sehr sicher. So steht es jedenfalls in der Reklame. Eine Garantie, dass Ihre Daten nicht verloren gehen, gibt Ihnen trotzdem kein einziger Anbieter.

Doch auch die ausgereifteste Infrastruktur kann nicht vor allen menschlichen und technischen Fehlern schützen. Beispielsweise ist Amazon ein bedeutender Anbieter von Online-Speicherplatz und Computerkapazitäten. Im Jahr 2011 kam es zweimal zu Problemen: Im April und im August. Der Strom fiel aus und die Notstromgeneratoren konnten wegen eines Fehlers in ihrer Steuerungssoftware nicht anspringen. Die Sicherheitskopien waren teilweise unbrauchbar, weil sich auch die Backup-Software als fehlerhaft erwies. Es dauerte mehrere Tage, die Kundendaten wiederherzustellen, und einige Kunden verloren ihre auf den Amazon-Servern gespeicherten Daten für immer. Das wurde von Analysten als der bis dahin schwerste Cloud-Zwischenfall bezeichnet.

Doch die Panne vom März 2017 war wohl noch schlimmer. Ein erfahrener Techniker legte durch eine kleine Fehleingabe alle Amazon-Server an der Ostküste der USA lahm. 54 der 100 größten Online-Händler waren betroffen: Von Nichterreichbarkeit des Webshops bis zur Verlängerung der Ladezeiten um 30 bis 90 Sekunden. Die Betroffenen von den 500 weltgrößten Unternehmen sollen dadurch 150 Millionen Dollar verloren haben. Amazon installiert nun weitere Schutzbarrieren und der Chef von Amazon WebServices will sich ein Tatoo stechen lassen: „Everything Fails, All the Time“ (Alles geht kaputt, immer).

Früher einmal baute man „gespiegelte Rechenzentren“: Zwei identische Rechenzentren an weit voneinander entfernten Orten bearbeiteten alle Programme und Daten gleichzeitig. Wenn eins der Rechenzentren durch Erdbeben oder andere Probleme ausfiel, war ja noch das zweite da. Das ist ein über Jahrzehnte ausgereiftes, aber teures Konzept. Um Kosten zu sparen, muss heute oft ein einziges Rechenzentrum als Reserve für mehrere Zentren ausreichen. Es ist ein weit komplexeres Zusammenwirken von Hard- und Software notwendig, um die Verteilung und Duplizierung der Daten und Prozesse zwischen den Rechenzentren zu organisieren. Bei der benötigten Hardware handelt es sich oft um Prototypen, und die Sicherheitssoftware enthält Fehler wie jede andere Software auch. Wenn es zu einem Problem kommt, ist dieses meist so komplex, dass es zu mehrtägigen Ausfällen kommt.

Es soll hier auf gar keinen Fall der Eindruck erweckt werden, Amazon hätte schlimmere Probleme als der Rest der Branche. Wer zehntausende Server zusammenschaltet und alle zwei Jahre die Kapazität verdoppelt, betritt technologisches Neuland und muss mit unerwarteten Problemen rechnen.

Das zeigt wieder einmal, dass man sich bei allen Daten − ob Firmendaten oder Familienfotos − niemals auf einen einzigen Speicherort verlassen darf. Ein Duplikat auf einer eigenen Festplatte oder in einer zweiten Cloud ist unverzichtbar, und Firmen sollten auch über einen zweiten Internetzugang nachdenken.

Selbst wenn Sie Ihre Daten nicht verlieren: Wie schlimm wäre es, wenn die Internetverbindung ausfällt? DSL-Verträge für Privatnutzer sichern im Kleingedruckten 99,9 % Verfügbarkeit zu. 0,1 % Ausfallzeit (8 Stunden pro Jahr) sind nicht viel, doch hatte ich bedrückend viele Kunden, bei denen es Wochen dauerte, bis das Internet wieder funktionierte. Meine Computerwerkstatt musste einmal drei Wochen ohne Internet auskommen! Sie sollten also besser alle Daten auf dem eigenen PC lassen und den Internet-Speicherplatz allenfalls für eine Datensicherung verwenden.