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Gotisch wird eigentlich mit der Gotischen Schrift geschrieben, da jedoch einige Browser Probleme mit der Unicode-Darstellung der gotischen Schrift haben, verwendet dieses Buch die lateinische Umschrift. Dennoch soll hier ein kurzer Überblick über die gotische Schrift und außerdem Regeln zu Aussprache der Umschrift gegeben werden.

Das gotische Alphabet ist eine alphabetische Schrift, die der gotische Bischof   Wulfila im 4. Jahrhundert zur Übersetzung der Bibel in die Gotische Sprache erfand (Wulfilabibel). Die gotischen Zeichen wurden größtenteils der Griechischen Schrift entnommen, ein paar Zeichen stammen aus der lateinischen Schrift und aus den germanischen Runen.. Lautwert, Reihenfolge und Namen der Buchstaben sind durch eine Alkuin-Handschrift aus dem 9. Jahrhundert überliefert, demnach gab es 27 Buchstaben, von denen alle einen Zahlwert und 25 einen Lautwert besaßen. Die Namen der Buchstaben sind vollständig gotisch und stimmen mit den Runennamen überein entnommen. In der folgenden Tabelle sind bei den Namen an erster Stelle die rekonstruierten gotischen, an zweiter Stelle die überlieferten Namensformen eingetragen.

 
Lautwerte der gotischen Buchstaben
Buchstabe Wert Name
(rekonstruiert)
Name
(überliefert)
Zahlwert
𐌰 a ans aza 1
𐌱 b bairkan bercna 2
𐌲 g giba geuua 3
𐌳 d dags daaz 4
𐌴 e aihwus eyz 5
𐌵 q qairþra (qairthra) qertra 6
𐌶 z iuja, ius ezec 7
𐌷 h hagls haal 8
𐌸 þ, th þiuþ (thiuth) thyth 9
𐌹 i eis iiz 10
𐌺 k kusma chozma 20
𐌻 l lagus laaz 30
𐌼 m manna manna 40
𐌽 n nauþs (nauths) noicz 50
𐌾 j jer gaar 60
𐌿 u urus uraz 70
𐍀 p pairþra (pairthra) pertra 80
𐍁 90
𐍂 r raida reda 100
𐍃 s sauil sugil 200
𐍄 t teiws tyz 300
𐍅 w winja uuinne 400
𐍆 f faihu fe 500
𐍇 x iggws enguz 600
𐍈 ƕ, hv, hw air (hvair) uuaer 700
𐍉 o oþal (othal) utal 800
𐍊 900

Hinweis: Das Zeichen für w kennzeichnete nicht nur den gotischen Laut w, sondern auch das griechische Y, so wurde Paulus (griechisch Παυλος) im Gotischen als Pawlos wiedergegeben.

Zur Unicode-Codierung der gotischen Schrift siehe den Artikel   Gotische Schrift der Wikipedia.

Aussprache

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Die korrekte Aussprache der Buchstaben ist nicht immer eindeutig rekonstruiert. So wird ƕ teils als [ʍ] (behauchtes, vokalisches w), teils als [xʷ] (labialisierter velarer Frikativ = Achlaut mit vokalischem w) interpretiert. Besonders die Vokale sind ein Streitpunkt vieler Linguisten. Daneben gibt es zahlreiche vermutete Digraphe (z. B. "gs" am Wortende = Ich-Laut) und Buchstabenfolgen (z. B. "g" zwischen Vokalen = Ich-Laut), die jedoch nicht belegt und teilweise sehr umstritten sind. So werden Sie in anderen Wörter- und Lehrbüchern öfters andere und sich widersprechende Angaben finden. Wir empfehlen folgende Aussprache:

Konsonanten

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q: [kʷ⁽ʰ⁾], wie qu in "Quark"
z: [z], wie stimmhaftes s
þ: [θ], wie englisches th
hw/ƕ: [ʍ], wie ein behauchtes w (vgl. engl. wh, das in mehreren Dialekten noch diese Aussprache hat) oder [xʷ], Ach-Laut mit Lippenrundung
h: [x] = Achlaut, wie ch in "lachen" oder bereits [h] = Hauchlaut, wie im Deutschen (vgl. auch unten)
w: [w] ist vokalisch, wie das engl. w in "water"
ch: nur als Umschrift des griechischen Chi (χ) gebraucht (vermutlich wie k ausgesprochen)
f: [ɸ], ein mit beiden Lippen gebildeter Reibelaut, [f] ist weniger wahrscheinlich

Darüberhinaus sind folgende Buchstabenfolgen zu beachten:

gg: [ŋ], wie ng in "singen", oder [ŋg]
gk: [ŋk], wie nk in "sinken"
gq: [ŋkʷ]
ggw: [gʷ], manchmal auch als [ŋgʷ]
h vor Konsonanten: [x], wie ch in "lachen" (vgl. oben)
d im Inlaut: [ð], wie im engl. "the" (= stimmhafter th-Laut)
b im Inlaut: stimmhafte Variante von f; [β], wenn <f> = [ɸ] oder [v] (wie deutsches w in "wann?"), wenn <f> = [f]

Die anderen Grapheme entsprechen denen des Deutschen.

ái/ai: ai oder langes, offenes e
: kurzes e
ei: langes i
áu/au: au oder langes, offenes o (åh)
: kurzes o
iu: ähnlich wie "iw" mit Betonung auf dem i
o: stets lang (auch in der Nebensilbe)
e: stets lang (auch in der Nebensilbe)

Sonst wie im Deutschen. Beachten Sie, dass "iu" der einzige Diphthong im Gotischen ist. Nach anderer Ansicht wurde "iu" zu [ʏ] (wie in schützen) monophthongiert.

Anmerkung: Der Akut (´) über dem ai oder au stammt von Jacob Grimm, der auf diese Weise zwei lautgeschichtlich und wahrscheinlich auch phonetisch unterschiedliche Laute graphisch trennen wollte. Diese Trennung gab es in den Originaltexten nicht. Nach Grimm treten und nur vor h, r und hw auf (sog. Gotische Brechung).

Betonung

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Betonung: Da das Gotische eine germanische Sprache ist, wird immer die Stammsilbe betont, d.h. immer die erste Silbe, außer bei Wörtern mit Vorsilben, dort liegt der Akzent auf der zweiten Silbe:

  • bairan (tragen) aber
  • ga-bairan (gebären)

Im Zweifelsfall einfach wie im Deutschen betonen!

Zum Üben gibt es die Weihnachtsgeschichte auf Gotisch vorgelesen.