GIMP/ Grundlegende Bildbearbeitung/ Der Werkzeugkasten/ Die Transformationswerkzeuge
Vorbemerkungen
BearbeitenTransformationswerkezeuge sind Werkzeuge, die Bilder "direkt" manipulieren, und zwar ausschliesslich geometrisch. Aus dieser einfachen Definition ergibt sich, dass sich Transformationswerkzeuge von Auswahlwerkzeugen und auch vom Pfadwerkzeug unterscheiden: Jene verändern ein Bild durch sich allein in keinem Fall, sondern stellen nur (natürlich unentbehrliche) Grundlagen für folgende, meist komplexe Manipulationen bereit. Daraus ergibt sich, dass Transformationswerkzeuge auch in dem Sinne einen anderen "Standort" beim Erlernen von GIMP haben, als sie, zumindest im Grundsatz, zur grundlegenden Bildbearbeitung gehören. Natürlich ist das nur ein Grundsatz, denn Transformationen sind selbstverständlich oft auch Teil der fortgeschrittenen Bildbearbeitung, und zudem können manche Transformationswerkzeuge sehr wohl, auch für sich allein, für sehr komplexe Bildbearbeitungsschritte benutzt werden. Trotzdem haben die beiden Eigenschaften, direkte Bildmanipulationen und relative Einfachheit, die Folge, dass hier etwas ausführlicher auf Anwendungsmöglichkeiten eingegangen wird als bei den bisherigen Gruppen von Werkzeugen.
Es gibt insgesamt neun Transformationswerkzeuge, nämlich Verschieben, Ausrichten, Zuschneiden, Drehen, Skalieren, Scheren, Perspektive, Spiegeln und die Käfig-Transformation. Nicht alle Transformationswerkzeuge sind dafür gedacht, wirklich das ganze Bild zu manipulieren; manche entfalten ihre Macht erst dann richtig, wenn im Bild (vorgängig angelegte) Elemente (z. B. Auswahlen) sind, auf die das Werkzeug angewendet werden kann. Da allerdings im Prinzip immer das ganze Bild als eine Ebene und damit als direkt manipulierbares Element verstanden werden kann, ist es zumindest prinzipiell trotzdem möglich, jedes Transformationswerkzeug ohne Kenntnis anderer Techniken zu verwenden (mithin freilich nicht zu unbedingt sehr weit führendem Zweck).
Verschieben
BearbeitenMit dem Werkzeug Verschieben können Objekte eines Bildes verschoben werden. Der Begriff Objekt nimmt Bezug auf Techniken der fortgeschrittenen Bildbearbeitung und wird hier nicht exakt definiert. Es genügt für das Verständnis der Funktionsweise des Werkzeugs, dass insbesondere Ebenen, Auswahlen und Pfade verschoben werden können. Was eine Auswahl ist, wurde bei bei den Auswahlwerkzeugen (zumindest rudimentär) erklärt, dasselbe gilt für Pfade im Kapitel zum Pfadwerkzeug. Die Einführung ins für jede fortgeschrittene Bildbearbeitung fundamentale Ebenenmodell erfolgt später; hier genügt der Hinweis, dass jede Bilddatei im GIMP-eigenen Dateiformat xcf zumindest zwei Ebenen hat, nämlich einen so genannten Alphakanal und eine Ebene, die alle übrigen Informationen der einzelnen Pixel enthält. Anschaulich gesprochen bedeutet das Verschieben der Ebene in diesem einfachen Fall, dass "alles" ausser dem Alphakanal verschoben wird.
Grafisch gibt es zwei Möglichkeiten das Werkzeug Verschieben zu steuern. Für absolute Einsteiger ist die intuitivste Verwendungsart nach der Anwahl des Werkzeugs mit der linken Maustaste ins Bild zu klicken und dann die Verschiebung per Mousedrag vorzunehmen. Wird nun die Maus bewegt, so folgt das zu verschiebende Objekt (Auswahl, Pfad oder Ebene) der Mausbewegung. Sobald die linke Maustaste losgelassen wird, wird die Verschiebung der Auswahl oder Ebene auf das Bild angewendet. Diese Art das Werkzeug Verschieben zu steuern ist zwar sehr intuitiv, aber auch unpräzis. Eine präzisere grafische Vorgehensweise besteht darin, mit der linken Maustaste ins Bild zu klicken und wieder los zu lassen, um dann die Auswahl, den Pfad oder die oder Ebene pixelweise mit den Pfeiltasten der Tastatur zu verschieben. Dann verschiebt sich das fragliche Objekt mit jedem Tastendruck um exakt 1 Pixel. Es gibt sogar noch eine grafische Zwischenform zwischen der pixelweisen Verschiebung und der per Mousedrag: Wird mit der linken Maustaste ins Bild geklickt und dann die Pfeiltaste zusammen mit Shift gedrückt, dann verschiebt sich das fragliche Objekt um genau 20 Pixel in die durch die Pfeiltaste definierte Richtung. Damit sind nur die grafischen Bedienungsmöglichkeiten des Werkzeugs Verschieben erklärt!
Das Werkzeug Verschieben kennt einige Optionen, die mit den Werkzeugeinstellungen ausgewählt werden können. Ausgewählt werden kann insbesondere, ob eine Ebene, eine Auswahl oder ein Pfad verschoben werden soll. Die Default-Einstellung ist Ebene. Im so genannten "Werkzeugmodus" kann zudem entweder "Ebene oder Hilfslinie auswählen" (Default-Einstellung) oder "Aktive Ebene verschieben" gewählt werden; diese Option ist nur bei Bildern relevant, die mehrere "echte" Ebenen haben (nicht nur eine Bildebene und einen Alphakanal), setzt damit Kenntnisse des Ebenenmodells voraus und wird hier nicht erklärt. Der Anschaulichkeit halber wird in der Abbildung das Ergebnis einer Verschiebung der Bildebene einer Bilddatei mit Alphakanal gezeigt. Für sich allein ist ein solches Ergebnis kaum sinnhaft, doch wird das Funktionieren des Werkzeugs Verschieben so sichtbar. Beim Verschieben von Auswahlen ist zu beachten, dass nur der Umriss der Auswahl verschoben wird, nicht etwa auch ihr Inhalt! Insofern manipuliert das Verschieben von Auswahlen das Bild nicht direkt. Für die Verschiebung von Pfaden gilt dasselbe.
Ausrichten
BearbeitenMit dem Werkzeug Ausrichten können Ebenen an anderen Objektes einen Bildes ausgerichtet werden. Die Objekte, an denen die fragliche Ebene ausgerichtet werden, werden in diesem Zusammenhang auch Ziel genannt. Als Ziele kommen im Wesentlichen (andere) Ebenen, Auswahlen oder Pfade in Betracht.
Die Verwendung des (relativ neuen) Werkzeugs setzt voraus, dass ein Bild mehr als eine "echte" Ebene enthält, oder anders gesagt: Das Werkzeug kann sinnvoll erst eingesetzt werden, wenn das Ebenenmodell (zumindest in den Grundzügen) bekannt ist und verwendet wird. Damit gehört das Werkzeug Ausrichten in die fortgeschrittene Bildbearbeitung. Mit Ausrichten sind einige komplexe Bildmanipulationen mit recht wenig Aufwand möglich, zum Beispiel das Ausrichten von Text in einem Bild, oder das "Zusammensetzen" eines Bildes aus "Teilen", die aus verschiedenen Bildern kommen. Diese zwei Beispiele sind mitnichten abschliessend, sondern rein illustrativ. Die Werkzeugeinstellungen zum Werkzeug Ausrichten erlauben differenzierte Angaben zur geometrischen "Art" der Ausrichtung; wählbar sind alle vier Kanten des Objekts und beide (die horizontale und de vertikale) Mitten. Es sind nicht nur bündiges Ausrichten (die Ebene berührt exakt das Ziel), sondern auch Ausrichten mit Abständen (diese heissen fachsprachlich Versatze) möglich. Sogar negative Versatze sind zulässig; dann überschneiden sich die auszurichtende Ebene und das Ziel.
Zuschneiden
BearbeitenMit diesem Werkzeug kann ein Bild zugeschnitten werden, worunter (primär) zu verstehen ist, dass unerwünschte Teile des Bildes entfernt werden können. Das Werkzeug Zuschneiden ist ein klassisches Werkzeug der grundlegenden Bildbearbeitung, wobei es (wie fast alle Werkzeuge in GIMP) durchaus auch fortgeschrittene Optionen bietet. Deshalb, und weil das Entfernen unerwünschter Bildteile eine klassische Aufgabenstellung für Einsteiger in die Bildbearbeitung ist, wird das Werkzeug hier etwas ausführlicher erklärt als Werkzeuge, die ausschliesslich in der fortgeschrittenen Bildbearbeitung sinnvoll eingesetzt werden können.
Folgende grundlegende Einschränkung ist für das Verständnis des Werkzeugs wichtig: Das Werkzeug kann nur Rechtecke bewahren, was nichts anderes bedeutet, als dass nur unerwünschte Bildteile entfernt werden können, die sich in (allerdings beliebigen) Randbereichen des Bildes befinden. Das scheint auf den ersten Blick eine beträchtliche Einschränkung zu sein, aber in der Praxis können so doch in erheblichem Ausmass störende Bildteile entfernt werden. Zunächst gibt es keine quantitativen Grenzen des Begriffs "Randbereich", d. h. man kann zum Beispiel ohne Weiteres einen Grossteil des Bildes entfernen (oder anders gesagt, nur eine Einzelheit des Bildes erhalten). Zudem lässt sich das Werkzeug natürlich beliebig oft hintereinander anwenden, wodurch beliebige Entfernungen in allen vier Randbereichen möglich sind. Falls auch so nicht das gewünschte Ergebnis evoziert werden kann, muss mit Auswahlen gearbeitet werden.
Die Verwendung des Werkzeugs Zuschneiden ist im Grundsatz denkbar einfach: Nach der Wahl des Werkzeugs klickt man ins Bild und zieht per Mousedrag ein Rechteck auf. Dieses muss keineswegs einen Rand des Bildes berühren (kann aber). Der so umfasste Ausschnitt ist das, was erhalten werden soll; was ausserhalb ist, soll weggeschnitten werden. Bequemerweise ist es möglich, den markierten Bereich auch noch nach Abschluss des Mousedrags zu verändern, indem entweder an den Seiten oder aber an den Ecken des Rechtecks "gezogen" oder "geschoben" werden kann. Eine weitere interessante Option besteht darin, das ganze Rechteck zu verschieben (d. h. also seine Grösse zu erhalten); dazu muss zum Ziehen mit der Maus die Taste Ctrl gedrückt gehalten werden. Somit ist es möglich, den zu erhaltenden Bereich entweder anzupassen oder auch nur zu verschieben. Abgeschlossen wird der Vorgang wie bei vielen Werkzeugen entweder durch Klick ins markierte Rechteck oder aber durch Drücken der Taste Enter.
In den Werkzeugeinstellungen des Werkzeugs Zuschneiden kann sowohl die Grösse (Höhe und Breite) des Rechtecks als auch dessen Position (relativ zum ursprünglichen Bild) in Zahlen angegeben, wodurch natürlich massiv exakter gearbeitet werden kann als per Mousedrag. Wie die meisten GIMP-Werkzeuge verstehen sich die Zahlen per Default als Pixel, doch kann eine beeindruckende Anzahl an anderen Masseinheiten eingestellt werden. Nur am Rande sei erwähnt, dass GIMP noch weitere Hilfen zur Genauigkeit des Werkzeugs anbietet, die indes eher der fortgeschrittenen Bildbearbeitung zuzurechnen sind, etwa die Verwendung von Hilfslinien.
Die Werkzeugeinstellungen haben etliche weitere Optionen.Wird die Option Nur die aktive Ebene gewählt, dann beschränkt sich die Wirksamkeit des Werkzeugs auf diese; eine sinnvolle Verwendung dieser Option setzt allerdings (zumindest) Grundkenntnisse des Ebenenmodells voraus. Die Option Vergrössern zulassen erlaubt es Rechtecke zu bilden, die über die Ränder des ursprünglichen Bildes hinausgehen; auch diese interessante Möglichkeit setzt aber das Ebenenmodell voraus, denn ohne das Vorhandenseins (echter) Ebenen bleiben natürlich die Bereiche ausserhalb der Ränder des Originalbildes "leer". Aus der Mitte aufziehen verändert die Art, wie das Rechteck "aufgespannt" wird durchs Mousedrag: Per Default geschieht das nämlich, indem der Ansatzpunkt ("Klickpunkt") im Bild als Ecke des Rechtecks interpretiert wird (das entspricht in der Regel der intuitiven Art, wie ein Rechteck zeichnerisch "begonnen" wird); ist aber diese Option gewählt, dann wird der Ansatzpunkt als geometrische Mitte des Rechtecks interpretiert - das ist recht gewöhnungsbedürftig, kann aber für besondere Fälle schneller zum Resultat führen. Die Option Fest schliesslich schränkt die Freiheit ein, welche Grössen das Rechteck überhaupt annehmen kann, was unter Umständen durchaus gewollt sein kann. Es gibt vier Einschränkungsmöglichkeiten: Seitenverhältnis, Breite, Höhe, oder Grösse. Im ersten Fall entspricht das Rechteck bezüglich Verhältnis dem Originalbild. Im zweiten und dritten Fall werden entweder die Höhe oder die Breite fix vorgegeben; die Vorgabe ist natürlich beliebig (und in beliebigen Masseinheiten) einstellbar. Im vierten Fall ist sogar die exakte Grösse des Rechtecks vorgegeben (es liegt also die Kombination der Fälle zwei und drei vor); dann beschränkt sich die Wahlfreiheit beim Setzen des Rechtecks nur noch auf dessen Lage im Originalbild. Die Option Hervorheben (per Default gewählt) führt in der Ansicht dazu, dass der wegzuschneidende Bereich abgedunkelt dargestellt wird; dies kann abgeschaltet werden. Diese Option bezieht sich einzig auf die Darstellung während der Verwendung des Werkzeugs und hat keinen Einfluss aufs Ergebnis. Automatisch schrumpfen schliesslich versucht, das Rechteck an ein Objekt darin automatisch anzupassen; dieses Feature ist bestenfalls experimentell und funktioniert zur Zeit nur dann halbwegs, wenn sich im Rechteck tatsächlich ein sehr klar optisch begrenztes Objekt befindet. Da grundsätzlich gilt, dass das Werkzeug Zuschneiden wie alle Transformationswerkzeuge ein Bild nur geometrisch verändern kann, werden Aufgaben, die sich (auch) auf andere Bildeigenschaften (Farben, Kontraste usw.) beziehen besser mit anderen Wekzeugen getätigt.
Rotieren (Shift + R)
BearbeitenUm eine Auswahl oder die momentan aktive Ebene zu drehen, benutzen Sie das Rotationswerkzeug. Wenn Sie die STRG-Taste gedrückt halten, können Sie die Drehrichtung um 15° Schritte festsetzen. Ist aber eine Drehung um 90° oder 180° gewünscht, gibt es alternativ die Menüpunkte Ebene - Transformation und 90° drehen (rechts).
Skalieren (Shift + T)
BearbeitenMit dem Skalierungswerkzeug können Sie eine Auswahl oder die momentan aktive Ebene vergrößern. Wenn Sie die Strg-Taste gedrückt halten, wird in den Eigenschaften des Werkzeuges Skalieren die Eigenschaft Verhältnis beibehalten umgeschaltet.
Scheren (Shift + S)
BearbeitenDas Scherungswerkzeug erlaubt dem Benutzer, eine Auswahl oder die momentan aktive Ebene zu scheren. Dabei wird die obere und die untere Begrenzung parallel zueinander verschoben, sodass Sie aus einem Rechteck ein Parallelogramm erstellen können.
Perspektive verzerren (Shift + P)
BearbeitenDas Werkzeug Perspektive dient dazu, eine Auswahl oder die momentan aktive Ebene durch Verändern der vier Eckpunkte zu verzerren.
Spiegeln (Shift + F)
BearbeitenMit diesem Werkzeug ist es möglich, eine Auswahl oder die momentan aktive Ebene horizontal oder vertikal zu spiegeln. Wenn Sie die Strg-Taste gedrückt halten, wechseln Sie zwischen dem horizontalen und dem vertikalen Spiegelungsmodus.