Fußball: Geschichte
Geschichte des Fußballs
BearbeitenBallspiele im Altertum und im Mittelalter
BearbeitenBallspiele, die ähnlich wie der moderne Fußball funktionieren, gibt es bereits sehr lange. Das früheste bekannte Ballspiel dieser Art ist das chinesische Ts’uh-küh, das bereits im 2. Jahrtausend vor Christus gespielt wurde. Zuerst vor allem von Militärs zur Ausbildung von Soldaten benutzt, wurde Ts’uh-küh später auch im Volk populär, um 600 n. Chr. könnte es sogar zu einer Art „Nationalsport“ avanciert sein. Die Chinesen erfanden als erste den luftgefüllten Ball und definierten Begriffe wie „Tor“ und „Torhüter“. Um 700 n. Chr. geriet dieses Spiel jedoch in Vergessenheit. Vermutlich ebenfalls chinesischen Ursprungs ist das japanische Kemari, das dort während des Frühmittelalters (Heian-Zeit) gespielt wurde.
Auch in der europäischen Antike gab es fußballähnliche Ballspiele wie das römische Harpastum, das wiederum aus dem griechischen επισκυρος (episkyos) entstanden sein könnte.
Ein ähnliches Spiel, das ebenfalls mit einem Bein und dem Einsatz der Füße gespielt wurde und wird, entwickelte sich in mesoamerikanischen Hochkulturen. Dieses Spiel wurde unter anderem von Maya, Olmeken und Azteken praktiziert und nannte sich Pok ta Pok oder Ulama. Es hatte einen vor allem rituellen Hintergrund. Der Ball musste durch einen Ring an der Wand befördert werden, der Spielführer der Verlierermannschaft wurde den Göttern geopfert. Das Spiel wird auch heute noch gespielt, so gastierte eine offizielle Pok-ta-Pok-Gruppe während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland und führte das rituelle Spiel vor.
Alle diese frühen fußballähnlichen Ballspiele hatten aber vermutlich keinen Einfluss auf die Entwicklung des modernen Fußballs im England des Mittelalters.
Entwicklung des modernen Fußballs
BearbeitenDer moderne Fußball entwickelte sich während des Mittelalters in Großbritannien. Zuerst wurde das Spiel, das zu dieser Zeit noch keine festen Regeln und Formen kannte, einfach um des Spaßes willen gespielt, was bei den Regierenden des Hoch- und Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit aufstieß, da es sich aus ihrer Sicht weniger um Körperertüchtigung handelte, die ja für den Krieg durchaus erwünscht gewesen wäre, sondern mehr um ein unorganisiertes und undiszipliniertes, gleichzeitig vor allem brutales Spiel. Als solches wurde Fußball immer wieder verboten – allein zwischen 1324 und 1667 gab es über 30 lokale oder königliche Verbote –, was aber keinesfalls irgendeine Wirkung zeitigte.
Ein gutes Beispiel für diesen frühen Fußball ist das Shrovetide-Fußballspiel, das seit dem 12. Jahrhundert in einem schottischen Dorf gespielt wird. Dabei spielt eine Hälfte des Dorfes gegen die andere; Spielfeld ist das Dorf selbst. Es nehmen oft mehrere hundert Spieler teil, dabei werden kaum Grenzen gesetzt (in Gärten und Häusern ist Aus, das Töten der Gegenspieler ist verboten).
Mit der beginnenden Industrialisierung wurde Fußball vor allem von gebildeten Schichten gespielt, d.h. auf Universitäten und Schulen, weil Arbeiter meist nicht genug Freizeit für derartige Spiele hatten. So entwickelten sich im 19. Jahrhundert an Universitäten die ersten Fußballregeln, der Sport nahm so zum ersten Mal feste Formen an. 1848 entstanden mit den Cambridge Rules an der Universität von Cambridge die ersten Regeln, die unter anderem das Handspiel ahndeten (sofern es nicht einem „clean catch“ diente, der Ball also zum Zwecke des Schießens mit der Hand gefangen worden war) und Begriffe wie „Tor“ festlegten. Danach entwickelten sich auch die ersten Fußballvereine, der Dublin University Football Club war 1854 der erste Fußballverein der Welt.
Das Jahr 1863, das Gründungsjahr der Football Association (FA), wird heute allgemein als das tatsächliche Anfangsjahr des modernen Fußballs angenommen. Beim ersten Treffen dieses ersten Fußballverbands der Welt wurden die Cambridge Rules erweitert und verbessert und galten nun als offizielle Fußballregeln. Bei Verhandlungen um die Regeln spalteten sich einige Mitglieder unter der Führung von F. W. Campbell vom offiziellen Verband ab, weil sie mit einigen Regeln – betreffend „hacking“ und Handspiel – nicht einverstanden waren. An dieser Stelle trennten sich also die Wege des Fußballs (association football) und des Rugbys.
Der erste Fußball-Pokal, genannt FA Cup, fand 1872 statt, Sieger wurde Wanderers F.C., die das Finale gegen die Royal Engineers mit 1:0 für sich entscheiden konnten. Im Jahr 1888 entstand die erste Fußball-Liga. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch die Bezahlung von Spielern erlaubt – der Sport professionalisierte sich, nachdem in den 1870ern die Bezahlung von Spielern noch verboten worden war.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitete sich der Fußball auch in andere Länder, zuerst in Europa, dann – verbreitet durch britische Geschäftsleute und die Besatzer der britischen Kolonien – auch in Asien und vor allem Südamerika. Der erste professionelle nichtenglische Club war vermutlich Hakoah Vienna aus Italien, der es auch als erster schaffte, eine englische Mannschaft zu besiegen (5:1 gegen West-Ham United im Jahr 1923).
Die erste südamerikanische Fußballverband entstand 1893 in Argentinien, schnell breitete sich der Fußball in Südamerika auch auf andere Länder wie Brasilien und Uruguay aus. Durch die Internationalisierung wurde ein internationaler Fußballverband immer notwendiger. Die FIFA gründete sich schließlich am 21. Mai 1904 in Paris. Bei den Olympischen Spielen in London 1908 war Fußball erstmals olympische Disziplin, was dem Sport zu noch mehr Popularität verhalf. 1930 fand in Uruguay die erste Fußball-Weltmeisterschaft statt, die allerdings nicht viel Beachtung fand, da unter anderem England nicht teilnahm. Sieger wurde die Mannschaft von Uruguay, die den Titel 1950 noch einmal holen konnte. 1934 und 1938 gewann Italien, dann wurde das Turnier während des Zweiten Weltkriegs eingestellt und erst 1950 wurde in Brasilien die 4. Fußballweltmeisterschaft ausgerichtet.
Das erste Frauenfußballspiel fand im Jahr 1895 statt. Frauenfußball gelangte zuerst fast ebenso schnell zu Bekanntheit wie der Sport der Männer, die professionelle Variante wurde aber 1921 von der FA verboten, was das vorläufige Aus des Sports bedeutete. In Deutschland wurde Frauenfußball erst 1970 erlaubt; die erste Weltmeisterschaft fand 1991 in der Volksrepublik China statt.
In Deutschland gelangte der Fußball ebenfalls schnell zu Bekanntheit; schon im Jahr 1900 wurde der Deutsche Fußballbund (DFB) gegründet. Mit dem Sieg der Weltmeisterschaft im Jahr 1954 gab es einen großen Popularitätsschub. Die Professionalisierung fand im deutschen Fußball allerdings erst relativ spät statt, da die Bundesliga erst 1963 gegründet wurde. Heute kann Fußball als die beliebteste Sportart in Deutschland bezeichnet werden.