Formelsammlung Statistik/ Hypothesentests

Vorgehen beim Hypothesentest

Bearbeiten

I. Feststellung der Verteilung des Merkmals in der Grundgesamtheit

II. Aufstellen der Nullhypothese

III. Festlegen der Testfunktion T

IV. Festlegen des Annahmebereichs ("Nichtablehnungsbereichs") (für ein zu bestimmendes Signifikanzniveau)


Fällt die Prüfgröße   in den Bereich [ u;  o],

wird H0 nicht abgelehnt. Es soll sein

 

(beachte: ein- oder zweiseitig)

α : Signifikanzniveau oder α-Fehler


V. Stichprobe erheben

VI. Entscheidung treffen


H0 ist wirklich wahr H1 ist wirklich wahr
H0 wird beibehalten richtige Entscheidung (1-α) Fehler 2. Art (β-Fehler)
H1 wird angenommen Fehler 1. Art (α-Fehler) richtige Entscheidung (1-β)

Tests auf Lageparameter (Erwartungswert, Median, Anteilswert)

Bearbeiten

Test auf Erwartungswert

Bearbeiten
Test    
zweiseitig μ = μ0 μ ≠ μ0
rechtsseitig μ ≤ μ0 μ > μ0
linksseitig μ ≥ μ0 μ < μ0


1. X ist normalverteilt, σ ist bekannt bei beliebigem n bzw. näherungsweise normalverteilt bei n > 30

Testfunktion
  (Gauß-Test):
Ablehnungsbereich
zweiseitig    
rechtsseitig    
linksseitig    

2. X ist normalverteilt, σ ist unbekannt bei beliebigem n

Testfunktion
  (t-Test).
Ablehnungsbereich
zweiseitig    
rechtsseitig    
linksseitig    

3. X ist näherungsweise normalverteilt, σ ist unbekannt bei n > 30

Testfunktion
  (Gauß-Test) .
Ablehnungsbereich
zweiseitig    
rechtsseitig    
linksseitig    

Vorzeichentest

Bearbeiten

Einstichprobenproblem

Bearbeiten
Einseitig Zweiseitig
       
       
       
       

Die Stichprobenwerte, die größer als der hypothetische Median   sind, bekommen ein "+" zugeordnet;

Werte, die kleiner sind, ein "-". Die Anzahl der positiven Vorzeichen wird gezählt und dient als Teststatistik.

Zweistichprobenproblem

Bearbeiten

Die   Beobachtungspaare dürfen nicht voneinander abhängen, d.h. das Wertepaar   muss unabhängig

vom Wertepaar   sein.

Besitzen beide Grundgesamtheiten den gleichen Median, gilt  .

Folgende Hypothesen können mit dem Vorzeichentest geprüft werden:

Einseitig Zweiseitig
       
       

Die Wertepaare der Stichproben, bei denen   gilt, bekommen ein "+" zugeordnet;


Wertepaare, für die   gilt, ein "-". Die Anzahl der positiven Vorzeichen wird gezählt

und dient als Teststatistik. Die Teststatistik entspricht der Anzahl der positiven Vergleiche (Differenzen der Werte bzw. Ränge):

 

mit

 

Für das Einstichprobenproblem sind die Werte der zweiten Stichprobe durch den hypothetischen Median zu ersetzen.

Bei Gültigkeit der Nullhypothese   ist die Summe der positiven Differenzen binomialverteilt mit  ,

da der Median dem 50 %-Quantil entspricht. n' bezeichnet den nach Behandlung von Ties (Nulldifferenzen, Rangbindungen, s.u.)

verbleibenden Stichprobenumfang. Bei Gültigkeit der Nullyhypothese ist die Verteilung der Prüfgröße symmetrisch.

Approximation durch die Normalverteilung

Mit   nähert sich die Binomialverteilung einer Normalverteilung mit  ,

als Faustregel   ( ).

Mit   bzw.   ist die z-standardisierte Größe

 

näherungsweise standardnormalverteilt.

Bindungen (Nulldifferenzen) Sind im Zweistichprobenproblem die Werte von Beobachtungen von der ersten zur zweiten Stichprobe unverändert

oder im Einstichprobenproblem einige Werte gleich dem Median, ergeben sich Nulldifferenzen bzw. Bindungen (Ties),

die man so behandeln kann:

  • Beobachtungen mit Rangbindungen werden eliminiert, d.h. der Stichprobenumfang wird reduziert.
  • Die Beobachtungen werden zu gleichen Teilen den Gruppen zugeordnet. Bei ungerader Anzahl von Bindungen wird ein Beobachtungspaar eliminiert.
  • Die Beobachtungen werden jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,5 einer der beiden Gruppen (+ oder -) zugeordnet.


Test auf Anteilswert (Binomialtest)

Bearbeiten

Der Anteilswert θ wird geschätzt durch

 .

Mit dem Binomialtest können folgende Hypothesenpaare für θ getestet werden:

Test    
zweiseitig    
rechtsseitig    
linksseitig    


für n > 30 , nθ0 ≥ 10 n(1-θ0) ≥ 10
kann man durch die Gauß-Verteilung approximieren:
Testfunktion
  (Gauß-Test) .
Ablehnungsbereich
zweiseitig    
rechtsseitig    
linksseitig    
für n < 30 oder nθ0 < 10 oder n(1-θ0) < 10
ist der exakte Binomialtest anzuwenden:
Testfunktion

Die Teststatistik   gibt an, wie oft das Merkmal in einer zufälligen Stichprobe vom Umfang   aufgetreten ist.

Unter der Nullhypothese   ist die Teststatistik  -verteilt, das heißt

 .
Ablehnungsbereich

 

Da die Teststatistik diskret verteilt ist, kann das vorgegebene Signifikanzniveau   in der Regel nicht eingehalten werden.

Daher wird gefordert, die kritischen Werte so zu wählen, dass für ein möglichst großes exaktes Signifikanzniveau   gilt  .

Für den zweiseitigen Test werden daher als kritische Werte das größte   und das kleinste   bestimmt, für die gilt

  •   und
  •  .

Das exakte Signifikanzniveau ergibt sich als

 .

Für die beiden einseitigen Tests wird analog verfahren.

Test Kritische Werte Kritischer Bereich Grenze(n)
zweiseitig     und    
rechtsseitig       c = kleinster Wert, für den  
linksseitig     c = größter Wert, für den  

Tests auf Streuung

Bearbeiten

Test auf Varianz

Bearbeiten
Test    
zweiseitig      
rechtsseitig        
linksseitig        


1. X ist normalverteilt, μ ist unbekannt, n beliebig

Testfunktion
 
Ablehnungsbereich
zweiseitig     oder  
rechtsseitig    
linksseitig    

2. X ist normalverteilt, μ ist bekannt, n beliebig

Testfunktion
 
Ablehnungsbereich
zweiseitig     oder  
rechtsseitig    
linksseitig    

Tests auf Zusammenhangs- und Assoziationsparameter

Bearbeiten

Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest

Bearbeiten
Nullhypothese
 : Die Merkmale   und   sind stochastisch unabhängig.

Die Beobachtungen der Merkmale   und   liegen paarweise in   bzw.   Klassen vor.

Es gibt insgesamt   paarweise Beobachtungen von   und  , die sich auf   Kategorien verteilen. Aufstellung z. B. in einer Häufigkeitstabelle:
Merkmal   Summe Σ
Merkmal   1 2 k r nj.
1 n11 n12 ... n1k ... n1r n1.
2 n21 n22 n2k n2r n2.
j njk nj.
m nm1 nm2 nmk nmr nm.
Summe Σ n.1 n.2 n.k n.r n

Absolute Randhäufigkeiten   bzw.  

  und  


Prüfgröße für den Unabhängigkeitstest:

 

Mit : 

  wird abgelehnt, wenn   ist.

Anpassungs- oder Verteilungstests

Bearbeiten

Chi-Quadrat-Anpassungs- oder Verteilungstest

Bearbeiten

Die Wahrscheinlichkeiten eines Merkmals   seien in der Grundgesamtheit unbekannt.

Nullhypothese:  : Das Merkmal   besitzt die Wahrscheinlichkeitsverteilung  

Für   unabhängige Beobachtungen   des Merkmals   wird die Zahl

der Beobachtungen in der  -ten Klasse ist die beobachtete Häufigkeit  .

Im Vergleich dazu wird die hypothetische Verteilung bestimmt aufgrund der Wahrscheinlichkeit  ,

dass eine Ausprägung von   in die Kategorie   fällt. Die unter   zu erwartende Häufigkeit ist:

 

Die Prüfgröße (Größe der Abweichung)

 

ist bei ausreichend großen   annähernd chi-Quadrat-verteilt mit   Freiheitsgraden.

  wird abgelehnt, wenn   gilt.


Kolmogorow-Smirnow-Anpassungstest

Bearbeiten

Test auf Übereinstimmung zweier Wahrscheinlichkeitsverteilungen.

Man betrachtet ein statistisches Merkmal X, dessen Verteilung in der Grundgesamtheit unbekannt ist.

  (Die Zufallsvariable X besitzt die Wahrscheinlichkeitsverteilung F0.)
  (Die Zufallsvariable X besitzt eine andere Wahrscheinlichkeitsverteilung als F0.)

Der Kolmogorow-Smirnow-Test vergleicht die empirische Verteilungsfunktion   mit   mittels der Teststatistik

  (sup: Supremum)

Die Teststatistik ist unabhängig von der hypothetischen Verteilung F0.

Ist der Wert der Teststatistik größer als der entsprechende tabellierte kritische Wert, so wird die Nullhypothese verworfen.

Einstichprobenproblem

Bearbeiten

Von einer reellen Zufallsvariablen   liegen   aufsteigend sortierte Beobachtungswerte   ( ) vor.

Von diesen Beobachtungen wird die relative Summenhäufigkeit   mit der entsprechenden hypothetischen

Verteilung der Grundgesamtheit F0(xi) verglichen. Voraussetzung:   ist stetig.

Für jedes   werden die absoluten Differenzen

  und : 

berechnet, wobei   gesetzt wird. Wenn die größte Differenz   aus allen Differenzen  ,  

einen kritischen Wert   übersteigt, wird die Hypothese abgelehnt.

Bis n=40 greift man auf Tabellen zurück (s. Anhang). Für größere   werden sie über   angenähert.


Zweistichprobenproblem

Bearbeiten

Liegt nun zusätzlich zur Zufallsvariablen   eine entsprechende Zufallsvariable   vor (mit   geordneten Werten  ),

so kann durch den Zweistichprobentest überprüft werden, ob   und   derselben Verteilungsfunktion folgen.

Von beiden Beobachtungen werden die die Differenzen der relativen Summenfunktionen   bzw.   ermittelt:

  und  :  .


Die Nullhypothese wird abgelehnt, falls   den kritischen Wert   überschreitet.

Für kleine Werte von   und   greift man auf Tabellen zurück.

Für große Werte von n und m wird die Nullhypothese abgelehnt, falls

  ,

wobei   für große   und   näherungsweise als   berechnet werden kann.