Einführung in das Christentum/ Grundlegende Texte und Gebete des Christentums

Die 10 Gebote

Die so genannten 10 Gebote (griech./lat.: Dekalog) gehören zu den bekanntesten Grundlagen des Juden- und Christentums. Sie finden sich in der biblischen Überlieferung in   2. Buch Mose (Exodus), Kapitel 20, Verse 2-17; und   5. Buch Mose (Deuteronomium) Kapitel 5, Verse 6-21.

Der Text wird in der Tradition in 10 Gebote eingeteilt, die man (als Merkhilfe) an seinen 10 Fingern abzählen kann, wobei die längeren Verse meist mit wenigen Schlagworten zusammengefasst werden. Allerdings gibt es durchaus unterschiedliche Arten, die Verse aufzuteilen. Der eigentliche Bibeltext enthält keine Durchnummerierung. Die Nummerierung der einzelnen Verse ist eine viel spätere Erfindung. Die römisch katholischen sowie die lutherische Kirche fassen das Verbot der Bilder- und Statuenanbetung, "Du sollst dir kein Bildnis machen...und anbeten" mit dem Gebot "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben." zusammen. Dafür teilen sie das Verbot des Begehrens (s.u.) in zwei Gebote auf. Andere Kirchen machen es genau andersrum, was dem eigentlichen Inhalt aber keinen Abbruch tut.

Die nachfolgende Zählung, folgt der Tradition der griech. ortodoxen und der reformierten Kirche.

Das erste Gebot
Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Das zweite Gebot
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.
Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
Das dritte Gebot
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Das vierte Gebot
Gedenke des Sabbattages [1], dass du ihn heiligest.
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.
Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.
Das fünfte Gebot
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.
Das sechste Gebot
Du sollst nicht töten.
Das siebte Gebot
Du sollst nicht ehebrechen.
Das achte Gebot
Du sollst nicht stehlen.
Das neunte Gebot
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Das zehnte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Anmerkung
Die Bezeichnung Herr ist die übliche Umschreibung des Gottesnamens, der im hebräischen Urtext mit   JHWH wiedergegeben wird.

Das Vaterunser

Das Vaterunser ist das grundlegende Gebet aller Christen. Der biblischen Überlieferung nach (Matthäus 6,9-13) ist Jesus selbst der Urheber und lehrte seine Jünger, so zu beten:

Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Die Kirche hat dem Gebet noch folgenden Zusatz gegeben, der sich bereits im 2. Jahrhundert in ersten Agenden wiederfindet:

Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Eine Auslegung des Vaterunsers finden Sie unter "Andere Themen des christlichen Glaubens"

Die kirchlichen Bekenntnisse

Die Bekenntnisse von Nikaia (oder Nicäa) und das Apostolische Glaubensbekenntnis sind allen christlichen Konfessionen gemeinsam.

Das Bekenntnis von Nicäa/Konstantinopel

Das älteste christliche Glaubensbekenntnis wurde auf den Konzilien von Nikaia (325) und Konstantinopel (381) folgendermaßen formuliert:

"Wir glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt
unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater [und dem Sohn][2] hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn (oder: der im Vater durch den Sohn)
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische [3]
und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe
zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt. Amen."

Apostolische Glaubensbekenntnis

Das so genannte "Apostolische Glaubensbekenntnis" lautet:

"Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische[4] Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen"

Römisch-katholische Kirche

Bei der römisch-katholischen Kirche gelten die Auslegungen der frühen Theologen ("Kirchenväter") und die päpstlichen Schreiben und Erlasse als maßgebend für die kirchliche Lehre.

Orthodoxe Kirche

Die orthodoxe Kirche sieht die Schriften der Kirchenväter als Autorität für die Auslegung der Bibel an. Dabei stützt sie sich nicht auf eine oberste Autorität, sondern vertraut dem Heiligen Geist, dass er die Kirche und die Bischöfe in der rechten Lehre unterweist. Viele orthodoxe Kirchen erkennen den jeweiligen Papst als ihr Oberhaupt an (unierte Kirchen).

Bekenntnisse der evangelischen Kirche

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) kennt noch eine Reihe weiterer Bekenntnisschriften, dazu gehören:

  • der Kleine Katechismus (Martin Luther)
  • der Heidelberger Katechismus (reformierte Kirchen)
  • das Augsburger Bekenntnis von 1530
  • die Barmer Theologische Erklärung von 1934
  • das Stuttgarter Schuldbekenntnis von 1945
  • die Leuenberger Konkordie von 1973

Literatur

  • Denzinger H., Hünermann P., Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Freiburg i. Br., Basel, Rom, Wien 1991, 37. Auflage)

Anmerkungen

  1. Sabbattag = Samstag = 7. Tag: Sonntag ist der erste Tag der Woche, Tag der Auferstehung Christi und der Tag, an dem die Mehrheit der Christenheit Gottesdienst feiert. Einige kirchliche Gemeinschaften (z.B. die Siebenten-Tags-Adventisten oder die Siebenten-Tags-Baptisten) halten sich auch heute noch genau an das Gebot, wie die Juden auch, und feiern Gottesdienst am 7. Tag = Samstag / Sabbat.
  2. Die Ostkirchen erkennen diesen Zusatz, der von der (römisch-)katholischen Kirche später hinzugefügt wurde, nicht an. Auch wurde dieser Zusatz von keinem ökumenischen Konzil verabschiedet.
  3. "Katholisch" meint hier "allumfassend" und nicht "römisch-katholisch" im Sinne einer Konfession!
  4. "Katholisch" meint hier wiederum "allumfassend" und nicht "römisch-katholisch" im Sinne einer Konfession!