Einführung in das Christentum/ Bücherregal - Titel, Thesen, Temperamente

Unterschiedliche Auslegungen, Blickwinkel und Perspektiven auf das Christentum


Eine Auslegung des "Vaterunser"

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Vater

Vater bedeutet auch:

Wir sind seine Kinder, nur wer das Angebot der Kindschaft Gottes annimmt, hat das Vorrecht, so zu beten.

Der leibliche Vater prägt entscheidend das Vaterbild, das ein Mensch hat. Hiervon wird auch das Gottesbild geprägt: Viele Menschen nehmen Gott so wahr, wie sie ihren eigenen Vater wahrnehmen. Jeder Mensch nimmt Gott also ein bisschen anders wahr.
Auch die Bibel kennt Vergleiche Gottes mit einem Vater oder einer Mutter. Aus der Perspektive des Schöpfergottes könnte man sogar sagen, die Hauptaufgabe von Vater und Mutter ist es, Gleichnis für Gott, den himmlischen Vater, zu sein. Diese Aufgabe ist mit einem hohen Maß an Verantwortung verbunden: Das Wort "Vater" ist heute bei manchen sehr belastet, z. B. weil sie keine guten Erfahrungen mit ihrem Vater gemacht haben oder ohne Vater aufwachsen mussten.

Unser Vater,

d.h. nicht nur mein Vater - somit haben wir auch Geschwister, die Kinder unseres Vaters im Himmel sind. "Wer sind diese Geschwister?" (Mt. 12, 46-50)

Geschwister kann man nicht aussuchen! Ebenso die Glaubensgeschwister. Mit den einen tut man sich leicht, mit anderen schwerer. In einem Lied heißt es: "Nehmt einander an, wie Christus Euch angenommen hat." (Joh. 13,34) Was tun wir, wenn's besonders schwer ist?

Unser,

das bedeutet auch: Gemeinschaft; wir sollen beim beten nicht nur an uns denken, sondern auch an die Geschwister.


im Himmel

Es gibt einen irdischen Vater und einen Vater im Himmel.

Im Himmel, das heißt auch: Der Schwerpunkt meiner Ausrichtung soll im Himmel liegen: im Unsichtbaren, beim Schöpfer


geheiligt werde Dein Name

Mit diese Bitte möchte uns Jesus darauf aufmerksam machen, dass unser Gebet nicht nur Bitten enthalten soll, sondern auch Gott ehren möge. Herausholen aus dem eigenen, engen Kreis um uns selbst, hinein in den großen Kreis um Gott

dein Reich komme

dies sagt aus, dass Gottes Reich noch nicht von vornherein da ist.

dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden

Diese Bitte sagt indirekt aus, dass Gottes Wille nicht in gleicher Weise im Himmel wie auf Erden geschieht.

Im Himmel geschieht das Handeln im Einklang mit Gottes Willen (Anbetung, Engel). Auf der Erde handelt der Mensch zunächst eigenmächtig.

Diese Bitte beinhaltet die Bitte um

  • Erhaltung der Erde (Bewahrung der Schöpfung)
  • Ausrichtung an den Leitplanken Gottes für unser Leben (Gebote, Bergpredigt, Lebensregeln)
  • Rettung des Menschen
  • als Kinder Gottes denken und wirken

der Wille geschieht auf Erden

  • in Jesus
  • in den Gläubigen (Salz der Erde, Licht der Welt)
  • in der Gemeinde
  • in der Zukunft


unser tägliches Brot gib uns heute

Zentrale Bitte

  • Das Brot aus Gottes Hand nehmen

Brot nicht als selbstverständliches Produkt annehmen, sondern als eine Gabe Gottes Nehmen wir das Brot auch aus Gottes Hand? Wie oft danken wir für Essen und Trinken? Beten wir unsere Tischgebete, in denen wir für das Essen danken, bewusst?

  • Glaube nicht nur vergeistigen

Mancher denkt vielleicht, Glaube ist immer etwas vergeistigtes, ernstes, tiefsinniges, nützliches, etc., aber Jesus zeigt mit dieser Bitte, dass ihm das leibliche Wohl des Menschen genauso wichtig ist, und es genauso dazugehört zum Menschen, wie das geistliche Wohlergehen ("Der Mensch lebt nicht vom Brot allein"). Jesus hat auch die Menschen, die ihm zuhörten, mit Essen versorgt. Ihm war wichtig, dass es dem ganzen Menschen gut ging! Hier kommt deutlich zum Ausdruck, dass der Mensch eine Einheit aus Leib und Seele bildet, und dass alle Bereiche versorgt werden müssen.

  • Bitte um das Existenzminimum

Das Vaterunser enthält keine Bitte um die Butter aufs Brot oder um den Kuchen. Warum wohl? Brot ist das Existenzminimum. Jeder benötigt das tägliche Brot zum Überleben, unabhängig davon, ob er reich oder arm ist. Brot ist ein Grundbedürfnis des Menschen.

  • Unsere Verantwortung

Im Vaterunser taucht in dieser Bitte zweimal das Wort "uns" auf: "Unser täglich Brot gib uns heute." Das bezieht die anderen Menschen mit ein, auch diejenigen, die an Hunger leiden und um das tägliche Brot sorgen bzw. kämpfen müssen. Damit zeigt es auch eine Verantwortung mit auf. Manche Dinge stehen außerhalb unserer Verantwortungsbereichs, andere Dinge können wir dagegen mitverantworten.

  • Jeden Tag neu, kein Horten

Es wird hier um das tägliche Brot gebeten (kommt auch im Wort heute zum Ausdruck).Theoretisch könnte das Gebet ja auch heißen: Gib uns einmal jährlich eine Jahres-Ration Brot! Doch dies scheitert: zum einen enötigen wir täglich etwas zu essen, wir können nicht hamstern und im Voraus auf Halde essen. Zum anderen ist die Haltbarkeit des Brotes sehr begrenzt

Ein sehr eindrückliches Beispiel gibt uns die Bibel im AT (2. Mose 16): Das Manna für die Israeliten war nur einen Tag haltbar (außer am Sabbat). Man konnte nicht horten. Man war jeden Tag neu auf dieses Manna angewiesen. Was wäre gewesen, wenn dieses Manna in der Wüste ausgefallen wäre?

Sind wir uns bewusst, dass wir jeden Tag auf Brot (Essen) angewiesen sind? Sind wir uns bewusst, dass es ein Geschenk Gottes ist, dass wir täglich etwas zu essen haben? (Vergleich Eltern <-> Kind) Wie gehen wir mit dieser Erkenntnis um?

und vergib uns unsre Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern

7 x 70 mal sollen wir unseren Schuldigern vergeben - nur aus der Vergebung kann der Mensch leben.


und führe uns nicht in Versuchung

Dies ist vielleicht die theologisch schwierigste Bitte Jak. 1,13: Gott versucht niemanden! Ist das ein Widerspruch zur Bitte?

Wort im griechischen Urtext hat zwei Bedeutungen:

  • Verführung zum Bösen
  • Prüfung

Satan verführt zum Bösen (z.B. Mt. 4,1ff)

Gott prüft den Menschen zum Beispiel Abraham oder 1. Kor. 10,13 Ziel der Prüfung Gottes ist die Zubereitung, Reifung des Menschen(vgl. Jak. 1,2)

Frage: Falls in der Bitte die Prüfung gemeint ist, weshalb dann die Befreiung davor?

Dazu gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze:

  • keine Überforderung, gnädige Führung
  • Verschonung (z. B. Jesus in Gethsemane)
  • Bewahrung vor Vermessenheit ("Nur Kreuz her")
  • Bitte, dass Prüfungen nicht zu Versuchungen werden
  • Bewahrung vor dem Bösen
  • Andere Übersetzung: "Führe uns so, dass nicht in Versuchung fallen."


sondern erlöse uns von dem Bösen/Übel

Errettung (Erlösung) von dem Bösen

nicht: Bewahrung vor Unannehmlichkeiten (Gott hat uns nicht den Himmel auf Erden versprochen)

nicht das Böse, sondern der Böse

Bsp. Galeere (Befreiung aus der Gebundenheit)

Bsp. Feuerglut (Teufel geht um wie ein brüllender Löwe)


denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Diese Aussage drückt aus: Gott will und kann helfen!

Reich ... in Ewigkeit: Gott herrscht über seine Schöpfung, ohne dass es einen menschlichen Zeitbegriff dafür geben könnte.


Amen.

So sei es! So wie ich gerade gebetet habe, so soll es geschehen.


Berühmte Zitate aus der Bibel

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Matthäus 6,24 "Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mamon."

In diesem Fall bedeutet Mamon soviel wie (unrechtmäßig verdientes) Geld.

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