Diskussion:Sei doch vernünftig: Metaphysik
Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von Hjn
Ist dir hier verwendete Definition von Metaphysik nicht etwas zu weit gefasst? Ich könnte hier alles was in den Bereich der Fantasie gehört ebenfalls zur Metaphysik rechnen, also z.B. Märchen etc. Ich würde aber sagen, dass (nach Kant) Metaphysik sich zumindest der "Vernunft" (Logik, Syllogismus, Kohärenz der Argumentation etc.) unterwirft, was Märchen etc. nicht müssen. Ich denke hier ist, trotz des Chrashkurscharakters eine Differenzierung angeraten. --82.83.199.255 14:14, 28. Okt. 2008 (CET)
- Das stimmt. Man müsste eigentlich überlegen, wo die Definition zu weit, wo sie zu eng ist. Ich habe zwei Einwände dagegen, tatsächlich so vorzugehen: (1) Philosophen tun seit Wittgenstein fast nichts anderes als Begriffe klären. Riesige Bibliotheken haben sich gefüllt mit Versuchen, genaue Definitionen und genaue Unterscheidungen zu machen. Wo fängt Ethik an, wo hört Metaethik auf? Genützt hat das wenig. Es gibt keine zwei Philosophen, die darin übereinstimmen, was genau Ethik ist und was genau Metaethik oder Metaphysik. Solche Diskussion kommen nie zu Ende. (2) Ich würde mich freuen, wenn der Gedanke verstanden würde, den viele Philosophen und Theologen (geschweige denn andere) nicht verstanden haben, dass man über Metaphysik auf vernünftige Weise zu einer Entscheidung kommen kann: richtig oder falsch. Und dafür darf der Text nicht zu kompliziert sein.
- Ich habe natürlich nichts gegen Verbesserungen. Sicher könnte man Märchen aus der Metaphysikdefinition herausnehmen. Aber dann kommt sofort das nächste: Mythen dann auch herausnehmen? Nein, die sind ja (wie die Weltentstehungsmythen) Vorstufen zur Wissenschaft. Mythen und Märchen sind aber gar nicht so sehr verschieden.
- In jedem Fall, auch wenn man Märchen nicht unter Metaphysik fallen ließe: Das rationale Beurteilungsschema bliebe doch das gleiche. Auch Märchen lösen Probleme! Man kann daher zwischen guten und schlechten Märchen rational unterscheiden. Ein Märchen, dass in Kindern den Mut einübt, längere Zeit ein widriges Lebensschicksal auszuhalten, weil alles wieder gut werden kann, ist besser als aufgeklärte Anti-heile-Welt-Märchen, die vor lauter Realismus Kinder am Leben verzweifeln lassen. Sie sind besser, weil sie mehr Probleme lösen, als sie Probleme schaffen.
- Einleuchtend? - Ich habe leider nicht viel Zeit. Aber die Frage war interessant. Danke. --Gruss Hjn 18:39, 28. Okt. 2008 (CET)
- Eine kurze Frage zum Verständnis des Beispiels: Um rational zu beurteilen, ob ein Märchen gut oder schlecht ist, muss ich also überlegen, ob dies Märchen Probleme löst oder schafft. Ich muss somit Probleme kreieren bzw. finden, welche in dem Sinne mit dem Märchen zusammenhängen, dass sie von diesem gelöst bzw. geschaffen werden, woraus sich dann, je nachdem ob der Lösungs-oder Schaffungsfall dominiert, die entsprechende "Bewertung" ergibt. Habe ich das so richtig verstanden? --Kurt Saum 09:23, 27. Nov. 2008 (CET)
- Richtig: Märchen schaffen einerseits Probleme, andererseits lösen sie welche. Diese abstrakte Aussage kann aber missbraucht werden, wenn sie nicht mit konkreten Beispielen unterlegt wird. Gemeint ist: "Hänsel und Gretel" enthält grausame Szenen. Sind die gut für Kinder? Werden sie, wie durch manche Horrorfilme, zu Grausamkeit erzogen? Da wird ein Problem geschaffen, das diskutiert werden muss. Andererseits werden Probleme gelöst: Das emotionale Korsett wird dafür geschaffen, in die Welt zu gehen, sich Abenteuern auszusetzen, schlimme Situationen zu ertragen, Gefahren zu meistern; klug überlegen, was zu tun ist; die Zuversicht einüben, dass am Ende alles gut ausgeht. Usw. Werden im Ganzen mehr Probleme gelöst? Oder wird nur Angst vor dem Leben erzeugt und Mutlsoigkeit? Gibt es keine bessere Alternative, diese positiven emotiven Dinge einzuüben? - Diese Fragen entscheiden darüber, ob das Märchen (oder der Horrorfilm) insgesamt "gut" ist oder schlecht. So etwa geht die Diskussion konkret; wohlverstanden. [In eigener Sache: Gerade ist das Buch dazu (metaphysische Probleme lösen) in verbesserter Form erschienen: Niemann Die Strategie der Vernunft. Mohr Siebeck Tübingen 2009)] Gruss Hjn 06:36, 1. Dez. 2008 (CET)
- Eine kurze Frage zum Verständnis des Beispiels: Um rational zu beurteilen, ob ein Märchen gut oder schlecht ist, muss ich also überlegen, ob dies Märchen Probleme löst oder schafft. Ich muss somit Probleme kreieren bzw. finden, welche in dem Sinne mit dem Märchen zusammenhängen, dass sie von diesem gelöst bzw. geschaffen werden, woraus sich dann, je nachdem ob der Lösungs-oder Schaffungsfall dominiert, die entsprechende "Bewertung" ergibt. Habe ich das so richtig verstanden? --Kurt Saum 09:23, 27. Nov. 2008 (CET)