Der Dresdner Missions-Hilfsverein: Carl Angiolini

Kapitel aus dem Abschnitt Dresdner Persönlichkeiten um 1800 aus dem Buch Der Dresdner Missions-Hilfsverein aus der Buchreihe Geschichte des Lutherischen Weltbundes

Carl Angiolini (auch: Karl Angiolini, geb. 1750 oder 1754[1] in Mailand, gest. 1808 in Dresden) war seit 1784 (1785)[2] als zunächst dritter Tenor Kammer- und Opernsänger an der Dresdner Hofkapelle.

Er war verheiratet mit der 1769 in Dresden geborenen Sopranistin Camilla Augusta und wohnte 1799 in der Wilsdruffer Vorstadt, Ostraallee 33 (an der Ostrawiese).

Ebenfalls 1799 wurde er wegen Mitwisserschaft in einem angeblichen Mordfall angeklagt. Auguste Amalie Charlotte von Oerzen, geb. von Damnitz war in den Verdacht geraten, ihren Vater Wolf Ludwig von Damnitz aus Dresden am 23. Dezember 1797 vergiftet zu haben. Die Untersuchungen zogen sich bis 1800 hin und hatten für Carl Angiolini keine weiteren Konsequenzen.[3]

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die noch unveröffentlichten Manuskripte von Giacomo Casanova in seinem Haus.[4] Carl Angiolini hatte diese nach dem Tod seines Onkels Giacomo Casanova am 4. Juni 1798 auf Schloss Dux im Königreich Böhmen geerbt. Es fand sich allerdings auch zu Lebzeiten von Carl Angiolini kein Verleger. Erst dessen Erben verkauften die Manuskripte 1821 für 200 Taler dem Verlag F. A. Brockhaus in Leipzig, der sie noch Ende gleichen Jahres publizierte. Etwa zehn Jahre zuvor hatte der Graf Marcollini 2500 Taler geboten, wohl eher in der Absicht, diese nicht erscheinen zu lassen.

Seine am 18. Juni 1789 geborene Tochter Maria (Camilla) war mit Adalbert Alexius Myksch (* 9.3.1776 St. Georgenthal, † Februar 1814 Dresden) verheiratet, seit 1798 Mitglied im kurfürstlichen Orchester. Auch Maria wurde wie ihr Vater an der Dresdner Hofoper (als Sopranistin) engagiert. Sie Sie wohnte Wilsdruffer Gasse 237 und starb zehn Jahre nach ihrem Mann im Jahr 1824. Ihr Schwager war Johann Aloys Myksch (* 19.7.1765 St. Georgenthal/Böhmen (Jiřetín/CZ), † 24.9.1845 Dresden), ebenfalls Sänger an der italienischen Oper des Dresdener Hoftheaters und ab 1820 Chordirektor unter Carl Maria von Weber an der deutschen Oper in Dresden.[5]

Sein Sohn Carlo Angiolini wurde 1792 geboren und fand Anstellung als Korrespondent der Fa. Waldstein. Er starb 44jährig.

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Neue Zeitschrift fur Musik. Herausgegeben durch einen Verein von Künstlern und Kunstfreunden. Leipzig bei Robert Friese. Verantwortlicher Redacteur: Dr. R. Schumann. Dreizehnter Band (Juli bis December 1840.) Nr. 39., den 11. November 1840. S. 154: Für die Geschichte der königl. Capelle zu Dresden. [...] Die Solosänger starben schnell ab, 1801 mit Mariottini und dem Bassisten Baddi, 1804 mit dem 74jährigen Spintler, 1808 mit Angiolini (geb. 1750 oder nach A. 1754 in Meiland), 1812 mit Perrini.
  2. Neue Zeitschrift fur Musik. Herausgegeben durch einen Verein von Künstlern und Kunstfreunden. Leipzig bei Robert Friese. Verantwortlicher Redacteur: Dr. R. Schumann. Dreizehnter Band (Juli bis December 1840.) Nr. 37., den 4. November 1840. S. 145: Für die Geschichte der königl. Capelle zu Dresden. [...] Im Jahre 1784 verlor die Capelle den Tenoristen Amorevoli [...] Die Capelle erwarb damals den Flötisten J. Gottlob Salomon und an Stephans Stelle den ausgezeichneten, in Meilan geb. Karl Angiolini, dessen Gattin Camilla Augusta als Sopranistin nicht minder glänzte, und welcher in Dresden 1808 starb.
  3. Sächsisches Staatsarchiv, Archivale im Bestand 10047, Amt Dresden: Untersuchung gegen Auguste Amalie Charlotte von Oerzen, geb. von Damnitz, und andere wegen des Verdachts der Vergiftung ihres Vaters Wolf Ludwig von Damnitz aus Dresden am 23. Dezember 1797 (Kommissionsakte). Archivalnummer 3846.
  4. Allgemeiner litterarischer Anzeiger oder Annalen der gesammten Litteratur für die geschwinde Bekanntmachung verschiedener Nachrichten aus dem Gebiete der Gelehrsamkeit und Kunst. Fünfter Band. Enthaltend die Monate Januar bis December 1800. Oder: 204 ordentliche Nummern und 49 Beilagen, Spalte 16 (Freitags, am 3. Januar 1800): Antwort auf den Wunsch im Allg. litt. Anzeiger 1799, Nr. 151, S. 1504. Mit dem Bibliothekar Jakob Casanova zu Dux in Böhmen hat Einsender dieses einen sehr freundschaftlichen Umgang gehabt, und wurde kurz vor seinem Tode von ihm ausgegangen, seine LebensBeschreibung, welche aueßerst interessant, und mit seinem litterarischen Brief-Wechsel verwebt ist, an einen Verleger unterzubringen. Sie kann, wie ich ungefähr überschlug, leicht 10 schwache OktavBände füllen. Allein mehrere fanden bei den jetzigen ZeitUmständen die VerlagsUebernahme zu bedenklich. Sollte der Anfrager näher davon unterrichtet sein wollen, so könnte dieß vielleicht am besten geschehen, wenn er sich an Karl Angiolini, Tenoristen bei der kurfürstl. Sächs. Kapelle in Dresden, wendete, der sein Neffe und Erbe ist, auch, soviel wenigstens Einsender weiß, seine Mspte. mit erhalten hat.
  5. Oesterreichisches Musiklexikon (oeml) online, Artikel Miksch (Miecksch), Brüder.