Seitentitel: Der Dresdner Missions-Hilfsverein/ Samuel David Roller
(Der Dresdner Missions-Hilfsverein/ Samuel David Roller)

Bibelgesellschaft und Missionsverein Bearbeiten

Magnus Adolph Blüher[1]: David Samuel Rollers, weiland Pastors zu Lausa bei Dresden, Leben und Wirken. Justus Naumann, Dresden 1852, S. 148f:

Seine Liebe zum Worte Gottes und der darauf gegründeten Lehre unserer Kirche zeigte er endlich noch durch seine Theilnahme an all den Anstalten und Vereinen, welche die [149] der wahren Erkenntniß Gottes und Jesu Christi zum Zwecke haben, namentlich an der Sache der Bibelgesellschaft und Missionsgesellschaft. Er war nicht nur bei der Stiftung der Bibelgesellschaft in Dresden im Jahre 1815 und der Missionsgesellschaft im Jahre 1819 selbst zugegen, sondern gründete auch in seiner Gemeinde und der Umgebung einen der ersten Bibel= und Missionszweigvereine in Sachsen, von denen namentlich der erstere sich eines guten Fortganges erfreute, indem er nach dem Jahresberichte 1849 seit seinem Bestehen 2618 Bibeln vertheilt und 2250 Thaler und 14 Neugroschen eingenommen hatte. Er nahm stets bis auf das Jahr 1850 mit Ausnahme eines einzigen Jahres, in dem er krank war, an den Jahresfesten dieser Vereine Antheil und war mehrmals auch als Festprediger thätig. Er ließ auch einmal einen gedruckten Aufruf zur Theilnahme am Werke der Mission ergehen, der vielen Anklang fand, fing an ein Missionsblatt herauszugeben, das aber keinen Fortgang hatte und machte einst mit einem Freunde zu dem Zweck eine Reise ins Gebirge, um überall den Sinn für Mission anzuregen.

Die Lausaer Convente Bearbeiten

Jüngst war's öde, niemals öder auf dem Weg nach Kanaan

kaum zog hier und da ein blöder Wandrer schüchtern seine Bahn.

Tausend spotteten und drohten, sahn sie ihn vorüberziehn;

denn der Weg schien wie verboten und das heilge Land verschrien.

sang Spitta.

Und man empfängt einen Eindruck davon, wenn man die "Kommentare" liest des "Lausaer Predigervereins", und die Namen der lieben Pastoren und Gäste, welche am 22. November 1819 zum ersten Male und am 16. April 1839 zum vierzigsten und letzten Male im Pfarrhaus zu Lausa an der grünen Tafel zusammen gekommen.[2]

A. H. Rühle: David Samuel Roller: Lebensbild eines sächsischen Pfarrers aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, Verlag von Justus Naumann, 1878, S. 137

Aufruf zur Mission 1821 Bearbeiten

Als das Werk der Mission unter den Heiden auch in Sachsen Freunde gewann, war es wiederum Roller, welcher im Jahre 1821 folgenden Aufruf ausgehn ließ:

"Ihr lieben Christen, die ihr dies Blatt lest, Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herr Jesu Christo! - Wir wissen aus der heiligen Schrift, was unser Heiland seinen Aposteln gesagt und befohlen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker! tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie halten Alles, was Ich euch [99] befohlen habe. Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende! - Das haben die zwölf Apostel und die nach ihnen gewesen, treulich gethan. Sie haben Gut und Blut drangesetzt. Und dadurch ist das Evangelium auch zu uns, die wir vormals arme und verfinsterte Heiden waren, gekommen. Denn darin besteht aller Menschen Heil, daß sie erkennen Gott unsern Vater und den er gesandt hat, Jesum Christum, und durch den Glauben an ihn Vergebung der Sünden und ewiges Leben haben. - Es sind zwar zu unsrer Zeit viele in der Christenheit, welche die Lehre von unsrem Seligwerden gering achten und derselben überdrüßig worden sind; denn auch die Kinder Israel in der Wüste verachteten das Himmelsbrot. Vielmehr wollen jene Leute nur schöne, menschliche Worte gepredigt haben, oder sie wollen auch gar nichts hören und gänzlich nach dem Fleische leben. Solche haben ihr Urtheil in der Epistel Judä. Wir aber wollen uns erbauen auf dem allerheiligsten Grunde der Apostel, weil niemand einen andern Grund legen kann, als der gelegt ist, Jesus Christus. - Indessen bleibt bis ans Ende der Welt der Befehl unsers Herrn der, daß wir auch den Heiden und allen, die ihn noch nicht kennen, das Evangelium verkündigen sollen. - Es sind aber noch sehr viele Heiden auf dem Erdboden, soviel (so zu sagen) wie Sand am Meer, besonders in Asien und Afrika. - Diese armen blinden Menschen beten Sonne, Mond und Sterne, Vieh, Steine, Knochen und derlei Dinge an. An etlichen Orten schlachten sie Menschen, um ihre Götter zu versöhnen. An andern Orten werfen sich Leute, wenn ihr Götzenbild auf einem Wagen zur Schau geführt wird, aus Andacht selber unter die Räder und lassen sich zermalmen. Es gibt auch noch heidnische Völkerstämmen, welche ihre Feinde tödten und verzehren. Die Heiden in Ostindien pflegen, wenn ein Ehemann verstirbt, dessen Wittwe mit dem Leichnam zu verbrennen, und ihre Kinder zünden das [100] Feuer an. Auch hat in jenen Ländern der Teufel selbst viele Kapellen und Bethäuser, wo ihm gedient wird. Ueberall aber im Heidentum herrscht, nebst andern Lastern, Grausamkeit, Raub, Unzucht. - Nun hat es Gott gefallen, in unsern Tagen in manchem Land, zumal in England, die Christen zu erwecken, daß sie fromme Männer als Lehrer unter die Heiden aussenden, sie zu bekehren. Der Anfang wurde schon vor fast hundert Jahren zu Halle und zu Herrnhut in Sachsen und zu Kopenhagen in dänemark gemacht. Jetzigerzeit aber haben sich sehr viele Christen verbunden, solche Männer zu wählen, mit dem Nötigen zu versorgen und die Reisekosten zu bestreiten. Da sind, die Jahre her, schon mehrere hunderte solcher Heidenboten, die man auch Missionare nennt, abgesandt worden zu den Inseln im Meer und in die entferntesten Länder. Auch halten diejenigen, welche sie abfertigen und sich Missionsvereine oder Missionsgesellschaften nennen, besondre Betstunden für sie, zB an jedem ersten Montage im Monat, Abends 7 Uhr: daß Gott möge Sein Reich kommen lassen auf Erden und die ausgesandten Missionare mit seinem heiligen Geist stärken, damit sie viel ausrichten unter den Heiden zu seines Namens Ehre. - Es haben sich auch schon viel Heiden bekehrt. Denn, wenn die Missionare die fremden Sprachen gelernt haben, so schreiben sie ihnen in ihrer Sprache den Katechismus auf und die Evangelien und nach und nach die ganze Bibel. Auch haben die Heiden, wenn sie gläubig worden sind, den Herrn Jesum recht lieb. Das zeigen ihre Briefe, die sie manchmal an uns Christen in Europa geschrieben haben, worin sie ihren Glauben bekennen und sich so rührend für die ihnen zugeschickten Lehrer bedanken, daß man diese Briefe nicht ohne Thränen lesen kann. Sie bauen sich an manchen Orten schon Kirchen, und auch Schulen, worinnen hunderte kleiner schwarzer und brauner Kinder lesen und singen und beten lernen."

[101] Und weiter legt er dar, wie jährliche und monatliche Beiträge von Groschen oder Pfennigen gesammelt zu werden pflegen in der Heimat, die Ausbildung und das Reisegeld der Missionare zu bezahlen, und wie eben von der Vorbereitungsanstalt zu Basel aus eine Sendung geschehe über Land an das kaspische Meer und an das Gebirge Kaukasus zu den Tartaren, Persern, Kalmücken etc., wer dazu geben wolle, solle es um Christi willen thun. Es könne das Beitragen angefangen und wieder abgebrochen werden nach eines jeden Willkühr. Und wer den Wunsch ausspreche, daß sein Beitrag den Missionsanstalten zu Halle, Herrnhut oder Berlin zukommen möge, dem werde gewillfahrt werden, wer aber nichts zu geben habe, der möge für die Bekehrung der Heiden in seinem Morgen= und Abendsegen beten, so thue er Heilsames auch.

A. H. Rühle: David Samuel Roller: Lebensbild eines sächsischen Pfarrers aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, Verlag von Justus Naumann, 1878

August 1821: Reise ins Erzgebirge Bearbeiten

Es war ein fröhliches Gedeihen des Missionswerkes und die allgemeine Theilnahme wuchs je mehr und mehr im ganzen Lande. Im August 1821 machte Leonhardi mit dem Pastor Roller in Lausa eine Reise durch das Erzgebirge und suchte allenthalben den Missionssinn zu wecken oder zu stärken.

Fünfzig Jahre der Missionsthätigkeit im Königreiche Sachsen, Dresden 1869, S. 22

"Nachrichten von der Heidenbekehrung" Bearbeiten

Roller selbst hatte das wärmste Interesse für die Mission; schon 1821 hatte er einen sehr innigen Aufruf zur Theilnahme an der Mission drucken lassen, der zwei Mal aufgelegt wurde; auch begann er mit Leonhardi ein Missionblatt herauszugeben: "Nachrichten von der Heidenbekehrung, herausgegeben vom Missionsverein zu Dresden". Das Blatt, nur ein Viertel Bogen, hat auf der ersten Seite einen Holzschnitt und erzählt von den Inseln der Südsee, erschien aber nur in einer Nummer. Es ist zu beklagen, daß jenes kleine Missionblatt nicht in der angefangenen Weise fortgesetzt wurde, zumal es scheint, als sei die Fortführung nur aus sehr kleinlichen, fast komischen Differenzen des alten, trefflichen P. Roller mit Leonhardi aufgegeben worden. (Anmerkung: Roller, ein abgesagter Feind aller neuen Moden, war im höchsten Grade indignirt, daß auf dem an der Spitze des Blattes befindlichen Bilde die unter Wilden stehenden Missionare neumodische, ganz spitz zulaufende Stiefel trugen.

Es ist ja nicht ein geringes Mittel zur Beförderung des Missionsinteresses in der Heimath, wenn der Blick in die bunte Welt des Heidenthums gerichtet und das Heilsbedürfnis und das Heilsverlangen der Welt an einzelnen Völkern gezeigt wird; es ist nicht blos eine äußere, auch von der Welt mit Anerkennung begrüßte Bildung, wenn die Kenntniß fremder Länder und Völker bei uns wächst, sondern es gehört auch zu echt christlicher Bildung, die Fortschritte des Reiches [23] Gottes auf Erden mit aufmerksamen Augen und lobendem Herzen zu verfolgen. So war den sächsischen Missionsfreunden besonders daran gelegen, auch von den ihnen bekannten Missionaren weiter zu hören.

Fünfzig Jahre der Missionsthätigkeit im Königreiche Sachsen, Dresden 1869, S. 22f.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Vgl. Magnus Adolph Blüher.
  2. Vgl. Grüner Tisch.