Das Belchen-System besteht aus den fünf Bergen im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz, die traditionell als Belchen bezeichnet werden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Bezeichnung Belchen sogar auf keltische Ursprünge zurückgeführt werden kann. Sie haben besondere geographische Bezüge zu den Himmelsrichtungen sowie den Auf- und Untergangsorten von verschiedenen Gestirnen. Insbesondere in Bezug auf die Sonne stellt der Gipfel vom Elsässer Belchen ein natürliches Sonnenobservatorium dar.

Das Belchen-System
Karte
Das Gebiet des Belchen-Systems.

Die fünf Belchen

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Vom Elsässer Belchen aus gesehen, stellen die vier anderen Belchen geographische Markierungen für einen Sonnenkalender dar.

Die Wahrscheinlichkeit, dass genau die fünf Berge der in Region Vogesen, Schwarzwald und Jura zufällig mit dem Begriff Belchen in Verbindung gebracht werden können, ist sehr gering. In den Vogesen gibt es 27 Berlge mit einer Höhe von über 1000 Metern. Die Wahrscheinlichkeit wird dadurch noch geringer, dass sowohl der höchste Berg der Vogesen (der Große Belchen) als auch der südlichste Berg der Vogesen (der Elsässer Belchen) zu diesen fünf Bergen zählen. Die drei Belchen der Vogesen gehören zu den 17 höchsten Bergen der Vogesen. Der Schwarzwälder Belchen ist die fünfthöchste Erhebung im Schwarzwald und zählt damit zu den fünf über 1400 Meter hohen Bergen. Allein der Schweizer Belchen ist zwar auch deutlich über 1000 Meter hoch, ist in seiner Umgebung jedoch eher unscheinbar und wird vom benachbarten Ruchen in der Höhe um 24 Meter übertroffen. Bei guter Fernsicht sind hinter dem Schweizer Belchen die 3000er in den Glarner Alpen beziehungsweise in den Berner Alpen zu sehen.

Die folgende Liste enthält die fünf Belchen mit steigenden Azimuten (von Nordosten nach Südosten), wenn der Elsässer Belchen sich im Beobachtungspunkt befindet:

  • Elsässer Belchen (Frankreich), prähistorisches Sonnenobservatorium.
    • Kleiner Belchen, auch Kahler Wasen (Frankreich), Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende.
    • Großer Belchen (Frankreich), Sonnenaufgang am keltischen Feiertag Beltane (1. Mai).
    • Schwarzwälder Belchen, auch Badischer Belchen oder nur Belchen (Deutschland), genau in Richtung Osten Sonnenaufgang bei den Tag-und-Nacht-Gleichen (Äquinoktien) zu Frühlings- und Herbstbeginn.
    • Schweizer Belchen, auch Jura-Belchen, Bölchen, Bölchenfluh oder die Belchenflue (Schweiz), Sonnenaufgang zur Wintersonnenwende.
 
Der Mont Blanc in Richtung Süden vom Elsässer Belchen aus gesehen. Der geometrische Horizont (Höhe = 0 Bogengrad) schneidet den Berg zirka 250 Meter unterhalb des Gipfels.

Vom Elsässer Belchen aus gesehen liegt der 221 Kilometer entfernte und mit 4810 Metern Höhe höchste Berg der Alpen, der Mont Blanc, fast genau in südlicher Richtung, und der Gipfel befindet sich trotz der Krümmung der Erdoberfläche und wegen der großen Höhe des Bergs sogar einige Bogenminuten über dem geometrischen Horizont (Zenithöhe = 90 Bogengrad). Bei sehr guten Sichtverhältnissen ist er zu sehen. Genau in Richtung Süden findet überall auf der nördlichen Halbkugel der Erde die obere Kulmination aller Himmelsobjekte statt.

Der Elsässer Belchen befindet sich auf 47.8238 Bogengrad nördlicher Breite. Dies bedeutet, dass hier ein Himmelsobjekt mit einer bei einer Deklination von -42,1762 Bogengrad (-42° 10' 34,3") genau auf dem Horizont steht, wenn auf dem südlichen Meridian die obere Kulmination dieses Himmelsobjekts erfolgt. In der frühen Bronzezeit war der sehr helle und auffällige Stern Formalhaut (α Piscis Austrini) im Sternbild Südlicher Fisch (Piscis Austrinus) wegen seiner zu südlichen Deklination nie zu sehen. Vor gut 2950 Jahren erreichte seine Deklination aufgrund der Präzession der Erdachse einen so hohen (nördlichen) Wert, dass seine scheinbare tägliche Bahn vom Elsässer Belche aus gesehen den geometrischen Horizont überstieg. Somit wurde Formalhaut vom prähistorischen Observatorium auf dem Elsässer Belchen damals zum ersten Mal sichtbar, als er im Sommer um Mitternacht auf dem südlichen Meridian kulminierte.

→ Siehe auch Änderung der Deklination von Fomalhaut.

Beginn der vier Jahreszeiten

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Somit können vom Elsässer Belchen aus die Anfänge der vier astronomischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter bestimmt werden. Über dem höchsten Berg der gesamten Vogesen, dem Großen Belchen (1424 Meter), geht die Sonne von dort aus gesehen am 1. Mai auf. Vor 2000 Jahren stimmte dieser Azimut jahreszeitlich mit dem Morgenerst und örtlich dem heliakischen Aufgang des Kalendergestirns der Plejaden überein, nachdem diese für vierzig Tage im Sonnenlicht verschwunden waren. Heute gehen die Plejaden zwar bei einem Azimut von 52 Bogengrad auf, vor 2000 Jahren war dies bei einem Azimut von 65 Bogengrad der Fall, also exakt in der Richtung, in der der Große Belchen zu sehen ist.

 
Aus digitalem Geländemodell berechnetes Panorama vom Elsässer Belchen aus in Richtung Osten gesehen. Die Sonnenaufgänge sind von hier aus zu jeder Jahreszeit sehr gut beobachtbar. Sie finden zwischen den Azimuten 50 Bogengrad im Nordosten bei der Sommersonnenwende und bei 125 Bogengrad im Südosten bei der Wintersonnenwende statt. Zu den Tag-und-Nacht-Gleichen bei Frühlings- und Herbstbeginn geht die Sonne exakt im Osten (bei einem Azimut von 90 Bogengrad) auf. Die vier entsprechenden Belchen sind mit blauer Schrift hervorgehoben.
Das Belchen-System
Name Französische
Bezeichnung
Höhe
in Metern
Entfernung
in Kilometern
Beobachtungsrichtung Azimut
in Bogengrad
Datum des
Sonnenaufgangs
Bild
Elsässer Belchen Ballon d'Alsace 1247 0 Zentrum - -
 
Elsässer Belchen.
Kleiner Belchen Petit Ballon 1272 27 Nordost 50 Sommersonnenwende
 
Kleiner Belchen.
Großer Belchen Grand Ballon 1424 21 Ostnordost 65 Anfang Mai
 
Großer Belchen mit Radarstation.
Schwarzwälder Belchen Belchen 1414 74 Ost 90 Tag-und-Nacht-Gleichen
 
Sonnenaufgang über dem Schwarzwälder Belchen zur Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühjahr.
Schweizer Belchen Belchenflue 1099 89 Südost 125 Wintersonnenwende
 
Sonnenaufgang über dem Schweizer Belchen zur Wintersonnenwende. Das Schweizer Belchen befindet sich unterhalb vom 3613 Meter hohen und 192 Kilometer entfernten Tödi (Piz Russein, der höchste Gipfel der Glarner Alpen in der Schweiz), der die Sonne in der Aufnahme gerade freigibt.

Beobachtungen vom Schwarzwälder Belchen aus

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Da der Elsässer und der Schwarzwälder Belchen auf dem gleichen Breitengrad liegen (47,822 Grad nördliche Breite), können auch vom Schwarzwälder Belchen aus gesehen die Tag-und-Nacht-Gleichen (Äquinoktien) beobachtet werden.

Ferner liegen der Schwarzwälder Belchen (7,83 Grad östliche Länge) und der Schweizer Belchen (7,81 Grad östliche Länge) fast auf dem gleichen Längengrad, so dass sich ein Dreieck ergibt, das beim Schwarzwälder Belchen annähernd einen rechten Winkel hat. Der Schweizer Belchen befindet sich von hier aus in 51 Kilometern Entfernung und hat einen Azimut von knapp 182 Bogengrad, so dass er also knapp zwei Bogengrad westlich von der Südrichtung zu sehen ist und der Winkel zwischen Schweizer und Elsässer Belchen nur gut 88 Bogengrad beträgt.

  • Schwarzwälder Belchen, prähistorisches Sonnenobservatorium.
    • Elsässer Belchen, genau in Richtung Westen Sonnenuntergang bei den Tag-und-Nacht-Gleichen zu Frühlings- und Herbstbeginn.

Die genaue Südrichtung wird von hier aus durch den Liskamm (4527 Meter Höhe, 211 Kilometer Entfernung) in den schweizerischen Walliser Alpen markiert, der vom Schwarzwälder Belchen aus allerdings nicht zu sehen ist. Er verbirgt sich hinter den nicht ganz so hohen, aber etwas näher liegenden Gipfeln der Berner Alpen vom Tschingelspitz (3310 Meter Höhe, 146 Kilometer Entfernung) und vom Gspaltenhorn (3426 Meter Höhe, 146 Kilometer Entfernung), die eine Scharte bilden.

Die Achse Großer Belchen und Feldberg

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Schließlich sei auch noch darauf hingewiesen, dass auch der Große Belchen und der 68 Kilometer entfernte, etwas höhere und höchste Berg des Schwarzwalds, der Feldberg, fast auf dem gleichen Breitengrad liegen, und deswegen ebenfalls ein Gespann darstellen, das zur Ermittlung der Tag-und-Nacht-Gleichen im Sonnenkalender verwendet werden kann. Die Abweichungen von den genauen Daten betragen nur drei bis vier Tage:

Das System Großer Belchen und Feldberg
Name Französische
Bezeichnung
Höhe
in Metern
Breitengrad
in in Bogengrad
Beobachtungsrichtung Azimut
in Bogengrad
Bild
Großer Belchen Grand Ballon 1424 47,87 Ost 92,2
 
Der Große Belchen von Osten aus gesehen.
Feldberg Feldberg 1493 47,90 West 272,2
 
Der Feldberg von Westen aus gesehen. Rechts der Seebuck, der mit 1449 Metern Höhe der zweithöchste Berg in den den beiden Mittelgebirgen Vogesen und Schwarzwald ist.

Literatur

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  • Walter Eichin, Andreas Bohnert: Das Belchen-System, in Das Markgräflerland - Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland für Geschichte und Landeskunde e.V., Heft 2, Seiten 176 bis 185, Schopfheim, Geschichtsverein, 1985.