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DVD‑RAM – Kapitel 1: Die Geschichte der DVD‑RAM und was sie so besonders macht

Was steckt hinter dem Nischendasein? Wie ist der Aufbau und die Funktionsweise?
Welche Vorteile gibt es im Gegensatz zu den Konkurrenzprodukten?


Die Geschichte der vielseitigen beschreibbaren Scheibe Bearbeiten

Wie bereits aus dem Namen zu erkennen gehört die DVD‑RAM zur Familie der DVD-Datenträger. Um diese kümmert sich wiederum das DVD-Forum – ein freiwilliger Zusammenschluss vieler Firmen, um einheitliche Standards einerseits zu beschließen, andererseits diese auch kontrollieren zu können.
Zu Beginn der DVD, im Jahr 1995, gab es nur die DVD‑ROM, also die „gepresste Scheibe“, als den direkten Nachfolger der CD‑ROM. Das „Brennen“ von DVDs war somit noch nicht möglich, ließ jedoch nicht lange auf sich warten. So einigte man sich neben der DVD‑R als einmal beschreibbare Variante auch auf ein vor allem für den Heim- und Bürorechner ausgelegtes mehrfach beschreibbares Format – die DVD‑RAM, zur Einführung noch „DVD rewritable“ genannt, war geboren. Die Kapazität der im Nachhinein als „DVD‑RAM Version 1.0“ bezeichneten ersten Generation lag bei 2,58 GB für einseitige und 5,16 GB für beidseitige Medien. Diese kamen auch noch fast ausnahmslos in einer Kassette (im Folgenden Cartridge) daher. Im Jahr 1999 wurde die „DVD‑RAM Version 2.0“ vorgestellt, welche die Kapazität auf die heute üblichen 4,7 GB (DVD-5) für einseitige und 9,4 GB (DVD-10) für beidseitige Medien auf das Niveau der übrigen DVD-Datenträger anhob und die Übertragungsgeschwindigkeit verdoppelte (also 2×, entspricht 2,7 MByte/​Sekunde). Die Cartridge kann hier nicht entfernbar, entfernbar oder gar nicht vorhanden sein. Geräte für die „DVD‑RAM 2.0“ kamen kurz darauf auf den Markt, die Abwärtskompatibililtät zur „DVD‑RAM 1.0“ ist jedoch bei aktuellen Geräten nicht mehr anzutreffen.

Aus firmenpolitischen Gründen konnte sich die DVD‑RAM jedoch nicht so recht auf dem Markt als das „rewritable“-Medium durchsetzen. Die Industrie entschied sich für die wesentlich billiger und einfacher herzustellende „DVD‑RW“, sowie das aufgrund von Unstimmigkeiten innerhalb des DVD-Forums abgespaltene „DVD+RW“-Format, welches von der DVD+RW Alliance verwaltet wird. Der technische Unterschied zwischen DVD+RW und DVD‑RW ist jedoch wesentlich geringer als jener der heutzutage so bezeichneten „DVD±RW“ zur DVD‑RAM.

Während also die Industrie die DVD±RW förderte, blieb die DVD‑RAM vor allem in Amerika und Europa außen vor. Im asiatischen Raum fand sie jedoch von Anfang an eine größere Verbreitung. Auf den globalen Markt bezogen ging es hauptsächlich um die Durchsetzung des bevorzugten RW-Formates. Die Frage lautete also: „DVD‑RW oder +RW? Minus oder Plus?“

In der Zwischenzeit kann aber die DVD‑RAM auch bei uns immer mehr Boden gutmachen. Das liegt nicht zuletzt an den Eigenschaften, die sich bei DVD-Rekordern und Videokameras sehr bewährten. Auch für den Rechner nehmen so genannte SuperMulti-Laufwerke einen wachsenden Stellenwert ein. Diese können alle gängigen CD- und DVD-Formate lesen und schreiben – die DVD‑RAM inbegriffen. Immer mehr Benutzer greifen zu ihr, was zur Folge hat, dass die Preise sinken und die Firmen die Unterstützung langsam verbessern.

Die Technik dahinter Bearbeiten

Wie viele andere wiederbeschreibbare optische Speichermedien auch verwendet die DVD‑RAM das so genannte „Phase Change“-Verfahren (englisch für Phasenübergang), um Daten auf dem Medium zu speichern. Auch die CD‑RW, die DVD±RW, sowie die wiederbeschreibbare Blu-Ray-Disk „BD-RE“ und vermutlich zukünftige wiederbeschreibbare Formate wie die „BD-RE“-Pendants der High-Density-Fraktion „HD DVD‑RW“ und „HD DVD‑RAM“ beruhen darauf. Ohne groß ins Detail gehen zu wollen, soll hier eine kurze, oberflächliche Erklärung folgen. Das Gebiet der Phase-Change-Technologie ist sehr komplex und für das allgemeine Verständnis dieser Technik zum Wiederbeschreiben nicht relevant.

Grundlegend sei zu sagen, dass jedes handelsübliche optische Laufwerk heutzutage mittels eines Laserstrahls den eingelegten Datenträger abtastet und die Daten ausliest. Es wird eine Spirale abgelaufen, die am inneren Rand beginnt und am äußeren Rand endet. Je nachdem, ob einer dieser unzähligen Bits in dieser Spur das Licht des Lasers besser oder schlechter reflektiert, steht dies entweder für eine 1 oder eine 0. Die DVD‑RAM weist somit ein Datenvolumen von 36.637.245.440 Bits (etwa 36,6 Milliarden) auf.

Bei der gepressten DVD (also vorwiegend DVD-Video, -Audio und -ROM) ist diese Spirale bereits, wie der Name schon vermuten lässt, maschinell gepresst und absolut unveränderlich. Bei der DVD±R dient der Laser auch noch zum Datenschreiben und brennt die Bitabfolge in ein organisches Material. Dabei erzeugt dieser unterschiedliche Temperaturen und kann so die Reflektionseigenschaften der jeweiligen Bereiche beeinflussen und so wieder die ominöse 1 oder 0 erzeugen.

In Bezug auf die wiederbeschreibbaren optischen Medien verhält es sich recht ähnlich. Jedoch ist das Material, das hier zugrunde liegt, ein anderes. Für gewöhnlich werden Germanium-Antimon-Tellur- oder Silber-Indium-Antimon-Tellur-Legierungen verwendet. Der Laser kann nun mit einem relativ energiereichen Strahl die Scheibe nach dem üblichen Schema beschreiben. Doch lässt es die besondere Legierung zu, dass, mittels eines vergleichsweise schwächeren Laserstrahls, die Schicht wieder kristallin wird, was einem Löschen der Daten gleichkommt. Anschließend kann der Bereich oder die ganze Scheibe neu beschrieben werden.

Das Besondere bei der DVD‑RAM ist auch noch die Sektorierung, die sie ganz erheblich von den „RWs“ unterscheidet – die Sektorierung ist sogar sehr gut sichtbar und charakteristisch für die DVD‑RAM (siehe Bild auf der Überblicksseite). Mit dieser ist es möglich, dass sie wie ein USB-Stick, eine Diskette oder gar Festplatte verwendet wird. Das Laufwerk kann im Gegensatz zu den RWs die Disk irgendwo beschreiben, während die RWs immer nur komplett gelöscht werden können, um sie anschließend in einem Zug bzw. fortlaufend zu beschreiben.

Vorteile und Nachteile der beschreibbaren DVD-Formate Bearbeiten

Die Vorteile der DVD‑RAM im Vergleich zu den anderen einfach und mehrfach beschreibbaren DVD-Rohlingen bestehen darin, dass diese speziell für den Einsatz als Archivierungsmedium konzipiert wurde, jedoch auch noch die Funktion der Wiederbeschreibbarkeit integriert wurde. So haben einmal auf eine DVD‑RAM gespeicherte Daten bei guter Behandlung eine Haltbarkeit von mindestens 30 Jahren. Die Wiederbeschreibbarkeit wird mit 100.000 Vorgängen angegeben. Dabei muss man jedoch bemerken, dass dies für Rohlinge mit einer Höchstgeschwindigkeit der Beschreibbarkeit von „2ד und „3ד gilt. Die Standard-Datenrate („1ד oder auch „einfach“) entspricht bei DVDs einer Geschwindigkeit von 1,35 Megabyte/​Sekunde oder 10,8 Megabit/​Sekunde. Bei Rohlingen, die mit fünffacher Geschwindigkeit beschreibbar sind, liegt die Wiederbeschreibbarkeit „nur“ noch bei 10.000 Vorgängen.
Des Weiteren wird eine DVD‑RAM aufgrund der angesprochenen Sektorierung wie eine Festplatte oder Diskette verwendet und man braucht kein Brennprogramm, um sie zu beschreiben. Wichtig ist hierbei der Vorteil des Defektmanagements, das gewährleistet, dass die Daten abgeglichen werden und womöglich fehlerhafte Bereiche auf der DVD‑RAM nicht beschrieben werden.
Das Beschreiben der DVD‑RAM ist systemseitig anspruchslos und selbst bei hoher Rechenbelastung kann eine DVD‑RAM ohne Fehler beschrieben werden. Dies hängt mit dem erwähnten Defektmanagement zusammen.

Die DVD‑RAM hat gegenüber DVD±RW aber auch Nachteile. Mit dem UDF-Dateiformat der DVD-RAM kommen viele Betriebssysteme, Mediaplayer, Kopier- und Brennprogramme nicht zurecht, weil nicht alle das UDF-Format oder die gleiche UDF-Version beherrschen. Auch bei den DVD-Laufwerken ist die UDF-Version meist nicht angeführt und man muss sich einen UDF-Treiber oft mühsam gesondert beschaffen. Die Schreibgeschwindigkeit ist mit 2× unterdurchschnittlich. Hingegen ist 5× wiederum annähernd konkurrenzfähig (dies jedoch zulasten der Wiederbeschreibbarkeit). DVD±RWs können heute mit 6× oder 8× beschrieben werden. Es gibt jedoch Entwicklungen, die es ermöglichen, neuere DVD‑RAMs mit 12× oder 16× zu beschreiben. Die Geräte dafür sind schon durchaus verfügbar, doch wegen des undurchsichtigen Absatzes der DVD‑RAM ist nicht ganz klar, ob auch die notwendigen Rohlinge bei uns verfügbar sein werden. Die Kapazität ist mit 4,26 GiB auch geringer als bei den RWs mit 4,38 GiB. Dies hängt mit der Sektorierung und dem Dateisystem zusammen, das man idealerweise verwenden sollte (später dazu mehr). Es gibt jedoch auch beidseitig beschreibbare Versionen mit 2×4,26 GiB, die der Kapazität nach DVD-10 entsprechen. Ein relativ großes Problem ist die Kompatibilität. Auf so genannten Standalone-Playern (DVD-Spieler für den Fernseher) kann eine mit DVD-Video-konformen Inhalt bespielte DVD-RAM zur Zeit nur von sehr wenigen Geräten wiedergegeben werden, da der Aufbau zu den RWs doch sehr anders ist und mehr Technik beansprucht. Ansonsten ist noch zu sagen, dass eine DVD‑RAM-Scheibe vor allem aufgrund des schlechteren Absatzes und des geringeren Konkurrenzdrucks unter den Herstellern teurer ist.

Tabellarischer Vergleich Bearbeiten

DVD‑RAM DVD‑RW DVD+RW
Kapazität mit 4,7 GB angegeben; reell 4,26 GiB (Regelfall)
Doppelseitige Variante 2×4,26 GiB
mit 4,7 GB angegeben; reell 4,38 GiB
maximale Schreibgeschwindigkeit
(1× entspricht 10,8 MBit/​Sek.)
Wiederbeschreibbarkeit etwa 100.000 Vorgänge (2× und 3×)
etwa 10.000 Vorgänge (5×)
maximal 1.000 Schreib-Lösch-Vorgänge
Art des Beschreibens Festplatteneigenschaften
(Drag and Drop)
nur mittels Brennprogramm, nur in einem Zug
Haltbarkeit der Daten mindestens 30 Jahre
(laut Spezifikation)
etwa zehn Jahre
Defektmanagement/​Datenabgleich ja
(durch Laufwerkselektronik)
nein
Kosten für Rohling
(Vergleich 5er-Packung, Jewel Case-Hülle, einseitig / 4,7 GB, Schreibgeschwindigkeit 2-3x)
etwa 2.00 € pro Rohling etwa 1.30 € pro Rohling etwa 1.00 € pro Rohling
Verbreitung/​Kompatibilität PC-Unterstützung gut
(wegen SuperMulti-LW-Durchsetzung); Standalone-Geräte-Unterstützung eher schlecht (bes. im Billigpreissektor)
befriedigend bis gut
(schlechte Reflektionseigenschaften führen bei älteren DVD-Spielern zu Fehlern);
jedoch i.A. besser als DVD+RW
befriedigend bis gut
(schlechte Reflektionseigenschaften führen bei älteren DVD-Spielern zu Fehlern)

(Stand: 2006/​2007)

Weblinks Bearbeiten

Siehe →Weblinks.