Chirurgie: UC - Allgemeine Frakturenlehre, Klassifikationen
UC: Allgemeine Frakturenlehre, Klassifikationen
BearbeitenAO-Klassifikation:
Bearbeitennach der AO-Klassifikation kann jede Extremitäten-Fraktur mit einem Zahlen-Buchstaben-Code bezeichnet werden. Dabei bedeuten die einzelnen Ziffern:
1. Zahl: Knochen der gebrochen ist:
1 = Humerus
2 = Radius und Ulna
3 = Femur
4 = Fibula und Tibia
2. Zahl: Frakturort:
1 = proximales Segment
2 = diaphysäres Segment
3 = distales Segment
3. Frakturform:
A = einfache Fraktur bzw. extraartikuläre Fraktur
B = Keilfraktur bzw. partielle Gelenkfraktur
C = komplexe Fraktur bzw. vollständige Gelenkfraktur
Einteilung nach Art der Gewalteinwirkung:
BearbeitenAbscherfraktur
Abrissfraktur
Biegungsfraktur
Torsions-/ Drehfraktur
Kompressions-/ Depressionsfraktur
Grünholzfraktur -> Periostschlauch einseitig erhalten, i.d.R. im Kindesalter
Fissur -> Spaltbildung im Knochen, keine Kontinuitätsunterbrechung
Allgemeines Prinzip jeder Frakturbehandlung:
Reposition, Retention, Rehabilitation
Einteilung nach Verlauf der Frakturlinie
BearbeitenSchrägfraktur
Querfraktur
Defektbruch mit Verlust von Knochensubstanz
Einteilung nach Anzahl der Fragmente
Bearbeiteneinfach (2 Fragmente)
Mehrfragmentbruch (> 3 Fragmente)
Trümmerbruch (> 6 Fragmente)
Einteilung nach Art der Dislokation:
BearbeitenSeitverschiebung
Längsverschiebung
Achsenknick
Drehfehler -> Bezugsgröße = distales Segment
Sonderformen:
BearbeitenSpontanfraktur -> kein Trauma
Ermüdungsfraktur -> z.B. Marschfraktur
Pathologische Fraktur -> an „Sollbruchstelle“, z.B. Knochenzyste, Tumor…
Bone-Klassifikation der offenen Frakturen:
BearbeitenGrad I: einfache Fraktur, Hautwunde < 1cm, wenig Muskelkontusion, keine Gefäß- oder Nervenverletzung
Grad II: einfache Fraktur, geringe Zersplitterung,
Hautwunde > 1cm, Weichteilschaden, keine größeren Gefäß- oder Nervenverletzungen
Grad III: erhebliche Weichteilverletzung,
Gefäß- + Nervenverletzungen
A: Knochen noch abgedeckt, z.B. Schussverletzung
B: Ablederung des Periost, Knochen liegt frei, Cave: kontaminiert!
C: Gefäßverletzungen
Gradeinteilung der offenen Frakturen auf der Grundlage der Einteilung von Anderson und Gustilo:
BearbeitenGrad 1: Durchtrennung der Haut mit fehlender oder geringer Weichteilkontusion, als gering erachtete bakterielle Kontamination, Fragmentdurchspießung der Weichteildecke von innen
Grad 2: Eröffnung des Weichteilmantels von außen durch direkte Gewalteinwirkung mit umschriebener Haut- und Weichteilkontusionen, als mittelschwer erachtete Kontamination
Grad 3a: ausgedehnte Weichteildestruktionen, starke Wundverschmutzung und länger bestehende Wundkontamination, Schussfrakturen
Grad 3b: freiliegender Knochen, Knochenhaut abgelöst, massive Wundverschmutzung
Grad 3c: rekonstruktionspflichtige Gefäßverletzung, totale und subtotale Amputationen
Neutral-Null-Methode
BearbeitenBeschreibt die Extension und Flexion in einem Gelenk im Bezug zur physiologischen Grundstellung
Bsp 1: Ellenbogengelenk, gesund
Neutral-Null-Wert: 10-0-150
10 = Extension in Grad ausgehend von der Grundstellung des Gelenkes
0 = Grundstellung des Gelenks
150 = Flexion
Bsp 2: Ellenbogengelenk, von der physiologischen Grundstellung aus gesehen 30° in Flexion gehalten, weitere Extension nicht möglich
Neutral-Null-Wert: 0-30-150
0 = Extension nicht möglich von der (pathologischen) Grundstellung des Gelenkes aus
30 = Grundstellung des Gelenkes (pathologisch)
150 = Flexion
Grundlagen:
BearbeitenDiagnostik:
immer Röntgen in zwei Ebenen (außer bei Kindern), Sono zur Weichteilbeurteilung, CT zur OP-Vorbereitung und bei Schädelfrakturen, MRT zur Weichteilbeurteilung
DMS = Durchblutung, Motorik, Sensibilität
Knochenheilung:
Bearbeitenprimäre Knochenheilung gelingt immer dann, wenn ein mikroskopischer Kontakt der Knochenfragmente besteht bei guter Durchblutung und Stabilität.
Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind kommt es zur Kallusbildung
Die Phasen der Knochenheilung sind:
1. Entzündungs-Phase (dauert 3-4 Wochen)
2. Reparative Phase (1 Woche bis Monate)
3. Remodellierungsphase (3-24 Monate)
Kompartmentsyndrom:
BearbeitenDas Kompartmentsyndrom ist gekennzeichnet durch eine Erhöhung des Gewebedrucks durch Schwellung oder Flüssigkeitsansammlung in einem durch intakte Faszien verschlossenen Kompartment mit der Folge von Mikrozirkulationsstörungen.
Symptomatik: Muskel-Dehnungsschmerz, Verhärtung, sensible und motorische Ausfälle. Kein Verschwinden der peripheren Pulse!
Diagnostik: klinische Diagnose! Selten kann eine Messung des subfaszialen Gewebedrucks notwendig werden
Therapie: Faszienspaltung (bei jeglichem Zweifel in der Lokalisation: alle Faszien der Extremität spalten!), offen lassen, sekundäre Naht