Biochemie und Pathobiochemie: MCAD-Defizienz



Allgemeines

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Der MCAD-Mangel (Medium chain acyl-CoA dehydrogenase deficiency (MCADD)) ist ein Stoffwechseldefekt der mitochondrialen β-Oxidation. Er kann im frühen Kindesalter zu plötzlichen und mitunter tödlichen Stoffwechselentgleisungen führen. Die Symptomatik betrifft v.a. Leber, Gehirn und Muskel und kann mit einem Reye-Syndrom verwechselt werden.

Epidemiologie

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Der MCAD-Mangel ist der häufigste der fatty acid oxidation disorders (FAOD).

Inzidenz: Ca. 1 : 10.000.

Ätiologie

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Ursächlich sind autosomal-rezessive Mutationen im Medium-chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase-Gen (ACADM) auf Chromosom 1p31, das für die (MC-)Acyl-CoA-Dehydrogenase kodiert.

Mit 50 bis 90 % ist der 985A-G Basenaustausch (K304E Aminosäurenaustausch) in der kaukasischen Bevölkerung am häufigsten. Der 199T-C-Basenaustausch bleibt klinisch stumm.

Die Genotyp/Phänotyp-Korrelation ist nicht sehr hoch (verminderte Penetranz).

Pathogenese

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Das Enzym katalysiert den ersten Schritt der β-Oxidation (Abbau gestättigter Fettsäuren), die Oxidation von Acyl-CoA zu trans-Δ2-Enoyl-CoA.

Der Körper kann bei einem Enzymdefekt Fettsäuren nicht zur Energiegewinnung heranziehen und die Fettsäuren akkumulieren im Gewebe.

Pathologie

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Es kommt zu Fetteinlagerungen in den Organen, insbesondere in Leber und Muskel. Daneben kann ein Hirnödem auftreten.

  • Akute Stoffwechselentgleisung nach längerem Fasten oder erhöhtem Energiebedarf (z.B. Infekt), meist erstmals im frühen Kindesalter.
    • Hypoglykämisches nicht-ketotisches Koma.
    • Leber: Fettleber, Hepatomegalie, Leberversagen, „Reye-Syndrom“, erhöhte Leberwerte (GGT, ALAT).
    • Gehirn: Enzephalopathie, Krampfanfälle.
    • Muskel: Rhabdomyolyse, Kardiomyopathie, Arrhythmien, Herzversagen.
    • Schock
    • Sudden unexpected death in infancy (SUDI) (Der Begriff sudden infant death syndrome (SIDS) sollte bei Nachweis von Stoffwechseldefekten nicht verwendet werden).

Diagnostik

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  • Neugeborenenscreening (MS/MS).

Labor:

  • MC-Dicarboxylazidurie (C6-C10).
  • Carnitin im Plasma und Gewebe sekundär vermindert.
  • Verminderte Ketogenese.
  • Hypoglykämie.
  • Hyperammonämie.
  • Lactatazidose.

Differentialdiagnosen

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  • Reye-Syndrom
  • Carnitin-Defizienz

Therapie

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  • Vermeidung von Fastenperioden.
  • Rasche Glucoseinfusion, wenn enterale Ernährung nicht möglich bzw. bei Entgleisung.

Komplikationen

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Todesfälle sind nicht selten, insbesondere bei vorher nicht bekannter Erkrankung.

Auch bei bekannter Erkrankung können trotzdem Todesfälle auftreten. Warnsignale sind hierbei:

  • Erbrechen.
  • C8-Level 6 micromol/L und mehr.

Literatur

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MCADD:

FAOD:

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