Biochemie und Pathobiochemie: 21-Hydroxylase-Mangel
Definition
BearbeitenDer 21-Hydroxylase-Mangel ist die häufigste Ursache eines adrenogenitalen Syndroms (AGS) bzw. einer congenitalen adrenalen Hyperplasie (CAH) und beruht auf einer Störung im Steroidhormon-Stoffwechsel.
Epidemiologie
BearbeitenDer 21-Hydroxylase-Mangel ist mit ca. 95 % die häufigste Ursache eines AGS und die häufigste Ursache des Hermaphrodismus. Die Inzidenz beträgt ungefähr 1:15.000 Lebengeburten.
Ätiologie
BearbeitenDas Gen CYP21A2 (6p21.3) wird vorwiegend von der Nebennierenrinde exprimiert und kodiert für die Steroid-21-Monooxygenase (Steroid-21-Hydroxylase). Das Enzym katalysiert die Hydroxylierung des C21-Atoms der Steroidseitenkette und liegt auf dem Syntheseweg des Mineralokortikoids Aldosteron und des Glukokortikoids Kortison. Autosomal-rezessiv erbliche Mutationen führen zu einer Enzymdefizienz.
Pathogenese
BearbeitenEin Enzymblock im Bereich der 21-Hydroxylase bewirkt eine Synthesestörung von Aldosteron und Kortison. Reaktiv kommt es zu einer vermehrten ACTH-Freisetzung aus der Hypophyse mit Stimulation der Steroidbildung und Anhäufung der Vorstufen, die nun bevorzugt in die nicht beeinträchtigte Sexualsteroidssynthese fließen.
Pathologie
BearbeitenDurch die ACTH-Stimulation sind die Nebennieren vergrößert.
Klinik
Bearbeiten- Androgenüberschuss:
- bei Mädchen/Frauen -> , Virilisierung bereits in utero mit Pseudohermaphroditismus (Klitorishypertrophie), Pseudopubertas praecox, Hirsutismus, eingeschränkte Fertilität, Amenorrhoe, erhöhte Abortrate. Kleinwuchs durch vorzeitigen Schluss der Epiphysenfugen.
- bei Jungen/Männern -> Pseudopubertas praecox, benigne Hodentumoren, Hodenatrophie, Kleinwuchs durch vorzeitigen Schluss der Epiphysenfugen, Gynäkomastie.
- Aldosteronmangel -> (Neonatal) lebensbedrohlicher Salzverlust mit arterieller Hypotonie, Hyponatriämie und Hyperkaliämie.
- Cortison-Mangel -> Hypoglykämie
Einteilung des 21-Hydroxylase-Mangels:
- klassisches AGS mit Salzverlust
- einfach virilisierendes AGS
- nicht-klassisches AGS (late-onset)
Diagnostik
BearbeitenLabor:
- 17α-Hydroxyprogesteron und 21-Deoxycortisol im Serum sind erhöht (evtl. erst nach ACTH-Test).
- Cortisol erniedrigt.
- ACTH erhöht.
- Pregnantriol, eine Metabolit des 17α-Hydroxyprogesteron, ist im Urin erhöht.
Genetische Diagnostik:
- Sequenzanalyse
Pränataldiagnostik:
- Genetische Diagnostik aus Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasser
Differentialdiagnosen
Bearbeiten- Idiopathischer Morbus Addison mit Autoantikörperbildung gegen 21-Hydroxylase.
Therapie
Bearbeiten- Lebenslange Substitutionstherapie mit Hydrocortison, ggf. Mineralkortikoid. Nach Wachstumsabschluß ggf. Wechsel zu Dexamathason oder Prednison. Dosisanpassung bei Stresszuständen (z.B. Operation, Infektion).
- Kortikoidbehandlung mit plazentagängigem Kortikoid bei gesicherter Schwangerschaft und Fortführung bis zur Geburt bei weiblichen Feten mit gesichertem Gendefekt.
- Humangenetische Beratung.
Komplikationen
Bearbeiten- Lebensbedrohliches Salzverlust-Syndrom.
- Adisson-Krise (akute Nebenniereninsuffizienz) insb. in Stresssituationen.
- Cushing-Syndrom bei Kortikoid-Überdosierung.
Prognose
BearbeitenGeschichte
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Trakakis E, Loghis C, Kassanos D. “Congenital adrenal hyperplasia because of 21-hydroxylase deficiency. A genetic disorder of interest to obstetricians and gynecologists”. Obstet Gynecol Surv, 64:177–89, March 2009. DOI:10.1097/OGX.0b013e318193301b. PMID 19228439.
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- Auchus RJ. “Management of the adult with congenital adrenal hyperplasia”. Int J Pediatr Endocrinol, 2010:614107, 2010. DOI:10.1155/2010/614107. PMID 20613954.
- Concolino P, Mello E, Zuppi C, Capoluongo E. “Molecular diagnosis of congenital adrenal hyperplasia due to 21-hydroxylase deficiency: an update of new CYP21A2 mutations”. Clin. Chem. Lab. Med., 48:1057–62, August 2010. DOI:10.1515/CCLM.2010.239. PMID 20482300.
- Nimkarn S, New MI. “Congenital adrenal hyperplasia due to 21-hydroxylase deficiency: A paradigm for prenatal diagnosis and treatment”. Ann. N. Y. Acad. Sci., 1192:5–11, March 2010. DOI:10.1111/j.1749-6632.2009.05225.x. PMID 20392211.
Weblinks
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