Benutzer:Yomomo/ COVID-Dialoge

Ziel des Buches Bearbeiten

Das Ziel dieses Buches ist, die Epidemie von COVID-19 als eine Chance auszunutzen, Wissen über verschiedene Bereiche als auch die Art, wie dieses Wissen entstehen kann, zu vermitteln. Wissen ist wohl das Hauptziel von Wikipedia. Manche können meinen, dass dieses Wissen sich auf Informationen besteht, die wir dann lernen können. Wir können uns in diesem Sinne auf die Quellen orientieren und das Wissen dort finden. Nun, diese Informationen, beispielsweise die wissenschaftlichen Kenntnisse, sind durch kritisches Denken entstanden. Ohne kritisches Denken und ohne ein gewisses freies Diskussionsklima, ist die Entstehung von diesen Kenntnissen nicht mal möglich. Auch wenn wir uns auf die Quellen beschränkten, wäre es wichtig, den Kampf aufzuzeigen, der zu den Kenntnissen geführt hat. Kenntnisse zu vermitteln, ohne die Fähigkeit zu vermitteln, kritisch zu denken und an Diskussionen teilzunehmen, ist in diesem Sinne kein Wissensvermitteln.

Die Grundregeln von Wikipedia sind auch in diesem Sinne:

  • Wikipedia ist eine Enzyklopädie: Besonders in Wikibooks sollte auch ein ausgesprochenes Ziel sein, wie eine Person zum Wissen kommt zu lernen, was letztendlich auch ein philosophisches Thema ist.
  • Neutralität: "Daher sollte das Ziel darin bestehen, eine für alle rational denkenden Beteiligten tolerable Beschreibung zu formulieren." Das bedeutet allerdings nicht, Meinungen die uns nicht gefallen, einfach auszuschließen. Andererseits bedeutet es auch, dass das Ziel das Wissen ist. und nicht das Durchsetzten einer bestimmten Meinung. In diesem Sinne, wenn kein Konsens entstehen kann, können Meinungen nebeneinander stehen. Besonders in Wikibooks, wenn es zu unlösbaren Auseinandersetzungen kommt, können zwei Artikel oder zwei Bücher geschrieben werden, wobei der Höflichkeit halber auf die andere Meinung hingewiesen werden sollte.
  • Freie Inhalte.
  • Höflichkeit. Das gewährleistet das notwendige Diskussionsklima.
  • Ignoriere alle Regeln. Diese Regel bedeutet selbstverständlich nicht, dass die eben genannte Regeln ignoriert werden müssen. Im Gegenteil. Diese Regel macht nur auf die Bedeutung des kritischen Denkens aufmerksam. Die Grundregeln darf man selbstverständlich nicht ignorieren, sonst kann kein Wissen und kein Diskussion entstehen. Weitere Regeln aber, sollten immer unter Betracht von diesen Grundregeln überprüft werden.

Beispiele über Quellen: Einfache Sätze, wie 2+2=4 (oder sogar allgemein die Mathematik, die man in der Pflichtschule lernt), einfache logische Argumente, wie z.B., wenn etwas verfassungswidrig ist, dann soll es auch gesetzeswidrig sein, oder leicht überprüfbare Aussagen, wie z.B. dass die Bevölkerungsdichte in einem Staat einen gewissen Wert hat und dass in diesem Staat so und so viele Menschen in Städten mit mehr als 300000 Bevölkerung leben, sollten keine Quelle brauchen. IM GEGENTEIL: Wenn eine bisher als neutral geltende Quelle solche einfache Regeln und logische Argumente ignoriert, sollte die Quelle hinterfragt werden und nicht die Richtigkeit des Arguments oder sogar der Wirklichkeit. Sonst hätten wir einfach von Anfang an die Bibel als Quelle benutzen sollen, sie galt vor ein paar Jahrhunderte als völlig objektiv und neutral, der Rest wäre unter so einer Betrachtung gar nicht notwendig. Und wenn eine leicht überprüfbare Aussage hinterfragt wird, dann soll eher die Person, die die Aussage hinterfragt etwas vorweisen, dass vielleicht doch tatsächlich zeigt, dass die Aussage doch falsch ist.

Bereiche Bearbeiten

Mathematik und Naturwissenschaften Bearbeiten

Vor allem Statistiken werden hier benutzt, um aufzuzeigen, wie sie für gewisse Ziele benutzt werden können und wie eine Person sie kritisch betrachten kann.

Jura Bearbeiten

Grundfragen, die in diesem Abschnitt NICHT mit der Moral, sondern mit der Gesetzeslage zu tun haben.

  • Wem ist ein*e Bürger*in verpflichtet, wenn es zu Widersprüchen kommt, der Exekutive und der Verfassung?
  • Was besagt das Gesetz in solchen Fällen? Werden die Personen bei ihren Entscheidungen nach der Verfassung oder nach den Gesetzen und den Verordnungen der Regierungen beurteilt?
  • Was passiert mit einer Regierung und ihrer Mitgliedern, wenn sie verfassungswidrige Gesetze oder Verordnungen erlassen? Werden sie bestraft, falls sie die Verfassung ignorieren?
  • Dürfen Regierungen Gesetze und Verordnungen durchsetzen, ohne dass diese über ihre Verfassungskonformität überprüft werden?
  • Was passiert, wenn manche Grundrechte gegen andere aufgespielt werden? Ist sowas legal, und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Medien und Politik Bearbeiten

Philosophie Bearbeiten

Grundsatz dieses Buches ist: In der Philosophie gibt es keine definitive Antwort. Es geht hier um das Spiel des Argumentierens, ein Spiel allerdings, das gravierende Folgen auf unserem Leben doch haben kann.

Vergleich der Maßnahmen gegen die COVID-19 Epidemie Bearbeiten

Erklärungen Bearbeiten

In diesen Artikeln werden Vergleiche der Maßnahmen gegen COVID-19 Epidemie durchgeführt, auf Basis der Daten von Staaten mit unterschiedlichen Merkmalen und Politiken. Mit hilfe dieser Vergleiche können wir Folgerung über die Notwendigkeit und die Wirksamkeit solcher Maßnahmen ziehen. Ein Vergleich kann die Daten eines einzigen Staates über die Jahre betreffen oder auch Daten von zwei oder mehreren Staaten.

Der einzige Staat der EU, der nicht Verbote von in der Verfassung festgeschriebenen Grundrechten durchgeführt hat (mit dem Ziel die Epidemie einzudämmen), war Schweden. Der Staat mit der zur Bevölkerung verhältnismäßig größten Anzahl von Todesfällen war bis Ende Februar 2021 Belgien und seitdem Tschechien. Um die Politiken zu vergleichen, müssen wir viele Faktoren berücksichtigen, wie z.B. kulturelle Unterschiede, Unterschiede in der Verteilung der Bevölkerung, im Wetter, im Gesundheitssystem, im Immungedächtnis der Bevölkerung (ob und sie stark sie in Berührung zu verschiedenen Krankheiten war). Trotz der Schwierigkeiten ist ein Vergleich notwendig, um den völligen Willkur zu vermeiden. Was wir machen können, um sicherer Folgerungen zu bekommen, ist solche Faktoren so weit wie möglich zu berücksichtigen und über ihren Einfluss zu kontrolieren.

Nach dieser Logik könnten wir Schweden mit Österreich vergleichen. Schweden hat zwar eine geringere Bevölkerungsdichte als Österreich, andererseits eine ziemlich ähnliche Verteilung der Bevölkerung zwischen Städten und Land. Es gibt sicherlich kulturelle Unterschiede, z.B. was den sozialen Kontakt und Abstand betrifft, diese Unterschiede sind allerdings nicht so groß, wie im Vergleich zu den Ländern Südeuropas, wo der Kontakt viel intensiver ist. Noch dazu ist das Wetter in Schweden kälter, was unter Umständen zu einer leichtere Verbreitung der Epidemie führen kann.

Ähnlich wäre es sinnvoll, trotz den Unterschieden Vergleiche zwischen Belgien und Tschechien, Schweden und Dänemark, Italien und Tschechien oder Belgien zu führen, um zu sehen welche Rolle das Vorhandensein von einer (nur im Winter 2020-21) oder zwei (April 20 und Winter 2020-21) Wellen, weniger oder mehrere Todesfälle bzw. den Unterschieden des Gesundheitssystems spielten.

In diesem Sinne präsentieren wir hier zunächst Daten von einzelnden Staaten und vergleichen wir dann Daten von zwei oder mehreren Staaten. Wir untersuchen die Effektivität der Maßnahmen als auch bestimmte Merkmale der Krankheit (IFR, mittleres Todesalter, Folgen auf die allgemeine Gesundheit, Geschwindigkeit der Ausbreitung) und präsentieren manche bisherige Forschungen über das Thema.

Schweden Bearbeiten

Im Gegensatz zu den meisten Staaten der EU gab es in Schweden kaum Verbote gegen in der Verfassung festgeschriebenen Rechte als Weg um die Verbreitung der Epidemie zu beschränken. Die Verfassung sieht so was nicht vor und die Experten-Komitee, die die Situation bewältigt hat, hat sich für beschränkten Maßnahmen entschlossen. Die Experten haben mit einer starken Welle, in April 2020, gerechnet, es gab aber trotzdem eine zweite, etwas ausgeprägter, am Ende von 2020. Unter der Maßnahmen war unter anderen Empfehlungen zur Beschränkung der Besucher bei Altersheimen, der Anzahl der Personen in Versammlungen auf 50 und ab Dezember auf 8, zur Home-Arbeit wenn möglich. Die Schulen bis 9. Schulstufe blieben offen ohne Beschränkungen, ab der 10. Stufe (und in der Uni) gab es auch Empfehlungen für Lernen zu Hause. Es muss erwähnt werden, dass das Wort "Empfehlung" in Schweden eher eine strenge Bedeutung hat: wenn die Regierungen etwas empfehlen, dann machen das die Leute auch, das ist eine kulturelle Sache. Ob die Epidemie ihren natürlichen Verlauf befolgt hat und in der ersten Welle wegen des Wetters und in der zweiten wegen einer Herdenimmunität gestoppt hat, oder ob die Maßnahmen oder die Impfungen (in der zweiten Welle) eine entscheidende Rolle gespielt haben, bleibt zur Zeit eine offene und interessante Frage, die auch statistisch untersucht werden kann. Über die Herdenimmunität ab Dezember 2020 gibt es zur Zeit Daten nur von Freiwilligen und nicht von randomisierten Studien.

Übersterblichkeit Bearbeiten

Die sogenannte Übersterblichkeit (Prozent der Todesfälle, die für einen beschränkten Zeitraum oberhalb des erwarteten Wertes liegt) wird von einer Abteilung der Gesundheitsbehörde Dänemarks (Euromomo) für ganzes EU gemessen. Die Daten für Schweden werden jede Woche in der entsprechenden Seite der Gesundheitsbehörde veröffentlicht.[1]

 

Wenn wir dieses Diagramm sehen, könnten wir denken, dass wir in Schweden tatsächlich zu viele Todesfälle in den Saisons 2019-20, 2020-21 (zumindest bis März 2021) hatten. Wir präsentieren hier noch zwei Diagramme auf die gleichen Daten basierend, die die Daten etwas weniger bearbeitet zeigen.

Im folgenden Diagramm sehen wir die Wellen der letzten 5 Jahre "aufeinander". Die Todesfälle sind jedes Jahr im Winter mehr. Manchmal haben wir das Maximum schon im November, mal im Dezember, das kann aber auch in Februar oder sogar in März vorkommen. Das Minimum erscheint allerdings immer irgendwann im Septemper. Daher können wir die Wellen mehr erkennbar machen, wenn wir Zeitintervalle zwischen den beiden Minimums wählen. In diesem Diagramm sehen wir ganz klar die Welle in der Saison 2019-2020, die ihr Maximum in April 2020 hatte und die Welle der Saison 2020-21, die ihr Maximum Ende Dezember 2020 hatte und noch läuft. Wir sehen auch eher klar noch zwei Wellen, in 2016-17 und in 2017-18, die nicht so ausgeprägt waren und ihr Maximum eben auch in anderen Monaten hatten.

Todesfälle pro Tag (alle Ursachen)[2]

Die gleichen Daten in nacheinander folgenden Jahren sehen wir hier: Die schwarze Linie ist der Mittelwert der letzten 5 Jahren.

Mortalität Bearbeiten

Um die Auswirkungen einer Epidemie auf die Mortalität eines Staates zu vergleichen, brauchen wir Daten für diese Bevölkerung über viele Jahre. Im folgenden Diagramm sehen wir die Mortalität in Schweden (immer für Grippen-Saisons, also Todesfälle zwischen Anfang Oktober und Ende September des nächsten Jahres dividiert durch Bevölkerung im Januar) seit 1910.[3][4]

Mortalität seit 1910 Okt-Sept

Im Diagramm ist zu sehen, dass die Mortalität in Schweden für die Saison 2019-2020 innerhalb der gewöhnlichen Schwankungen geblieben ist. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir ausschließen können, dass die Epidemie negative Wirkungen hatte. Genauso können wir allerdings auch nicht ausschließen, dass die Epidemie keine Wirkung auf die Mortalität hatte.

Im letzten Diagramm ist auch die sogenannte "spanische" Grippe klar zu sehen. Die Mortalität in der Saison 1918-19 ist über 50% gestiegen (Übersterblichkeit), im Gegenteil zu der Saison 2019-20, wo es nicht auszuschließen ist, dass die Mortalität im gewöhnlichen Rahmen lag. In der "spanische" Grippe, lag das mittlere Todesalter der an der Grippe sterbenden etwas bie 28 Jahre (in der jetzigen Welle in allen europäischen Staaten über 79,5). Aber auch diese Welle, die "spanische" Grippe, kann nicht mit Epidemien verglichen werden, wie die Pest, die wahrscheinlich in manche Staaten eine Übersterblichkeit von über 1000% hatte.

Einen weiteren Vergleich können wir mit der Grippewelle im Saison 1993-94 im folgenden Diagramm sehen (Influenza vermutlich), die ähnlich wie die Welle in April 2020 sehr steil gestiegen war.

Todesfälle pro Monat (Alle Ursachen)[5]

Todesfälle in Altersheimen und Bericht der unabhängigen Komitee Bearbeiten

In Schweden wurde eine unabhängige Komitee errichtet, um die möglichen Versäumnissen der Maßnahmen zu eruieren.[6] Im letzten Absatz der Übersetzung der Zusammenfassung des Berichtes auf Englisch können wir folgendes lesen:


"We have found that elderly care was unprepared and ill-equipped when the pandemic struck and that this was founded in structural shortcomings that were known long before the outbreak of the virus. The ultimate responsibility for these shortcomings rests with the Government in power –and with the previous governments that also possessed this information. The Government governs the Realm (Chapter1, Section6 of the Instrument of Government) and should therefore have taken the necessary initiatives to ensure that elderly care was better equipped to deal with a crisis of this nature."

Nach dem Bericht daher gab es tatsächlich Versäumnisse, allerdings nicht was die allgemeinen Beschränkungs-Maßnahmen der Bevölkerung betrifft. Was nach dem Bericht vor allem fehlte waren gezielte Maßnahmen, was die Risikogruppen, insbesondere die Altersheime, betrifft, Versäumnisse die mit einer langjährigen Politik zu tun haben, die zu unausreichenden Strukturen in den Altersheimen geführt hat. Im folgenden Diagramm können wir sehen, dass tatsächlich etwas weniger als die Hälfte der Todesfälle in Altersheimen stattgefunden haben.[7]

Todesalter Bearbeiten

Im folgenden Diagramm können wir auch die Verteilung nach Altersgruppe sehen [8][7]

Immunität der Bevölkerung Bearbeiten

Es gibt unterschiedliche Immunitätsarten gegen Krankheiten. Eine davon kann theoretisch mit Hilfe von Antikörpertests nachgewiesen werden. In Schweden wurden randomisierte Studien über den Prozentsatz der Bevölkerung mit positiven Antikörpertests gemacht (allerdings nicht über T-Gedächtniszelle Immunität oder andere Arten). Zwischen 20.4.2020 und 14.6.2020 wurde der größte Prozentsatz in der 23. Kalenderwoche (1.-7. Juni) gemessen, mit 6,8% (95% CI: 5,07-8,80) für das ganze Land und 11,3% (95% CI: 8,30-15,28) für Stockholm. Die entsprechenden Werte für den 42.-43. Woche waren 6,7% (95% ΔΕ 5,67-7,79) (Schweden) und 9,7% (95% CI 7,71-12,03) (Stockholm) und für die 48.-49. Woche 7,9% (95% CI 6,79-9,19) (Schweden) und 11,4% (95% CI 9,38-13,56) (Stockholm).[9]

Die offizielle Behörde Schwedens berichtet auch jede Woche über die Ergebnisse (auch) der Antikörpertests. Im folgenden Diagramm sehen wir den Prozentsatz der positiven Tests sowohl in Schweden als auch in Stockholm.[10] Vorsicht beim Ablesen ist in diesem Fall zu raten, da diese Ergebnisse nicht auf randomisierte sondern auf freiwilligen Personen basiert sind.

Prozent positiver Antikörpertests unter Freiwilligen

Prozent positiver Antikörpertests unter Freiwilligen in Stockholm

Österreich Bearbeiten

In einer Pressemitteilung der statistischen Behörde Österreichs wird erwähnt, dass für das Jahr 2020 eine Übersterblichkeit von ca. 10,9% vorgesehen ist und dass fürs erste mal sein Jahrzehnten eine Abnahme der Lebenserwartung zu verzeichnen ist, von sogar 6 Monaten.[11] Lass uns die Daten der statistischen Behörde etwas genauer hinschauen.

Lass uns zunächst einmal die Entwicklung der Mortalität in Österreich in den letzten 40 Jahren überprüfen. Für dieses Diagramm benutzen wir das Verhältnis der jeweils registrierten Todesfällen[12] zu der Bevölkerung des entsprechenden Jahres.[13]

Mortalität in Österreich seit 1981
(Kalenderjahre)

In diesem Diagramm können wir klar sehen, dass wir keine Erhöhung der Mortalität von 10,9% im letzten Jahr im Vergleich zum vorherigen hatten. Die Erhöhung ist nämlich: (10,27-9,393)/9,393=9,4%. Den Grund für den Wert 10,9% können wir in der Pressemitteilung der Behörde lesen. Erstens werden absolute Zahlen der Todesfälle verglichen. Auch dann aber wäre die Erhöhung der Todesfälle (91599-83386)/83386=9,85%. Der Vergleich bezieht sich auf den Mittelwert der letzten 5 Jahre. Im Diagramm können wir aber sehen, dass die Mortalität über die Jahre keine feste Tendenz hat. Bis ca. 2005 hat sie abgenommen, sie ist dann bis 2008 etwas stabil geblieben und seitdem wächst sie langsam. Welchen Wert wir für einen Vergleich benutzen, hängt letztendlich auch von der Entscheidung über ein Modell ab.

Im gleichen Diagramm sehen wir auch, dass wir nicht zum ersten mal eine abrupte Zunahme der Mortalität zwischen zwei nacheinander folgenden Jahren beobachen. Genauer war die Zunahme zwischen 2014-15 (9,627-9,159)/9,159=5,1% (wenn auch eindeutig nicht so abrupt, wie zwischen 2019-20). Wir sehen also hier ein Grundprinzip der Statistik, nämlich dass die Einschätzung der Zahlen auch von der Wahl des Modells abhängt. Wenn wir bei diesen Daten ein wachsendes lineares Modell benutzen, werden wir für die Zunahme zwischen 2019-20 einen Wert bekommen, der sogar weniger als 9,4% sein wird. Wenn wir wieder einen Mittelwert benutzen, aber diesmal für die letzten 40 Jahren anstatt nur den letzten 5, werden wir sogar eine relativ ausgeprägte Untersterblichkeit bekommen (was selbstverständlich eine verzerrte Darstellung der Daten ist). Die Wahl des Modells soll daher auf das Bild der Daten basieren und die daraus entstandene Gleichung soll diesen so weit wie möglich für das gewählte Zeitintervall entsprechen (für die 40 Jahren wäre beispielsweise eine quadratische Funktion schon geeigneter als eine lineare).

Eine andere unausgesprochene Vorannahme der statistischen Behörde in ihrer Pressemitteilung ist die Anwendung des Kalenderjahrs als Referenz.[11] Diese Wahl ist genauso willkürlich wie jede andere und basiert auf die Anwendung des christlichen Kalenders in unseren Staaten. Wie wir im Artikel über Schweden allerdings sehen können, gibt es ausreichende Gründe eine andere Wahl vorzuziehen, nämlich das Intervall zwischen Oktober-September (in etwa) für Staaten der nördlichen Hemisphäre (für der südlichen wäre es die entsprechende Grippe-Saison, wie sie in der Sterblichkeitsdaten abzulesen ist, nämlich etwa April-März). Wenn wir also die vorläufigen Daten der Welle, die im Oktober 2020 in Österreich angefangen und in März 2021 abgeklungen hat, benutzen, können wir tatsächlich eine Übersterblichkeit von sogar vielleicht über 10% berechnen. Um die Auswirkungen allerdings, nach diesem Modell, der Epidemie auf die Mortalität zu berechnen, müssen wir, nach diesem Modell, bis September 2021 warten, Daten, die noch nicht vorhanden sind. Die Entwicklung der Mortalität nach diesem Modell in den letzten 13 Jahren bis September 2020 sehen wir im folgenden Diagramm (wobei hier für die Saison 2019-20 nur die Welle in April 2020 einbezogen wird, die nicht besonders stark war).

Mortalität in Österreich seit 2007-8
(Okt-Sept)

Belgien Bearbeiten

Dänemark Bearbeiten

Altersverteilung[14]

Mortalität in Dänemark seit 2007
Kalenderjahre
[15][16][17]

Tschechien Bearbeiten

Neuseeland Bearbeiten

Vergleich Österreich-Schweden Bearbeiten

Mortalität ab 2007-08
für die Intervalle Okt-Sept

Mortalität ab 2007-08 Kalenderjahre

Mortalität seit 1981, Kalenderjahre

Vergleich Dänemark-Schweden Bearbeiten

Es gibt selbstverständlich viele Einschränkungen, wenn Staaten verglichen werden. Was die Epidemie betrifft wurden allerdings solche Vergleich sowohl in der Presse, als auch in wissenschaftlichen Artikel gemacht. Der Vergleich zwischen Schweden und Dänemark ist auch deshalb interessant, weil in der Presse oft erwähnt wurde, dass der Krisenstab in Schweden wegen des Vergleichs (viel weniger Todesfälle in Dänemark) kritisiert wurde. Der Vergleich kann dazu dienen einige sogar einfache mathematische Regeln zu veranschaulichen.

  • In Dänemark hatten wir bis Mitte März 2021 ca. 2500 an Korona zugeschriebene Todesfälle, in Schweden ca. 12500. Nehmen wir an, dass die Staaten keinen Unterschied in der Registrierung der Todesfälle aufweisen. 12500 ist das 5-fache von 2500. Bedeutet das, dass die Auswirkung der Epidemie in Schweden 5 mal stärker war?
    Selbstverständlich nicht. Wir können nicht absolute Zahlen vergleichen. Hätten wir in Österreich 8,5 Millionen Todesfälle und in China 20 Millionen, wäre es in Österreich die ganze Bevölkerung und in China nicht mal 1/100-stel. Ein Vergleich muss die Bevölkerung der Staaten berücksichtigen. Dänemark hat ca. 5 Millionen Einwohner, Schweden um die 10,5 (etwa die doppelte). Wenn wir also das berücksichtigen, hätten wir in Schweden etwa das 2,5-fache der Todesfälle, wie in Dänemark. Kommentare, die wir oft in der Presse finden können, wie "USA (oder Brasilien) hat die meisten Todesfälle" sind in dieser Hinsicht daneben. Die sind zwar wahr, sie stellen allerdings ein irreführendes Bild der Wahrheit dar. Absolute Zahlen eines Merkmals in einer Bevölkerung ohne Deduktion auf die gesamte Anzahl der Bevölkerung bieten keine richtige Darstellung des Merkmals an und können in keinem Fall bei Vergleichen benutzt werden (was bei solchen Kommentaren allerdings psychologisch automatisch passiert).
  • Auch diese Zahl aber (das 2,5-fache) kann irreführend sein, in unserem Fall was die Auswirkungen einer Epidemie betrifft. Stellen wir uns vor, dass in einem Staat 2 Todesfälle in 10000 an einer Krankheit zuzuschreiben sind und in einem anderen 5. Das ist immer noch das 2,5-fache, die gesamte Auswirkung auf die Mortalität der Bevölkerung ist allerdings nicht besonders aufregend. Zahlen sollten immer im entsprechenden Rahmen präsentiert werden, wenn wir vermeiden wollen, dass sie irreführend sind. Der genauerer Ausdruck in unserem Fall wäre dann: "In Schweden können wir ca. 1/20-stel der gesamten Todesfälle an Korona zuschreiben als in Dänemark". Die psychologische Auswirkung des Vergleichs "die 2,5-fache Todesfälle" und "1/20-stel der gesamten Todesfälle mehr" könnte unter Umständen sehr unterschiedlich sein.
  • Diese Zahl kann aber auch irreführend sein, wenn wir die Konsequenzen einer Epidemie einschätzen wollen. Denken wir an den (grundsätzlich doch unmöglichen) Fall, dass eine Epidemie sich langsam entwickelt und die Todesfälle genau diejenigen betreffen, die an diesem Jahr sowieso sterben würden, und zwar alle. Die Epidemie wäre in diesem Fall die einzige Todesursache fürs ganze Jahr. Könnten wir in so einem (völlig imaginären) Fall sagen, dass die Epidemie gefährlich ist? Wir lassen diese Frage hier offen und analysieren die Situation etwas weiter. Wir haben vorher über 1/20-stel, also 5% der Todesfälle gesprochen. Auch wenn wir annehmen, dass die Mortalität in diesem Jahr um 5% gestiegen ist, müssen wir statistisch überprüfen, was das bedeutet. 5% ist innerhalb des Konfidenzintervalls für die Mortalität. Die Mortalität bleibt nicht stabil von Jahr auf Jahr. Mal wird sie weniger, mal mehr und zwar mit Werten in den letzten Jahren, die tatsächlich auch nah zu 5% sein können. Mit so einen Wert können wir zwar nicht ausschließen, dass die Epidemie eine Wirkung auf die gesamte Sterblichkeit hat, wir können aber auch nicht ausschließen, dass sie keine Wirkung hat.
  • Um die Wirkung der Epidemie einzuschätzen, müssen wir auch betrachten, welches das mittlere Todesalter ist, wie im entsprechenden Kapitel besprochen wird. In unserem Fall lag es um die Lebenserwartung.
  • Wie im Kapitel über Schweden besprochen, sollen wir auch das Zeitintervall wählen, das für dieses Phänomen geeignet ist. Für Staaten der nördlichen Halbkugel wäre das zwischen Oktober-September. Hier ist also das entsprechende Vergleichsdiagramm:[15][16][17][3][4]

Mortalität ab 2007-08
für die Intervalle Okt-Sept

Im Diagramm können wir ziemlich klar sehen, dass wir keinen Unterschied von statistischer Bedeutung hatten. Das folgende Diagramm zeigt auch den Vergleich für Kalenderjahre, falls jemand unbedingt diese benutzen will:[15][16][17][3][4]

Mortalität seit 2007, Kalenderjahre

Im Diagramm können wir sehen, dass wir statistisch keinen Unterschied zwischen Schweden und Dänemark begründen können, auch wenn wir die Kalenderjahre berücksichtigen.

Wir müssen erwähnen, dass selbstverständlich der Tod nicht die einzige negative Konsequenz einer Krankheit sein kann. Genauso wichtig sind beispielsweise jahrelange Auswirkungen auf die Gesundheit (wie bei Kinderlähmung). Sobald wir ausreichende statistische Daten darüber haben, können wir sie auch berücksichtigen.

Auch wichtig zu sagen ist, dass absolute Zahlen bei der Einschätzung der Auswirkungen einer Epidemie (oder jeglichen Merkmales) zwar in der Regel nicht geeignet sind, in manchen Fällen aber doch schon eine Rolle spielen, wie wenn wir berechnen wollen, ob beispielsweise die vorhandenen Krankenhäuser überlastet werden, wie im entsprechenden Kapitel besprochen wird.

Vergleich Belgien-Tschechien Bearbeiten

Vergleich Schweden-Neuseeland Bearbeiten

Vergleichende Studien Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wöchentliche Bericht des Schwedischen Ministeriums für Gesundheit über COVID-19
  2. Anzahl der Todesfälle nach der Statistikbehörde Schwedens. Notiz: die Daten für 2021 sind vorläufig.
  3. 3,0 3,1 3,2 SCB Statistische Behörde Schwedens: Todesfälle pro Monat
  4. 4,0 4,1 4,2 SCB Statistische Behörde Schwedens: Bevölkerung.
  5. Anzahl der Todesfälle nach der Statistikbehörde Schwedens
  6. Zusammenfassung des Berichtes auf Englisch
  7. 7,0 7,1 Statistik över avlidna i covid-19 Tabelle im EXCEL: "Övergripande statistik"
  8. Statistik över antal avlidna i covid-19
  9. Studie des Gesundheitsministeriums
  10. Seite der Behörde mit Links zu den Seiten mit den wöchentlichen Daten
  11. 11,0 11,1 Pressemitteilung der österreichischen statistischen Behörde
  12. Statistische Behörde Österreichs, Todesfälle
  13. Statistische Behörde Österreichs, registrierte Bevölkerung
  14. zip Data Daten in 05_bekraeftede_tilfaelde_doede_pr_region_pr_alders_grp.csv, zip file in https://covid19.ssi.dk/overvagningsdata/download-fil-med-overvaagningdata am 13.3.21
  15. 15,0 15,1 15,2 https://www.statistikbanken.dk/statbank5a/SelectVarVal/Define.asp?MainTable=DODC1&PLanguage=0&PXSId=0&wsid=cftree am 27.3.21
  16. 16,0 16,1 16,2 https://www.statistikbanken.dk/statbank5a/SelectVarVal/Define.asp?MainTable=DODC2&PLanguage=0&PXSId=0&wsid=cftree am 27.3.21
  17. 17,0 17,1 17,2 https://www.statistikbanken.dk/FOLK1A am 25.3.21