Was ist Geist

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Einordnung des Begriffs Geist in die naturwissenschaftlichen Grundkategorien

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Wenn man die drei Basisbegriffe der heutigen Naturwissenschaften Stoff (= Materie), Strahlung (= Energie) und Struktur (= Information) betrachtet, kann man fragen, wo der Begriff Geist naturwissenschaftlich eingeordnet werden kann.

 

Die erste und wichtigste Unterteilung der Struktur ist dann die Unterscheidung zwischen Zufallsstruktur und geordneter Struktur oder auch zwischen Zufallsinformation und nicht zufälliger Information. Reine Zufallsinformation hat kaum Informationsgehalt, ist geistlos. Geist gehört also zur geordneten Information.

Dazu kommt dann der Basisbegriff des   Lebewesens. In den Naturwissenschaften gesteht man Geist nur Lebewesen mit einem   Nervensystem zu. Noch enger wird die Definition, wenn man Geist nur auf den Menschen bezieht. Man muß die Definition aber wieder ausweiten, weil auch die Produkte des menschlichen Geistes beispielsweise Bücher nach allgemeiner Vorstellung geistige Produkte sind.

Basisbegriffe der Natur- und Strukturwissenschaften

Materie ------------  Energie 
   \                     /
    \                   /
     \                 /
      \               /
          Information 
              /\
             /  \
            /    \
           /      \
          /        \
 Zufalls-          geordnete Information
 Information         \
                      \
                      geordnete Strukturen in Lebewesen
                       \
                        \
                        Informationsverarbeitung in Lebewesen 
                         \
                          \
                         Geist ist die Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn
                           (nervale Algorithmen und Inhalte )
                              \
                               \
                           Geist steckt auch in manchen menschlichen Produkten zb in Büchern

Da der Begriff Geist durch eine lange philosophische Diskussion gegangen ist, wird in den Naturwissenschaften oft der neuere Begriff Information verwendet. Der menschliche Geist wird so zum informationsverarbeitenden System des Menschen mitsamt seinen nervalen Verarbeitungsalgorithmen und seinen abgespeicherten Inhalten.

Definition des Begriffes Geist in der Medizin

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Die Medizin sieht den Geist eng ans Gehirn gekoppelt. Schon sehr früh wurde ein programmatischer Satz formuliert. Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten. Siehe   Wilhelm_Griesinger und   Geisteskrankheit

Viele bahnbrechende Methoden der Neurowissenschaften verdanken ihre technologische Weiterentwicklung der breiten Anwendung in der Medizin und deren Wunsch nach immer besseren Diagnosemöglichkeiten. Genannt seien dabei das   EEG, das   CT, das   NMR des Gehirns, das   SPECT des Gehirns. So wird es tatsächlich zunehmend möglich (in einem groben Sinne) dem Gehirn beim Denken zuzuschauen und so den menschlichen Geist besser zu verstehen.

Empfehlung

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Ich habe das Buch Auf der Suche nach dem Gedächtnis. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft des Geistes - Siedler Verlag, März 2006. von   Eric Kandel gelesen und war beeindruckt. In klar verständlicher Sprache wird die Grundlage der   Gedächtnisforschung beschrieben. Vermischt ist das ganze mit autobiografischen Hinweisen des Autors. Meines Erachtens sehr lesenswert.

Das menschliche Bewusstsein ist eine Funktion des Gehirns, bei der sich die Natur- und Geisteswissenschaften bisher sehr schwer tun , sie plausibel zu erklären. Es gab sogar Zeiten, da hat ein Teil der Psychologen mit allem Ernst erklärt: Bewusstsein gibt es nicht, es gibt nur Verhalten. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei und die Wissenschaftler besinnen sich auf ihre alten Tugenden: Zergliedern und in Teilfunktionen auflösen, wieder neu zusammensetzen und Modelle konstruieren, Experimente anstellen, Extremfälle suchen und krankhafte Zustände definieren. Und so kann man auch einer sehr komplexen Funktion, wie es das menschliche Bewusstsein darstellt, langsam näher kommen.

5 naturwissenschaftliche Basisaussagen über das Bewusstsein

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Das menschliche Bewusstsein ist weit davon entfernt, auch nur einigermaßen durchschaut und verstanden zu sein. Dennoch kann man ein paar sichere Aussagen über das Bewusstsein treffen, die es ganz klar als Funktion unseres Gehirnes definieren:

  • 1.Unser Bewusstsein erlischt jeden Tag im Schlaf und schaltet wieder an, wenn wir aufwachen.
  • 2.Unser Bewusstsein lässt sich sehr leicht durch Medikamente innerhalb von Minuten abschalten. Dies funktioniert beispielsweise ohne Probleme beim wachen gesunden Menschen mit dem Stoff Midazolam ( = Dormicum). Gibt man diesen Stoff in ausreichender Dosis - natürlich nur, wenn dies medizinisch notwendig ist - dann wird das Bewusstsein innerhalb kürzester Zeit ausgeschaltet. Auch der umgekehrte Weg funktioniert problemlos. Die Wirkung des Schlafmittels kann innerhalb von wenigen Minuten durch ein Gegenmittel wie z.B. Flumazenil ( = Anexate) wieder aufgehoben werden. Das Bewusstsein ist dann wieder angeschaltet.
  • 3.Unser Bewusstsein ist sicher noch nicht in der befruchteten menschlichen Eizelle vorhanden. Es ist aber in einem gesunden, wachen erwachsenen Menschen zu finden. Irgendwo dazwischen muss es sich gebildet haben.
  • 4.Das Bewusstsein ist sicher noch nicht in den Anfängen des Lebens, in den Einzellern, vorhanden. Es ist aber bei höheren Lebewesen wie den Menschen zu finden. Es muss sich also irgendwo dazwischen im Laufe der Evolution entwickelt haben. Das unbewusste Denken ist älter als das bewusste Denken.
  • 5.Das Bewusstsein erlischt mit dem Tod des menschlichen Gehirns.

Diese 5 Basisaussagen lassen nach naturwissenschaftlicher Meinung erkennen, dass das Bewusstsein eine Funktion des Gehirnes ist.

Es gibt einige einfache Kennzeichen des wachen Bewusstseins beim gesunden Menschen:

  • Bewusstseinsklarheit ( klare geistige Verfassung):
  • der Mensch ist ansprechbar
  • zeitlich orientiert
  • räumlich orientiert
  • zur eigenen Person orientiert
  • er reagiert normal
  • er zeigt eine normale Merkfähigkeit
  • er zeigt ein normales Handlungsvermögen
  • er zeigt eine normale Denkfähigkeit
  • er zeigt eine normale Vorstellungskraft

Bewusstsein ist leises Sprechen mit sich selbst

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Wenn man selber über das eigene Bewusstsein nachdenkt, dann merkt man, dass ein wesentlicher Teil des Bewusstseins ein leises, unhörbares Sprechen mit sich selbst ist. So hat sich vielleicht unser Bewusstsein entwickelt.

Der Mensch hat vorwiegend ein Sprechbewusstsein: Warum ist das so? Beim Sprechen wird ein Informationskreis geschlossen: Alles, was der Mensch zu anderen Menschen sagt, hört er ja sofort wieder mit den eigenen Ohren, d.h. er hört sich ständig selbst und bekommt über die Ohren eine Rückmeldung darüber. Er produziert akustische Information, die sofort wieder ins Gehirn zurückläuft.

Gehirn ------motorisches Sprachzentrum ----- Kehlkopf ----> Schallwellen der Sprache ------> Andere Person
  A                           |                                   |  
  |                           | Silent pathway                    |
  |                           V                                   V
sensorisches Sprachzentrum -----------------------------eigenes-Gehör <----------------- Andere Person  

Erstaunlich ist es zum Beispiel, dass Kinder beim Lesen lernen, wenn sie ein Buch lesen, zunächst noch eine ganze Weile sich selbst laut vorlesen und dann erst auf unhörbares Lesen umschalten. Wie häufig ertappt man sich selbst auch dabei, dass man eigene Gedanken, wenn man allein ist, eben doch laut ausspricht.

Dieser Informationskreis ist bei den anderen Sinnen bei weitem nicht so direkt geschlossen. So produzieren wir nicht ständig Bilder für andere Menschen, die wir auch sofort selbst wieder sehen. Wir produzieren nicht ständig Gerüche, die wir auch sofort selbst wieder riechen. Wir produzieren nicht ständig Geschmacksreize für andere, die wir selbst auch sofort wieder schmecken.

Wenn kein anderer Mensch in unserer Nähe ist, dann kann es passieren, dass wir uns trotzdem mit jemandem laut unterhalten. Wir erproben dann verschiedene Kommunikationsvarianten. Was wäre passiert, wenn ich etwas anderes gesagt hätte, als das, was ich wirklich gesagt habe? Was würde passieren, wenn ich in einer wiederkehrenden Situation so etwas sagen würde?

Ist ein anderer Mensch anwesend, kann diese Erprobung von Kommunikationsverhaltensweisen ebenfalls erfolgen. Man will etwas sagen. Kurz bevor man etwas sagt, zieht man aber die Bremse und sagt es doch nicht. Der Befehl an die Ausgabemuskulatur ist noch nicht frei gegeben, obwohl der Satz schon formuliert war. Man hört den Satz vielleicht auch schon leise vor sich hingesprochen, aber der Kommunikationspartner hört ihn noch nicht. Erst wenn der Gedanke mehrfach herumgedreht wurde, richtig formuliert ist oder die Situation passend ist, gibt man die Bahn frei an den Kehlkopf, und dann kommt er wirklich aus dem Mund. Bei den meisten Menschen wird allerdings nicht allzu lange oder gar nicht abgewogen, was sie sagen. Oft kommt es dem Sprecher selbst erst zum Bewusstsein, was er gesagt hat, wenn er sich selbst laut hat reden hören. Es muss also in unserem Kopf eine unbewusste Vorformulierungsinstanz geben.

Der Gehirnforscher Ernst Pöppel meint: Als bewusst sollen nur jene psychischen Ereignisse angesehen werden, die kommuniziert werden können. Bewusstsein steht also immer in einem sozialen Rahmen. Ohne andere gibt es kein Bewusstsein. ( E.Pöppel: Gehirn und Bewusstsein VCH Verlag Weinheim S.2 )

Erstaunlich ist hier auch die Tatsache, dass das Bewusstsein sprachenabhängig ist. Ist man zum Beispiel ein Jahr lang in einem anderen Land und hat wenig Kontakt mit der eigenen Muttersprache, so schaltet man fast komplett auf die neue Sprache um. Man denkt in der neuen Sprache, ja man träumt sogar in ihr.

Bilder und Melodien und vieles andere mehr können auch Teil unseres Bewusstseins sein. Hier zeigen sich auch wichtige Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen. Leute, die viel sprechen, lesen und schreiben, haben vielleicht ein blasses Bilderbewusstsein und ein reiches Sprachbewusstsein. Versucht man sich bestimmte Bilder oder Landschaften vorzustellen, dann bleiben diese im Vergleich zur Realität ziemlich farblos, dunkel und begrenzt auf subjektiv als wichtig Empfundenes, vor allem dann, wenn man die Augen schließt. Das Sprechbewusstsein ist aber davon unabhängig, ob wir die Augen offen oder zu haben, ob wir unseren Mund benutzen oder nicht und ob wir unsere Ohren zuhalten oder nicht. Hier liegt meines Erachtens ein wichtiger Unterschied zwischen akustischen und optischen Bewusstsein. Vielleicht geht das optisch veranlagten Menschen aber ganz anders.

Etwas eingeschränkt, aber doch vergleichbar mit der Sprache, sind die Bewegungen der Hände. Sie machen ständig etwas, stehen zum Teil auch im Dienste der Kommunikation und wir sehen auch selbst sofort wieder, was wir machen.

Wir sollten also von unseren Fingern ein sehr plastisches Bewusstsein haben, da wir sie ständig sehen und ihre Tastinformationen bekommen, sie gleichzeitig auch jederzeit bewegen können. Allerdings dienen die Finger erst in zweiter Linie zur Kommunikation mit anderen Menschen. Wohingegen die Sprache und das Gehör außerordentlich wichtig für die Kommunikation mit anderen sind.

Seh- und Riechbewußtsein als denkbare Alternative zum Sprechbewußtsein

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Wenn man sich vorstellt, wie ein kurzgeschlossenes Bewußtsein des optischen Bereiches aussehen könnte , dann merkt man, daß beim Menschen eine Lücke klafft. Er hat kein bilderzeugendes Organ ( zb einen Bildschirm ) für seine Gedanken, den andere Personen sehen können, den er aber auch selber sehen kann. Eine rudimentäre Form dieses optischen Kurzschlußbewußtseins stellen unsere Hände dar. Sie haben eine optische Kommunikationsfunktion und wir sehen sie auch immer selbst in Aktion.

Hypothetisches kurzgeschlossenes optisches Bewußtsein

Gehirn ------(optisches Kommunikationszentrum)-----(Monitor) ----> Lichtwellen ----> Andere Person
  A                         fehlt                   fehlt          fehlt  
  |                           # dark pathway                        #
  |                           V                                     V
Sehzentrum-------------------------------------------------eigene-Augen <----------------- Andere Person 

Abb: Dieses Bild zeigt die fiktive Möglichkeit eines optischen Kommunikationskanales.In Abwesenheit eines Kommunikationspartners kann man dann auch in der Dunkelheit mit sich selbst "bildern", ohne das Zeigeinstrument überhaupt anzuschalten. Voraussetzung dafür ist, daß das optische Kommunikationsorgan für den Kommunikationspartner als auch für einen selbst sichtbar ist

 


Wenn man sich vorstellen will, wie ein kurzgeschlossenes Bewußtsein des Geruchs aussehen könnte , dann merkt man, daß auch hier beim Menschen eine Lücke klafft. Er hat kein dufterzeugendes Organ ( zb eine Duftdrüse ), mit schnell wechselnden Düften die andere Personen riechen können , die er aber auch selber riechen kann.

Hypothetisches kurzgeschlossenes Geruchsbewußtsein

Gehirn ------(Geruchs Outputzentrum)-----(Drüse) ----> Duftwelle--------> Andere Person
  A                          fehlt        fehlt            fehlt  
  |                           # nosmell pathway             #
  |                           V                             V
Riechzentrum-----------------------------------------eigene-Nase <------- Andere Person  

Unser Gehör und unser Kehlkopf mit der Sprache als Medium sind als In- und Outputkanäle des Bewußtsein mit einer höheren kommunikativen Potenz zu beurteilen, als die eher objektiven Sinneskanäle Sehen und Riechen, denen ein echter, differenzierter Outputkanal fehlt und die deswegen zur sozialen Kommunikation zumindest beim Menschen nicht so sehr genutzt werden können wie die Sprache.