Aus Wikipedia-Artikel w:Freikirchen:

Geschichtlicher Überblick Bearbeiten

Die w:Waldenser entstanden im w:12. Jahrhundert aus einer Laienbewegung in w:Frankreich und Nordw:italien. Die historischen Wurzeln der w:Mennoniten liegen im teilweise radikalen w:Täufertum des w:16. Jahrhunderts, welches durch sein Ausbrechen aus den etablierten Kirchen heftige Reaktionen und Verfolgungen auslöste. Unter den Freikirchen, die sich - wenn auch in geringer Zahl - in Kontinentaleuropa über Jahrhunderte hinweg behauptet haben, nehmen die Mennoniten eine besondere Rolle ein.

In w:England und w:Schottland kam es im w:17. Jahrhundert zu betont calvinistisch-reformierten Abspaltungen von der anglikanischen Kirche (w:Puritaner) aus denen sich Presbyterianer, Kongregationalisten und w:Baptisten entwickelten. w:1843 spaltete sich die w:Free Church of Scotland von der ebenfalls calvinistisch-reformierten w:Church of Scotland ab. Ebenfalls in England bildeten sich unter w:George Fox die w:Quäker.

Im deutschen Sprachraum sind freikirchliche Gemeindegründungen aus dem w:Pietismus hervorgegangen, so die w:Herrnhuter Brüdergemeine unter w:Nikolaus Graf von Zinzendorf.

Im w:18. Jahrhundert entstand in England hauptsächlich durch Charles und w:John Wesley die methodistische Bewegung als weit reichende Reform-, Erweckungs- und w:Heiligungsbewegung zunächst innerhalb der Anglikanischen Kirche. Ende w:1784 wurde in den USA die w:Bischöfliche Methodistenkirche gegründet. In der Folgezeit kam es in den USA und England zu weiteren methodistischen Kirchengründungen. Mitte bis Ende des w:19. Jahrhunderts gründeten Rückkehrer aus den Vereinigten Staaten und Missionare aus England methodistische Gemeinden im deutschsprachigen Raum. Heute gibt es drei internationale methodistische Kirchen im deutschsprachigen Raum: w:Evangelisch-methodistische Kirche, w:Kirche des Nazareners und w:Wesleyanische Kirche. Sie gehören alle zum w:Weltrat methodistischer Kirchen, der w:1881 gegründet wurde.

Quasi als eine Spätfolge der revolutionären angelsächsischen Freikirchen-Bewegung zu Anfang des 19. Jahrhunderts und der damit einhergehenden Zersplitterung in mehrere kongregationalistische Gruppen entstanden zuerst im Vereinigten Königreich und später auch in w:Deutschland die ersten so genannten Brüdergemeinden (nach ihrem Begründer w:John Nelson Darby auch w:Darbysten genannt).

Als Freikirche "wider Willen" könnte man die w:Altlutheraner bezeichnen. Sie sammelten sich im Gefolge der Einführung der preußischen Union 1830 und des Agendenstreites. Im gesamten preußischen Staatsgebiet entstanden seit 1830 von der neu gegründeten evangelischen Landeskirche als Union lutherischer und reformierter Gemeinden unabhänigige lutherische Gemeinden unter Führung von w:Johann Gottfried Scheibel. Durch Eingaben an den preußischen König Friedrich Wilhelm III. wollten diese ihre lutherische Verfassung und Gottesdienst beibehalten. Hierauf reagierte der König mit harten Verfolgungsmaßnahmen, die erst unter seinem Sohn, König Friedrich Wilhelm IV ein Ende fanden.

Aus den selben Gründen wie die Altlutheraner entstand im w:19. Jahrhundert auch die w:Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen.

Einer der Pioniere der neueren baptistischen freikirchlichen Bewegung, die sich im 19. Jahrhundert entwickelte, war w:Johann Gerhard Oncken, der w:1834 in w:Hamburg die erste deutsche Baptistengemeinde begründete, die in der Folgezeit zur Keimzelle der meisten europäischen Baptistenkirchen wurde.

In w:Elberfeld (heute ein Stadtteil von w:Wuppertal) gründete sich w:1854 unter w:Hermann Heinrich Grafe aus Protest gegen die liberale Abendmahlspraxis der evangelischen Landeskirchen die erste Freie evangelische Gemeinde, die das baptistische Taufverständnis der w:Gläubigentaufe übernahm, aber von bereits als Kind getauften Gläubigen nicht verlangte, sich erneut taufen zu lassen.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in den USA aus der sog. w:Heiligungsbewegung (ihre Wurzeln liegen im Methodismus) die w:Pfingstbewegung, die Kirchenfamilie der Christenheit, die derzeit das höchste Wachstum verzeichnet.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es vermehrt zur Entstehung sogenannter nondenominationeller oder unabhängiger Freikirchen. Auch manche innerkirchliche Erneuerungsbewegungen entwickelten sich im 20. Jahrhundert zu eigenständigen Freikirchen (siehe zum Beispiel w:Evangelische Gesellschaft für Deutschland).