Benutzer:Jürgen-Michael Glubrecht/Funktion

Ordnungsrelation Bearbeiten

Totalordnung Bearbeiten

Aufgabe: Sei   eine Totalordnung auf der Menge   und   wie üblich definiert. Zeige:

 

Beweis:

Gilt  , so gilt nach Definition   und  . Aus   folgt wegen der Antisymmetrie  . Da   nicht gilt, muss   gelten. Gelte nun  . Dann folgt mit der Linearität  . Gälte  , dann folgte mit der Reflexivität   ↯. Also gilt   und insgesamt folgt  .

Aufgabe: Sei   eine transitive binäre Relation auf der Menge   und   wie üblich definiert. Zeige:

Gilt  , so ist   eine Totalordnung auf  .

Beweis:

Mit der Definition von   lautet die Voraussetzung:

(*)    

Da   transitiv ist, sind nur noch die drei anderen Eigenschaften zu zeigen.

Beweisschritt: Reflexivität

Für den Spezialfall   ist die linke Seite von (*) immer falsch. Also ist auch die rechte Seite falsch und es gilt die Reflexivität:  .

Beweisschritt: Antisymmetrie

Gelte  . Dann ist (*) nur wahr, wenn   gilt. Das zeigt die Antisymmetrie.

Beweisschritt: Linearität

Gilt  , dann gilt auch  , also die Linearität. Gelte nun  . Dann liefert (*)  , also ebenfalls die Linearität.

Also ist   eine Totalordnung. ✔


Satz

Sei   eine Totalordnung auf der Menge  . Sei weiterhin die 2-stellige Relation   auf   wie folgt definiert:

  •  

Dann gilt:  .

Beweis

Gilt  , so gilt nach Definition   und  . Aus   folgt wegen der Antisymmetrie  . Da   nicht gilt, muss   gelten. Gelte nun  . Dann folgt mit der Linearität  . Gälte  , dann folgte mit der Reflexivität   ↯. Also gilt   und insgesamt folgt  .

Wohlordnungen Bearbeiten

Was brauchen wir zum Zählen? Bearbeiten

Die natürlichen Zahlen   benutzen wir zum Zählen. Ist eine beliebige Menge   gegeben, so können wir den Elementen von   der Reihe nach natürliche Zahlen zuordnen:  . Haben wir auf diese Weise alle Elemente von   gezählt und sind dabei bei einer Zahl   angekommen, hat   genau   Elemente. Gleichzeitig haben wir die Elemente von   in eine Reihenfolge gebracht. Während die Menge   ungeordnet ist, ist die abgezählte Menge   geordnet. Diese Ordnung ist durch die Ordnungsrelation   auf den natürlichen Zahlen gegeben, denn   ist auf den natürlichen Zahlen eine strikte Totalordnung. Zur Erinnerung:

Definition (strikte Totalordnung)

Eine binäre und homogene Relation   auf einer Menge   heißt strikte Totalordnung, wenn   für alle   die folgenden Eigenschaften besitzt:

  •   (irreflexiv)
  •   (transitiv)
  •   (konnex)

Verständnisfrage: Zeige:

  1. In der letzten Bedingung lässt sich das "oder" ( ) zu "entweder - oder" ( ) verschärfen.
  2. Aus der verschärften Bedingung folgt die Irreflivität.

  1. Wenn   oder   gälte, folgte  , im Widerspruch zur Irreflivität. Gälte  , folgte mit der Transitivität ebenfalls  . ↯
  2. Gelte nun  . Dann gilt wegen   auch  , also  .

Nun ist   auch auf den ganzen Zahlen   und auf den reellen Zahlen   eine strikte Totalordnung. Aber zum Zählen sind diese Ordnungen nicht zu gebrauchen. Warum? Was benötigen wir eigentlich zum Zählen? Wir brauchen dazu zwei Bedingungen:

  • ein eindeutiges Element für den Anfang,
  • einen eindeutiges nächstes Element, um weiterzuzählen, wenn wir schon eine Weile gezählt haben.

Aber   und   haben keinen eindeutigen Anfang und   hat auch keinen eindeutigen Nachfolger. Wenn aber für die strikte Totalordnung gilt:

(*)   jede nichtleere Teilmenge hat ein kleinstes Element,

dann gelten die oben genannten Bedingungen für das Zählen:

  • das kleinste Element der strikten Totalordnung ist der Anfang,
  • mit dem kleinsten Element der Menge der Elemente der Totalordnung, die wir noch nicht zum Zählen genutzt haben, zählen wir weiter.

Eine strikte Totalordnung, die zum Zählen geeignet ist, wird Wohlordnuing genannt.

Definition der Wohlordnung Bearbeiten

Definition (Wohlordnung)

Eine strikte Totalordnung   auf der Menge   ist eine Wohlordnung genau dann, wenn jede nichtleere Teilmenge ein kleinstes Element hat:

  •  

Dabei ist   definiert als  .

Die Bedingung des kleinsten Elements ist in einer strikten Totalordnung gleichwertig zur der Bedingung, dass jede nichtleere Teilmenge von A ein minmales Element hat:

(**)    

Verständnisfrage: Zeige: in einer strikten Totalordnung gilt (*)   (**).

Sei   und gelte  . In einer strikten Totalordnung gilt  . Mit (*) gilt  , also auch  , also (**). Gilt umgekehrt  , sind nur noch die beiden anderen Fälle möglich:  .

Satz

Die natürlichen Zahlen   sind mit der Echt-Kleiner-Relation   eine Wohlordnung.

Beweis

  ist mit   eine strikte Totalordnung, vgl. Kapitel Ordnungsrelation.

Wir zeigen, dass jede nichtleere Teilmenge   ein kleinstes Element hat. Annahme:   hat kein kleinstes Element. Wir müssen dann zeigen:  . Dazu definieren wir   und zeigen durch Induktion über  :

Induktionsbehauptung:  

Induktionsanfang:  , denn da   kein kleinstes Element hat, gilt  .

Induktionsschritt: Gelte  . Wäre  , so wäre   das kleinste Element in  , denn alle kleineren Elemente von   liegen ja in  . Also gilt  .

Damit ist die Induktionsbehauptung bewiesen. Daher ist   und weil   als   definiert war, folgt  . ✔

Folgerung: Jede Teilmenge von   ist eine Wohlordnung.

Sei  . Die Einschränkung von   auf   ist eine strikte Totalordnung. Weiterhin haben wir gerade bewiesen, dass jede Teilmenge von   ein kleinstes Element hat, insbesondere also auch jede Teilmenge von  .

Die ganzen Zahlen   mit der Relation   sind keine Wohlordnung, denn   hat kein kleinstes Element. Wir können aber eine modifizierte Ordnung   auf   definieren, so dass   eine Wohlordnung ist. Die Idee ist folgende: alle negativen Zahlen sind größer als alle postiven Zahlen, für die positiven Zahlen einschließlich der Null stimmt   mit   überein, für die negativen Zahlen setzen wir  . In aufzählender Schreibweise lässt sich das so darstellen:

  •  

Satz (Beispiel)

Auf den ganzen Zahlen   sei die 2-stellige Relation   wie folgt definiert:

 

Dann ist   eine Wohlordnung auf  

Beweis (Beispiel)

  ergibt sich aus der Definition indem die einzelnen Fälle betrachtet werden. Wir zeigen die Transitivität: Sei  . Sei   und  . Ist   gilt  , anderenfalls folgt die Transitivität mit der Transitivität von  . Ist   und  , so muss auch   sein, als gilt  . Ist schließlich   , so sind auch   und  . Dann ergibt sich die Transitivität aus der Transitivität von  .

Sei   eine nichtleere Teilmenge von  . Hat   Elemente aus den positiven Zahlen einschließlich  , so ist das kleinste Elelement bezüglich   auch das kleinste Element bezüglich  . Enthält   nur negative Zahlen, so gibt es ein größtes Element   bezüglich  . Für   gilt also  . Das heißt aber nach Definition von   gerade  . ✔