Benutzer:GRD/Konstruktion Bodediagramm mittels Asymptoten
Das Bodediagramm ist ein Hilfsmittel um Systemverhalten graphisch darzustellen. In diesem Abschnitt wird die Konstruktion aus einer Übertragungsfunktion zu einem Bode-Diagramm gezeigt. Das hier gezeigte Vorgehen ist nur eins von vielen Möglichkeiten ein Bode-Diagramm zu konstruieren. Es sollte beachtet werden, das dieser Artikel nicht das Verhalten von Totzeit-Gliedern berücksichtigt.
Darstellungsformen
BearbeitenÜbertragungsfunktionen (in Zähler oder Nenner) können in verschiedenen Formen dargestellt werden.
- Allgemeine Form
In solch einer Form werden jeweils Zähler und Nenner auch als Polynome bezeichnet. Mehrere Polynome können multipliziert werden, die einzelnen Polynome werden dann auch als Glieder bezeichnet. Üblicherweise haben Übertragungsfunktion in der Allgemeinen Form eine unendliche Ordnung. Hier ist sie 3. Ordnung.
K ist eine Konstante. Irritierenderweise wird häufig sowas gemacht: K+x=K, da die Konstante vor dem Bruch immer K lautet. Man sieht also K in der Regel nicht an, welche Operationen mit ihr durchgeführt wurden.
- Zeitkonstantenform (Polynom 1. Ordnung), (Polynom 2. Ordnung). Dämpfung D, Zeitkonstante T. Summand mit der kleinsten Ordnung muss normiert sein (Eins betragen). Diese Form ist die Ausgangsform für das Bode-Diagramm. Mehrere Polynome können multipliziert werden, die einzelnen Polynome werden dann auch als Glieder bezeichnet.
Im weiteren Verlauf wird auf die einzelnen Glieder näher eingegangen.
- Nullstellenform (Polynom 1. Ordnung), (Polynom 2. Ordnung). Die Nullstellen , eines Polynoms lassen sich als Linearfaktoren darstellen.
- Polynomdarstellung . Die Parameter und sind zwei verschiedene Parameter. Summand mit der kleinsten Ordnung muss normiert sein (Eins betragen).
Zusammengefasst:
Die Schritte werden durch ausklappbare Beispiele begleitet. "Kompliziertes Beispiel Allgemein und mit Zahlenwerten" ist ein über die verschiedenen Schritte zusammenhängendes Beispiel.
Konstruktion
BearbeitenSchritt 1: Polynomdarstellung
BearbeitenDie vorliegende Übertragungsfunktion muss in einzelne Polynome/Glieder der Allgemeinen Form umgewandelt werden. Polynome höherer Ordnung lassen sich in Polynome niedriger Ordnung umrechnen (z.B. Abspaltung, Polynomdivision). Auf diese Weise entstehen nur Polynome mit der höchsten Ordnung 2. Falls im Zähler und Nenner gleichartige Polynome vorhanden sind, so können diese gekürzt werden.
Eine Normierung wird in einem der nachfolgenden Schritten durchgeführt, kann aber an dieser Stelle schon geschehen.
(Ausgangsfunktion)
(zusammengefasst)
(s abgespaltet und Ergebnis)
(Ausgangsfunktion)
(Abspaltung)
Schritt 2: Bestimmung der Dämpfung für Polynome 2. Ordnung
BearbeitenWenn man Polynome 2. Ordnung hat, so müssen diese auf komplexe Nullstellen überprüft werden. Dazu bestimmt man die Dämpfung. Ob im Zähler oder Nenner:
oder
die Dämpfung lautet
Die Koeffizienten sind anstatt a und b, mit c bezeichnet um zu verdeutlichen, das dessen Form für die Bestimmung von D unerheblich ist. Ist kein Polynom 2. Ordnung im Zähler oder Nenner vorhanden, dann kann auf diesen und den nächsten Schritt verzichtet werden.
Im Nenner Polynom 2. Ordnung mit
Schritt 3: Nullstellen bestimmen für Polynome 2. Ordnung
BearbeitenFür den Fall das die Dämpfung
Nix machen! Kompliziertes Beispiel Allgemein und mit Zahlenwerten
Da die Dämpfung D=0,236 < 1 ist, kann das Polynom 2. Ordnung nicht in zwei Polynome 1. Ordnung zerlegt werden. |
Für den Fall, das ein Polynom 2. Ordnung (ob Nenner oder Zähler) eine Dämpfung besitzt, so muss das Polynom 2. Ordnung in zwei Glieder 1. Ordnung aufgeteilt werden.
Beispiel
|
Schritt 4: In Zeitkonstantenform überführen
BearbeitenDie Übertragungsfunktion muss in die Zeitkonstantenform überführt werden. Zeitkonstanten sind entscheidene Stellen im Bodediagramm, anhand dessen das Bodediagramm konstruiert wird. Für jedes Polynom muss ihre Zeitkonstante bestimmt werden. Entscheidend ist das alle Polynome in den Koeffizienten mit den kleinsten Potenzen mit Eins normiert sind.
(erst Zähler normieren)
(Zähler in Zeitkonstantenform normiert)
(jetzt Nenner normieren)
(Nenner in Zeitkonstantenform normiert)
Zum besseren Verständnis wurde zu Beginn K durch K1 ersetzt. Normalerweise wird ausschliesslich K verwendet, irritierenderweise auch wenn K verändert wird.
In diesem Beispiel ist ein I-Glied (Polynom ) im Nenner. Dadurch wird K zu einer Zeitkonstante T. Dies würde auch mit einem D-Glied im Zähler geschehen:
(Zeitkonstantenform Ergebnis)
Wäre kein D- oder I-Glied vorhanden, dann würde K bestehen bleiben.
Schritt 5: Zeitkonstanten in Eckfrequenzen umwandeln
BearbeitenEckfrequenzen sind die Stellen auf der Frequenz-Achse, an der "besondere" Ereignisse stattfinden. Für die spätere Verwendung wird für jedes Polynom bzw. Glied dessen Eckfrequenz bestimmt. Die Eckfrequenzen werden immer aus dem Kehrwert der Zeitkonstanten gebildet ( ). Diese finden sich in den Polynomen, als Koeffizienten der höchsten Potenzen.
Insgesamt gibt es sieben verschiedene Glieder, welche alle in der Tabelle unten aufgelistet sind.
Keine Eckfrequenz | 1. Eckfrequenz |
Eckfrequenz ohne Index |
(Erste Eckfrequenz)
(Eckfrequenz ohne Index)
(Eckfrequenz ohne Index)
Schritt 6: Eckfrequenzen sortieren
BearbeitenFalls Eckfrequenzen vorliegen, so sollten diese in aufsteigender Reihenfolge mit einem Index (z.B. ω1, ω2, ω3 usw.) versehen werden. Dies erleichtert später das einzeichnen der Asymptoten. Das Vorgehen beim Indizieren wird folgendermassen empfohlen:
- P-Glied: besitzt keine Eckfrequenz und muss nicht indiziert oder sortiert werden
- D- oder I-Glied: ω1
Falls ein D- oder I-Glied vorhanden ist, so ist diese die erste einzuzeichnende Eckfrequenz ω1, da diese eine hervorgehobene Stellung beim Einzeichnen der Asymptoten einnehmen. - PD1-, PT1-, PD2- oder PT2-Glied: (ω1), ω2, ω3, ω4...
Falls weitere Eckfrequenzen (aus PD1-, PT1-, PD2- oder PT2-Gliedern) vorhanden sind, werden diese der Grösse nach sortiert und mit einem Index ab Zwei versehen. Wenn kein D- oder I-Glied vorhanden ist, dann muss natürlich mit dem Index Eins begonnen werden.
(D- oder I-Glieder sind immer erste Eckfrequenzen)
Den Rest nach aufsteigender Grösse indizieren:
Schritt 7: Eckfrequenzen einzeichnen
BearbeitenEs werden nun die sortierten Eckfrequenzen in ein Bode-Diagramm eingezeichnet. Beginnend bei Eins könnten sich bei drei Eckfrequenzen folgende Bilder ergeben:
Es kann vorkommen, das ein D- oder I-Glied einen kleineren Index als Glieder mit höherer Ordnung besitzt, dazu ist weiter unten eine genauere Beschreibung vorhanden. Achsenbeschriftungen in der Amplitudenverstärkung und Phasenverschiebung haben in diesem Schritt noch keine Bedeutung und sind deshalb weggelassen.
Schritt 8: Asymptoten einzeichnen
BearbeitenIn der Tabelle sind alle vorhanden Glieder und dessen Asymptoten eingetragen die möglich sind- weitere sind nicht vorhanden! Das Entscheidene beim Einzeichnen der Asympoten ist Folgendes: Bei jeder Eckfrequenz findet an den Asymptoten eine relative Änderung der Steigung statt. Das bedeutet, das an den Eckfrequenz-Stellen eine Addition oder Subtraktion der Steigung stattfindet.
Es werden nun die einzelnen Asymptoten eingetragen. Die Reihenfolge ist zu beachten:
Sollte ein D- oder I-Glied vorhanden sein, so muss dieser jetzt eingezeichnet werden. Nach Tabelle hat die Asymptote der Amplitude eines D-/I-Gliedes eine Steigung von +/- 20 dB/Dekade. Die Asymptote muss durch den Schnittpunkt 0 dB und der eigenen Eckfrequenz ω1 gehen. Die Asymptote endet an der darauf folgenden Eckfrequenz ω2. Die Phasenverschiebung beträgt bis zur darauf folgenden Eckfrequenz +/- 90°.
Ein K-Wert ist bei einem D- oder I-Glied nicht vorhanden und findet sich in der Zeitkonstante T und somit in der Eckfrequenz ω1 wieder. Oder anders ausgedrückt: Wenn es ein D- oder I-Glied geben sollte, dann gibt es kein P-Glied.
Beispiel: Ein D-Glied. Es steigt mit 20 dB/Dekade und schneidet die Frequenz-Achse bei der Amplitude 0 und der Eckfrequenz. Die Phasenverschiebung beträgt +90°.
Wenn ein P-Glied (K-Wert) vorhanden ist, dann wird als erstes dessen Asymptote bis zur ersten Eckfrequenz (eines anderen Gliedes) eingetragen. Sollte ein P-Glied vorhanden sein, dann ist kein D- oder I-Glied vorhanden. Wie in der Tabelle angegeben wird dessen Amplitudenwert mittels 20 log|K| berechnet, die Phasenverschiebung beträgt bei einem P-Glied 0°. Falls keine Eckfrequenz vorhanden sein sollte, so wird die Asymptote ins Unendliche geführt.
Falls eine Eckfrequenz vorhanden sein sollte, so könnte sich folgendes Bild ergeben:
Schritt 2: Asymptoten der verbleibenden PD1-/PT1-/PD2- und PT2-Glieder werden genau dort fortgesetzt, wo die vorherigen Asymptoten enden.
Die Asymptote des P-Gliedes endet an der ω1-Eckfrequenz des PT1-Gliedes. Im Falle der Amplitude fällt nach Tabelle ein PT1-Glied mit -20 dB/Dekade. Wenn die Steigung vorher 0 dB/Dekade war, so wird diese um 20 dB/Dekade verringert. Die Asymptote der Phasenverschiebung wird um -90° (nach unten) verschoben.
Schritt 9: Abweichungen eintragen
BearbeitenBeim Amplitudendiagramm sind an den Eckfrequenzen der Glieder 1. und 2. Ordnung Abweichungen zwischen der Asymptote und dem tatsächlichen graphischen Verlauf vorhanden.
PD2- oder PT2-Glieder mit kleinen Dämpfungen bekommen an ihren Eckfrequenzen eine Spitze nach unten (PD2) oder nach oben (PT1), sogenannte Resonanzüberhöhungen. Bei einem PT2-Glied sieht das folgendermassen aus:
Der Betrag dieser Spitze oder Resonanzüberhöhung lässt sich für 0 < D < 0,707 folgendermassen berechnen:
Resonanzüberhöhung (für alle normierten Formen verwendbar)
oder
Resonanzüberhöhung (in Zeitkonstantenform mit vorhandener Dämpfung)
Schritt 10: Graphischen Verlauf eintragen
BearbeitenDie Asymptoten sind nicht der graphische Verlauf, sondern nur die Asymptoten der einzelnen Übertragungsfunktionen. Zwischen den Eckfrequenzen wird die genaue Differenz nicht berücksichtigt und nur skizzenhaft gezeichnet. Der graphische Verlauf wird an den Asymptoten entlang, durch die 3 dB-Abweichungen und Resonanzüberhöhungen eingezeichnet.