Baltische Länder: Vorgeschichte und Christianisierung

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Zusammenfassung des Projekts - Länderprofile - Vorgeschichte und Christianisierung - Religiöse Spaltungen und wechselnde Herrschaften - Von der Aufklärung bis zur Entstehung der Nationalstaaten - Unabhängigkeit in der Zwischenkriegszeit - Die baltischen Staaten unter Fremdherrschaft - Von der singenden Revolution bis zur Gegenwart - Übergreifend

Das baltische Gebiet in Ur- und Frühgeschichte Bearbeiten

Die baltische Landschaft entstand in ihrer heutigen Form vor etwa 15-16.000 Jahren. Mit dem Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher verwandelte sich das Tundragebiet in eine von Mischwäldern dominierte Zone mit gemäßigt kontinentalem Klima, etwas kühler als etwa in Deutschland.

Das Relief wurde von weiten Ebenen bestimmt und lief einige hundert Kilometer von der Küste in sanfte Hügellandschaften aus. Dazwischen prägten Seengebiete das Bild. Ausgedehnte Sumpfgebiete bildeten eine natürliche Barriere für Besiedlung und Eroberung.

Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass das Gebiet mindestens seit dem 10. Jahrtausend vor Christi besiedelt war. Diese Funde spiegeln zwar die Lebensweise und den Alltag der Menschen wieder, aber sie geben selten Aufschluss über die Herkunft dieser Stämme. Annahmen über die ethnische Zugehörigkeit lassen sich nur aufgrund der vergleichenden Sprachwissenschaft formulieren. Alte Orts- und Gewässernamen dienen dabei zum Beispiel als Hinweis für die Zuordnung.

Vermutlich in der Jungsteinzeit im 4. oder 3. Jahrtausend vor Christi wanderten aus dem Ural finno-ugrische Stämme – die Vorfahren von Esten, Liven und Karelier in die Küstengebiete des Baltikums ein. Zur finno-ugrischen Sprachgruppe zählt neben den finnischen Sprachen wie das Estnische auch das Ungarische. Diese Stämme waren wohl in erster Linie Jäger und Sammler und nur zeitweise sesshaft.

Über den Zuzug der indoeuropäischen Balten gibt es hinsichtlich der zeitlichen Einordnung unterschiedliche Theorien. Die ersten indoeuropäischen Stämme mögen schon im 2. Jt. vor Christi zugewandert sein. Vermutlich erst relativ spät, im 6. oder 5. Jh. vor Christi, wanderten die Vorfahren der heutigen Letten und Litauer aus dem Osten zu. Baltische Gewässernamen weisen darauf hin, dass die Balten ursprünglich Gebiete bis nach Moskau und an die Wolga besiedelt hatten. Als gesichert darf gelten, dass sich um die Zeitenwende baltische und finno-ugrische Stämme eindeutig differenzieren lassen, wenn auch zwischen beiden Gruppen enge Kontakte bestanden, wie zahlreiche baltische Lehnwörter im Estnischen beweisen. Bis zum Beginn des Mittelalters grenzten im Territorium des heutigen Lettland die Siedlungsgebiete baltischer Stämme (Lettgaller, Kuren, Semgaller und Selen) und der ostseefinnischen Liven aneinander.

Überhaupt sind das Lettische und das Litauische für die Sprachwissenschaftler von besonderem Interesse, weil diese Sprachen in vielen Teilen dem Konstrukt der gemeinsamen indoeuropäischen Ursprache sehr nahe stehen. So schrieb der französische Sprachwissenschaftler Antoine Meillet: „Wer von menschlichen Lippen ein Echo von dem hören will, was die indogermanische Sprache gewesen sein wird, der gehe hin und höre einen litauischen Bauern.“

Die erste schriftliche Erwähnung von baltischen und finnischen Stämmen findet sich bei Tacitus, wenngleich auch seine Kenntnisse sehr begrenzt gewesen sein dürften. Sicher gab es aber im 1. nachchristlichen Jahrhundert schon indirekte Handelsbeziehungen zwischen Rom und dem Baltikum. Besonders in Litauen wurden viele römische Münzen gefunden, wobei nicht klar ist, ob sie auch von den Balten als Zahlungsmittel verwendet wurden.

Die Zeit bis zum fünften Jahrhundert n. Chr. gilt als „goldenes Zeitalter“ der Balten. Der Ackerbau wurde immer wichtiger, Metalle aller Art wurden zu Gebrauchs- und Schmuckgegenständen verarbeitet, die Herstellung und Verwendung eiserner Werkzeuge und Waffen setzt sich immer stärker durch. Aus dem raschen Wachstum der Siedlungen und der Entstehung größerer Burganlagen lässt sich schließen, dass in diesem Zeitraum die Bevölkerung schnell gewachsen ist und gleichzeitig die soziale Differenzierung zugenommen hat. Einzelne Familien wurden reicher, sie gewannen an Einfluss und scharten Gefolgschaften um sich, so zeichneten sich die Anfänge des Feudaladels ab. Die hölzernen Burgen der Gebietsfürsten waren nicht nur Handelszentren, sondern dienten auch zur Verteidigung. Aus den West- und Ostbalten bildeten sich langsam die einzelnen Stämme heraus. Insbesondere zu nennen sind hier Prussen, Kuren, Schemaiten, Semgallen, Lettgallen und die weit südöstlich der Küste lebenden Litauer.

Ab dem 6. Jh. wurden die Küstengebiete der Kuren und Prussen immer häufiger Ziel von Kaperfahrten der skandinavischen Wikinger. Allerdings setzten sich besonders die Kuren zur Wehr. Ab dem 9. Jh. überfielen diese ihrerseits dänische und schwedische Küstensiedlungen. Noch 1170 gelang es den Dänen nur mit Mühe, einen Eroberungszug von Stämmen jenseits der Ostsee zurückzuschlagen.

Während nach und nach die meisten Nachbarvölker das Christentum übernommen hatten, hielten Balten und Esten an ihrem heidnischen Glauben fest. Ihre Religion war vom Glauben an Naturerscheinungen geprägt, es wurden verschiedene Gottheiten verehrt. Es gab besondere Kultstätten von überregionaler Bedeutung, an denen die Priester rituelle Handlungen vollzogen.

Ab der Jahrtausendwende standen daher die Kriegszüge gegen Balten und Esten oft schon unter dem Vorzeichen der Ausbreitung des christlichen Glaubens. 1030 besiegt der Großfürst von Kiew Jaroslaw der Weise estnische Stämme und errichtete an der Stelle des estnischen Tartus die Festung Jurjew, die aber schon 1061 von den Esten zurückerobert wurde. Auch einige baltische Stämme traten unter russischer Herrschaft zum orthodoxen Christentum über. Im 12 Jh. wurden von Schweden aus Missionierungsversuche unternommen, die rasch scheiterten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts traten aber Heidenmission und die damit verbundenen Eroberungszüge in ein neues Stadium.


Einführung in die Sprachgeschichte [Von Dr. Wolfgang Schindler]

Wie kamen die indogermanischen Sprachen nach Europa? [Spektrum.de, 2010.07.23] --- Dieser Artikel von Ruth Berger ist in einer aktualisierten Version in Spektrum der Wissenschaft Spezial Archäologie - Geschichte - Kultur 3/2014 Schrift und Sprache erschienen.

Mapping the Origins and Expansion of the Indo-European Language Family [Science 24 Aug 2012: Vol. 337, Issue 6097, pp. 957-960. DOI: 10.1126/science.1219669]

European languages linked to migration from the east [Nature, 12 February 2015]

Die Urheimat der Indogermanen [© Dieter Wunderlich, 2004]

Die Auferstehung des Mythos der „Invasion der Steppenkrieger“. Nordeuropa als wahre jungsteinzeitliche Heimat der Indogermanischen Sprache

Europas "Ursprache" entstand in Anatolien [ORF.at]

A Turkish origin for Indo-European languages [Alissa Joyce in Nature, 2012 08 23]

Die Indogermanen : ihre Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur [1905] --- Die Balten [In: Herman Hirt. Die Indogermanen: Ihre Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur. Erster Band. Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1905.]

Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen [Buch von Harald Haarmann]

Ritualstab aus Elchhorn (3. Jahrtausend v. Chr.) [Gefunden in Šventoji (heute Ferienort in Litauen an der Ostsee)] --- Foto --- Foto 2

Bernstein und Baltikum: Bernstein (Überblick) [Enzyklopädie des europäischen Ostens (EEO)] –– „Nichts hat die baltischen Kulturen so sehr geprägt, wie der Bernstein, ein fossiles Harz. Schon die älteste Erwähnung der Region ist an den Rohstoff gebunden: Pytheas von Massilia berichtete bereits im 4. Jh. v. Chr. von einer großen Ostseeinsel, auf der Bernstein vorkomme.“ ––– Bernstein in der Geschichte der Menschheit ––– Bernstein [Planet Wissen] ––– Geschichte des Bernsteins [Text von GEMLINE] ––– Geschichte des Bernsteins [Bernsteinbäder] ––– Bernstein - ein fossiles Harz, das von den Nadelbäumen stammt ––– Bernsteine mit Inklusen [www.fossilien.de] ––– Bernsteininklusen [Text auf Polnisch] ––– Faszination Bernstein ––– Geschichte des Bernsteins [Bernsteintraum] ––– Bernsteinstraße [Enzyklopädie des europäischen Ostens (EEO)] ––– Bernsteinstrasse [Litauen.info] ––– Die Bernsteinstraße [Doku von arte] ––– Das magische Siegel [Bernsteinhandel in der Bronzezeit] ––– Die baltische Bernsteinstrasse ––– Das Baltikum - Land des Bernsteins - Bernsteinküste [baltikum-tours.de] ––– Geschichte des Bernsteins und seiner Förderung ––– Bernstein in Lettland [Lettisches Institut] ––– Amber Tradition in the Baltic Lands ––– Bernstein [Chemie.de] ––– Amber Museum-Gallery ––– Bernstein: Sizilien statt Ostseeküste

Ursprung des Begriffs „Baltikum“: „Der Ursprung des Begriffs „Baltikum“ ist mit letzter Sicherheit noch nicht geklärt. Beim römischen Geographen Plinius wird die fern im Norden gelegene Insel „Baltia“ erwähnt, von welcher der in der Antike äußerst begehrte Bernstein kommen soll.“ [Harald Standl in: „Ost-West Europäische Perspektiven“ 2006, Heft 1.]

Was sagt die Quelle?: Plinius der Ältere (23 - 79) hat auf Lateinisch geschrieben: „Xenophon Lampsacenus a litore Scytharum tridui navigatione insulam esse inmensae magnitudinis Balciam tradit, eandem Pytheas Basiliam nominat.“ [aus dem Buch von Plinius Maior „Naturalis historia“, Liber IV] ––– Deutsche Übersetzung aus einem alten Buch: „Xenophon von Lampsacus erzählt, daß man nach einer dreitägigen Schiffahrt von der Scythischen Küste nach Baltia, einer Insel von ungeheurer Größe, komme; Pytheas nennt sie Basilia.“ [Gajus Plinius Secundus. Naturgeschichte / Übersetzt und erläutert von Dr. Ph. H. Külb, Stadtbibliothekar zu Mainz. Stuttgart: Verlag der J. B. Metzlerschen Buchhandlung, 1840, Erstes Bändchen, S. 454.]

45. Aestier und Sitonen [Kapitel aus dem Buch von Tacitus]

Die Balten der Bernsteinküste [DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28. 4. 2002] ––– „Die Balten waren sehr frühe indoeuropäische Einwanderer im Ostseeraum. Nur die Litauer fanden schon im Mittelalter nicht nur zu eigener Staatlichkeit, sondern eroberten auch ein Großreich.“

Soviet Lithuanians, Amber and the “New Balts”: Historical Narratives of National and Regional Identities in Lithuanian Museums, 1940–2009 [By Eglė Rindzevičiūtė]

Bernstein-Münze! [Lettische Münze (2010) mit eingefasstem echtem Bernstein!]

Baltic Amber Bibliography - Lithuania

Bronzemünze (Sesterz) mit Mark Aurel (161 bis 180 römischer Kaiser) [Gefunden in Litauen, in: Žemoji Panemunė, Šakių rajonas.]

Ein Fund römischer Münzen in Zentrallitauen

Old Estonian coin from medieval period [Video]

Zur Wanderung der Balten [Heinrich Kunstmann. Die Slaven: ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht. Franz Steiner Verlag, 1996]

Balten, Finnougrier und Slawen im nordöstlichen Europa [Jukka Jari Korpela (Joensuu)]

Massive battle in Cesis [Medieval festival in Cesis (Latvia). Massive battle between balts and Livonian knights.]

Ahnenkult[EEO]

Die Kuren im Ostseeraum [Autor: Vladas Žulkus]

Ueber die in den Baltischen Ländern in der Erde gefundenen Zeugnisse eines Handels-Verkehrs mit dem Orient zur Zeit der Arabischen Weltherrschaft [1840]

Ostlettland und seine Nachbarländer im 10. bis 13. Jahrhundert [Ē. Mugurevičs, 1965]

Prähistorische Archäologie von Estland, Lettland, Kurland [Dorpat, 1910]

Die Eisenzeit in Lettland bis etwa 500 n. Chr. [von H. Moora, Tartu-Dorpat, 1929]

Die Entstehung der baltischen Ordensstaaten Bearbeiten

Der Verlust Jerusalems 1187 war für weite Kreise der westeuropäischen weltlichen und geistlichen Eliten ein schwerer Schlag, und der trotz des großen Aufwandes - immerhin beteiligten sich drei Könige an dem Aufmarsch - weitgehend erfolglose dritte Kreuzzug vertiefte dieses Gefühl. Die Bekämpfung der Heiden wurde zu einer Aufgabe des Rittertums schlechthin. So entstanden in Westeuropa Zusammenschlüsse von Rittern, die sogenannten Ritterorden. Häufig traten ihnen nachgeborene Adelssöhne ohne Erbansprüche bei. Wie auch die Mönche der geistlichen Orden gelobten die Mitglieder Keuschheit, persönliche Armut, Gehorsam gegenüber der Ordensführung und verpflichteten sich zu einem Leben nach christlichen Idealen. Ihre eigentliche Aufgabe als „Krieger Gottes“ aber war der Kampf gegen die Heiden. 1198 wurde der Deutsche Orden gegründet. Da sich aber in Palästina keine Erfolge abzeichneten, richteten Ritterorden, verschiedene Fürsten und Könige sowie der Papst ihre Aufmerksamkeit bald auf das Baltikum, das letzte heidnische Gebiet in Europa.

Der Papst rief mehrfach zum Kreuzzug gegen letzte gebliebene heidnische Völker auf, und Kaiser Friedrich II. sicherte in der Goldbulle von Rimini dem Ordensmeister Herrmann von Salza die Eigentumsrechte an den eroberten Gebieten zu. Die Ordensritter verfolgten also keineswegs nur religiöse Ziele. Durch die Eroberungen wurde einerseits das Auskommen der einzelnen Mitglieder gesichert und andererseits der Besitz und der Einfluss des Ordens erweitert.

Von Lübeck aus segelte der aus Bremen stammende Bischof Albert nach Osten und errichtete 1201 an der Dünamündung die Festung Riga. Um seine Neugründung behaupten zu können, gründete er im Jahre 1202 den Schwertbrüderorden. Mit Hilfe des Ordens dehnte Albert sein Gebiet rasch aus. Bis 1207 wurde das Gebiet der finno-ugrischen Liven erobert, nach dem die deutschen Kreuzritter ihr Gebiet auch als „Livland“ benannten. In den nächsten Jahren wurden die baltischen Lettgallen unterworfen. Nach und nach besetzen die Ritter auch die südlichen Teile Estlands. In Nordestland landeten 1219 die Dänen unter Waldemar II. Ihren Hauptsitz errichteten sie in der Küstensiedlung Kolevana, das sie nach dem estnischen Namen des Landstrichs Reval nannten. In der Sprache der Esten hieß die Stadt von da an Tallinn (Dänenstadt).

Der Deutsche Orden nahm ab 1230 den Kampf gegen die heidnischen Balten auf. Die Ordenstruppen wandten sich zunächst gegen die baltischen Prussen, deren Siedlungsgebiete an der Küste zwischen Weichsel und Memel (lit. Nemunas) lagen, und eroberten rasch ein großes Territorium.

Die Eroberungszüge von Schwertbrüdern und Deutschem Orden folgten immer dem gleichen Schema: Zunächst wurden an der Küste, besonders an Flussmündungen gelegene Siedlungen erobert und mit Befestigungsanlagen umgeben. Von diesen Stützpunkten aus erfolgten dann die Eroberungszüge ins Landesinnere. In rascher Folge entstand so eine Reihe von befestigten Siedlungen, die später zu Städten mit deutschem Stadtrecht wurden, so etwa Memel (Klaipėda) 1252, Königsberg (Kaliningrad) 1255.

Wie schon bei den Kreuzzügen wurden auch die Eroberungszüge im Baltikum mit großer Brutalität geführt. Ganze Stämme wurden praktisch ausgelöscht oder flüchteten ins Landesinnere und wurden von anderen Stämmen, z. B. den Litauern, assimiliert. Einmal unterworfen, sanken die Angehörigen der betroffenen Stämme nach ihrer erzwungenen Bekehrung schnell in den Stand rechtloser Leibeigener. Auf Seiten der Ordensritter gab es dabei keinerlei moralische Bedenken, denn nach den damals herrschenden Wertvorstellungen konnten sie sich nicht nur auf das Recht des Eroberers, sondern auch auf den Zuspruch der Kirche stützen. Der Kampf gegen die Heiden, notfalls bis zu deren Vernichtung, galt als höchst ehrenvolle und sogar religiös motivierte Aufgabe, der Zug ins Heidenland als Pilgerfahrt. Über das Vorgehen heißt es in der Chronik Heinrich von Lettlands: „Sie töteten vom Morgen bis zum Abend wen sie fanden, sowohl ihre Weiber als auch die Kinder … bis Hände und Arme der Tötenden müde vom ungeheuren Morden des Volkes endlich erlahmten.“

Die Eroberung erfolgte aber nicht ohne Widerstand. Im Jahre 1236 fielen die Schwertbrüder mit angereisten Kreuzrittern in Litauen ein. Auf dem Rückweg wurden sie von litauischen Žemaiten und Semgallen angegriffen, der Ordensmeister und die meisten anderen Ritter fielen. Die Folge war, dass der Schwertbrüderorden sich nicht mehr als selbständige Kraft halten konnte und 1237 als Livländische Abteilung im Deutschen Orden aufging. So entstanden im baltischen Raum zwei Territorien unter Herrschaft des Deutschen Ordens: Preußen und Livland, an der Küste getrennt nur durch einen kaum 20 km breiten Landstrich.

1260 lockten die Žemaiten bei Durbe, nicht weit vom heutigen Liepaja, ein Ritterheer in einen Hinterhalt. Die kurischen und prussischen Hilfstruppen liefen zu den Angreifern über. Die verheerende Niederlage der Ordensritter hatte einen großen Aufstand der unterworfenen Prussen zur Folge. Er wurde von Herkus Mantas angeführt, der bei deutschen Mönchen aufgewachsen war und eine Ritterausbildung erhalten hatte. Nach anfänglichen Erfolgen gerieten die Aufständischen ab 1265 in die Defensive, aber erst 1274 endete der Aufstand mit dem Tod Mantas' und der fast völligen Auslöschung der Prussen als eigenständiger Stamm.

Noch im Jahre 1343 erhoben sich die Esten gegen die Fremdherrschaft. Sie rechneten dabei auf Unterstützung von russischen und schwedischen Kräften. Als aber die Unterstützung ausblieb, gelang es dem Ordensheer rasch, den Aufstand zu unterdrücken. Nur auf der Insel Saaremaa, wo die Esten alle Deutschen getötet hatten, gelang es dem Orden erst 1345, die Macht wieder endgültig zu übernehmen. Neben drakonischen Strafmaßnahmen war eine weitere Folge des Aufstands, dass der dänische König 1346 seine estnischen Territorien an den Orden verkaufte.

Obwohl der Deutsche Orden damit die eigentliche militärische Macht in ganz Livland innehatte, gab es in dem Gebiet keine einheitliche Administration. Neben den Territorien, die ausschließlich vom Orden verwaltet wurden, gab es drei Bistümer, die ihrerseits dem Erzbischof von Riga unterstanden. Im Laufe des 13. Jh. siedelten viele Handwerker und Kaufleute aus Deutschland in die neu gegründeten Städte über. Der Osthandel der Hanse führte zu einem raschen Wachstum und Aufblühen der Städte. Reichtum und Selbstbewusstsein der Bürger spiegelte sich in den steinernen Wohn-, Zunft- und Rathäusern wieder. In ihrer architektonischen Gestaltung ähnelten Städte wie Riga und Königsberg den Städten an der deutschen Ostseeküste, mit denen sie in regem Austausch standen. Wie auch in Deutschland kam es im 15. Jh. in den livländischen Städten zu Aufständen gegen den Stadtherren, der in der Regel der Bischof war. Nicht selten musste der Ordensmeister eine Vermittlerrolle in den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbischof von Riga und den Rigensern einnehmen.

Von dem kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung profitierten in erster Linie die Deutschen. Handwerkszünfte und Kaufmannsgilden schlossen in ihren Zunftregeln eine Aufnahme von „Undeutschen“ ausdrücklich aus. Esten und Letten waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, abhängige Bauern auf den ländlichen Rittergütern und spielten als solche keine politische Rolle. Auch in den Städten waren sie nur für niedrige Arbeiten zuständig und hatten auf die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten keinerlei Einfluss. An diesem Zustand sollte sich bis zum Ende des 19. Jh. nur wenig ändern. Ein überregionales lettisches oder estnisches Staatswesen konnte sich so im Mittelalter nicht entwickeln.

Gegen Ende des 13. Jh. hatten der Deutsche Orden und seine Verbündeten fast die gesamte Küste des Baltikums und weite Territorien im Landesinneren unter ihre Kontrolle gebracht. Nachdem Alexander Nevskij als Vasall der Mongolen 1242 auf dem Peipussee ein Ordensheer geschlagen hatte, lagen die östlichen Grenzen zu den russischen Gebieten für lange Zeit fest. Auch mit dem katholischen Polen gab es nur gelegentlich kriegerische Auseinandersetzungen. Und dennoch hatte der Orden sein ursprüngliches Ziel, die Bekehrung aller Heiden im Baltikum, nicht erreicht. Landeinwärts lebten nach wie vor die litauischen Stämme. Der Orden konnte diesen Zustand schon allein deswegen nicht hinnehmen, weil die litauischen Žemaiten jenes Gebiet kontrollierten, das sich wie ein Keil zwischen die beiden Ordensstaaten schob. So unternahm der Orden alle Anstrengungen, auch die litauischen Territorien zu erobern.

Die Vorteile der Verbindung mit Polen wurden deutlich, als es 1410 zur entscheidenden Auseinandersetzung mit dem Preußischen Ordenszweig kam. Der Orden hatte nämlich die Taufe der Litauer nicht anerkannt und führte trotz polnisch-litauischer Beschwerden beim Papst seinen Kampf fort. Zum kriegerischen Konflikt kam es um die Žemaitija, die Vytautas aus taktischen Gründen zeitweise dem Orden überlassen hatte. In der Schlacht bei Žalgiris, zu deutsch Tannenberg, schlug ein vereinigt polnisch-litauisches Heer das Aufgebot des Ordens. Diese Schlacht wird in der polnischen Geschichtsschreibung die „Schlacht bei Grunwald“ genannt. Im Frieden von Melnosee 1422 wurden dann die Grenzen zwischen Litauen-Polen und dem Orden endgültig festgeschrieben. Diese Grenze sollte bis 1923 erhalten bleiben.


Wie kam Tallinn zu dem Namen Reval? ––– „Woher kommt der frühere Name der estnischen Hauptstadt?“

How Reval, medieval Tallinn, got its name [Director, Cinematography, Editing – David Popa]

Der Danebrog fällt während der Schlacht von Lyndanisse vom Himmel[Gemälde von Christian August Lorentzen (1809)]

Kreuzzüge [RBB Online] ––– „Auch die Anfrage Herzog Konrads von Masowien an Hermann von Salza und den Deutschen Orden ähnelte dem Aufruf zu einem Kreuzzug, ging es doch um die Bekriegung heidnischer Völker, die man noch dazu zum christlichen Glauben zu bekehren gedachte.“

Goldbulle von Rimini [RBB Online] ––– „Die Goldbulle von Rimini Kaiser Friedrichs II. gewährte dem Deutschen Orden die Herrschaftsrechte am Kulmer Land sowie dem Land der Prußen. Die Urkunde bildete den rechtlichen Rahmen für den Ordensstaat.“

1226 – Goldbulle von Rimini [Artikel von Dieter Deubner, 24. März 2006]

Deutscher Orden [wissen.de, © Wissen Media Verlag]

Deutscher Orden [RBB Online] ––– „Der aus den Kreuzzügen nach Palästina hervorgegangene Orden betrieb seit 1226 im späteren Land Preußen mit dem Schwert in der Hand die "Missionierung" der Prußen und Litauer.“

1226, Deutscher Orden geht nach Polen [RBB Online] ––– „Gemeinsame Kreuzzüge deutscher, polnischer und Ritter anderer Nationalitäten führen dazu, dass bis 1283 das Pruzzenland ganz in der Hand des Ordens ist. In kurzer Zeit entwickelt sich der Orden zu einer starken wirtschaftlichen Macht.“

Deutsche Kolonisation 1030-1300 [RBB Online] ––– Die deutsche Kolonisation wird auf der Seite des brandenburgischen Fernsehsenders RBB ansprechend präsentiert. Der geschichtliche Abriss wird anhand von Zeitzeugen, Ereignissen, Personen und Orten dokumentiert und erläutert. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf der Beziehung zwischen Deutschen und Polen.

Staat des Deutschen Ordens [Website von Ronald Preuß]

Deutsche und ihre Nachbarn in den Hansestädten des östlichen Ostseeraums [Aufsatz von Ilgvars Misāns (Riga)]

Das virtuelle Preußische Urkundenbuch [Regesten und Texte zur Geschichte Preußens und des Deutschen Ordens]

Burg Rakvere [Estnische Briefmarke]

Als die Kaufleute die Welt eroberten [Deutschlandradio Kultur, Beitrag von Nora Bauer, 2014.07.05]

Der Aufstieg Litauens Bearbeiten

Erstmals erwähnt wurde der Name Litauen als „Lituae“ in den Quedlinburger Annalen von 1009. Über ihre weitere Geschichte ist wenig bekannt. Erst im 13. Jh., in den Berichten über die Eroberungszüge der Ordensritter, tauchten sie häufig als gefährliche Gegner auf. Der Chronist Peter von Dusburg nannte sie „ein mächtiges und überaus halsstarriges und kriegsbewußtes Volk“. Anders als ihren Nachbarn gelang es ihnen, sich in einem über 150 Jahre währenden Kampf gegen den Orden zu behaupten. Eine Reihe von Faktoren begünstigte ihren Aufstieg und Expansion.

Im Jahre 1237 fielen die Mongolen unter Khan Batu in slawische Gebiete ein. Sie kontrollierten mehr oder weniger für über 200 Jahre die Entwicklung der russischen, untereinander zerstrittenen Fürstentümer. So entstand in der Folgezeit kein einheitliches russisches Staatswesen. Auch Polen, der westliche Nachbar Litauens, war im 12. Jh. in Einzelfürstentümer zersplittert und wurde erst Anfang des 14. Jahrhunderts wieder ein einheitliches Königreich.

Am wichtigsten war aber wohl, dass in Litauen schon relativ früh mit einer Einigung der Stämme begonnen wurde. Es gab bereits Anfang des 13. Jh. ein koordinierte Vorgehen der litauischen Fürsten gegen äußere Gegner. Ab 1230 strebte der mittellitauische Fürst Mindaugas gegen den Widerstand der Žemaiten und anderer Stämme eine Vormachtstellung an. Der Orden suchte diesen inneren Zwist zu nutzen. Nach Verhandlungen mit dem Orden verzichtete Mindaugas auf Ansprüche auf das nordwest-litauische Gebiet der Žemaiten, trat zum Christentum über (1251) und wurde 1253 mit dem offiziellen Segen des Papstes auch zum litauischen König gekrönt. Diese kurze Phase des litauischen Königreichs dauerte allerdings nur 10 Jahre: 1263 wurde Mindaugas, der bei seinem Aufstieg notwendigerweise auch seine Verwandten beseitigt hatte, von seinen Feinden ermordet. Auch die sich abzeichnende Christianisierung endete mit seinem Tod.

Erst dem Fürsten Vytenis gelang es erneut, sich eine Vorrangstellung in Litauen zu verschaffen. Nach seinem Tod übernahm sein jüngerer Bruder Gediminas die Würde des Großfürsten und verdoppelte bis zu seinem Tode 1341 durch eine geschickte Bündnis- und Eroberungspolitik das litauische Herrschaftsgebiet. Im Süden reichte sein Reich bis Kiew, im Osten endete es kurz vor Smolensk. Angehörige litauischer Stämme waren in diesem Reich bereits eine Minderheit, die Mehrzahl der Untertanen waren orthodoxe slawische Christen. Gediminas trug diesem Umstand mit einer sehr pragmatischen, toleranten Religions- und Siedlungspolitik Rechnung. Trotz der Feindschaft zum Orden lud er wiederholt auch Priester und Mönche in sein Reich. Ein Teil seiner Brüder und Söhne trat bei der Übernahme ostslawischer Fürstentümer zur Orthodoxie über. Wenngleich Vilnius vermutlich schon unter Mindaugas eine herausragende Bedeutung hatte, wurde es in den Briefen des Gediminas erstmals 1323 schriftlich als Sitz des litauischen Großfürsten erwähnt.

Die Söhne des Gediminas Algirdas und Kestutis setzten gemeinsam die Politik ihres Vaters fort und teilten sich dabei die Aufgabenbereiche. Algirdas, der auch formell die Würde des Großfürsten übernommen hatte, trieb mit Erfolg die Eroberungspolitik nach Osten und Südosten voran. Dabei stieß er mit dem Großfürstentum Moskau zusammen, dass mit Billigung der Mongolen eine Vormachtstellung unter den russischen Fürstentümer errungen hatte. Dreimal standen litauische Truppen vor den Toren Moskau, ohne dass es zu einer Entscheidung gekommen ist.

Kestutis führte den Abwehrkampf gegen den Orden und die Kreuzritter. Die Litauer wurden jedoch in keiner Schlacht vernichtend geschlagen. Das ist der eigentliche Grund für die späte Taufe Litauens.

Der Orden organisierte in der Regel alljährlich zwei Kriegszüge in das Gebiet der Litauer. Bei der überwiegenden Zahl dieser Fahrten handelte es sich um Vernichtungsfeldzüge. Sie zielten darauf ab, möglichst viele „Heiden“ zu töten oder gefangen zu nehmen, möglichst viel Beute - meist Vieh - zu machen und die Ansiedlungen vollständig zu zerstören. Die Litauer sollten durch Zerstörung ihrer materiellen Basis zur Aufgabe gezwungen werden. Von 1368 bis 1378 z. B. lassen sich jährlich nach unvollständigen Angaben rund 830 russische und litauische Gefangene nachweisen, nach „erfolgreichen“ Zügen ging die Zahl in die Tausende. Die Gefangenen hatten, da es sich nicht um Christen handelte, praktisch den Status von Sklaven.

Diesen aufwendigen Kampf hätte der Orden wohl kaum nur mit eigenen Kräften durchführen können. Jahr für Jahr reisten Adlige aus ganz Westeuropa, unter ihnen neben vielen einfachen Rittern auch Könige und hohe Fürsten mit ihrem Gefolge zu so genannten „Preußenreisen“ ins Ordensland, um an den Feldzügen gegen Litauen teilzunehmen. Sie stellten meist die eigentliche Hauptstreitmacht. Der Orden seinerseits nahm die Gäste auf und bereitete mit Hilfe von Kundschaftern die Züge vor. Die Teilnahme an diesen „Preußenreisen“ war ein Bestandteil ritterlicher Selbstdarstellung und gesellschaftlich hoch angesehen. Viele Ritter nahmen daher auch mehr als nur einmal an solchen Reisen teil.

Obwohl die Litauer sich erfolgreich zur Wehr setzten und ihrerseits in das Ordensland einfielen und dort ganz ähnlich vorgingen wie die Ordenstruppen, erschien auf die Dauer der Preis für ein Festhalten am Heidentum zu hoch. Dies zeigte sich besonders, als es in Litauen selbst zu inneren Streitigkeiten kam.

Nach Algirdas Tod 1377 übernahm dessen Sohn Jogaila (Dynastie der Jagiellonen) den Platz seines Vaters. Bald kam es zu Auseinandersetzungen mit seinem Onkel Kestutis und dessen Sohn Vytautas, in deren Folge Kestutis 1382 von Anhängern Jogailas ermordet wurde. Vytautas konnte fliehen und verbündete sich mehrfach mit dem Orden gegen seinen Vetter. Auch Jogaila suchte nach Verbündeten und verhandelte mit dem polnischen Königshaus über eine Heirat mit der jungen polnischen Königin Jadwiga.

Am Ende dieser Verhandlungen stand der Unionsvertrag von Krewo 1385, in dem Jogaila Litauen „auf ewig“ mit Polen verband. Ein Jahr später folgte die Heirat Jogailas und Jadwigas, Jogaila nahm das Christentum an und wurde als Wladyslaw in Krakau zum polnischen König gekrönt. Im Jahre 1387 einigte er sich vorübergehend mit Vytautas und setzte gemeinsam mit ihm die Taufe der Litauer durch.

Allerdings konnte Jogaila sich in Litauen nicht vollständig durchsetzen. 1392 musste er nach erneuten Auseinandersetzungen Vytautas als Großfürsten von Litauen anerkennen. Obwohl Vytautas formell seinem Vetter unterstand, konnte er doch aufgrund seiner Machtfülle eine nahezu völlig unabhängige Innen- und Außenpolitik realisieren. Er wollte sich sogar zum König von Litauen machen. Dieses Vorhaben allerdings blieb durch seinen Tod 1430 unverwirklicht. Dennoch ging er aufgrund seiner besonderen Bedeutung für das Land als Vytautas der Große in die litauische Geschichte ein.

Die Vorteile der Verbindung mit Polen wurden deutlich, als es 1410 zur entscheidenden Auseinandersetzung mit dem Preußischen Ordenszweig kam. Der Orden hatte nämlich die Taufe der Litauer nicht anerkannt und führte trotz polnisch-litauischer Beschwerden beim Papst seinen Kampf fort. Zum kriegerischen Konflikt kam es um die Žemaitija, die Vytautas aus taktischen Gründen zeitweise dem Orden überlassen hatte. In der Schlacht bei Žalgiris, zu deutsch Tannenberg, schlug ein vereinigt polnisch-litauisches Heer das Aufgebot des Ordens. Diese Schlacht wird in der polnischen Geschichtsschreibung die „Schlacht bei Grunwald“ genannt. („Žalgiris“ ist übersetzt von „Grünwald“, nicht von „Tannenberg“!). Im Frieden von Melnosee 1422 wurden dann die Grenzen zwischen Litauen-Polen und dem Orden endgültig festgeschrieben. Diese Grenze sollte bis 1923 erhalten bleiben.

Damit war eine Verbindung des Preußischen und des Livländischen Ordensgebietes verhindert. Gleichzeitig aber ging ein Gebiet, in dem zum Teil auch Litauer und Angehöriger anderer baltischer Stämme leben, an den Orden. Aus Teilen dieses Gebietes wurde viel später das sogenannte Kleinlitauen.

Die Bedeutung der polnisch-litauischen Union – nach Leopold von Ranke „das größte Ereignis, welches seit dem Einbruch der Tataren die östliche Welt erschüttert hat“ – lag wohl darin, dass sie nicht eine der üblichen kurzlebigen dynastischen Herrschaftsverbindungen war, sondern praktisch bis zu den Teilungen Polen-Litauens im 18. Jahrhundert fortbestehen sollte. Sie markierte aber auch den Anfang eines eigenen Weges, der Litauen grundlegend von der weiteren Entwicklung Est- und Lettlands unterscheidet. Das Konzept von den drei baltischen Staaten und ihren Gemeinsamkeiten entstand erst im 20. Jh.


Die altlitauische Großmacht [DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5. 5. 2002] ––– In diesem Artikel beschreibt „Der Standard“ die Art und Weise der Litauer, wie sich diese zur Wehr setzten, als der Ritterorden Ihnen ein gleiches Schicksal, wie den Pruzzen bereiten wollte. Dabei werden viele bedeutende historische Ereignisse einbezogen.

Die geschichtliche Bedeutung des Großfürstentums Litauen

Litauische Briefmarke mit Žemaitukas (Mehrzahl - Žemaitukai) - Ponyrasse aus dem nordosteuropäischen Raum [Die Angaben aus den Chroniken der Kreuzritter verweisen auf kleine ausdauernde Pferde der Litauer und besonders der Žemaiten.]

1013 Jahre Litauen

Zigmas Zinkevičius. Die Herkunft des Namens des Landes Litauen [2004] ––– „Die Forscher sind nicht einig, wo anfangs das Territorium ‘Litauens’ war. Einige Forscher meinen, es ist zwischen den Flüssen Neris, Nemunas und Merkys zu lokalisieren, die anderen suchen ein bisschen weiter im Osten. Auf dem genannten Territorium befanden sich die feudalen und administrativen Zentren des altlitauischen Staates – Kernavė, Vilnius, Trakai. Irgendwo hier begann die Vereinigung der litauischen Länder zu einem Staat.“ ––– On the Origin of the Name of Lithuania [Tomas Baranauskas, 2009]

Erstbeleg für die Bezeichnung Litua [Die Annales Quedlinburgenses / Herausgegeben von Martina Giese. Hannover 2004, S. 527.] ––– Auszug aus der Quedlinburger Annalen, in denen erstmals der Name Litauen erwähnt wurde ––– Textstelle in Manuskript ––– Litua in Manuskript ––– Seite in Manuskript ––– Animation ––– Burg Querfurt ––– Lateinische Quellen

„1009“ [Ein litauischer Film]

Bilder vom Quedlinburger Schloßberg [© HARZLIFE.DE]

Litauen: Kultur und Geschichte [Ausstellung zu 1000 Jahre Litauen]

Lithuania’s Millennium – the Linguist’s Viewpoint [Alfred Bammesberger, in: Lituanus. Lithuanian Quarterly Journal of Arts and Sciences. Volume 56, No.2 - Summer 2010]

1.000 Jahre Litauen : Eine alte Handschrift, ein neues Schloss und viel Prominenz [Von THOMAS BÜRGER in: BIS - Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 2(2009)3, S. 180-181]

100 litas coin from the series dedicated to the millennium of the mention of the name of Lithuania

Die Litauer unter dem König Mindowe bis zum Jahre 1263 [Dissertation von Jonas Totoraitis aus dem Jahr 1905]

Litauen unter den Grossfürsten Gedimin (1316-1341) und Olgerd (1345-1377) [Aufsatz von A. Nikžentaitis, veröffentlicht in den "Quellen und Studien" des DHI Warschau, Bd. 14, 2004. Der Band 14 ist als PDF abrufbar in perspectivia.net]

Die Hintergründe für Litauens späte Annahme des Christentums [Artikel von Darius Baronas in: Annaberger Annalen, Ausgabe 14 / 2006. Autorisierte Übersetzung von Arthur Hermann aus „Kultūros barai“ 2005, Nr.11] ––– „Mich wundert die unglaubliche Hartnäckigkeit, mit der der Deutsche Orden für das größte Hindernis für die Annahme der Taufe Litauens gehalten wird. Der Deutsche Orden wird dargestellt wie eine schwarze Wolke, die Litauen von der westeuropäischen Sonne fernhielt. Nichts anderes, als die Intrigen des Deutschen Ordens und seine schrecklichen Kriege, die das damalige Litauen an den Rand des Untergangs führten, hätten den Litauern den Zugang zur westlichen Kulturwelt verhindert.“

Polens Krone - eine Taufe wert [DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21. 1. 2001] ––– „Mit der Erheiratung des polnischen Throns durch den litauischen Großfürsten Jagiello wurde das so gebildete Staatswesen ein Großreich. Die Macht der Deutschritter wurde gebrochen, Polen wandte sich dem Osten zu.“

Schlacht bei Grunwald / Tannenberg / Žalgiris

Witold von Litauen, "Vytautas der Große" [RBB Online] ––– „Der litauische Fürst Witold siegte an der Seite seines Vetters, des polnischen Königs Wladislaw II. Jagiello, in der Schlacht bei Tannenberg/Grunwald über den Deutschen Orden.“ ––– 15.7.1410 Schlacht bei Grunwald [RBB Online] ––– „Die Schlacht endet mit einer vernichtenden Niederlage für den Orden. Der Hochmeister und viele der führenden Ordensritter sind tot, Tausende Gefallene beider Seiten bedecken das Schlachtfeld, das in Polen Grunwald heisst.“ [Grunwald auf Litauisch: Žalgiris. (Anmerkung von Edurevue)] ––– Die Schlacht bei Tannenberg [Zusammenfassung aus dem Buch von Mečislovas Jučas „Žalgirio mūšis“] ––– „In der Einführung belegt der Autor, daß nicht Polen, sondern Litauen die Hauptlast des Kampfes gegen die Expansion des Deutschen Ordens getragen hat. Das wichtigste Ergebnis des Sieges bei Tannenberg am 15. Juli 1410 war, daß Litauen das besetzte Žemaitija (Schemaiten) zurückgewinnen und die weitere Expansion des Ordens stoppen konnte.“ ––– Die Schlacht bei Tannenberg [Planet Wissen] ––– Sven Ekdahl. Die Flucht der Litauer in der Schlacht bei Tannenberg [Sonderdruck aus ZEITSCHRIFT FÜR OSTFORSCHUNG. Länder und Völker im östlichen Mitteleuropa. 12. Jahrgang 1963, Heft 1] ––– 600 Jahre Schlacht bei Tannenberg / Grunwald 1410: Ereignis - Deutung - Mythos ––– ŽALGIRIS–GRUNWALD–TANNENBERG 1410: KRIEG UND FRIEDEN IM SPÄTEN MITTELALTER [Konferenzprogramm in drei Sprachen, 2010] ––– Die mythische Schlacht [ZEIT ONLINE] ––– Deutscher Orden: Schlacht bei Tannenberg [Von FOCUS-Online-Autor Frieder Leipold, 15.07.2010.] ––– Symbol des Slawentums: Polen feiert die Schlacht von Tannenberg 1410 [Autor: Gerhard Gnauck. WELT ONLINE, 15.07.2010] ––– Schlacht von Grunwald war Kreuzzug im Baltikum [DPA, 18.07.2009] ––– "Den Ahnen zum Ruhm, den Brüdern zur Hoffnung" [Artikel von Andreas Mix, veröffentlicht in „Berliner Zeitung“ am 22.07.2010] ––– Paradigmenwechsel: Tataren als Alliierte in der Schlacht von Tannenberg 1410 ––– in Google Maps

Relevante Links Bearbeiten

Balten, Finnougrier und Slawen im nordöstlichen Europa

Prußen - Prussen - Pruzzen - Prūsai - Altpreußen [timediver®. Autor: Ronald Funck]

Altpreußisch [Autor: Rainer Eckert]

800 Jahre unter fremden Herren [DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.06.2002] ––– „Letten und Esten wurden in Kreuzzügen unterworfen, noch ehe sie zu eigener Staatlichkeit gefunden hatten. Dauernde Herren im Lande blieben - ob unter dem Ritterorden, den Schweden, den Polen oder Russen - die deutschbaltischen Barone.“

Albert von Buxhövden [BBKL] ––– „Bischof von Livland, Begründer der Kirche und eines deutschen Staates im Baltischen Gebiet, * um 1165 bei Bremen, † 17.1. 1229 in Riga.“

Hermanni de Wartberge Chronicon Livoniae über Litauen im Zusammenhang mit den Daten der Archäologie [Artikel von Ēvalds Mugurēvičs in: Archeologia Lituana, 2006 Vol. 7, S. 242-248.] ––– „Der Verfasser behandelt in analytischer Form die Geschichte Livlands. Beschreibungen wichtigster Ereignisse beginnen in der zweiten Hälfte des 12.Jhs. und enden 1378, obwohl Wartberge noch 1380 Bevollmächtigter des Livländichen Ordens bei Verhandlungen mit dem litauischen König war.“

Quellen

Scriptores Rerum Prussicarum [Alle 5 Bände online in Digital Library of Wielkopolska] ––– Diese Quellenangabe führt den User zu einer polnischen digitalen Bibliothek, in der man Zugriff auf sehr alte Schriften hat. Diese Seite hat den Vorteil, dass sie auch auf Englisch einzusehen ist.

Scriptores Rerum Prussicarum [Erster Band]

Digitale Edition der Chronik des Thietmar von Merseburg [bearb. von Arno Mentzel-Reuters und Gerhard Schmitz. München : Monumenta Germaniae Historica, 2002]

„Goldbulle von Rimini“ [Quellentext auf Lateinisch. Dokument Nr. 56 in: Preußisches Urkundenbuch. Politische Abtheilung, Bd. 1, H. 1, hrsg. R. Philippi, K. P. Wölky, Königsberg i. Pr., 1882, S. 41-43.]

Die Missionierung der Prußen [Aus dem Werk „Chronicon terrae Prussiae“, geschrieben in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Autor - Peter von Dusburg.]

Heinrichs Livländische Chronik [Hannover, 1955] ––– Lateinischer Volltext in kritischer Ausgabe mit einer umfangreichen Einleitung von Albert Bauer (Göttingen, im Dezember 1953). (Heinrich von Lettland) ––– Die Christianisierung des Baltikums – die „Livländische Chronik“ des Heinrich von Lettland [Enzyklopädie des europäischen Ostens (EEO)] HEINRICH von Lettland [Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon]

Brief von Mindaugas an Deutschen Orden [Enzyklopädie des europäischen Ostens (EEO)] ––– „Das folgende Dokument stammt aus dem Juni 1260. Darin legt Mindaugas fest, dass, wenn er ohne Erben stürbe, sein Reich an den Deutschen Orden fallen sollte.“

Littaw [Schedel'sche Weltchronik (Ausgabe in deutscher Sprache von 1493), Blatt CCLXXVIII]

Kartographie Bearbeiten

Das alte Europa [EEO]

Verbreitung der Kurgan-Kulturen [EEO]

The Roman empire in AD 125, in the time of Hadrian (ruled 117-138 AD) [Author: Andrein, with the assistance of EraNavigator]

Die Völkerwanderungszeit [EEO]

Osteuropa in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts [EEO]

Osteuropa im 7. bis 8. Jahrhundert [EEO]

Ethnische Gliederung des Ostseeraums und des östlichen Europas im 9./10. Jahrhundert [EEO]

Fernhandelsstraßen und Wanderungswege in Osteuropa im 9. bis 11. Jahrhundert [EEO]

Kievan Rus’

Die wichtigsten politischen Mittelpunkte und Handelsplätze im Ostseeraum und östlichen Europa im 10. Jahrhundert [EEO]

Nordosteuropäische Völker um das 10. Jahrhundert [EEO]

Osteuropa um 1000 [EEO]

Osteuropa um 1000 n.Chr. [Karte aus: Grosser Historischer Weltatlas; hg. vom Bayerischen Schulbuch-Verlag, 3 Bd. (1953-1970)]

Polen und das westliche Russland um das Jahr 1000 [Meyers Lexicon. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien 1885-1892, Vierte Auflage]

Papal Domination 12/13 th cent.

Osteuropa im 13. Jahrhundert [EEO]

Der Ostseeraum im 13. Jh. [Michael North. Geschichte der Ostsee: Handel und Kulturen. München: Verlag C.H.Beck, 2011, S. 40]

Ostkolonisationsgrenzen [EEO]

Livland um 1270 [EEO]

Estonia until beginning of 13th century [Last edited by Sohni; Wednesday, May 23rd, 2007]

Die Entstehung der livländischen Städte (bis 1360) [EEO]

Die Städte Altlivlands [EEO]

The Mongol Dominions, 1300-1405 [From Historical Atlas by William R. Shepherd, 1923]

Poland and Lithuania, c. 1480

Der Staat des Deutschen Ordens vom 13. - 15. Jh. [Karte aus dem Atlas zur Geschichte, VEB Haack, 1981.]

Alte Karten

DIE EBSTORFER WELTKARTE in einer interaktiven Ausgabe [Leuphana Universität Lüneburg, 1989/2009]

Älteste „Deutschlandkarten“ zeigen Raum der baltischen Länder

Karte aus der Schedel'schen Weltchronik [Die Schedelsche Weltchronik, 1493, Blatt CCLXXXVII] – kolorierte Version ––– „Zum Schluß der Weltchronik befindet sich eine Karte, die als erste gedruckte Deutschlandkarte bezeichnet wird, aber in der Darstellung nicht nur das Deutsche Reich umfaßt, sondern weit ausgreift in den europäischen Kontinent bis hinunter nach Konstantinopel.“ (Aus der Eröffnungsansprache von Frau Dr. Beatrix Schönewald zur Ausstellung "500 Jahre Weltchronik des Dr. Hartmann Schedel", Ingolstadt 1996.) ––– Die erste gedruckte Deutschlandkarte in der Schedelschen Chronik ist Kopieform der nicht gebliebenen Karte Alemannia inferior, gefertigt von Hieronymus Münzer, der mit Hartmann Schedel befreundet war.

eine zweite Seite der doppelseitigen Karte ––– Hier finden wir Litauen (Littav), Livland (Livonia) und Riga lokalisiert.

Älteste Deutschlandkarte [?]

Восточная Европа около 862 г. [Энциклопедический словарь Брокгауза и Ефрона, (1890-1907)]

Europe and the Byzantine Empire about 1000 [Shepherd, William. Historical Atlas. New York: Henry Holt and Company, 1911]





zum Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung des Projekts - Länderprofile - Vorgeschichte und Christianisierung - Religiöse Spaltungen und wechselnde Herrschaften - Von der Aufklärung bis zur Entstehung der Nationalstaaten - Unabhängigkeit in der Zwischenkriegszeit - Die baltischen Staaten unter Fremdherrschaft - Von der singenden Revolution bis zur Gegenwart - Übergreifend